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EU
Die geopolitische Bedeutung digitaler Schlüsseltechnologien steht im Mittelpunkt eines neuen Konflikts zwischen den USA und China – und Europa droht dabei zwischen die Fronten zu geraten. Doch die EU hat durch den »Brüssel-Effekt« ein effizientes Werkzeug, um bei der Regulierung von Multi-Stakeholder-Netzwerken des digitalen Marktes sowie des Cyberraums ihren Einfluss geltend zu machen. Denn digitale Geopolitik beruht nicht nur auf der Machtpolitik von Staaten. Transnationale Netzwerke aus nicht-staatlichen Akteuren spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle. So kommt etwa multinationalen Unternehmen eine besondere Bedeutung zu, wenn es um den Zugang zu Inhalten und Dienstleistungen oder den Betrieb der zugrundeliegenden Infrastrukturen geht.
Europa und die digitale Außenpolitik der EU sind um eine wertebasierte digitale Transformation bemüht. In Anbetracht der geopolitischen Konfliktlage hat die Europäische Kommission deshalb die Jahre 2020-2030 zu Europas »digitalem Jahrzehnt« erklärt. Eine zentrale Herausforderung dieser Dekade ist die Sicherung der technologischen und digitalen Souveränität.
Die Regulierungsmacht der EU ist dabei ihr schärfstes Schwert. Durch die Regulierung des Zugangs zum europäischen Binnenmarkt kann die EU europäische Standards und Normen externalisieren und sogar legislative Debatten in anderen Ländern – etwa in Kalifornien, aber auch in China und in Indien – beeinflussen. Intern fördert die EU die Vertiefung der europäischen Integration, indem sie Leitlinien für digitale Herausforderungen wie die Haftungsfrage in der Plattformökonomie oder den Datenschutz auf Social-Media-Plattformen bereitstellt.
Dabei kommen vielfältige Aufgaben auf die EU zu. Neben der Regulierung von Datennutzung, der Digitalwirtschaft und einzelner Technologien wie Künstlicher Intelligenz kommen neue Aufgaben hinzu. Diese betreffen die Sicherheit im Cyberraum, die Integrität technischer Infrastrukturen sowie die Sicherung von Versorgungsketten und den Aufbau von Produktionskapazitäten innerhalb der EU.
Literatur
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Cyber Activity Balance 2024: Die Europäische Union im Fokus
in: Tagesspiegel Background Cybersecurity, 13.02.2025 (Paywall) -
Cyber Activity Balance 2024: Die Europäische Union im Fokus
Forschungsgruppe EU/Europa, Arbeitspapier Nr. 04/2025, Februar 2025, 11 Seiten -
Neofunktionalistische Mechanismen der digitalen Agenda: Von der Digitalmarktintegration zur externen Wirkung europäischer Cyberpolitiken
in: Stand der IntegrationBeitrag zu einer Sammelstudie 2024/S 11, 23.04.2024, 144 Seiten, S. 63–72
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Paradigmenwechsel in der europäischen Cyberabwehr
Für den Sprung von der reaktiven zur aktiven Abwehr braucht es Transparenz über die normativen Grenzen und Grundlagen
SWP-Aktuell 2023/A 49, 20.07.2023, 8 Seitendoi:10.18449/2023A49
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Deutsche Cybersicherheit in Europa
Arbeitspapier Forschungsgruppe EU/Europa, 2023/Nr. 01, Januar 2023, 21 Seiten -
The Brussels Effect, European Regulatory Power and Political Capital: Evidence for Mutually Reinforcing Internal and External Dimensions of the Brussels Effect from the European Digital Policy Debate
in: Digital Society 2, 5 (2023)doi:10.1007/s44206-022-00031-1