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Grönlands arktische Wege zur Unabhängigkeit

Kalaallit Nunaat, das Königreich Dänemark und die Vereinigten Staaten

SWP-Studie 2024/S 22, 02.10.2024, 42 Seiten

doi:10.18449/2024S22

Forschungsgebiete

Dr. Michael Paul ist Senior Fellow in der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik.

  • Grönland (Kalaallit Nunaat) nimmt einen raumbeherrschenden Platz zwischen dem Arktischen und dem Atlantischen Ozean ein. Es hat eine geostrategische Schlüsselposition im Seeraum zwischen Spitzbergen, Bäreninsel und Nordkap (Bear Gap) sowie zwischen Grönland, Island und Großbritannien (GIUK Gap), die auch militärisch wieder relevant ist.

  • Die Arktis erwärmt sich viermal so stark wie im globalen Durchschnitt, und das Schmelzen des grönländischen Eisschildes führt zu einem Kipp-Punkt im Klimasystem mit weltweiten Folgen für den Meeresspiegel und das Wetter.

  • Das zurückgehende Meereis öffnet Seewege zwischen Asien und Europa und macht Lagerstätten von Rohstoffen an Land und auf dem Meeres­boden besser zugänglich. Schwierige Umweltbedingungen und fehlende Infrastruktur machen Seetransport und Rohstoffabbau aber weiter zu einem riskanten und teuren Unternehmen.

  • Die Mehrheit der Bevölkerung Grönlands will die Unabhängigkeit vom Königreich Dänemark. Bislang profitieren aber alle vom Status quo: Dänemark ist durch die Insel als arktischer Küstenstaat international wichtig, und Grönland erhält einen Großteil seiner Ausgaben finanziert. Zur wirtschaftlichen Eigenständigkeit führen viele Wege, doch sie sind mühsam. Die geopolitische Signifikanz des Landes steht im Kontrast zur kleinen Bevölkerungszahl.

  • Grönlands Regierung hat erstmals ein Dokument zur Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik publiziert. Darin betont sie den Anspruch auf eine inklusive Außenpolitik (»Nothing about us without us«).

  • Deutschland sollte seine Präsenz in der Arktis verstärken und sich dazu an einer Joint Expeditionary Force oder Standing Nato Maritime Group beteiligen.

Problemstellung und Schlussfolgerungen

Grönland (Kalaallit Nunaat) ist die größte Insel der Welt, die nicht gleichzeitig ein Kontinent ist. Ihre Lage im Südwesten des Nordpolarmeeres gibt ihr eine zentrale Bedeutung für die Schifffahrt zwischen Arktischem und Atlantischem Ozean sowie auf der transpolaren Route zwischen Atlantik und Pazifik und damit für Amerika, Asien und Europa. Grönland macht das Königreich Dänemark zu einem der acht Mitglieder des Arktischen Rates, und dadurch gehört es als arktischer Küstenstaat zum exklusiven Kreis der »Arctic 5« (Dänemark, Kanada, Russland, Nor­wegen, Vereinigte Staaten von Amerika), was seine Relevanz für die USA erheblich steigert. US-Außen­minister Mike Pompeo erklärte die Arktis 2019 zur geopolitisch bedeutsamen »Arena« im Kampf um Macht und Einfluss. Beispiele für die strategische Konkurrenz zwischen den Großmächten USA und China lassen sich auch in der Arktis feststellen. Chi­nesische Firmen haben ihr Engagement aber nach vielen gescheiterten Versuchen auf Projekte in der Arktischen Zone der Russischen Föderation verlagert und sind nur an wenigen Minenprojekten in Grön­land beteiligt. Russland bleibt als größter Arktisstaat relevant, auch wenn die Zusammenarbeit im Arkti­schen Rat pausiert, solange der Angriffskrieg gegen die Ukraine anhält.

Grönland kann allmählich und pragmatisch seine Abhängigkeit vom Königreich Dänemark reduzieren und die Wirtschaft diversifizieren, statt vorschnell die Unabhängigkeit anzustreben und dadurch womöglich nachteiligere und klimaschädlichere Abhängigkeiten etwa von der Ölindustrie einzugehen. Dabei zeigen die möglichen Wege zur Unabhängigkeit, wie sehr das Königreich und die Insel aufeinander angewiesen sind, um ihre Souveränität und damit ihre Handlungs­freiheit gegenüber Großmächten zu schützen. Wie aber lässt sich mitten im innenpolitisch schwie­rigen Unabhängigkeitsprozess außenpolitisch Resili­enz gegenüber auswärtigen Mächten bewahren, wenn gleichzeitig Grönland als Mitglied der Reichsgemeinschaft mit Dänemark und den Färöer-Inseln nach mehr außen- und sicherheitspolitischer Eigenständig­keit strebt und dafür um Unterstützung sowohl in China wie in den USA wirbt? Daraus ergeben sich Zielkonflikte, die weitere Fragen aufwerfen und auch Implikationen für die deutsche Außen- und Verteidigungspolitik haben.

In der grönländischen Hauptstadt Nuuk werden Mittel und Tempo des Unabhängigkeitsprozesses bestimmt. Eine kluge dänische Politik wird sich darum bemühen, dass Nuuk weniger abhängig wird, aber in der Reichsgemeinschaft bleiben kann. Schließ­lich verdankt das Königreich Dänemark Grönland seinen Status als Arktisstaat. Aber die Entscheidung liegt in Nuuk, denn gemäß dem Act on Greenland Self-Government soll die Entscheidung über die Unabhängigkeit von der Bevölkerung selbst getroffen werden. Geringe Bevölkerungszahl und geopolitische Signi­fikanz des Landes stehen allerdings in deutlichem Widerspruch.

Die Unabhängigkeit wird auch deshalb möglich, weil das zurückgehende Meereis manche Lagerstätten von Rohstoffen besser zugänglich macht und deren Abtransport erleichtert. Allerdings bilden extreme Umweltbedingungen und mangelnde Infrastruktur hohe Hindernisse: Zwar sind große Vorkommen an Metallen der Seltenen Erden nachgewiesen, und es existieren weitere, noch nicht erschlossene Fund­stellen für Rohstoffe. Aber für deren Förderung und Transport müssen manche Häfen erst errichtet und Straßen gebaut werden – von den dafür notwendigen Arbeitskräften einmal abgesehen. Wie realistisch erscheint unter diesen Bedingungen eine Unabhängigkeit, finanziert von der Rohstoffwirtschaft? Und welche Alternativen gibt es?

Grönlands Regierung (Naalakkersuisut) hat im Februar 2024 ein Dokument zur Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik publiziert und darin den Anspruch auf eine inklusive Außenpolitik betont. Wesentliche Fortschritte hin zu mehr Souveränität wurden schon im Falle des früheren US-Stützpunktes Thule Air Base (nun Pituffik Space Base) und im Zusammenhang mit einem arktischen Fähigkeits­paket (Arctic Capacity Package) erzielt. Diese sind zwar teils symbolischer Natur, wie die Umbenennung unter Verwendung des grönländischen Namens Pituffik signalisiert, haben aber auch praktische Kon­sequenzen. Immerhin werden im Kontext des Fähig­keitspakets nun grönländische Freiwillige militärisch ausgebildet, die damit künftig zur Wahrung der Sou­veränität des Landes eingesetzt werden können. Beide Beispiele machen die andauernde Bedeutung Grön­lands auch für die nordamerikanische Sicherheit deutlich und illustrieren zugleich, wie eine dänisch-grönländische Verantwortungsgemeinschaft für den Schutz des Landes entsteht. Grönland gewinnt zusehends größere außenpolitische Handlungs­freiheit und will an Entscheidungsprozessen nicht mehr nur beteiligt sein, sondern diese selbst gestalten. Einen ersten Schritt zu größerer Eigenstaatlichkeit macht Dänemarks arktisches Fähigkeitspaket möglich, das nicht nur Aufklärungsmittel bereitstellen, sondern auch militärische Fähigkeiten vermitteln soll. Weitere Bedingungen für einen allmählichen Übergang zur Unabhängigkeit liegen in einem inklu­siven Entscheidungsprozess, der sukzessive die Prä­rogative des Königreichs ablösen könnte. So will Nuuk 2025 den Vorsitz im Arktischen Rat übernehmen. Die arktische Dreiecksbeziehung zwischen Kalaallit Nunaat, dem Königreich Dänemark und den Vereinigten Staaten findet in einem facettenreichen und spannenden Prozess statt, in dem Nuuk zunehmend selbstbewusster agiert.

Land der Extreme

Grönland ist mit einer Fläche von 2.166.086 Quadratkilometern die größte Insel der Welt und mehr als sechsmal so groß wie Deutschland. Nördlichster Punkt ist die Insel Oodaap Qeqertaa, die sich 706 Kilo­meter entfernt vom Nordpol befindet, während als südlichster Punkt das Kap Nunap Isua gilt, das etwa auf demselben Breitengrad wie Oslo liegt. Über 80 Prozent der Insel, nämlich 1,7 Millionen Quadratkilometer, sind mit Eis bedeckt, dessen Alter auf bis zu 120.000 Jahre geschätzt wird. Das Inlandeis erreicht eine Dicke von mehr als 3000 Metern und enthält acht Prozent des Süßwasserreservoirs der Erde. Grönland hat die geringste Bevölkerungsdichte der Welt. Die Einwohnerzahl des Landes der Grön­länderinnen und Grönländer (Kalaallit Nunaat) be­trägt 56.609 (Stand 1.1.2023), von denen 88,9 Prozent als Inuit zählen, wobei die indigene Bevölkerung der Kalaallit eine Untergruppe der Inuit bildet. Die Mehrheit der Bevölkerung ist in Grönland geboren, nur 1958 davon haben keine dänische Staatsangehörigkeit (darunter 276 aus nordischen Ländern).1

Die Besiedlung konzentriert sich auf eine eisfreie Fläche im Südwesten, etwa so groß wie Deutschland. Dort liegt die Hauptstadt Nuuk mit 19.604 Einwohnern.2 Über 60 Prozent der Bevölkerung leben in den fünf größten Städten – Nuuk, Sisimiut, Ilulissat, Qaqortoq und Aasiaat. Die Entfernung zwischen den an der Küste gelegenen 52 Städten und Ortschaften bemisst sich häufig in Hunderten von Kilometern.3 Handel, Logistik und Verkehr bereiten große Schwie­rigkeiten, weil weder Überlandstraßen noch Eisenbahnstrecken existieren. Personen- und Gütertransport findet entlang der Küste oder über das Meer statt – auf See mit Booten und Schiffen oder auf dem Land und dem Meereis mit Hunde- bzw. Motorschlitten oder mit Hubschraubern und Flugzeugen, die nur eine kurze Start- und Landebahn benötigen. Großraumflugzeuge können nur in Kangerlussuaq landen, das bislang als Drehkreuz für den grönländischen Flugverkehr dient. Der neue Flughafen in Nuuk soll ab Ende November 2024 internationale Flugverbindungen ermöglichen.

Es herrschen extreme Temperaturen: Im Februar 2022 wurden in Kangerlussuaq minus 36,7°C und auf dem Inlandeis minus 69,9°C gemessen.4 Im Winter 2023 wurde in Nuuk ein neuer Wärmerekord von plus 15,2°C festgestellt; in früheren Jahren betrug die Temperatur durchschnittlich minus 5°C. Computermodell­analysen ergaben sogar noch anomalere Tem­peraturen im äußersten Norden Grönlands, die zwischen 17 und 28°C über dem Normalwert lagen.5 Die Temperaturen steigen, und infolgedessen schmilzt immer mehr Eis.

Schwierige Umweltbedingungen bestimmen auch Einsätze im Katastrophen- und Rettungsfall, wie das Auswärtige Amt in seinen Reise- und Sicherheits­hinweisen für die Insel klarstellt: »Das wechselhafte arktische Extremklima, ausgedehnte unzugängliche Gebiete und eine sehr beschränkte Infrastruktur machen Such- und Rettungsaktionen außerhalb der Ortschaften an der Westküste Grönlands praktisch unmöglich.«6 Begrenzte Fähigkeiten zur Bergung Schiffbrüchiger betreffen auch die wachsende Zahl von Kreuzfahrtschiffen.

Grönland ist ein Zentrum des Klimawandels; der grönländische Eisschild, der in beschleunigtem Tempo an Masse verliert, ist der größte einzelne Verursacher des steigenden Meeresspiegels.7 In der Klimaforschung wird davon ausgegangen, dass das Schmelzen des Festlandeises ab einem bestimmten Ausmaß an einen Kipp-Punkt im globalen Klima­system gelangt, also irreversibel wird.8 Im Zeitraum 1992–2020 sind 5 Billionen Tonnen grönländisches Festlandeis geschmolzen.9 Das Abschmelzen des Inlandeises gewann 2020 eine neue Dynamik10 und hat langfristig erhebliche Folgen für den Anstieg des Meeresspiegels, das Leben in den Küstenregionen und das Klima in Europa.

Es lässt sich eine Reihe paradoxer Auswirkungen beobachten, die für Grönland aus dem Klimawandel entstehen. Einerseits verbessern sich durch die Erwär­mung die Möglichkeiten zur Ressourcennutzung und damit die Chancen für die Unabhängigkeit, andererseits verschlechtern sich die Bedingungen für den Erhalt der natürlichen Umwelt. Während viele Inuit einen Verlust der Heimat beklagen, finden andere die Folgen der Erwärmung nützlich, sehen neue Fisch­gründe und Jagdgebiete entstehen, und schmelzende Gletscher dienen als kostenlose Werbung.11 Die Er­wärmung zerstört und schafft zugleich Neues. Grön­land ist ein Land der Extreme, das Raum für Dystopien ebenso wie für Utopien bietet.

Eine kurze Geschichte Grönlands

Geografisch hat Grönland eine raumbeherrschende Rolle im Arktischen Ozean, historisch lag die Insel aber lange im Schatten der Weltgeschichte. Eine erste Gruppe von Paläo-Eskimos kam vor etwa 5000 Jahren von Kanada nach Nordgrönland, der die Vorfahren der heutigen Inuit folgten.12 Im 10. Jahrhundert wurde die Insel von Europäern entdeckt. Der Legende nach war Erik der Rote der erste Wikinger, der die Insel 982 erreichte und 986 im Südwesten eine Sied­lung errichtete, wo Nachfahren bis ins 15. Jahr­hundert lebten.13 Grönland zählte damals schon zur Kalmarer Union als Vereinigung der Königreiche Dänemark, Norwegen und Schweden, die von 1397 bis 1523 bestand. Die von Dänemark dominierte Union umfasste Gebiete des heutigen Finnlands, das zu jener Zeit unter schwedischer Herrschaft stand, sowie die Inseln Island, Färöer, Shetland und Orkney, die der norwegischen Krone unterstellt waren, und zeitweise Schleswig und Holstein.14

Staatskirchliche Mission und staatsmonopolistischer Handel führten zur Kolonisierung Grönlands: Der auf den Großen Nordischen Krieg (1700–1721) folgende Friedensschluss ermöglichte es König Frederik IV. von Dänemark, wieder Verbindung zu Grönland aufzunehmen und dort dänische Herrschaft zu demonstrieren. Hierzu förderte der König eine Expedition, die von einer privaten Handelsgesellschaft finanziert wurde. Diese erhielt von der Krone das Handelsmonopol für den Warenaustausch. Zum Leiter des Unternehmens wurde der Priester Hans Egede bestimmt, dem der Auftrag erteilt wurde, »Handel und Mission in gleicher Weise zu fördern«15 sowie etwaige Nachfahren nordischer Siedler zu suchen. Nachdem Egede am 12. Mai 1721 aufgebrochen war, fand er nach seiner Ankunft in Grön­land keine Nachfahren, aber eine indigene Bevölkerung, die er im protestantischen Glauben zu missionieren begann. Mit dem Hissen der dänischen Flagge am 3. Juli 1721 begann eine neue Phase der grönländischen Geschichte, in der dänische Souveränitäts­ansprüche bestätigt und die Bevölkerung in das König­reich eingegliedert werden sollte – beides bis heute kontro­verse Themen. »Über Grönlands Metalle oder Mineralien habe ich wenig oder nichts zu sagen«,16 berichtete Egede, und tatsächlich begann der kom­merzielle Rohstoffabbau erst ein Jahrhundert später im Jahr 1854 in der Kryolith-Mine bei Ivittuut (welche als weltweit größte Lagerstätte im Zweiten Weltkrieg den USA zur Aluminiumproduktion diente).17

Karte 1

Grönland

Aufgrund des Scheiterns privater und halbstaat­licher Unternehmen wurde 1776 ein Staatsunternehmen gegründet, das bis 1950 sein Handelsmonopol bewahren konnte: Auf dem Unternehmen Den Kongelige Grønlandske Handel (KGH) gründen sich die meisten staatlichen Versorgungs- und Dienst­leistungsunternehmen in Grönland.

