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Das Militär in Tschetschenien: Hindernis auf dem Weg zu einer politischen Lösung

Arbeitspapier 2003/ Nr.02, 15.02.2003, 10 Seiten
4. Die vierte Phase der Kriegführung: Guerillakrieg in den Bergen

Die vierte Phase bestand in der Konzentration der Hauptkräfte auf den bergigen Süden des Landes. Wie in Grosny sollten die gegnerischen Kräfte von ihren Verbindungswegen abgeschnitten, auf engem Raum in den Schluchten von Argun und Wedeno eingekesselt und mit Hilfe von Luftangriffen und Artillerie - unter Einsatz auch »unkonventioneller« Munition wie hochexplosiver Gase (s.o.) - vernichtet werden. Allem Anschein nach gelang es nur bedingt, diese Operation erfolgreich durchzuführen. Einem Teil der Rebellen gelang es, diesen Angriffen standzuhalten, ein anderer Teil setzte sich über die Grenzen nach Dagestan und Georgien ab. Die Rebellen gingen zur Guerillakriegführung über und erzielten dabei immer wieder spektakuläre Erfolge - so beispielsweise im März 2000, als sie russischen Fallschirmjägern im Gebirge einen Hinterhalt legten und praktisch die ganze Einheit vernichteten.

Dennoch bemühten sich der Generalstab in Moskau und das Hauptquartier in Mosdok nach der Einnahme von Grosny den Eindruck zu erwecken, als sei der Krieg gewonnen. So erklärten Generalstabschef Kwaschnin und der zum Chef der Interventionstruppen ernannte General Troschew Ende Juni 2000 den »militärischen Teil« der »Anti-Terror-Operation« für beendet. Der stellvertretende Kommandeur der Interventionstruppen, General Wjatscheslaw Borissow, gab bekannt, daß in den drei vorangegangenen Monaten mehr als die Hälfte der Truppen abgezogen worden seien. Die verbleibende Anzahl gab er mit 48 598 Mann an. Geplant war, den Abzug aus Tschetschenien fortzusetzen und im nächsten Schritt ein motorisiertes Schützenregiment sowie eine Armeebrigade zurückzuziehen. Im Einklang mit der Vorstellung vom nun möglich gewordenen Übergang von militärischen Einsätzen zur politischen Normalisierung entzog Putin im Januar 2001 den Oberbefehl über die Tschetschenien-Operation dem Generalstab und übergab ihn an FSB-Chef Nikolaj Patruschew. Von einer Normalisierung ist die Lage in Tschetschenien allerdings weit entfernt.