
Fahne der Republik Moldau, die EU-Flagge sowie eine Fahne mit dem Stadtwappen von Chisinau nebeneinander am Unabhängigkeitstag der Republik Moldau.
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Erweiterung und Reform der EU
Das lange stagnierende Politikfeld der EU-Erweiterung hat spätestens mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und der daraus resultierenden Schaffung von Beitrittsperspektiven für die Ukraine, die Republik Moldau sowie Georgien an politischer Dynamik gewonnen. Die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten bezeichnen die Erweiterung nunmehr als „geopolitische Investition“ für Frieden, Wohlstand und Sicherheit in Europa. Auch die Beitrittsprozesse der Staaten des Westlichen Balkans sollen wiederbelebt werden. In den zum Teil seit 20 Jahren auf größere Fortschritte wartenden Staaten hat die EU jedoch an Glaubwürdigkeit eingebüßt, während notwendige Reformen in Rechtsstaatlichkeit und Demokratie auf sich warten lassen. Die Erweiterungspolitik ist dabei auch Teil der geostrategischen Konkurrenz der EU mit Russland und China geworden.
Mit den derzeit neun europäischen Ländern, die den offiziellen Status als EU-Beitrittskandidaten innehaben, verspricht dies zwar eine künftige Zunahme an geopolitischem Gewicht für die EU. Gleichzeitig droht einer EU von über 30 Mitgliedstaaten, dass die derzeitigen Entscheidungsverfahren, früher oder später, zu unauflösbaren Blockaden und Problemen führen können, von denen viele bereits heute existieren. Die Gleichzeitigkeit von strukturellen und institutionellen Reformen der EU auf der einen und ein dynamisierter Beitrittsprozess, mit verschiedenen Zwischenstufen vor einer Vollmitgliedschaft, sind daher Themen, die nicht nur im anstehenden EU-Wahlkampf Erwähnung finden werden. Insbesondere die Frage der schrittweisen Heranführung an die EU und parallel die Debatte um notwendige Reformen der Union in Haushalt, Politiken und Institutionen, dürften ein zentraler Schwerpunkt der strategischen Agenda der Legislaturperiode 2024-2029 werden.
Publikationen
Erweiterung der EU
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Die Erweiterungsdynamik der EU
Triebkräfte und Perspektiven einer Wachstumsgemeinschaft
in: Mathias Häußler/Mechthild Roos (Hrsg.): Europäische Einigung zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Eine historische Bestandsaufnahme. Berlin: Metropol, 2024, S. 65-82 -
20 Jahre Osterweiterung: Wie Polen von der EU profitiert
In wirtschaftlicher Hinsicht war der EU-Beitritt für Polen ein Erfolg, sagt Kai-Olaf Lang von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Der Zugang zum EU-Binnenmarkt, Transferzahlungen der EU und Investitionen, die nach Polen geflossen sind, haben zum wirtschaftlichen Aufstieg beigetragen.
Interview in: Deutschlandfunk Nova, 05.05.2024 (Audio) -
Der Erweiterungspolitik neue Glaubwürdigkeit verschaffen
Impulse für die EU-Reformdebatte
Policy Paper, Heinrich Böll Stiftung, April 2023, 23 Seiten -
EU-Erweiterung: Geopolitik trifft auf Integrationspolitik
Die Kommission will der Erweiterungsdoktrin gradualistische Elemente beimischen
SWP-Aktuell 2023/A 63, 12.12.2023, 8 Seitendoi:10.18449/2023A63v02
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EU-Erweiterungspolitik in der Zeitenwende: Zäsur oder business as usual?
Zeitschrift für Politikwissenschaft, 2023doi:10.1007/s41358-023-00350-w
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Getting Ready
Ukraine’s potential accession and EU institutional reform
in: Verfassungsblog: On Matters Constitutional, 22.12.2022
Reform der EU
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In der Erweiterungs-Reform-Falle
in: Internationale Politik 1, Januar/Februar 2024, S.82-87 (Paywall) -
Von 27 zu 37 Mitgliedern: Kann die EU die Fortsetzung der Erweiterung verkraften?
in: Deutschland in Europa, H. 86/2023 "Europa im Wandel? EU-Politik und Fußball-EM im Rampenlicht", S. 36-43. -
The Radicality of Sunlight
Five Pathways to a More Democratic Europe
Report of the CEPS-SWP High-Level Group on Bolstering EU Democracy, October 2023 -
Unterwegs auf hoher See: Die EU für das 21. Jahrhundert reformieren und erweitern
Bericht der deutsch-französischen Arbeitsgruppe zu institutionellen Reformen der EU, 18.09.2023 -
Welche Reformen braucht die EU?
Interview von Frederik Rother, in: Deutschlandfunk, 06.10.2023 (Audio) -
Die Krisengovernance der Europäischen Union
Mehr Verantwortung braucht mehr demokratische Legitimation
SWP-Studie 2023/S 04, 24.04.2023, 37 Seitendoi:10.18449/2023S04