Über 200 Jahre lang konnte das Königreich Dänemark Grönland gegenüber Dritten isolieren und den Handel kontrollieren.

Über 200 Jahre lang konnte das Königreich auf diese Weise Grönland gegenüber Dritten isolieren und den Handel kontrollieren, womit es Grönland »effektiv als geschlossenes Land bewahrte und fest im skandinavischen Königreich verankerte«.18 Als grön­ländisches Unternehmen setzte Royal Greenland später die Zusammenarbeit mit den Fischergemeinden fort.

Als Dänemark im April 1940 von deutschen Truppen besetzt wurde, war Grönland schutzlos und wurde nach Verhandlungen mit dem dänischen Bot­schafter in Washington unter den Schutz der USA gestellt. Das Grönland­­traktat von 1941 ermöglichte den USA erstmals Zugang zu Grön­land, um dort ein Netz von Radio- und Wetterstationen sowie Militär­basen und Flugplätze zu errichten. In den Kriegs­jahren konnte Grönland sich mit den Einnahmen aus dem Verkauf von Fisch und Kryolith wirtschaftlich selbst versorgen, und die Bevölkerung wuchs um 15 Pro­zent.19 Der Krieg machte deutlich, dass Grön­land nicht länger als isolierte Insel gelten konnte, sondern im Gegenteil ein Land von strategischer Bedeutung war. Es war daher nur konsequent, dass es 1953 als gleichberechtigte Provinz in das Königreich integriert wurde. Diese Gewährung der kommunalen Selbstverwaltung beendete offiziell den kolonialen Status, der als solcher aus dänischer Sicht nie bestan­den hatte. Denn Dänemark sah in Grönland keine Kolo­nie, sondern betrachtete das Verhältnis als »ver­erbte Abhängigkeit«.20 Kopenhagen folgte daher einer »Poli­tik der ›aufgeklärten Zurückhaltung‹«,21 in der nicht die einheimische Kultur verdrängt und durch eigene Siedler ersetzt, sondern Inuit unterstützt wur­den, weiter dem Fischfang und der Jagd nachzugehen. Die Landes­selbst­verwaltung (dänisch: Hjemme­styre) war die seit Mai 1979 praktizierte Regierungs­form, die dazu berechtigte, die inneren Angelegen­heiten des Landes im Rahmen der Reichs­einheit eigenständig zu verwalten. Sie wurde im Juni 2009 durch die Selbst­verwaltung (dänisch: Selvstyre) ersetzt, nachdem die Bevölkerung im November 2008 mit 75,5 Prozent für die Einführung der Selbstverwaltung gestimmt hatten, während 23,6 Prozent gegen diese votiert hatten.22

Gemäß dem Gesetz zur Selbstverwaltung hat das grönländische Volk das Recht auf Selbstbestimmung,23 bleibt aber bis zur vollständigen Unabhängigkeit politisch und finanziell vom Königreich ab­hängig. Manchen gilt dies als »ein klassisches Beispiel für modernen Neokolonialismus«.24 Die 300-jährige Wiederkehr des Aufbruchs von Egede 1721 wurde daher in Grönland weniger als Anlass zu feiern er­kannt, sondern eher als weiterer Anstoß, unab­hängig vom Königreich zu werden. Als einzige poli­tische Kraft in Grönland wollte jedoch nur die Partei Naleraq des ehemaligen Regierungschefs Hans Enoksen (2002–2009) die Unabhängigkeit schon am Nationalfeiertag des Jahres 2021 erklären.25 Ein Großteil der Bevölkerung hat weniger Eile und will sich von Kopenhagen nur in einem längeren Prozess lösen, wie Wahlergebnisse zeigen. Die Mehrheit für die Unabhängigkeit ist seit einer Umfrage der grön­ländischen Zeitung Sermitsiaq 2016 eindeutig. Gefragt, wie wichtig es sei, dass Grönland ein unabhängiger Staat werde, antworteten 64 Prozent der Befragten mit »sehr wichtig« oder »etwas wichtig«.26

Das Königreich und die Unabhängigkeit

Das Kernland des Königreichs Dänemark umfasst 42.921 Quadratkilometer und erweitert sich mit den Färöer-Inseln (1.396 Quadratkilometer), die wie Dänemark geografisch zu Europa gehören, und dem zum nordamerikanischen Kontinent zählenden Grönland (2.166.086 Quadratkilometer) zu einem interkontinentalen Staat von über 2,2 Millionen Quadratkilometern. Während Grönland 98 Prozent der Fläche des Königreichs bildet, beherbergt Däne­mark 98 Prozent der Bevölkerung (5,8 Millionen). Sollte nach Island (1944) auch Grönland das Königreich verlassen, wäre dies ein weiteres Kapitel in der dänischen »Verlustgeschichte«,27 die 1658 mit dem Wechsel der Großmachtrolle von Dänemark zu Schweden begann. 1814 sind Norwegen und 1864 die deutschsprachigen Provinzen Schleswig und Hol­stein aus dem Königreich ausgeschieden.

Als einstige »nordeuropäische Supermacht«28 erlitt Dänemark 1864 eine militärische Niederlage gegen Preußen, die zum traumatischen Wendepunkt wurde. Eine Loslösung Grönlands würde für das Königreich einen weiteren Statusverlust bedeuten. Es wäre kein Küstenstaat im Nordpolarmeer, sondern nur noch ein Kleinstaat zwischen Nord- und Ostsee. Der Verlust Grönlands hätte auch erheblich weniger Mitsprache in den internationalen Beziehungen zur Folge. Schon heute ist Dänemark, ähnlich wie Island, politisch, militärisch und wirtschaftlich auf den Schutz und die Unterstützung großer Mächte wie die USA und Organisationen wie die Nato angewiesen.29

Jedes der zum Königreich Dänemark gehörenden Länder ist autonom und hat ein eigenes Parlament und eine eigene Regierung. Grönland und die Färöer-Inseln verfügen über jeweils zwei »nordatlantische« Abgeordnete im dänischen Parlament (dänisch: Folke­ting), das aus einer Kammer mit insgesamt 179 Ab­geordneten besteht.30 Gemeinsame Aufgaben der Reichsgemeinschaft (dänisch: Rigsfællesskab) betreffen vor allem die Außen- und Sicherheitspolitik sowie Angelegenheiten der Staatsangehörigkeit.

Grönlands Dreiecksbeziehung mit Dänemark und den USA ist durch außenpolitische Einflussfaktoren bestimmt, welche gleichermaßen durch die Lage wie das Engagement der USA im Kontext der strategischen Konkurrenz mit China und Russland geprägt sind. Zugleich verändert innenpolitischer Druck durch das Unabhängigkeitsstreben das Verhältnis Dänemarks zu Grönland in einem Maße, dass die dänische Souve­ränität »zwiespältig«31 erscheint. Sicherheitspolitisch wird dies in der Frage deutlich, ob Dänemark an­gesichts der Verschlechterung der politischen und militärischen Lage in der Arktis imstande ist, die Souveränität der Reichsgemeinschaft zu schützen.

Wie Dänemark die größte Insel der Welt schützen will

Im Juni 2009 unterzeichneten acht Parteien im Folke­ting ein Abkommen, in dem erstmals die geostrategische Bedeutung Grönlands anerkannt und infolge­dessen ein Arktiskommando (dänisch: Arktisk Kom­mando) eingerichtet wurde.32 Die international als Joint Arctic Command (JACO) bezeichnete Einheit mit Stützpunkten in Nuuk und Tórshavn33 soll seit November 2012 alle Aktivitäten dänischer Teilstreitkräfte (Marine, Luftwaffe, Spezialkräfte und Heer) im Nordatlantik koordinieren und ist organisatorisch gleichrangig mit den anderen Teilstreitkräften.34

Schwerpunkte sind Grönland und die Färöer-Inseln mit den umliegenden Gewässern. Die Hauptaufgaben des JACO sind die einer Marine und Küstenwache: Im Falle Grönlands gilt es, die Souveränität zu wahren und militärisch zu verteidigen, ebenso wie Fischerboote zu inspizieren oder Such- und Rettungseinsätze sowie Patiententransporte durchzuführen. Dazu ver­fügen die dänischen Einsatzkräfte über ein Flugzeug vom Typ Challenger, vier Helikopter und bis zu fünf Schiffe sowie die legendäre SIRIUS-Schlitten­patrouille, um die größte Insel der Welt mit einer 44.000 Kilo­meter langen Küstenlinie zu überwachen. Dänemark nutzt dafür auch die zivilen Dienste der European Maritime Safety Agency (EMSA). Mit Hilfe dieser Ein­satzmittel sollen die Souveränität der Reichsgemeinschaft gesichert und maritime sowie soziale Dienste geleistet werden.35 Weitere Gelder für Luft- und See­raumüberwachung sind im Arctic Capacity Package eingeplant, das weiter unten erläutert wird.

Im Einzelnen eignen sich für arktische Einsätze eis­gängige Schiffe der Thetis- und der Knud-Rasmussen-Klasse. Es stehen bis zu vier fregattengroße Schiffe der Thetis-Klasse zur Verfügung,36 die jeweils einen Bord­hubschrauber aufnehmen können. Drei Schiffe der Knud-Rasmussen-Klasse37 haben die Größe von Korvet­ten und sind Küstenwachschiffe, die keine weiträumi­ge Überwachung sichern können. Seit 2019 stehen zeitweilig je eine Fregatte der Absalon- und der Ivar-Huitfeld-Klasse zur Verfügung, die eine Kontrolle be­stimmter Abschnitte des Luftraums ermöglichen, aber nicht eisgängig sind. Außerdem hat die Royal Danish Air Force ein Flugzeug vom Typ Challenger in Kanger­lussuaq stationiert, das als Seefernaufklärer fungiert. EMSA-Satellitenbilder können zur Seeüberwachung genutzt werden, sind aber oft nicht detailliert genug für militärische Zwecke (und die Satellitenabdeckung endet am 80. Breitengrad). Mehrfach wurde daher das dänische Kommando von der Anwesenheit aus­ländischer Schiffe überrascht: So erschien Chinas Eisbrecher Schneedrache im August 2017 unangekündigt vor Nuuk, und es wurde über Tauchgänge russischer U-Boote in grönländischen Fjorden berich­tet.38 Die in einem Blog des United States Naval Institute (USNI) geäußerte Idee, die US-Küstenwache solle die im Zweiten Weltkrieg aktive Greenland Patrol wiederaufnehmen,39 ist also nachvollziehbar, würde jedoch die Souveränität des Landes verletzen. Carla Sands, Botschafterin der USA in Kopenhagen, hatte das Königreich zuvor in einem Meinungsartikel aufgefordert, besorgniserregende Defizite in den dänischen Streitkräften zu beseitigen.40

Grönland gehört seit dem Beitritt des Königreichs 1949 zum Nato-Bündnisgebiet. Bis zur vollen Unab­hängigkeit ist daher die Wahrung der grönländischen Souveränität Aufgabe der Reichsgemeinschaft und damit der dänischen Streitkräfte.41 Aufgrund verstärk­ter russischer Aktivitäten in der Arktis haben einige Staaten demonstrativ ihre Unterstützung für die nor­dischen Nato-Verbündeten erhöht. Im August 2020 fuhr mit USS Thomas Hudner erstmals ein Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse in den Fjord bei Nuuk. Im selben Monat übten dänische und französische Kriegsschiffe mit einem Schiff der US-Küstenwache vor der West­küste Grönlands. Im September 2020 führte Dänemark zum ersten Mal mit den USA, Großbritannien und Norwegen großangelegte Manöver in der Barentssee durch.42 Außerdem trat zum Oktober 2020 eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Allied Maritime Command (MARCOM) der Nato in North­wood und dem Arktiskommando (JACO) in Kraft.

Sie umfasst monatliche Koordinationstreffen, den Austausch von Daten und die Teilnahme an Übungen.43

Grönlands Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik

Grönland bemüht sich um mehr Unabhängigkeit von Dänemark und nutzt dazu die internationale Poli­tik.44 Das Motto lautet »Independence through inter­national affairs«.45 In diesem Sinne hat die Regierung in Nuuk schon 2011 argumentiert, dass das Interesse an der Arktis und Grönland in konkrete Chancen für die grönländische Bevölkerung und ihre Entwicklung als Nation umgesetzt werden soll.46

Ein erstes umfassendes, auf die Jahre 2024–2033 angelegtes Dokument der grönländischen Regierung zur Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik wurde im Februar 2024 publiziert und als »eine Arktisstrategie« bezeichnet.47 Außenministerin Vivian Motzfeldt, die im Vorwort als Ministerin für Staatlichkeit und auswärtige Angelegenheiten verantwortlich zeichnet, betont darin die Forderung nach einer inklusiven Außenpolitik (»Nothing about us without us«). Im Arktischen Rat will Grönland künftig die Delegation aller drei Reichsteile – Dänemark, Färöer, Grönland – anführen und sich darauf vorbereiten, die Leitung im Vorsitz des Königreichs für den Zeit­raum 2025–2027 zu übernehmen. Die Rolle des Rates soll durch eine »langfristige Teilhabe der gesam­ten arktischen Region« – also Russland eingeschlossen – gesichert werden, und das Mandat soll weiter­hin Fragen harter Sicherheit ausschließen.48 Darüber hinaus will Nuuk mit den nordamerikanischen Nach­barn zusammenarbeiten – großes Potential habe ein »Arctic North American forum«.49 In dem betreffenden Kapitel wird hervorgehoben, dass »alle Akteure in der Region« – also auch Russland – beteiligt sein sollen, wenn es sich um Themen handelt, die beson­ders relevant für die Arktis sind.50

Die grönländische Außenministerin will einen Rüstungswettlauf in der Arktis vermeiden.

In Fragen nationaler Sicherheit und Verteidigung will Außenministerin Motzfeldt, dass »kein Rüstungs­wettlauf« in der Arktis stattfindet. In der Ein­leitung wird der »Wunsch nach Frieden und geringer Span­nung«51 deutlich gemacht und später die Idee eines Zentrums für Friedensforschung vorgebracht.52 Darin äußert sich das »Peaceful Inuit«-Narrativ,53 dem gemäß Inuit friedliebend seien und militärische An­gelegenheiten meist ein von außen importiertes Problem darstellten. Grönland will eine Verwaltungseinheit für die Pituffik Space Base einrichten, um grönländischen Entscheidungsträgern bessere Betei­ligungsmöglichkeiten zu geben, und es soll »ein angemessenes Gleichgewicht zwischen militärischer Verteidigung, Überwachung und zivilen Fähigkeiten, ganz zu schweigen von der Infrastruktur mit doppel­tem Verwendungszweck«,54 hergestellt werden. Dies betrifft auch Such- und Rettungseinsätze (Search and Rescue, SAR), für die bisher das Militär in Gestalt des Arktiskommandos (JACO) zuständig war und die in ein ziviles Modell transformiert werden sollen. Ähn­lich wie im Falle der SIRIUS-Schlittenpatrouille, bei der Grönland einen »Mangel an Teilhabe« beklagt, werden Dänemark und speziell das Arktiskommando auch bei SAR und der Überwachung des GIUK-Raumes55 dem grönländischen Wunsch nach mehr Mitverantwortung – und damit nach mehr Fähig­keiten zur Verteidigung seiner Souveränität als künf­tiger unabhängiger Inselstaat – entsprechen müssen. Dies kostet viel Geld, das Grönland nicht hat, was ein grundlegendes Problem dieser Arktisstrategie ist.

Dänische Experten äußerten sich wohlwollend über das Dokument angesichts der Tatsache, dass Grönland sich in der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik lange erratisch verhalten habe. Die Strategie verspreche mehr Kontinuität, zumal sie von einer breiten Mehrheit (mit Ausnahme der Partei Naleraq) unterstützt worden sei.56 Es sei »ein Schritt in die richtige Richtung«, allerdings sei der »Bär im Raum« – Russland – auf 26 Seiten nur viermal erwähnt worden, dagegen 45-mal in Dänemarks 15 Seiten umfassenden Strategiedokument. Aus dieser Beobach­tung folgern die Autoren, dass Grönland die Signale, die es an Russland sendet, sorgfältig abwägt.57 Der Umgang mit Russland bleibt eine heikle Frage, die zu Unstimmigkeiten mit den westlichen Mitgliedern im Arktischen Rat führen kann.

»We’re not for sale«: Nordamerikanische Interessen

Grönland gehört geografisch zu Nordamerika und geologisch zu dessen arktischer Teilregion. Natürliche Ressourcen und strategische Lage begründeten die mehrmals in Regierungskreisen der USA diskutierte Idee, Grönland zu erwerben. Die erste Erwähnung datiert aus dem Jahr 1832, als Präsident Andrew Jack­son einen solchen Kauf in seiner Regierung thematisierte. Nach dem Erwerb Louisianas von Frankreich 1803 und Floridas von Spanien 1819 war dies keine ungewöhnliche Absicht.58 US-Außenminister William H. Seward gab nach dem Kauf Alaskas 1867 eine Studie in Auftrag, die eine detaillierte Prüfung be­inhaltete, warum ein Erwerb von Grönland und Island aus politischen und kommerziellen Gründen »ernsthafter Überlegungen wert« sei.59 Im Jahr 1910 diskutierte der US-Botschafter in Kopenhagen im Auftrag von Präsident Theodore Roosevelt einen kom­plexen Gebietstausch, in dem unter anderem die USA Grönland, Deutschland philippinische Inseln und Dänemark dafür Teile von Schleswig erhalten sollten. Stattdessen war der Kauf des dänischen Kolonial­besitzes der Jungferninseln durch die USA im März 1917 zu einem Preis von 25 Millionen Dollar mit der Erklärung verbunden, dass die US-Regierung die Interessen Dänemarks in ganz Grönland anerkenne.60 Das Ende des Zweiten Weltkriegs sollte, wie ver­einbart, den Abzug aller US-Streitkräfte beinhalten. Anstelle eines Abzugs unterbreitete die Truman-Administration 1946 drei Vorschläge, darunter ein neuerliches Angebot zum Kauf der Insel für 100 Mil­lionen US-Dollar.61 Noch im Jahr 1960 tauchte die Idee eines Ankaufs wieder auf, als der dänische König Frederik IX. mit US-Präsident Dwight D. Eisenhower in Washington zusammentraf.62

Die von US-Präsident Donald Trump im August 2019 geäußerte Idee, Grönland in einer Art Immobilienhandel (»a large real estate deal«) zu kaufen, war also nicht neu. Die dänische Premierministerin Mette Fre­deriksen wies das Ansinnen als »absurd« zurück, und in Nuuk erklärte Premier Kim Kielsen, Grönland stehe nicht zum Verkauf. »We’re open for business, not for sale«, twitterte das grönländische Außenmini­sterium. Trotz der harschen Ablehnung versicherte Frederiksen den USA aber, dass Dänemark »verstärkte strategische Kooperation in der Arktis« begrüßen werde.63

Die USA folgten dieser Aufforderung: Nach fast siebzigjähriger Pause wurde im Juni 2020 in Nuuk ein US-Konsulat eröffnet und ein Finanzpaket von 12,1 Millionen US-Dollar offeriert, um die Entwicklung Grönlands in Rohstoffwirtschaft, Tourismus und Bildung zu unterstützen.64

Außenminister Pompeo ermunterte bei einem Treffen in Dänemark die Regierung der ebenfalls zum Königreich gehörenden Färöer-Inseln, einen strategischen Dialog auf­zu­neh­men und so bald als möglich eine Handelsvertretung in den USA zu gründen.65 In Dänemark wurde dies indes eher kritisch als Versuch bewertet, die Beziehun­gen zu den anderen Mitgliedern der Reichs­gemeinschaft zu unterminieren.

Letztlich hatte Trumps Kaufangebot den Effekt, dass in Dänemark das Interesse geweckt wurde, Grönland eine bessere und weiter dänisch geprägte Zukunft zu verschaffen und dazu die bilateralen Beziehungen durch Anerkennung grönländischer Anliegen zu stärken. Trump machte dem Königreich und den Grönländern die Bedeutung der Insel klarer: »Wir sind in der Mitte der Arktis, Nordamerikas und Europas«,66 erklärte selbstbewusst Kielsens Nachfolger, Premierminister Múte Bourup Egede, kurz nach seinem Amtsantritt im April 2021.

Sicherheitspolitische Relevanz

Während des Zweiten Weltkriegs schlossen die USA und der dänische Botschafter in Washington, Henrik Kauffmann, im Grönlandtraktat von 1941 erstmals ein Abkommen, das den USA Zugang zur Insel ver­schaffte, um diese für die Zwischenlandung auf dem Flug nach Europa zu nutzen sowie Wetterstationen und Militärbasen zu errichten. Im Gegenzug sollten die USA dafür Sorge tragen, während der Kriegsjahre, in denen Dänemark vom nationalsozialistischen Deutschland besetzt war, den Status quo zu gewährleisten. Problematisch aus dänischer Perspektive war Artikel X des Grönlandtraktats, weil er den USA ein Vetorecht für mögliche Änderungen des Vertrags zusicherte und offenblieb, wann sie Grönland wieder verlassen würden.67 Washington erhielt 1951 exklu­sive Rechte unter anderem zur Nutzung der Thule Air Base (wozu dort lebende Inuit 140 Kilometer weiter nördlich nach Qaanaaq zwangs­umgesiedelt wurden),68 und die US-Präsenz besteht bis heute.

Grönland bleibt für Nordamerikas Sicherheit und Verteidigung wichtig und gewinnt durch die neue Raketenbedrohung an Bedeutung.

In einem neuen trilateralen Abkommen haben Dänemark, Grönland und die USA im Oktober 2020 erklärt, dass Sicherheit und Wohlstand weiter von einer starken transatlantischen Kooperation abhingen und dass die grönländische Basis dafür zentrale Bedeutung habe. Ab 2024 wird sie von der Firma Inuksuk A/S unterhalten, die zu 51 Prozent in dänisch-grönländischem Besitz ist. Die Vereinbarung über 3,95 Milliarden US-Dollar beinhaltet Betriebs- und Wartungsdienste für 12 Jahre. Grönland wird dadurch als eigenständiger Akteur aufgewertet, nachdem zehn Jahre zuvor die Vergabe an eine US-Firma eine diplomatische Krise ausgelöst hatte.69 Dem entspricht auch die Umbenennung der Thule Air Base in Pituffik Space Base (SB), was grönländische Sprache und Besitzansprüche besser wiedergibt und präziser die wichtige Weltraumkomponente der Nutzung durch die USA bezeichnet (wobei die Basis auch den am weitesten nördlich gelegenen Tief­wasserhafen beherbergt).

Pituffik SB unterstützt Frühwarn-, Raketenabwehr- und Weltraumüberwachungsmissionen durch das von der 12. Weltraumwarnstaffel betriebene Radar und die Satellitenkommando- und -kontrollstation Pituffik Tracking Station.70 Grönland bleibt für Nord­amerikas Sicherheit und Verteidigung wichtig und gewinnt durch die neue Raketenbedrohung an Bedeu­tung: Schon im Kalten Krieg war die Aufklärung auf die Route über Grönland ausgerichtet, weil es die navigatorisch kürzeste Flugstrecke russischer Bomber und Interkontinentalraketen aus Eurasien und der Kola-Halbinsel ist. Allerdings können die Radaranlagen der Pituffik SB zwar ballistische Rake­ten auf ihrem Flug nach Nordamerika beobachten, aber nicht hyperschallschnelle Marschflugkörper. Wegen neuer potentieller Abschusspunkte für Rake­ten aus der Luft oder vom Meer aus und Routen entlang der Ostküste Grönlands müsste der Über­wachungsbereich erwei­tert und in die nordamerikanische Luftverteidigung (North American Aerospace Defense, NORAD) inte­griert werden.71

Die Insel und ihre militärischen Einrichtungen sind daher für die Sicherheit der USA und Kanadas noch wichtiger geworden. Neue Aufklärungsanlagen müssten auch auf Grönland stationiert werden, weil hyperschallschnelle Waffensysteme eine bessere und frühere Aufklärung erfordern.72 Dadurch ließen sich auch Fähigkeiten dänischer Streitkräfte verbessern,73 aber Grönland könnte dadurch selbst zum Ziel werden; russische Bomber können Luftangriffe gegen Ziele in der gesamten Arktis einschließlich Grönlands fliegen, konstatierte der dänische Geheimdienst.74

Die Ostküste Grönlands bildet mit der Dänemark­straße die westliche Begrenzung der schon im Kalten Krieg wichtigen Engstelle zwischen Grönland, Island und dem Vereinigten Königreich (GIUK Gap). Diese Engstelle müssen russische Schiffe und U-Boote auf dem Weg zum Atlantik durchqueren. Derzeit sind dort Aktivitäten unter Wasser »praktisch unentdeckbar«.75 Die dänischen Streitkräfte verfügen über sehr begrenzte Fähigkeiten zu Aufklärung und U-Boot-Bekämpfung in diesem strategisch wichtigen Raum und brauchen Unterstützung durch Nato-Verbündete. Südlich davon beginnt die kritische Infrastruktur der transatlantischen Unterseekabel; dort hat es in den letzten Jahren eine »phänomenale Zunahme russi­scher U-Boot- und Unterwasseraktivitäten« gegeben.76

Grönland als Objekt strategischer Konkurrenz

Im Unterschied zu früheren US-Regierungen maß die Trump-Administration der Arktis höhere Bedeu­tung zu. Außenminister Pompeo beförderte die Region im Mai 2019 zur geopolitisch bedeutsamen »Arena« im Kampf um Macht und Einfluss; nun breche ein »neues Zeitalter strategischen Engagements in der Arktis« an.77 Dieser voreiligen Aussage folgten Strategiepapiere, die viele Allgemeinplätze, aber wenig konkrete Maßnahmen enthielten. Erst die Biden-Administration unternahm personelle und institutionelle Schritte, um dem höheren Stellenwert der Arktis im Regierungshandeln der USA zu ent­sprechen.78

Karte 2

Arktisch-nordatlantischer Raum

Aus geopolitischer Perspektive wächst die Bedeutung Grönlands für die USA mit ihrem Streben nach Unabhängigkeit, zumal sich chinesische Firmen in der Vergangenheit in diversen Projekten engagieren wollten. Im Rahmen der Belt and Road Initiative (BRI) gilt der Seeweg durch das Nordpolarmeer – nach dem Landkorridor durch Zentralasien und dem indo­pazifischen Seeweg – als wichtiger Korridor der neuen Seidenstraßen.79 Kopenhagen geht davon aus, dass Chinas Interessen langfristig ausgerichtet sind und es ein wichtiger Partner für Russland in der Arktis bleiben wird.80 Die mit dem Krieg gegen die Ukraine einhergehende Schwächung führt in der Tat dazu, dass Moskau die Arktische Zone der Russischen Föderation in einem Maße geöffnet hat, das früher unvorstellbar gewesen wäre. Die zwischen chinesischer Küstenwache und russischem Grenzschutz im April 2023 in Murmansk vereinbarte Zusammen­arbeit in der Nördlichen Seeroute81 hat Signalcharakter, darf aber auch nicht überschätzt werden, denn beide Länder haben unterschiedliche Interessen in der Arktis.82

Allerdings hatte Dänemark selbst großen Anteil an chinesischen Aktivitäten: Im Gegensatz zu Moskau und Washington hat Kopenhagen schon früh einen Beobachterstatus der Volksrepublik im Arktischen Rat unterstützt, um Investitionen aus Asien zu fördern. Aus Sicht der USA übergab Dänemark damit den Schlüssel zur Arktis und verschaffte China den gewünschten Zugang für kommerzielle und politische Aktivitäten.83 Jedoch verhielt sich China zunächst zögerlich.84

Neben Rohstoffen interessiert sich China aus geo­strategischen Gründen für Grönland als potentiellem BRI-Stützpunkt. Eine »kleine und schwache grön­ländische Nation« könne künftig das »wichtigste Glied für die erfolgreiche Umsetzung der polaren Seidenstraße« sein, heißt es in einem Papier chinesischer Arktisforscher.85 Konkrete Pläne sind aber nicht beleg­bar. Vielmehr wird China ein risikoscheues Verhalten attestiert,86 nachdem zahlreiche chinesische Projekte unter anderem für die Infrastruktur und den Bergbau in Grönland (siehe unten) abgelehnt worden sind. Chinesische Firmen sind nur an wenigen Projekten in Grönland beteiligt und haben ihr Engagement auf die Arktische Zone der Russischen Föderation verlagert; die Zahl dort tätiger Unternehmen soll gestiegen sein.87

Dänemarks Nachrichtendienst warnte 2022, China und Russland könnten aufgrund ihrer geopolitischen Ambitionen Spannungen in oder zwischen Teilen der Reichsgemeinschaft erzeugen.88 Dies könnte sich auf die Unabhängigkeitsbestrebungen in Grönland und den Färöer-Inseln auswirken, aber auch auf die Be­ziehungen zu Verbündeten wie den USA. Im folgen­den Jahr kam die Warnung hinzu, Russland spähe kritische Infrastruktur aus und bereite wahrscheinlich Pläne vor, um im Konfliktfall solche Infra­struktur auf dänischem Territorium zu sabotieren.89

Russland zeigt offiziell wenig Interesse an Grönland; im russischen Arktisdiskurs verschwindet Grön­land geradezu. Allerdings hat die erwähnte Zunahme russischer U-Boot- und Unterwasseraktivitäten poten­tiell bedrohliche Folgen für die maritime kritische Infrastruktur in diesem Raum, wie für das Unterseekabel Greenland Connect.90 Aber auch in nahegelegenen Gebieten wie GIUK Gap ist maritime kritische Infrastruktur anfällig für chinesische oder russische Angriffe.91 Als nuklear­strategisch ebenbürtiger Gegner der USA und aufgrund seiner arktisspezifischen Fähigkeiten bleibt Russland militärisch rele­vant. Auf politischer Ebene pausiert seit 2022 die Kooperation mit Russland im Arktischen Rat, der bis zum russischen Angriffskrieg eine Plattform für friedliche Zusammenarbeit geboten hat. Nuuk will diese gemäß seiner Arktisstrategie wieder aktivieren.

Die EU erhielt 2009 anders als China, Japan und Südkorea keinen Beobachter­status im Arktischen Rat und zeigte auch kein Interesse an Investitionen in Grönland, das bereits seit 1992 eine Vertretung in Brüssel hat.92 Nachdem es auch Vertretungen in Washington und Reykjavik eröffnet hatte, bemühte sich Grönland daher um bessere Geschäfts­beziehun­gen mit asiatischen Ländern, und Premier­­minister Egede war es gleich zu Beginn seiner Amtszeit wich­tig, dort Repräsentanzen einzurichten.93 Infolge der Covid-19-Pandemie konnte die Vertretung in Peking allerdings erst 2023 aktiv werden. Eine EU-Vertretung in Nuuk wurde im März 2024 von der Präsiden­tin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen eingeweiht, die bei diesem Anlass zwei Kooperations­abkommen mit einem Gesamtvolumen von knapp 94 Millionen Euro unterzeichnete. Damit sollen Inve­stitionen in Bildung und Ausbildung (71,25 Millionen) und ein Programm für grünes Wachstum (22,5 Millio­nen) im Rahmen der EU-Investitions­strategie Global Gateway unterstützt werden.94 Wann Investitionen in Wirtschaft und Bergbau getätigt werden, ist offen, und bislang ist keine Person bekannt, die in der EU-Vertretung in Nuuk ansprechbar wäre.95

Grönland bleibt auf dem Weg zur Unabhängigkeit ein potentielles Objekt strategischer Konkurrenz, sofern diese nicht eingehegt und dazu institutionell verankerte Vorkehrungen im Sinne einer dänisch-grönländischen Verantwortungsgemeinschaft getrof­fen werden. Dafür ist es erforderlich, die Wirtschaft zu diversifizieren und die sicherheitspolitische Mit­verantwortung zu stärken.

Wege zur Unabhängigkeit

Grönlands Bevölkerung bestimmt den Unabhängigkeitsprozess,96 doch dafür müssen erst die volkswirtschaftlichen Grundlagen geschaffen werden. Grön­land liegt weit entfernt von internationalen Handels- und Schifffahrtswegen und wird erst in einem zu­nehmend eisfreien Ozean ab den 2030er Jahren seine dominante Position im Nordpolarmeer nutzen können.

Aus diesem Schattendasein resultiert eine ambi­valente Lage: Einerseits lebten Inuit jahrhundertelang relativ frei von äußeren Einflüssen und konnten sich von der Jagd und dem Fischfang ernähren, andererseits blieb Grönland auf Fisch als wichtigstes Export­produkt angewiesen. Um unabhängig zu werden, sind wirtschaftliche Diversifizierung und Investitionen nötig. Grönland hat das Recht auf Unabhängigkeit, kann sich diese aber noch nicht leisten. Das Königreich trägt mit einem jährlichen Zuschuss (Block Grant), der im Jahr 2022 knapp 4 Milliarden dänische Kronen (etwa 540 Millionen Euro) betrug,97 mehr als die Hälfte der öffentlichen Ausgaben. Dieses Geld würde nach der Unabhängigkeit fehlen. Bei wachsenden Einkünften beispielsweise aus der Minenwirtschaft entfallen Teile der Zuwendung.98 Allerdings könnte der Zuschuss etwa durch Einkünfte aus dem (weiter unten im Text dargestellten) Kvane­fjeld-Projekt kompensiert werden.

Vielen erscheint die Unabhängigkeit indes nicht nur aus finanziellen Gründen allenfalls langfristig realisierbar. Das gilt auch für Kuupik Kleist, der als Premierminister das Land 2009 in die Selbstverwaltung führte. Damals stellte die von ihm geführte Partei Inuit Ataqatigiit (Gemeinschaft der Menschen) erstmals den Premier. Kleist wies darauf hin, dass Grönlands Regierung (Naalakkersuisut) längst alle innerstaatlichen Aufgaben hätte übernehmen können, von der Gerichtsbarkeit über die Polizei bis zum Finanzwesen, während Dänemark 2009 bloß die Kontrolle über die Außen- und Sicherheitspolitik habe behalten wollen. »In dem Gesetz zur Selbst­verwaltung wurde uns … zugestanden, 32 hoheitliche Aufgaben zu übernehmen. Aber wir haben in zehn Jahren gerade einmal eine dieser Aufgaben übernom­men – die Aufsicht über die Rohstoffe.«99 Viele rede­ten nur über Unabhängigkeit, aber engagierten sich nicht dafür. Kleist fürchtet, dass auch die nächste Generation nicht aus der herrschenden Versorgungs­mentalität herausfinden wird.

Premierminister Kim Kielsen (2014–2021) von der sozialdemokratisch orientierten Partei Siumut (Vorwärts) hat das Ziel Unabhängigkeit immer wieder bekräftigt. Trotz Verlusten galten der Sieg der Siumut bei den Wahlen 2018 und Kielsens Wiederwahl als Bestätigung für einen behutsamen Prozess der Ablösung vom Königreich.100 Mittlerweile hat die Regie­rung neben der Verantwortung für Rohstoffe die meisten Politikfelder außer Verteidigung, Außen­politik, Immigration, Finanzpolitik und spezielle

Rechtsgebiete übernommen.101 Grönland kann diplo­matisch tätig werden, wie eine Delegationsreise 2017 nach China demonstrierte, aber es kann Außenpolitik nur betreiben, solange diese »exklusiv Grönland betrifft«.102 Jedoch wurde das internationale Interesse genutzt, um die außen- und sicherheitspolitische Souveränität Grönlands zu stärken.103 Seit März 2023 ist Lida Skifte Lennert als grönländische Vertreterin in der dänischen Nato-Vertretung tätig.104

Als einziger arktischer Bestandteil des Königreichs will Grönland dieses auch im Arktischen Rat ver­treten. Premierministerin Aleqa Hammond boykottierte das Ministertreffen im schwedischen Kiruna 2013, weil sie damals Grönland im Unterschied zu Dänemark unzureichend repräsentiert sah. Mittlerweile hat die dänische Premierministerin Frederiksen vorgeschlagen, dass Grönland bei künftigen Treffen als erstes zu Wort kommen sollte, danach die Färöer-Inseln und zuletzt Dänemark.105 Das »letzte Wort« hätte also weiter Kopenhagen. Es wird spannend, wie dies mit Nuuks Arktisstrategie in Einklang zu bringen sein wird.

Kalaallit Nunaat will ein Staat mit voller, also auch außen- und sicherheitspolitischer Souveränität werden. Der internationale Status ist wichtig, weil das Land mit dieser Aufwertung attraktiv für ausländische Investoren werden und Erlöse aus der Minenwirtschaft nicht mehr mit Dänemark teilen, sondern für den eigenen Staatsaufbau nutzen könnte. Kopen­hagen muss diese von grönländischen Interessen geleitete Politik aushalten und sogar versuchen, im Ablösungsprozess konstruktiv mitzuwirken, damit die Beziehungen nach einer Unabhängigkeit weiter eng sein können. Schließlich wird die konkrete Aus­gestaltung der Beziehungen zum Königreich Däne­mark zwischen den grönländischen Parteien kontro­vers bleiben.106 Viel wird also davon abhängen, ob und wie sich problematische Ausgangsbedingungen und Zielkonflikte einhegen oder auflösen lassen, wie die folgenden Fallbeispiele zeigen.

Schwierige Ausgangslage: Das Beispiel Infrastruktur

Grönland hat weder inselweite Straßen- noch Eisen­bahnverbindungen. Traditionell bewegen sich die Menschen auf den Wasserstraßen entlang den Küsten und Fjorden oder nutzen im Winter Hunde- bzw. Motorschlitten. Als einzige Passagierfähre überhaupt verkehrt MS Sarfaq Ittuk auf einer Route entlang der Westküste und kann auf dieser mehrtägigen Reise 238 Passagiere befördern. Sie verbindet Städte und Gemeinden von Ilulissat im Südwesten über die Haupt­stadt Nuuk bis zur südlichsten Stadt Nanortalik.107 Für manche Orte ist die Fähre der Arctic Umiaq Line die einzige reguläre Verbindung zur Außenwelt. Den größten Anteil am Schiffsverkehr hat der Indu­strie­hafen von Nuuk. Gemäß der Arktis­strategie sollen direkte Schifffahrtsverbindungen mit Kanada und den USA aufgenommen werden, um sich von »Jahrhunderten kolonialer Handelsstrukturen« zu lösen.108

Darüber hinaus gibt es Landeplätze für Hubschrau­ber und Flugplätze, bislang aber nur einen Flughafen, auf dem Großraumflugzeuge landen können, näm­lich Kangerlussuaq. Die meisten Reisenden kommen dort an und nutzen ihn als Transitflughafen, um andere Orte oder Häfen für Kreuzfahrten zu erreichen. Statt dort die Pisten zu erneuern, werden der­zeit die Start- und Landebahnen der Hauptstadt Nuuk und der touristisch attraktiven Küstenstadt Ilulissat ver­längert, damit ab November 2024 in Nuuk und ab 2025 in Ilulissat internationale Flüge landen können. Bislang werden meist nur zweimotorige Flugzeuge von Island aus eingesetzt, die auf kurzen Pisten starten und landen können, etwa die De Havilland DHC-8.

Als wichtiges Infrastrukturvorhaben fällt der Aus­bau von Flughäfen in die Kompetenz der Regierung in Nuuk, die kraft des erweiterten Autonomiestatuts die meisten Aspekte des politischen und wirtschaft­lichen Lebens selbst regeln kann. Da aber die sicher­heitspolitischen Kompetenzen weitgehend im König­reich verblieben sind, konnte Kopenhagen das Bau­vorhaben als sicherheitsrelevantes Problem einstufen und im Sinne Washingtons109 in den Vergabeprozess eingreifen. Die Sorge galt der China Communications Construction Company (CCCC), die auf der Shortlist der grönländischen Flughafengesellschaft Kalaallit Airports für potentielle Partner bei Bau und Finanzierung der Flughafenprojekte erschienen war. CCCC ist zu 70 Prozent in Staatsbesitz und in das Seidenstraßen-Projekt (BRI) involviert, mit dem Peking seinen Einfluss global ausweiten will. Außerdem unterhält das Unternehmen in Hongkong militärische Liegenschaften der chinesischen Streitkräfte. Schon 2016 hatte die chinesische General Nice Group versucht, in Kangilinnguit das Gelände der ehemaligen US-Marine­basis zu erwerben – auch dies verhinderte Kopen­hagen nach Intervention aus Washington.110

Der dänische Regierungschef Lars Løkke Rasmus­sen erschien daher im September 2018 persönlich in Nuuk, um ein Finanzpaket zu präsentieren, das dem Ausbau der Flughäfen dienen sollte.111 Rasmussen konnte damit zwei Probleme gleichzeitig lösen, näm­lich Nuuk die nötigen Mittel für die genannten Vor­haben verschaffen und Washington die Befürchtung nehmen, dass durch chinesische Investitionen eine Abhängigkeit entstehen könnte.

Kopenhagen will Grönland im Königreich halten und muss zugleich seine Unabhängigkeit fördern.

Das Flughafenprojekt ist in mehrfacher Hinsicht ein brisantes Beispiel kritischer Infrastruktur. Innen­politisch bildet es eine wichtige Etappe auf Grönlands Weg in die Unabhängigkeit im Sinne wirtschaftlicher Entwicklung. Außenpolitisch dient es als Menetekel einer drohenden Abhängigkeit von China. Sicherheits­politisch symbolisiert es die Verteidigungskooperation mit den USA. Kopenhagen will Grönland im Königreich halten und muss zugleich seine Unabhängigkeit fördern. Ohne dänische Hilfe zur Selbsthilfe ginge die lokale Unterstützung der Bevölkerung und am Ende Dänemarks geopolitisch bedeutsame Position als Arktisstaat verloren. Neben der Entwicklung und För­derung grundlegender Elemente von Staatlichkeit, wie Bau und Erhalt von Infrastruktur, muss Dänemark gleichzeitig einen Ausweg aus dem sicherheitspolitischen Dilemma finden (ohne es völlig auflösen zu können), dass es einerseits die Souveränität Grön­lands nicht ganz allein wahren kann, aber andererseits den USA nicht die Kontrolle überlassen darf. Denn ein solcher Kontrollverlust könnte das Ende Dänemarks als Arktisstaat bedeuten.

Realistischer Weg: Das Beispiel Bergbau

Der Abbau von Rohstoffen mineralischen und fossi­len Ursprungs könnte den Ausfall der dänischen Zahlungen nach der Unabhängigkeit kompensieren und Grönland zu Wohlstand verhelfen. Seit 2009 hat Grönlands Regierung daher die Exploration und Investitionen in die Rohstoffförderung unterstützt.112 Im Vordergrund stehen die für neue industrielle An­wendungen unentbehrlichen Vorkommen an Metal­len der Seltenen Erden, die nach Schätzungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) die globale Nachfrage für 150 Jahre decken könnten.113 Aber selbst mit einer erstklassigen Res­source sind Bergbauprojekte in Grönland eine finan­zielle und ökologische Gratwanderung. »Die Topo­grafie, das Klima und die dünne Infrastruktur sind zugegebenermaßen Hindernisse«, bekannte Vittus Qujaukitsoq, der im Kabinett Kielsen für den Bergbau zuständig war. Dennoch gebe es interessierte Investo­ren aus der EU, Kanada, Australien und China.114

Die Regierung hat ein Strategiedokument (Greenland’s Mineral Strategy) vorgelegt, um die Bedingungen für Bergbauunternehmen zu verbessern und den eigenen Nutzen in Bezug auf neue Arbeitsplätze, höhere Einnahmen und Wissensaufbau zu maximieren.115 Schließlich soll die alte Abhängigkeit von Dänemark nicht in eine neue Abhängigkeit von ausländischen Unternehmen eingetauscht werden.

In Grönland kommen 25 von 34 Rohstoffen vor, welche die Europäische Kommission als strategisch wichtig eingestuft hat. Die Europäische Union und Grönland116 haben im November 2023 daher eine strategische Rohstoffpartnerschaft begründet, um die Entwicklung von Projekten zu unterstützen und mittels der Global-Gateway-Initiative die zur Umset­zung erforderliche Infrastruktur aufzubauen.117 Die kanadische Firma Greenland Resources will im Rahmen der European Raw Materials Alliance (ERMA)118 in das Malmbjerg Molybdenum Project investieren. Während die Nachfrage sichergestellt ist (die EU ist weltweit zweitgrößter Verbraucher von Molybdän), warnt Greenland Resources vor Hindernissen – nicht zuletzt sei die Unterstützung durch die lokale Bevölkerung notwendig. Nach Unterzeichnung der Grundsatzvereinbarung wollen die EU und Grönland nun gemeinsam einen Fahrplan mit kon­kreten Maßnahmen zur Gestaltung der strategischen Partnerschaft ausarbeiten.119

Wenn Investoren aus Asien, Europa und Nordamerika ab 2024 auf den neuen Flughäfen landen, könnte ihr Kapital die Unabhängigkeit verwirklichen helfen. Auf diesem Weg sind aber noch zahlreiche Hürden zu überwinden. So liegt der Rohstoffabbau in grön­ländischer Verantwortung, hat aber im Falle von Uran politische Implikationen für das Königreich. Chine­sische Investitionen und der Uranabbau stellen in Frage, was »Sicherheit« bedeutet, und tangieren däni­sche Vorbehaltsrechte. Dies erklärt sich dadurch, dass einerseits die Sicherheit der Reichsgemein­schaft im Falle einer infrastrukturellen Abhängigkeit von China beeinträchtigt wäre, und andererseits der Uranexport internationalen Regelungen unterliegt, die unter den Sicherheitsvorbehalt des Königreichs fallen. Selbst wenn national der Abbau unbeschränkt möglich wäre, gälte dies nicht international für den Export.120 Darin zeigt sich, dass Grönland in Sicherheitsfragen eben (noch) nicht über die volle Souveränität verfügt. Darüber hinaus liegt zwar die Aufsicht über die Roh­stoffe bei Grönlands Ministry of Mineral Resources, doch die Lizenzen für den Rohstoffabbau vergibt nach wie vor das Danish-Greenland Joint Committee on Mineral Resources. Die grönländische Umwelt­agentur (Environment Agency for Mineral Resource Activities) ist dem Ministerium für Wissenschaft und Umwelt unterstellt. Die kleine Behörde muss hohen Ansprüchen im Umweltschutz und kommerziellen Interessen großer Bergbaufirmen genügen. Durch ihren Wissensvorsprung haben dänische Expertinnen und Experten großen Einfluss auf die Entscheidung, ob sich der Bergbau als Entwicklungsstrategie eignet.121

Seltene Erden, Uran und die sino-amerikanische Rivalität

Nuuk hat chinesisches Engagement gefördert und um weitere ausländische Investitionen für Bergbauprojekte in Kanada, Südkorea und der EU geworben.122 Premier Kielsen hatte 2017 eine Delegation nach Peking geführt, kurz nachdem er Wahlen an­gesetzt hatte, bei denen Wirtschaftsthemen ein wich­tiges Thema waren. Wie seine Vorgängerin Hammond (2013–2014), die derselben Partei (Siumut) angehörte und ihr Land als künftigen Uranexporteur sah, hat er ausländische Beteiligungen an der Minen­wirtschaft unterstützt. Die Parteien Inuit Ataqatigiit und Naleraq vertraten zur Frage ausländischer Betei­ligungen unterschiedliche Meinungen, lehnten aber beide den Uranabbau ab.123

Grönland verfügt über große Vorkommen an Metallen der Seltenen Erden (SE) und weitere, noch nicht erschlossene Fundstellen von Rohstoffen. Die beiden weltweit größten Lagerstätten von SE-Metallen liegen nahe der Ortschaft Narsaq in Südgrönland und hatten angeblich auch das Interesse von US-Präsident Trump geweckt. Die Kringlerne-Lagerstätte soll eine Jahresproduktion von 3000 Tonnen SE-Metallen er­möglichen, was 60 Prozent des Jahresbedarfs in Euro­pa entspräche.124 Dies wird übertroffen von dem ebenfalls unweit von Narsaq befindlichen Kvanefjeld, das auf dem 685 Meter hoch gelegenen Kuannersuit-Plateau liegt und der gleichen geologischen Forma­tion angehört. Beide Lagerstätten sind ganzjährig mit Schiffen erreichbar, was den Abtransport erleichtern würde. Dazu mussten allerdings erst ein Hafen und Straßen gebaut werden.125

Außerdem enthält Kvanefjeld eines der weltweit größten Uranvorkommen, das in den 1950er Jahren vom dänischen Atomphysiker Niels Bohr entdeckt wurde. Um Abbau und etwaigen Export zu ermög­lichen, musste die grönländische Uranpolitik libera­lisiert werden. Grönlands Parlament entschied mit knapper Mehrheit von 15:14 Stimmen im Oktober 2013, die Null-Toleranz-Politik aus dem Jahr 1988 aufzuheben. Aufgrund dieser Entscheidung begann die Exploration bei Narsaq.126

Das australische Bergbauunternehmen Greenland Minerals A/S (GMAS), zu deren Anteilseignern der chinesische »SE-Gigant« Shenghe Resources zählt,127 hat die Investitionskosten für sein Flaggschiffprojekt auf 1,36 Milliarden US-Dollar geschätzt. GMAS rech­nete für das Kvanefjeld-Projekt bei einem nachgewiesenen Vorkommen von 108 Millionen Tonnen und einer Laufzeit von mindestens 37 Jahren mit einer jährlichen Produktion von 3 Millionen Tonnen im offenen Tagebau. Das Projekt sollte in der Bauphase 1171 Menschen beschäftigen und im Betrieb 787 Arbeitsplätze sichern.128 Eine Kooperations­vereinbarung, die Shenghe 2019 mit der China Natio­nal Nuclear Corporation (CNNC) traf, war jedoch Anlass für die grönländische Oppositionspartei Inuit Ataqatigiit, kritisch nach dem Inhalt dieser Übereinkunft und den Folgen des Tagebaus für die Umwelt zu fragen. Die Abbaugenehmigung scheiterte an drei aufeinander folgenden Umweltschutzprüfungen.129 Das innenpolitisch strittige Projekt führte dazu, dass Premier Kielsen im November 2020 nicht nur den Parteivorsitz verlor,130 sondern seine Partei in den Wahlen 2021 auch die Mehrheit einbüßte.

Ergänzend ist darauf hinzuweisen, dass sich weitere Lagerstätten der keineswegs seltenen SE-Metalle unter anderem in Australien, Kanada, Russland, Brasilien, Indien, Malaysia, Südafrika, Thailand, Sri Lanka und den USA befinden. In einer US-Studie von 2019 wurden die weltweit verfügbaren Reserven auf 120 Millionen Tonnen (ohne Grönland) geschätzt. Die kritische Bedeutung für Europa und die USA ist auf die chinesische Dominanz in der Verarbeitung und nicht auf einen Mangel an Fundstätten zurückzu­führen. Bergbaukonzerne vermeiden die teure und umweltbelastende Verarbeitung und liefern nach China zur Aufbereitung. Der chinesische Zugriff auf den globalen Markt für SE-Metalle basiert auf der Kontrolle über Technologien, Produktionskapazitäten, Wertschöpfungsketten, Exportquoten und Preise.131 Infolgedessen kann das grönländische Vor­kommen von SE-Metallen allein zwar Europa und die USA nicht aus der Abhängigkeit von China befreien, aber durchaus die Abhängigkeiten reduzieren. Außerdem könnten dadurch Arbeitsplätze in Grönland geschaffen und die Unabhängigkeit beför­dert sowie die zwischen EU und Grönland geschlos­sene Rohstoffpartnerschaft mit Leben erfüllt werden.

Bergbauprojekte und die Wahlen 2021 und 2025

Im Wahlkampf zu den Parlamentswahlen 2021 setzte die Regierungspartei Siumut mit dem neuen Partei­chef Erik Jensen weiter auf das Kvanefjeld-Projekt, während die politisch ebenfalls linksstehende Umwelt­partei Inuit Ataqatigiit ein Moratorium befürwortete. Laut einer Umfrage der Zeitung Sermitsiaq waren 63 Prozent der Befragten gegen das Minenprojekt, während sich 29 Prozent generell gegen Bergbau­projekte aussprachen.132

In den Parlamentswahlen am 6. April 2021 erlangte die Umweltpartei Inuit Ataqatigiit die Mehrheit im grönländischen Parlament Inatsisartut (»Jene, die Gesetze machen«): Sie erzielte 36,6 Prozent und errang damit 12 der insgesamt 31 Sitze, während Siumut mit 29,5 Prozent und zehn Sitzen den zweiten und Naleraq mit 12 Prozent und vier Sitzen den dritten Platz belegten.133 Die Führung der neuen Regierungspartei bekräftigte nach der Wahl die Ablehnung des Kvanefjeld-Projekts, und ihr Vor­sitzender Múte Bourup Egede begann unter diesem Vorzeichen eine Koalition für seine Regierung – Naalakkersuisut (»Jene, die regieren«) – zu formieren.134 Für seine Partei sei es das Allerwichtigste, die soziale Krise zu beenden und eine Politik zu betreiben, die nicht auf Kosten der grönländischen Umwelt gehe, betonte der designierte Premier. Erst müsse man Wirtschaft und Entwicklung in den Griff bekommen, ehe man über Unabhängigkeit sprechen könne.135 Die von Siumut als Wahlargument propa­gierte Frei­heit war weniger wahlentscheidend als die Umweltbelastung. Egede und Naleraq-Chef Hans Enoksen unterzeichneten am 16. April einen Koali­tionsvertrag. In dessen Folge erhielten die Regierungs­partei Inuit Ataqatigiit acht Ministerposten (den des Premiers ein­geschlossen) und Naleraq zwei Ministerposten: Pele Broberg wurde Minister für Außen­politik, Handel und Klima und Kirsten L. Fencker Gesundheits­ministerin.

Die Egede-Regierung stoppte im Juli 2021 frühere Pläne für eine Erdölförderung,136 und das neue Parla­ment verabschiedete im Dezember 2021 ein Gesetz (Uranium Act), in dem der Abbau in Lagerstätten mit einer Urankonzentration höher als 100 ppm (Teilchen pro Million Teilchen) verboten wurde. Im Kvanefjeld beträgt der Wert 360 ppm.137 Zwar verwirklichte die Regierung auf diese Weise erfolgreich ihre Umwelt­agenda, beendete damit aber praktisch das am meisten Erfolg versprechende Projekt zur Finanzierung der Unabhängigkeit. Außerdem währte die Koalition aufgrund anderer Meinungsverschiedenheiten nur ein Jahr. Eine davon verursachte Minister Broberg, indem er die Grundsatzfrage wiederbelebte, wer grönländisch sei und sich folglich an einem Referendum über die Unabhängigkeit beteiligen dürfe. Der sich daran entzündende Streit zwischen den Parteien eskalierte,138 woraufhin Egede im September von Broberg die Zuständigkeiten für Außenpolitik und Klima übernahm. Im Mai 2022 endete die Koalition, und die frühere Regierungspartei Siumut ersetzte Naleraq als Koalitionspartner. Damit erhielt die zwei­te Regierung Egede eine Mehrheit von 22 der 31 Sitze. Der aktuellen Koalition unter Premier Egede (Inuit Ataqatigiit) gehören nun seitens Siumut Erik Jensen als Vize und Vivian Motzfeldt als Außenministerin an.

Das Projekt Kvanefjeld bleibt wegen der Umweltfolgen umstritten, und es ist fraglich, ob sich die erhofften Einkünfte erzielen lassen.

Unklar ist daher, ob die »fantastische Geschichte« weitergeht: So hatte Jørn Skov, Geschäftsführer von Greenland Minerals Limited (GML), das Kvanefjeld-Projekt bezeichnet, mit dem er drei Ziele erreichen wollte, nämlich 15 bis 20 Prozent der weltweiten Nachfrage nach SE-Metallen bedienen, den Übergang zu umweltfreundlichen Technologien ermöglichen und Grönlands wirtschaftliche Probleme lösen.139 Kvanefjeld bleibt wegen der Umweltfolgen umstritten, und es ist fraglich, ob sich in der angepeilten 37-jährigen Laufzeit des Projekts tatsächlich Gesamt­einkünfte in Höhe von 22,8 Milliarden US-Dollar erzielen lassen.140 Derart hohe Einnahmen könnten perspektivisch den dänischen Zuschuss ablösen. Doch die zu erwartenden Folgen des offenen Tagebaus für Luft, Trinkwasser und Umwelt insgesamt wogen schwerer als die Finanzierung der Unabhängigkeit.

Greenland Minerals A/S (GMAS) hat daher im März 2022 ein Schiedsgerichtsverfahren in Kopenhagen gegen die Regierungen in Dänemark und Grönland angestrengt.141 Der Dachkonzern Energy Transition Minerals (ETM), der seit November 2022 auch als Nachfolger von GML fungiert, folgte im Juli 2023. Gefordert werden eine Abbaulizenz oder eine Kom­pensation in Höhe von bis zu 11,5 Milliarden US-Dollar, da unter anderem bereits in die Infrastruktur (Hafen und Straßen) für den Abbau investiert worden ist.142 Angeblich befürworten »starke Kräfte« in der Partei Siumut, das Verbot des Uranabbaus nach den Wahlen 2025 wieder aufzuheben.143 Bis dahin bleibt es eine strittige Frage, die sowohl die grönländische Innenpolitik spaltet als auch Aussichten auf weiteren Rechtsstreit in anderen Fällen bietet, in denen die sozialen und ökologischen Folgen nachrangig zu attraktiven Bedingungen für Investoren gelten.144

Aufgeschlossen zeigte sich die Bevölkerung in einer Umfrage zum Verkauf von Sand und Kies, welche als Nebenprodukte der Gletscherschmelze in großen Mengen vorhanden sind und global von der Bauindustrie nachgefragt werden. Drei von vier Befragten sprachen sich für den Export aus, wobei Produktion und Verkauf durch einheimische Firmen bevorzugt werden.145

Generell eröffnen Bergbauprojekte weiterhin realistischere, für Staat, Gesellschaft und Wirtschaft bessere und finanziell attraktivere Aussichten als der Abbau von Sand und Kies, und sie sind umweltverträglicher als die Förderung von Öl und Gas. Über 70 Minenprojekte zu Exploration und Abbau sind genehmigt, meist im Tagebau zur oberflächennahen Gewinnung von Bodenschätzen. Sie liegen größtenteils im Süden, in dem sich die reichste Biodiversität und die größte landwirtschaftlich nutzbare Fläche befinden. Daher nehmen Umweltbedenken zu, und international gibt es große Unterstützung dafür, die empfindliche Inselwelt zu erhalten. So appellierten 141 Nichtregierungsorganisationen an Grönland, Dänemark und die EU, ein Schutzgebiet einzurichten und ein Moratorium für Minenprojekte zu unter­stützen.146 Vermutlich wird eine neue Regierung 2025 darüber ein Referendum abhalten, abgelegenere Gebiete für den Bergbau ausweisen oder weniger umweltbelastende Projekte genehmigen. Der Bergbau bleibt als realistische Option zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit vom Königreich weiter, wie schon 1990 konstatiert wurde, ein »Zukunftsthema«147 und Grönland »eine Industrienation im Werden«.148

Premier Egede hat darauf verwiesen, dass es viele Minenprojekte gebe, die Mensch und Umwelt nicht beeinträchtigen und gegen die seine Partei nichts einzuwenden habe. Als Beispiele nannte er die Förde­rung von Edelsteinen durch Greenland Ruby bei Aappaluttoq im Südwesten sowie von Anorthositen (die für Dämmmaterial verwendet werden) bei Kangerlussuaq, zudem ein potentielles Projekt zum Abbau von Titan bei Moriusaq und eine Zinkmine im Norden am Citronen-Fjord. In einigen Projekten hält Chinas General Nice Group die Förderrechte, so an einer Eisenerzmine nordöstlich von Nuuk (erwor­ben 2014 von London Mining), deren Bedeutung aber geringer als vermutet ist.149

Gold soll im Untertagebau in der Nalunaq-Mine in Südgrönland, 30 Kilometer nordöstlich von Nanorta­lik, durch das Unternehmen Amaroq Minerals geför­dert werden. Mehr als die Hälfte der Minenarbeiter sind lokal ansässige Grönländer, und ein weiteres Mal werden großartige Wohlstandszuwächse versprochen: »I believe, if these large investment projects progress, Greenland will become the wealthiest country in the world per capita«, meint Eldur Ólafsson, Gründer und Chief Executive Officer (CEO) von Amaroq Minerals.150

Die abseits an der Südwestküste, nordwestlich von Savissivik gelegenen potentiellen Fördergebiete für Eisenerz wurden von den Rohstoffunternehmen North Atlantic Mining Associates und Red Rock Resources als »last mining frontier« bezeichnet.151 Allerdings handelt es sich bei dem anschließenden Seegebiet, das von Nordgrönland bis zum kanadischen Norden reicht, um die Gegend, in der das Sommereis wohl am längsten die Erderwärmung überdauert. In der Inuitsprache Inuktitut wird diese Region Similijuaq (»Platz des großen Eises«) oder Tuvaijuittuq (»Das Eis, das niemals schmilzt«) ge­nannt. Die Naturschutzorganisation World Wildlife Fund Canada hat diese Region als »The Last Ice Area« etikettiert und als im höchsten Maße schutzbedürftig eingestuft.152 Nicht nur Industrien, sondern auch Inuit-Jäger erachten das jedoch als problematisch, denn durch Auflagen und Quoten sehen sie sich möglicher Einkommensquellen – ob Erze oder Eisbären – beraubt.153

Zwiespältige Perspektive: Die Beispiele Fischerei und Tourismus

95 Prozent der grönländischen Exporteinnahmen kommen aus dem Fischfang. Nach dem extensiven öffentlichen Sektor, der rund 40 Prozent aller Arbeits­plätze bietet, bilden Fischerei und Fischverarbeitung den zweitwichtigsten Arbeitsmarkt.154 Das staatlich kontrollierte Unternehmen Royal Greenland über­nimmt – neben der privaten Polar Seafood – Fang und Verarbeitung.

Als Unternehmen, dessen Anteile sich zu 100 Pro­zent in grönländischem Besitz befinden, hat Royal Greenland den Firmensitz von Kopenhagen nach Nuuk verlegt und setzt dort die Tradition der Koope­ration mit lokalen Fischergemeinden fort, die das Vorgängerunternehmen Den Kongelige Grønlandske Handel (KGH) in der Kolonialzeit gepflegt hat: »Eis­meergarnelen, Schwarzer Heilbutt, Schneekrabbe, Kabeljau und Seehase sind die wichtigsten, vor der Westküste Grönlands gefangenen Arten. Der Fang und die Verarbeitung von Fisch und Meeresfrüchten sowie der Handel damit bilden die Grundlage für die Lebensfähigkeit der lokalen Gemeinschaften im Land«,155 erklärt Royal Greenland. Nach der Ver­arbeitung in Grönland, Kanada und seit 2020 am deutschen Standort Cuxhaven werden die Fischereiprodukte nach Asien (33 Prozent), Europa (27 Pro­zent), Skandinavien (20 Prozent) und Nordamerika (17 Prozent) verkauft.156 Als wichtige Zukunftsmärkte gelten China und Japan.157 Aber die Fischbestände sind gefährdet, und der Sektor ist hoch reguliert, so dass die Fischerei kaum als Wachstumssektor gelten kann.158

Mit der Eröffnung der Flughäfen 2024 in Nuuk, 2025 in Ilulissat und 2026 in Qaqortoq wird die Zahl der Flugreisenden weiter zunehmen.

Der Tourismus hat großes Wachstumspotential. Immer mehr Menschen werden selbst von lebensfeindlichen Umgebungen angezogen. Die Arktis ist besonders attraktiv für den Abenteuertourismus, weil viele Reisende eine »letzte« Chance sehen, die extre­men Bedingungen der Eiswelt zu erleben. Gemäß einer Studie, in der Daten aus sozialen Medien im Jahr 2020 untersucht wurden, hat sich der Sommertourismus vervierfacht und ist der Wintertourismus in der Arktis zwischen 2006 und 2016 um 600 Pro­zent gestiegen. Es wird erwartet, dass nördliche Regio­nen als Reiseziel weiter einen Aufwärtstrend erleben, zumal »Coolcation« – ein Urlaub in kühle­ren Regio­nen – im Sommer 2024 eine überdurchschnittliche Nachfrage verzeichnet hat.159 In Grönland ist die Zahl der Flugreisenden nach dem pandemiebedingten Ein­bruch 2020 auf 85.484 (2022) gestiegen und wird mit der Eröffnung der Flughäfen 2024 in Nuuk, 2025 in Ilulissat und 2026 in Qaqortoq weiter zunehmen. Speziell der Flughafen Ilulissat wird den Tourismus fördern, denn südlich der Stadt verläuft der in die Diskobucht mündende Eisfjord, der seit 2004 UNESCO-Weltnaturerbe ist. Grönland ist aber auf eine zuneh­mende Touristenzahl noch schlechter vorbereitet als das wohlhabende Norwegen.160 Die lokale Infra­struktur in Ilulissat kann derzeit weder wachsenden Tourismus verkraften, noch ist die empfindliche arktische Flora, darunter Geflechte und Zwergweiden, entlang dem Gletscher geschützt.161 Da nutzt es wenig, wenn Expeditionsreisen »unter größtmög­licher Berücksichtigung der sensiblen Umwelt, heimi­schen Kultur und historischen Stätten« stattfinden, wie es sich die Association of Arctic Expedition Cruise Operators (AECO) vornimmt.162 Konkrete Vorsorge dafür muss vor Ort getroffen werden.

Such- und Rettungsaktionen außerhalb der Ortschaften an der Westküste Grönlands sind, wie eingangs bemerkt, »praktisch unmöglich«.163 Derart begrenzte Fähigkeiten gelten auch für maritime Einsätze. Zugleich navigieren immer mehr Kreuzfahrtschiffe durch die weitgehend unkartierten Gewässer der Arktis.164 Zuletzt lief das Schiff Ocean Explorer mit 206 Passagieren an Bord im September 2023 im Alpefjord an der Nordostküste Grönlands auf Grund. Das nächstgelegene dänische Schiff befand sich 2200 Kilometer entfernt.165 In diesem Fall waren keine Schiffbrüchigen zu bergen, und laut JACO war kein Leben gefährdet, aber in Zukunft sind Unglücksfälle nicht auszuschließen.

Vielversprechender Weg: Eine innovative Gesellschaft

Ein zuversichtliches Bild der Arktis hat vor 100 Jahren der kanadische Polarforscher Vilhjálmur Stefansson gezeichnet. In seinem 1922 veröffentlichten Buch The Northward Course of Empire prophezeit er dem Nordmeer eine Zukunft als Zentrum einer innovativen Gesellschaft.166 Tatsächlich macht ihr Klima die Arktis zum idealen Standort für innovative Technologien und Dienstleistungen, wie die Europäische Kommission feststellte: »Die harten klimatischen Bedingungen und die empfindliche Umwelt erfordern speziali­sierte Technologien und Fachkenntnisse, die hohen Umweltstandards genügen.«167 Die Kommission will »nachhaltiges Wirtschaften« unterstützen und nennt Beispiele für »blaue Wirtschaft« wie Aquakultur, Fischerei, Meerestourismus, Meeresbiotechnologie und Offshore-Technologien für erneuerbare Energien. Darüber hinaus wird die zukünftig verkehrsgünstige Lage Grönlands auch Anlass für Investitionen in Logistikprojekte sein; der Hafen von Nuuk wird bereits ausgebaut.

Ein weiteres Beispiel wurde auf der Arctic Circle Assembly in Reykjavik 2023 präsentiert: Die Firma Kerecis ist Islands erstes »Unicorn«-Startup-Unter­nehmen, das für eine Milliarde US-Dollar an einen dänischen Medizinkonzern verkauft wurde. Es verwendet ein Nebenprodukt der Fischereiindustrie, das früher entsorgt wurde, nämlich die Haut des Kabeljaus (und ist daher eigentlich ein »Unicod«).168 Das daraus entwickelte Produkt kann nicht nur menschliche Wunden schützen und regenerieren, sondern auch beschädigtes Gewebe von Diabetes-Kranken heilen.169

»Grünes Wachstum« kann weitere umweltverträgliche Wirtschaftszweige ermöglichen,170 die zudem alternative Energie nutzen. So schlug Grönlands Industrie- und Energieminister Jess Svane vor, das Schmelzwasser aus dem Eisschild zu nutzen, um mit der Wasserkraft sauberen Strom für den eigenen Bedarf zu produzieren und zu exportieren oder daraus Trinkwasser als Exportprodukt für den Welt­markt aufzubereiten.171 Tatsächlich ist der Anteil alternativer Energieträger seit Inbetriebnahme der ersten Wasserkraftanlage 1993 kontinuierlich gestiegen.172 Wasserkraft lieferte 2022 etwa zwei Drittel der Strommenge, die Grönlands Energie­versorger Nukissiorfiit 20.000 Haushalten zur Ver­fügung stellen kann. Im Jahr 2030 soll alle Energie aus alternativen Quellen kommen: neben Wasserkraft auch Solar- und Windenergie. So versorgt das Wasserkraftwerk in Buksefjorden die Hauptstadt mit Elektrizität, derzeit mit bis zu 45 Megawatt (MW) und nach dem geplanten Ausbau bis zu 100 MW. Dabei bietet das schmelzende Inlandeis eine lang andauernde Leistung: Es stelle die »weltgrößte Batte­rie« dar, die sich erst in 800 Jahren entladen haben werde, meint Kaspar Mondrup von Nukissiorfiit.173 Wie in Island kann Energiegewinnung eine Wachstumsbranche werden, und grüne Energie kann den energieintensiven Bergbau ressourcenschonender machen.

Grönland paradox

Grönlands Streben nach Unabhängigkeit bringt eine Reihe paradoxer Situationen und Zielkonflikte mit sich. Die größte Insel der Welt hat hohe geopolitische Relevanz, aber eine sehr kleine Bevölkerungszahl. Nötig ist mehr Expertise für so unterschiedliche Auf­gabenfelder wie Außenpolitik und Bergbau. Erträge aus der Minenwirtschaft erhöhen die Chancen für die Unabhängigkeit, zerstören damit aber unter Umständen die empfindliche Umwelt. Inuit verlieren ihre traditionellen Lebensräume, während andere in schmelzenden Eisbergen kostenlose Werbung für Kapitalanlagen und Tourismus sehen. Das Königreich hat große außen- und sicherheitspolitische Bedeutung für die USA und wird diese ohne Grönland verlieren. Deshalb muss aber Kalaallit Nunaat nicht zwingend ähnlichen Einfluss erlangen: Die personell gering ausgestattete grönländische Diplomatie174 steht vor großen Aufgaben, die unter den Bedingungen einer sich verschärfenden Großmachtrivalität besser mit als gegen Kopenhagen bewältigt werden. Nuuk könnte sonst die sich verringernde Abhängigkeit von Kopenhagen durch eine wachsende von Washington eintauschen.

Sozioökonomische Zielkonflikte

Die Mehrheit der Bevölkerung auf Grönland will die Unabhängigkeit. Will Kopenhagen das Land mittelfristig in der Reichsgemeinschaft und langfristig in einer engen Beziehung zu Königreich und Königshaus halten, muss es die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Grundlagen für einen erfolgreichen Un­abhängigkeitsprozess befördern. Die Unabhängigkeit kann nicht verhindert werden, daher muss Kopen­hagen den Ablösungsprozess so gut wie möglich mitgestalten. Dabei werden auch das koloniale Erbe und die jahrhundertelange Unterdrückung der indi­genen Urbevölkerung weiter aufzuarbeiten sein – ähnlich wie in Finnland, Norwegen, Schweden und Kanada.175 Schließlich hat die interkontinentale Reichsgemeinschaft eine transnationale Bevölkerung.

Der Prozess der Staatswerdung ist an sich schon schwierig. Zudem überschneiden sich in der Arktis die Grenzen von Nationalstaaten und die Siedlungsgebiete indigener Bevölkerungsgruppen. So umfasst der Inuit Circumpolar Council (ICC) geografisch Alaska, Kanada, Grönland und Tschukotka in Russ­land. Das bedeutet sprachliche und kulturelle Gemeinsamkeiten und Erfahrungswissen.176 Das Unabhängigkeitsstreben in Grönland hat trans­nationale Implikationen für kanadische und russische Inuit, allerdings werden nur Grönland sowie die kanadischen Territorien Nunavik und Nunavut mehr­heitlich von Inuit bewohnt. Die angestrebte Unabhängigkeit wird daher kaum einen »einheitlichen geopolitischen Raum der Inuit«177 eröffnen, wie der französische Arktisforscher Jean Malaurie meinte. Auch bei der Partei Inuit Ataqatigiit sei der »Ruf nach einem zirkumpolaren Inuit-Staat erst einmal ver­hallt«,178 resümierte Heide Braukmüller schon im Jahr 1990. Aber die Menschen in den nördlichen Regionen wollen Politik selbst gestalten, das gilt für Grönland wie für Alaska, Kanada und die Arktische Zone der Russischen Föderation.179 Nur Grönland will indessen unabhängig werden.

Das Schmelzen des Meereises zerstört althergebrachte Transportwege und erschwert die bescheidene lokale Geschäftstätigkeit und die Selbstversorgung. Unsichere Eisverhältnisse180 lassen Inuit auf Jagd oder beim Fisch- und Robbenfang immer häufiger in Gefahr geraten und voraussichtlich die Zahl der Rettungseinsätze steigen.181 Die kommerzielle Schiff­fahrt will für Fracht und Versorgung von Produk­tionsstätten offene Fahrrinnen durch die Seitenarme des Ozeans, die einheimische Bevölkerung braucht dagegen geschlossenes Meereis, um die Bewegungsfreiheit für Jagd, Handel und Fischerei zu bewahren – ein Zielkonflikt, bei dem meist die Inuit verlieren.

Neue Möglichkeiten zur Ressourcennutzung können die Unabhängigkeit fördern, aber auch der Umwelt schaden.

Einerseits verbessern neue Möglichkeiten zur Ressourcennutzung die Chancen für die Unabhängigkeit, andererseits können sich dadurch die Bedin­gungen für den Erhalt der natürlichen Umwelt ver­schlechtern, die den Kern der Inuit-Kultur bildet.182 Die noch 2014 verfolgte Absicht, das Wirtschaftswachstum zu fördern, indem die zunehmend besser zugänglichen fossilen und mineralischen Ressourcen genutzt werden, lässt sich als Ausdruck des Klima­paradoxes lesen. Dieses wird auch deutlich, wenn manche einen Verlust der Heimat beklagen, während andere die Folgen der Erwärmung nützlich finden: »Je schneller die Gletscher schmelzen, desto mehr Aufmerksamkeit findet unser Land«, meinte Grönlands ehemaliger Industrieminister Jens-Erik Kirke­gaard und erklärte Grönland zu einem Profiteur der Umweltveränderungen: »Der Klimawandel ist gerade­zu eine Gratiswerbung für uns. Es wird immer leich­ter, Kapital anzuwerben.«183 Die Erwärmung könnte Neues schaffen, auch wenn es noch lange dauern dürfte, bis Grönland zu dem von den Wikingern erhofften Grünland wird, wie es im Pleistozän vor zwei Millionen Jahren auf Pearyland im Norden existierte.184

Ein souveränes Kalaallit Nunaat steht mit wenigen Menschen vor großen Aufgaben. Um un­abhängig zu werden, braucht Grönland dänische Hilfe: Noch kommen die meisten Angestellten sowie Expertinnen und Experten in der Verwaltung und dem Erziehungs­system aus Dänemark,185 so dass grönländische Expertise erst entwickelt und gefördert werden muss. Selbst Minenarbeiter müssten in der Mehrzahl außer­halb des Landes gesucht werden. An­gesichts des niedrigsten Bildungsniveaus der nordi­schen Länder186 benötigt Grönland dringend Investi­tionen in Schul­bildung, Fortbildung und berufliche Qualifizierung im Land sowie attraktive Angebote für grönländische Absolventinnen und Absolventen der Universitäten in Dänemark. Sonst kann Grönlands alternde Bevölkerung nur Hilfsarbeiten leisten. Das­selbe gilt, wenn Nuuk noch mehr Zuständigkeiten von Kopenhagen übernehmen will. Es muss in Human­kapital investieren, um zusätzliche Aufgaben und Kapital absorbieren zu können. Andernfalls könnte ein Zustrom von ausländischen Investitionen und Tausenden von Arbeitskräften die Gesellschaft über­fordern. Grönland bedarf daher auch der Unter­stützung durch die EU, weshalb Kommissionspräsidentin von der Leyen im März 2024 in Nuuk die erwähnten Abkommen unterzeichnet hat, um das Erziehungssystem und »grünes Wachstum« zu fördern.

Sicherheitspolitische Zielkonflikte

Die demonstrative Herzlichkeit beim Empfang für den Außenminister der Biden-Regierung illustrierte im Mai 2021 in Kopenhagen, wie sehr das Verhältnis zu den USA unter der vorangegangenen Administration gelitten hatte. Im Sommer 2019 wollte der damalige Präsident Trump dem Königreich zuerst Grönland abkaufen, beschimpfte dann die dänische Premierministerin Mette Frederiksen als »fies« (»nasty«), weil diese dankend abgelehnt hatte, und sagte danach den Staatsbesuch ab. Nun würdigte US-Außenminister Blinken die Rolle Dänemarks als »einziges Land der Welt, das Mitglied der EU, der Nato und des Arktischen Rates« sei. Premierministerin Frederiksen entgegnete, es müsse sichergestellt wer­den, »dass das dänische Königreich, die Vereinigten Staaten und die Nato die entscheidende Rolle in der Arktis spielen – und nicht andere«187 – eine kaum versteckte Anspielung auf China und Russland. Der veränderten Sicherheitslage entsprechend wurde im Februar 2022 vereinbart, neu über das Verteidigungsabkommen mit den USA zu verhandeln, das aller­dings nicht für die Färöer-Inseln und Grönland gilt.188 Das lässt die Frage der zukünftigen Rolle der Nato in Bezug auf Grönland offen, und der damalige Außen­minister Pele Broberg war wohl nicht als einziger in Nuuk der Meinung, dass ein unabhängiges Grönland eine separate Nato-Mitgliedschaft haben sollte, ohne eine eigene nationale Verteidigung zu entwickeln, die es sich nicht leisten kann (und will).189 Diese Haltung dürfte weder in Kopenhagen noch in Washington auf ungeteilte Zustimmung stoßen.

An einem grundlegenden Zielkonflikt im Dreiecksverhältnis zwischen Kopenhagen, Nuuk und Wash­ington hat sich wenig geändert: Wie das Beispiel der Infrastruktur veranschaulicht, kann Kopenhagen zwar Nuuk die nötigen Mittel für bestimmte Vor­haben verschaffen und damit Washington die Befürchtung nehmen, dass Grönland sich vom Riva­len in Peking abhängig machen könnte. In Nuuk gelten solche Projekte aber als Frage der selbstbestimmten Eigenstaatlichkeit und nicht der Sicherheitspolitik. Selbst wenn Grönland in diesem Punkt dieselbe Auffassung verträte wie Dänemark, will es künftig selbstverantwortlich – also souverän – agieren.

Mehr Rechte, aber Sicherheit im Königreich

Zwar hat Nuuk nicht das Recht auf eine völlig eigen­ständige Außen- oder Sicherheitspolitik, doch kann die Regierung internationale Kontakte pflegen und bilaterale Verträge schließen, sofern diese exklusiv Grönland betreffen190 und nicht Rechte der Reichsgemeinschaft beschneiden.191 Ein Symbol der neuen außenpolitischen Rolle war die Übergabe des Vertrags über die dänisch-kanadische Neuregelung der Zu­gehörigkeit der Hans-Insel vom Juni 2022. Darin wurden Dänemark bzw. Grönland 60 Prozent der Insel zugesprochen. Grönlands Außenministerin Motzfeldt erklärte den Wechsel des Dokuments von Kopenhagen nach Nuuk im Februar 2023 zu einem »historischen Moment«.192

Die im November 2016 aufgenommene Arbeit an einer neuen Verfassung ändert ebenfalls erst einmal nichts an der aktuellen Situation. Schon 2004 hat Josef Motzfeldt, Mitbegründer der Partei Inuit Ataqatigiit, erläutert, warum eine Verfassung nötig sei: »Die grönländische Sprache, unsere Identität, unsere Souveränität und unsere Kultur genießen keinen direkten Schutz in der dänischen Verfassung. Deshalb soll das grönländische Volk eine eigene Verfassung bekommen, die den verfassungsrecht­lichen Rahmen ersetzt, den wir nur als Leihgabe Dänemarks empfinden. Eine Verfassung, die die Identität des grönländischen Volkes zum Ausdruck bringt – sowohl nach innen als auch nach außen.«193 Im April 2023 wurde der Entwurf einer neuen Ver­fassung veröffentlicht, über die seither diskutiert wird und am Ende in einem Referendum abgestimmt werden soll. Dem Grönlandexperten Martin Breum zufolge sei im Entwurf sorgfältig darauf geachtet worden, eine Option für einen Teilverzicht auf Sou­ve­ränität vorzusehen, um eine »freie Assoziierung« zu ermöglichen. In diesem Fall könne ein unabhängiges Grönland »eine neue Union mit Dänemark oder einem anderen größeren Staat eingehen und Unter­stützung und Hilfe in Bereichen in Anspruch neh­men, in denen ein unabhängiges Grönland noch nicht über die volle Kapazität verfügt«.194 Letzteres betrifft zum Beispiel Gesundheitsversorgung, Ver­teidigung und Währungsangelegenheiten.

Kalaallit Nunaat könnte also auch bei voller Souveränität die Zusammenarbeit mit Dänemark in vielen Bereichen fortsetzen und die Beziehungen zum Königshaus aufrechterhalten. Daran ist auch Kopen­hagen interessiert, denn schließlich ist Grönland der Schlüssel zur Arktis und all ihren Ressourcen und Attributen – Schiffsrouten, Mineralien, Fischgründe, Macht und Respekt.195 Um den damit verknüpften Status beizubehalten, wird Kopenhagen aber mehr Mittel investieren und inklusive Entscheidungs­prozesse etablieren müssen.

Arctic Capacity Package: Ein Negativbeispiel hat Erfolg

Kopenhagen will seine sicherheitspolitische Prärogative in der Reichsgemeinschaft bewahren, während Nuuk mehr Einfluss auf Sicherheitsfragen nehmen muss, wenn es die grönländische Souveränität stär­ken will. Der daraus entstandene Zielkonflikt zeigt sich exemplarisch an dem arktischen Fähigkeitspaket (Arctic Capacity Package), das im Februar 2021 in Abwesenheit einer grönländischen Vertretung präsen­tiert wurde. In diesem Vorgang wurde deutlich, dass die dänische Regierung ein inklusives Vorgehen in Verteidigungs- und Sicherheitsfragen nicht als erfor­derlich erachtete, sondern auf dem Status quo beharrte.196

Die absehbar negative Reaktion in Nuuk führte schließlich aber zu dem positiven Ergebnis, dass im Mai 2022 der dänische Verteidigungsminister Morten Bødskov und die grönländische Außenministerin Vivian Motzfeldt gemeinsam ein neues Paket unter­zeichneten, das Maßnahmen im Wert von 1,5 Milliar­den dänischen Kronen (etwa 200 Millionen Euro) enthielt. Im Januar 2024 folgte eine weitere Anpassung des Pakets im Rahmen der parlamentarischen Beratung dänischer Verteidigungsaufwendungen für den Zeitraum 2024–2033.197 Der ursprüngliche Gesamtwert des Pakets vom Februar 2021 von 750 Millionen dänischen Kronen vervielfachte sich auf nun 2,74 Milliarden dänische Kronen (etwa 370 Millionen Euro). Im Kontext dieses neuen Abkom­mens erklärte Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen, dass Dänemark in Zukunft mehr Verantwortung für die Sicherheit in der gesamten Region übernehmen werde. »Das bedeutet, dass wir in der Arktis und im Nordatlantik mehr Mittel einsetzen müssen.«198 Im Anhang zu der Vereinbarung vom Januar 2024 heißt es, dass die dänische Regierung die volle Beteiligung des grönländischen Kabinetts in Verteidigungsinvestitionen auf und um die Insel sowie in weiteren Analysen zu Aktivitäten, Präsenz, Kapazitäten und Zivilschutz im Königreich sicher­stellen werde.199

Ähnlich wie Grönland will Dänemark russische Aktivitäten besser aufklären und einhegen.

Gemäß dem neuen arktischen Fähigkeitspaket sollen weiter Drohnen, Radaranlagen und Satellitenkapazität für die Überwachung des Nordatlantiks beschafft sowie zivil und militärisch genutzt werden. So bald als möglich soll ein Langstreckenradar auf den Färöer-Inseln aufgebaut werden, das mit einer Reichweite von 3400 Kilometern den Luftraum zwischen Island, Norwegen und Großbritannien einschließlich GIUK-Lücke abdecken wird (am selben Standort auf dem Sornfelli-Bergplateau befand sich eine Radarstation, die 2007 deaktiviert wurde).200 Weitere land- und schiffsgestützte Drohnen könnten auch Eisausbreitung und Meeresverschmutzung beobachten sowie Fischereikontrolle und Seenot­rettung unterstützen.201 Ähnlich wie Grönland will Dänemark also russische Aktivitäten besser aufklären und einhegen, aber erscheint zögerlich, einen etwa­igen militärischen Gegner durch stärkere Bewaffnung abzuschrecken. Dieses vorsichtige außenpolitische Vorgehen, in dem sich Kopenhagen und Nuuk ähneln, zeigt sich auch im innenpolitisch brisanten Teil einer Militärausbildung, die schon in der Arktisstrategie des Königreichs für die Jahre 2011–2020 vorgesehen war.

Grönländische Bürgerinnen und Bürger unter­liegen nicht der dänischen Wehrpflicht. Seit Mai 2024 können sie aber eine sechsmonatige Militärausbildung (Arctic Basic Military Training) erhalten, in der ihnen grundlegende militärische Fähigkeiten, einschließlich Waffengebrauch, vermittelt werden. Das Programm wurde vom Arktiskommando (JACO) und Grönlands Regierung entwickelt, Rettungsdienste und Polizei Grönlands haben dazu beigetragen. Es ist anschlussfähig für eine weitergehende Ausbildung im zivilen oder militärischen Bereich, wie Generalmajor Søren Andersen, JACO-Kommandeur, erklärte.202

Freiwillige für die sechsmonatige Militärausbildung konnten sich bis Dezember 2023 bewerben; aus­gehend von 236 Bewerbungen (60 Prozent davon Männer) werden seit Mai 2024 22 Personen (12 Männer und zehn Frauen) ausgebildet. Wegen der positiven Resonanz wird überlegt, das Programm 2025 auszu­weiten. Dazu müssen mehr Unterbringungsmöglichkeiten, Ausrüstung und Ausbilder bereitgestellt werden. Zusätzlich zu dieser Ausbildung soll das Ent­wicklungspotential für das ebenfalls freiwillige Engagement als »Greenland Guardian« erprobt werden. Ursprünglich ging es dabei nach Aussage eines JACO-Offiziers »um Ohren und Augen für uns und um Sicherheit für sie«, also eine Unterstützung der Auf­klärung durch grönländische Zivilisten. Dazu erhiel­ten sie eine App, ein Garmin,203 außerdem wurden Erste-Hilfe-Kurse und ein arktisches Überlebens­training angeboten. Die Gruppe ist bislang auf mehr als 1.000 Mitglieder angewachsen. Jetzt überlege die grönländische Regierung, wie an diesen Erfolg angeknüpft werden könne, indem der Freiwilligendienst besser strukturiert (und vielleicht sogar eine Jugendabteilung eingerichtet) wird. Gemäß dem Unterabkommen zum Verteidigungsabkommen 2024–2033 soll das Entwicklungspotential gemeinsam mit der grönländischen Regierung untersucht werden.204

Diese Beispiele dänisch-grönländischer Zusammenarbeit erhöhen die Mitverantwortung grönländischer Bürgerinnen und Bürger in der Reichsgemeinschaft. Darüber hinaus will Grönland, das schließlich schon selbständig mit den USA verhandelt hat,205 ein eigenständiger Akteur werden. In diesem Sinne kriti­sierte Aaja Chemnitz von der Partei Inuit Ataqatigiit, dass grönländische Parteien zwar an allen Verhandlungen über Verteidigungsfragen beteiligt werden sollen, dies in der Praxis aber nicht der Fall sei: »Das ist so, als ob man uns zur Familienfeier einlädt und Grönland am Kindertisch platziert wird.«206 Außerdem wolle sich ihre Partei unter Leitung von Premier­minister Egede dafür stark machen, dass alte Schiffe und Flugzeuge ersetzt und Seekabel geschützt werden sollen – eine unmissverständliche Kritik am Zustand der von Dänemark bereitgestellten Einsatzmittel unter anderen für das Arktiskommando.

Schließlich wird die Aufgabe des Schutzes grönländischer Territorialgewässer noch anspruchsvoller, wenn Nuuk deren Breite von drei auf 12 Seemeilen ausdehnt.207 Innerhalb dieser Zone kann der Küsten­staat seine Hoheitsrechte ausüben, wie die Kontrolle des Schiffsverkehrs, den Einsatz von Sicherheits­kräften oder die Ausbeutung von Bodenschätzen. Will Nuuk diese Rechte wahrnehmen, wird es nicht nur in Schiffe, sondern auch in die Ausbildung von Personal und Besatzungen sowie Infrastruktur investieren müssen.

Arktische Implikationen für die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik

Als drittgrößte Wirtschaftsmacht weltweit und einer der größten Rohstoff­verbraucher betreibt Deutschland seinen Außen­handel zum größten Teil über die See. Aufgrund dieser maritimen Abhängigkeit hat die Deutsche Marine eine besondere Verantwortung beim Schutz der Küstengewässer und der angrenzenden See­gebiete sowie der See­verbindungs­­linien. Im Falle von Nord- und Ostsee ist diese Verantwortung relativ klar, doch der Nordflanken­­­raum der Nato besteht nicht nur aus dem Seegebiet zwischen Dänemark und dem Baltikum, sondern erstreckt sich über das Euro­päische Nordmeer bis nach Grönland und zur nord­amerikanischen Küste. Deutschland und seinen europäischen Partnern ist es ebenso wie Kanada und den USA ein wichtiges Anliegen, die Sicher­heit und Resilienz der Länder in diesem Raum zu erhöhen. Denn die Arktis ermöglicht nicht nur die Macht­projektion von China und Russland nach Europa, son­dern ist auch für die Verteidigung der atlantischen Seeverbindungen zwischen Nordamerika und Europa unerlässlich, wie in der US-Arktisstrategie 2024 betont wird.208 Die Deutsche Marine ist regelmäßig mit ihren Schiffen und Booten bei Übungen im hohen Norden präsent, sollte deshalb aber ihr Ambi­tionsniveau auf die Arktis erweitern.

Die USA sind größter Bereitsteller maritimer Fähig­keiten in der Nato. Vor dem Hintergrund der chinesi­schen Machtpolitik im indopazifischen Raum sind sie aber zunehmend außer­­halb Europas und seiner Peri­pherie gefordert. Viele ihrer spezialisierten Fähig­keiten setzen sie daher bevorzugt dort ein, wo eine Konfrontation mit China nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Präsident Biden widmete der Arktis mehr Aufmerk­samkeit als frühere US-Regierungen, aber langfristig bleibt der Fokus der USA auf China und den Indopazifik gerichtet. Es liegt im deutschen Inter­esse, wenn sich die USA den Herausforderungen im indopazifischen Raum stellen. Umgekehrt erwar­ten die USA, dass Länder wie Deutschland unmittel­baren Bedrohungen europäischer Sicher­heit eigenständiger und glaubwürdiger vor Ort entgegentreten.

Die Arktis fordert Berlin, weil Sicherheit künftig auch an der Nordflanke der Nato stärker gewährleistet werden muss.

Die Arktis fordert Berlin, weil Sicherheit künftig auch an der Nordflanke der Nato stärker gewähr­leistet werden muss. Dazu gehört Abschreckung durch Präsenz in Form von Übungen. International handelt es sich dabei um Großvorhaben wie Nordic Response (seit 2006),209 Formidable Shield (seit 2015)210 und Trident Juncture (2018). National führte beispiels­weise eine Übung im August 2020 400 Marine­soldatin­nen und -soldaten an Bord von sieben Minenjagdbooten von Kiel über den Polarkreis hinaus nach Narvik an der Küste Norwegens.211 Im August 2023 trainierte die Bundeswehr erstmals seit zehn Jahren wieder das Abfangen gegnerischer Flug­zeuge auf Island, und zwar mit sechs Kampfflugzeugen in der Übung Rapid Viking.212 Präsenz und Übungen sollten verstetigt und erweitert werden.

Die Deutsche Marine verfügt allerdings mit derzeit 48 Schiffen und Booten über die kleinste Flotte ihrer 175-jährigen Geschichte, und ähnlich verhält es sich mit der Zahl der Marineflieger. Im 2023 publizierten Zielbild 2035+ soll die Flotte leicht aufwachsen sowie moderner und kampf­kräftiger werden.213 Bislang hat der Bundes­­tag der Anschaffung von acht Flug­zeugen des Typs P-8A Poseidon zugestimmt, sogenannten Seefernaufklärern mit der Befähigung zur Suche und Bekämpfung von U-Booten sowie zu Rettungseinsätzen (SAR). Daneben wird die Marine neue U-Boote vom Typ U212CD erhalten, die gemeinsam mit Nor­wegen beschafft werden. Die bereits im Bau befind­lichen Fregatten F126 können in Seegebieten mit leichter Eisbildung (Eisklasse 1C) fahren, also mit einer Eisdicke bis 40 Zentimeter. Obwohl der Fokus absehbar auf Seeräume nahe den deutschen Gewässern konzentriert bleibt, wo die Marine eine Führungsrolle über­nehmen wird,214 eignen sich die genannten Einsatzmittel auch für den arktisch-nord­atlantischen Raum.

Der Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens ermöglicht die deutsche Annäherung an die Arktis. Die Integration der Streitkräfte dieser beiden Länder entlastet die bisherigen Bündnismitglieder. Wenn Deutschland gemäß Bundeskanzler Scholz »als einer der Hauptgaranten für die Sicherheit in Europa Verantwortung« über­nehmen will,215 sollte es sich gemeinsam mit alliierten Marinen stärker im arkti­schen Raum engagieren. In diesem riesigen Seegebiet fehlt es, wie ausgeführt, an Fähigkeiten und Kapazitäten, und die strategische Bedeutung dieses Raumes wird aufgrund geopolitischer Spannungen und der wachsenden Kooperation chinesischer und russischer Streitkräfte weiter zunehmen.

Eine intensivere Zusammenarbeit mit verbündeten Arktisstaaten ist sinnvoll, und vielfältige Formen der Abschreckung für den arktischen Einsatzraum sind notwendig. Dazu könnte die maritime Komponente der Joint Expeditionary Force (JEF) unter britischem Kommando gestärkt oder ein neuer Nato-Marine­verband (Standing Nato Maritime Group) aufgestellt werden.216 Auch dem Mangel an Fähigkeiten zum Schutz maritimer kritischer Infrastruktur und zur Kriegsführung auf dem Meeresgrund (seabed warfare) könnte dadurch Rechnung getragen werden. Deutsch­land braucht einen neuen Blick auf die Region, sowohl konzeptionell – hier bieten neue Leitlinien für die deutsche Arktispolitik einen Ansatzpunkt217 – als auch militärpolitisch und rüstungstechnisch: Denkbar ist eine Ausweitung der mit Norwegen begonnenen Kooperation im U-Boot-Bau (U212CD) auf Kanada. Dieses benötigt bis zu 12 neue Boote,218 die ähnlich wie in norwegischen Fjorden für die flachen Gewässer der Nordostpassage entlang der grönländischen Küste und für eisbedeckte Seeräume geeignet sind. Verteidigungs­minister Boris Pistorius hat in diesem Sinne im Juni 2024 in Ottawa eine trilaterale Verteidigungs- und Sicherheitspartnerschaft vorgeschlagen, die Nordatlantik und Arktis einschließen soll, und der britische Premierminister Keir Starmer erklärte im August 2024 in Berlin, er wolle einen »Neustart« der deutsch-britischen Beziehungen, was eine stärkere Zusammenarbeit im militärischen Bereich beinhaltet.219 Gemeinsam mit weiteren Alliierten könnte so die Interoperabilität und damit Effizienz der Nato-Streitkräfte im arktisch-nord­atlantischen Raum unter den Bedingungen knapper Haushalte erhöht und als Nebeneffekt auch die grönländische Sicherheitslage verbessert werden.

Bilanz: Entscheidung in Nuuk

Die grönländische Regierung hat viele Probleme und Projekte anzugehen, und dabei ist die Unabhängigkeit am wenigsten dringlich. Zuvorderst gilt es den Rechtsstreit um den geplanten Tagebau in Kvane­fjeld/ Kuannersuit beizulegen und Grönland für aus­ländi­sche Direktinvestitionen attraktiv zu halten.220 Selbst wenn sich andere, ähnlich lukrative Projekte finden lassen, sind aber viele Herausforderungen nur lang­fristig zu bewältigen. Die Regierung in Kopen­hagen hat das Streben asiatischer Staaten nach einem Beob­achterstatus im Arktischen Rat auch aus dem Grund unterstützt, dadurch eventuell leichter Investoren für Grönland (und die Färöer-Inseln) zu finden. Damit erhoffte sie sich, ihr Verhältnis zu beiden Reichs­gemeinschaftsterritorien zu verbessern und zentri­fugale Kräfte innerhalb des Königreichs abzuschwächen. Gleichwohl bleiben diese Intentionen nach­rangig gegenüber zentralen außenpolitischen Zielen: Das Verhältnis zu den USA und zur EU sowie die eigene Position in der Arktis sollen nicht beschädigt werden. Das trilaterale Abkommen zur US-Basis Pituffik und das arktische Fähigkeitspaket sind geeig­net, diese Absichten zu unterstützen. Ein kriti­sches Thema bleibt aber der Anspruch Grönlands auf Gleichbehandlung als außen- und sicherheitspolitischer Akteur.

Dänemarks Probleme liegen schließlich nicht allein in den Ambitionen staatlicher Akteure wie China oder Russland, denen unterstellt wird, dass sie die Unabhängigkeitsbestrebungen für ihre Zwecke nutzen und einen Keil zwischen Dänemark und Grönland treiben wollen.221 Zudem könnte Nuuk versucht sein, engeren Kontakt mit Moskau und Peking zu suchen.222 Russlands neoimperiale Politik hat jedoch etwaigen Plänen zur Zusammenarbeit ein vorläufiges Ende gesetzt, und Peking konzentriert sich auf andere Projekte in der russischen Arktis.

Auch das wiedererwachte Interesse der USA an Grönland ist problematisch für das Königreich, da die US-Militärpräsenz voraussichtlich mehr Bedeutung für die Verteidigung Nordamerikas erhalten wird. Das wird in Nuuk auf Widerstände stoßen und dürfte das trilaterale Verhältnis belasten, sofern die US-Militär­präsenz sich nicht auf defensive Komponenten beschränken und damit in Gegensatz zum »Peaceful Inuit«-Narrativ geraten sollte. Nur Grönland macht Dänemark zum Arktisstaat und damit im Arktischen Rat gleichrangig zu den USA und international zu einem wichtigen Akteur. Kopenhagen muss die wider­streitenden Interessen in der Reichsgemeinschaft austarieren und bei allem Verständnis für Grönlands Wunsch nach Unabhängigkeit die eigene außen- und sicherheitspolitische Interessenlage im Blick behalten. Auf Seiten der USA hat Trumps Ver­such im Jahr 2019, Grönland zu kaufen, den Preis für die Fortsetzung der Sicherheitskooperation erhöht, und eine aufgestockte militärische Präsenz wird sich auf mehr wirtschaftliches Engagement abstützen müssen.223 Das Pituffik-Abkommen und das arktische Fähigkeitspaket illustrieren, dass Grönland die Vertei­digungskooperation mit den USA im gegenseitigen Interesse fortführen kann, ohne dass Dänemark als Schutzmacht von den USA abgelöst wird. Geografisch gehört Grönland zum amerikanischen Kontinent und bleibt damit nordamerikanisch verankert und trans­atlantisch orientiert.224

Das Königreich muss einen Balanceakt zwischen knappen eigenen Mitteln und dem umfangreichen Unterstützungspotential atlantischer Verbündeter vollführen. Allein wird es die Souveränität der Reichsgemeinschaft im Konfliktfall nicht schützen können.225 Kopenhagen ist auf Rückhalt aus Wash­ington angewiesen, muss aber den Anschein ver­meiden, es lasse sich von dort die Politik diktieren. Trumps Kaufangebot hat diese Zwangslage verschärft, weil der »absolut radikale Bruch«226 in den bilateralen Beziehungen das Königreich verunsichert hat. Kopen­hagen und Nuuk müssen zusammenarbeiten, um Sicherheit und Souveränität der Insel auch im Inter­esse nordamerikanischer Sicherheit zu gewährleisten. Es ist eine schicksalhafte Dreiecks­beziehung zwischen Kalaallit Nunaat, dem Königreich und den Vereinigten Staaten. Der Trilateralismus, geboren aus geo­grafischer Lage und politischer Notwendigkeit, dürfte noch lange fortbestehen.

Grönland ist in der komfortablen Situation, von vielen Akteuren umworben zu werden, so dass es all­mählich und pragmatisch Abhängigkeiten verringern und seine Wirtschaft diversifizieren kann, statt vor­schnell die Unabhängigkeit anzustreben und unter Umständen unvorteilhaftere neue Abhängigkeiten einzugehen. Nuuk bestimmt den weiteren Verlauf des Unabhängigkeitsprozesses, während Kopenhagen es ermöglicht, Stück für Stück die politischen und sozioökonomischen Grundlagen für eine erfolgreiche – wenn auch wahrscheinlich nicht perfekte227 – Unabhängigkeit in Zukunft zu schaffen. Eine kluge dänische Politik wird sich darum bemühen, dass Nuuk weniger abhängig wird, aber im Königreich bleiben kann. Noch ist die »Zwangsehe«228 für beide Seiten nützlich. Dänemark verdankt Grönland seinen Status als arktischer Küstenstaat und finanziert dafür Gemeinschaftsaufgaben. Die grönländische wirtschaftliche Unabhängigkeit vom König­reich bleibt ein Zukunftsthema und damit auch der Wunsch nach einem souveränen Kalaallit Nunaat.

Abkürzungsverzeichnis

ACGF Arctic Coast Guard Forum

AECO Association of Arctic Expedition Cruise Operators

BBC British Broadcasting Corporation

BGR Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

BRI Belt and Road Initiative

CCCC China Communications Construction Company

CEO Chief Executive Officer

CNNC China National Nuclear Corporation

CRMA Critical Raw Materials Act

DDIS Danish Defence Intelligence Service

DIIS Danish Institute for International Studies

DKK Dänische Kronen

DOD Department of Defense (USA)

EMSA European Maritime Safety Agency

ERMA European Raw Materials Alliance

ETM Energy Transition Minerals

EU Europäische Union

GIUK Greenland, Iceland, United Kingdom

GMAS Greenland Minerals A/S

GML Greenland Minerals Limited

HNN High North News

ICC Inuit Circumpolar Council

JACO Joint Arctic Command

KGH Den Kongelige Grønlandske Handel

MARCOM Allied Maritime Command

MLI Macdonald-Laurier Institute

MW Megawatt

Nato North Atlantic Treaty Organization

NORAD North American Aerospace Defense

ppm parts per million

SAR Search and Rescue

SB Space Base

SE Seltene Erden

USA United States of America

USNI United States Naval Institute

USS United States Ship

Literaturhinweise

Michael Paul

Zurück in die Zukunft der Arktis. Die andauernde Relevanz von Rüstungskontrolle

Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik, Januar 2024 (SWP-Aktuell 3/2024)

Michael Paul

Die arktische Sicherheitspolitik der USA. Amerikanische Arktisstrategien, russische Hybris und chinesische Ambitionen

Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik, April 2023 (SWP-Aktuell 26/2023)

Michael Paul

Arktische Implikationen des russischen Angriffskrieges. Arktischer Rat im Pausenmodus, Forschung auf Eis, Zeitenwende im hohen Norden

Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik, Mai 2022 (SWP-Aktuell 34/2022)

Michael Paul

Der Kampf um den Nordpol. Die Arktis, der Klimawandel und die Rivalität der Großmächte

Freiburg: Verlag Herder, 2022

Michael Paul/Göran Swistek

Russland in der Arktis. Entwicklungspläne, Militärpotential und Konfliktprävention

Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik, Oktober 2021 (SWP-Studie 19/2021)

Michael Paul

Arktische Seewege. Zwiespältige Aussichten im Nordpolarmeer

Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik, Juli 2020 (SWP-Studie 14/2020)

Endnoten

1

 Statistics Greenland, Greenland in Figures 2023, Nuuk: Statistics Greenland, Mai 2023, S. 6, 34, <https://stat.gl/publ/ en/GF/2023/pdf/Greenland%20in%20Figures%202023.pdf>; International Work Group for Indigenous Affairs (IWGIA), Indigenous Peoples in Kalaallit Nunaat (Greenland), <https:// www.iwgia.org/en/kalaallit-nunaat-greenland.html>.

2

 Alle Zahlenangaben im Folgenden aus Statistics Greenland, Greenland in Figures 2023 [wie Fn. 1], S. 1–6, 34.

3

 Die Insel erstreckt sich über 2.670 Kilometer in nord-südlicher Länge und 1.050 Kilometer west-östlicher Breite und hat eine Küstenlänge von 44.087 Kilometern. Statistics Greenland, Greenland in Figures 2023 [wie Fn. 1], S. 4.

4

 Statistics Greenland, Greenland in Figures 2023 [wie Fn. 1], S. 16.

5

 Ian Livingston/Kasha Patel, »Greenland Temperatures Surge up to 50 Degrees above Normal, Setting Records«, in: Washington Post, 8.3.2023.

6

 Auswärtiges Amt, Dänemark: Reise- und Sicherheitshinweise, Berlin, Stand: 30.8.2024, <https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/laender/daenemark-node/daenemark sicherheit/211724>.

7

 »The Greenland Ice Sheet is losing mass at accelerated rates …, making it the largest single contributor to rising sea levels.« Michalea D. King et al., »Dynamic Ice Loss from the Greenland Ice Sheet Driven by Sustained Glacier Retreat«, in: Communications Earth & Environment, 1 (2020) 1, <http://www. nature.com/articles/s43247-020-0001-2#Sec2>.

8

 Umweltbundesamt, Kipp-Punkte im Klimasystem, Dessau, Juli 2008, S. 4.

9

 Delger Erdenesanaa, »How Much Ice is Greenland Losing? Researchers Found an Answer«, in: New York Times, 17.1.2024. Vgl. Inès N. Otosaka et al., »Mass Balance of the Greenland and Antarctic Ice Sheets from 1992 to 2020«, in: Earth System Science Data, 15 (2023) 4, S. 1597–1616.

10

 King et al., »Dynamic Ice Loss from the Greenland Ice Sheet« [wie Fn. 7]; Eilis Quinn, »Alarming, Above-average Ice Loss in Greenland Due to Rising Temperatures«, in: Eye on the Arctic, 2.8.2023.

11

 Mark Nuttall, »Narwhal Hunters, Seismic Surveys, and the Middle Ice: Monitoring Environmental Change in Green­land’s Melville Bay«, in: Susan A. Crate/Mark Nuttall (Hg.), Anthropology and Climate Change. From Actions to Transformations, 2. Aufl., New York/London: Routledge, 2016, S. 362.

12

 Die ersten Menschen gelangten vor etwa 14.500 Jahren von Asien nach Nordamerika. Eine weitere große Einwanderungswelle folgte vor rund 5.000 Jahren durch die als Paläo-Eskimos bekannte Bevölkerungsgruppe. Vor ungefähr 800 Jah­ren kamen die Vorfahren der heutigen Inuit und Yupik. Vgl. Pavel Flegontov et al., »Palaeo-Eskimo Genetic Ancestry and the Peopling of Chukotka and North America«, in: Nature, 570 (2019), S. 236–240, doi: 10.1038/s41586-019-1251-y.

13

 In dieser Siedlung wurde 1782 die Schafzucht wiederaufgenommen, und 1924 wurde die erste Farm auf dem Boden der Wikinger-Siedlung Qassiarsuk gegründet. Statistics Greenland, Greenland in Figures 2023 [wie Fn. 1], S. 25.

14

 Michael Bregnsbo/Kurt Villads Jensen, The Rise and Fall of the Danish Empire, Cham: Springer Nature, 2022, S. 91f.

15

 Heide Braukmüller, Grönland – gestern und heute. Grönlands Weg der Dekolonisation, Münster: Lit Verlag, 1990, S. 123.

16

 Hans Egede, A Description of Greenland, London: Allman, 1818, S. 46 (alle Übersetzungen stammen vom Autor dieser SWP-Studie).

17

 Katie Lockhart, »How This Abandoned Mining Town in Greenland Helped Win World War II«, in: Smithsonian Magazine, 27.12.2019.

18

 Mark Nuttall, Climate, Society and Subsurface Politics in Greenland. Under the Great Ice, London/New York: Routledge, 2017, S. 9. Vgl. Bregnsbo/Jensen, The Rise and Fall of the Danish Empire [wie Fn. 14], S. 155f, 203.

19

 Braukmüller, Grönland – gestern und heute [wie Fn. 15], S. 243–248.

20

 Nuttall, Climate, Society and Subsurface Politics in Greenland [wie Fn. 18], S. 10.

21

 Jean Malaurie, Die letzten Könige von Thule. Ein Jahr allein unter den Polareskimos, Leipzig: Brockhaus, 1957, S. 308.

22

 The Prime Minister’s Office, Greenland, <https://english.stm.dk/the-prime-ministers-office/the-unity-of-the-realm/greenland/> (Abruf 30.8.2024).

23

 Act on Greenland Self-Government, Act no. 473 of 12 June 2009, <https://english.stm.dk/media/10522/gl-selvstyrelov-uk.pdf> (»people pursuant to international law with the right of self-determination«).

24

 Graham Huggan, »Notes on the Postcolonial Arctic«, in: Chantal Zabus (Hg.), The Future of Postcolonial Studies, New York/London: Routledge, 2015, S. 136 (»a classic instance of modern-day neocolonialism«).

25

 Kevin McGwin, »Former Greenland Premier Wants Independence by 2021«, in: Arctic Today, 21.3.2018.

26

 24 Prozent waren der Meinung, dass dies in gewissem Maße unwichtig sei, während 12 Prozent unentschieden waren. Kevin McGwin, »Solid Majority Favours Greenland Independence«, in: High North News (HNN), 7.12.2016.

27

 Bernd Henningsen, Die Welt des Nordens. Zwischen Ragnarök und Wohlfahrtsutopie: Eine kulturhistorische Dekonstruktion, Berlin: Berliner Wissenschafts-Verlag, 2021, S. 165.

28

 Bregnsbo/Jensen, The Rise and Fall of the Danish Empire [wie Fn. 14], S. 6.

29

 Baldur Thorhallsson/Sverrir Steinsson/Thorsteinn Kristinsson, »The Small State in International Relations«, in: Baldur Thorhallsson (Hg.), Small States and Shelter Theory. Ice­land’s External Affairs, London/New York: Routledge, S. 13–23.

30

 Aaja Chemnitz Larse (Inuit Ataqatigiit) und Aki-Matilda Høegh-Dam (Siumut) gemäß Wahl vom 1.11.2022.

31

 Marc Jacobsen/Ole Wæver/Ulrik Pram Gad, »Introduction. Analyzing Greenland in Arctic Security«, in: dies. (Hg.), Greenland in Arctic Security. (De)Securitization Dynamics under Climatic Thaw and Geopolitical Freeze, Ann Arbor: University of Michigan Press, 2024, S. 1–39 (1).

32

 Mark Nuttall, »Territory, Security, and Sovereignty. The Kingdom of Denmark’s Arctic Strategy«, in: Robert W. Murray/Anita Dey Nuttall (Hg.), Inter­national Relations and the Arctic. Understanding Policy and Governance, Amherst, NY: Cambria Press, 2014, S. 276.

33

 »Besides the headquarters in Nuuk, the Joint Arctic Command, is represented in both Copenhagen, Aalborg, Thorshavn, Thule and Kangerlussuaq, as well as several smaller stations mainly, along the east coast of Greenland; Station North, Daneborg, Mestersvig and Groennedal.« Danish Defence, Joint Arctic Command (Stand: 4.3.2021), <http://www.forsvaret.dk/en/organisation/joint-arctic-command/about-us/> (Abruf 13.3.2024).

34

 Danish Defence, Organisation of the Danish Armed Forces (Stand: 23.8.2020), <https://www.forsvaret.dk/en/about-us/organisation/> (Abruf 13.3.2024).

35

 Martin Breum, Cold Rush. The Astonishing True Story of the New Quest for the Polar North, Montreal/Kingston: McGill-Queen’s University Press, 2018, S. 47; Jacob Gronholt-Pedersen, »As the Arctic’s Attractions Mount, Greenland Is a Security Black Hole«, Reuters, 20.10.2020; Hilde-Gunn Bye, »Denmark Improving Surveillance in the North Atlantic«, in: HNN, 15.12.2020.

36

 F357 Thetis, F358 Triton, F359 Vædderen, F360 Hvidbjørnen.

37

 P570 Knud Rasmussen, P571 Ejnar Mikkelsen, P572 Lauge Koch.

38

 Walter Berbrick/Lars Saunes, Conflict Prevention and Security Cooperation in the Arctic Region. Frameworks of the Future, Newport, RI: Newport Arctic Scholars Initiative, September 2020 (Report Nr. 1), S. 38; Andreas Knudsen, »Blinder Fleck im Nordatlantik«, in: Marineforum, (2021) 11, S. 11.

39

 Philip Kiley, »Renew the Coast Guard Greenland Patrol«, U.S. Naval Institute (USNI) Blog, 24.11.2020.

40

 U.S. Mission Denmark, Op-ed in Berlingske – U.S. Ambassador: Denmark Must Rectify the Serious Short Comings in Its Armed Forces, Kopenhagen, 1.12.2020, <https://dk.usembassy.gov/u-s-ambassador-denmark-must-rectify-the-serious-short-comings-in-its-armed-forces/>.

41

 »While the Kingdom’s area in the Arctic is covered by the NATO treaty Article 5 regarding collective defence, the enforcement of sovereignty is fundamentally a responsibility of the Realm’s central authorities.« Denmark, Greenland and the Faroe Islands, Kingdom of Denmark Strategy for the Arctic 2011–2020, Kopenhagen/Nuuk/Tórshavn, August 2011, S. 20.

42

 Dominic Nicholls, »Royal Navy Leads Four-nation Arctic Mission to Block Russian Dominance«, in: The Telegraph, 10.9.2020; Gronholt-Pedersen, »As the Arctic’s Attractions Mount« [wie Fn. 35].

43

 Allied Maritime Command, NATO Begins Cooperation with Danish Joint Arctic Command in Greenland, Northwood: MARCOM, 1.10.2020.

44

 Marc Jacobsen/Ulrik Pram Gad, »Setting the Scene in Nuuk. Introducing the Cast of Characters in Greenlandic Foreign Policy Narratives«, in: Kristian Søby Kristensen/Jon Rahbek-Clemmensen (Hg.), Greenland and the International Politics of a Changing Arctic. Postcolonial Paradiplomacy between High and Low Politics, London/New York: Routledge, 2018, S. 11–27 (11).

45

 So der Titel eines Aufsatzes des Leiters der grön­ländischen Vertretung in Kopenhagen, Jens Heinrich, »Independence through International Affairs: How Foreign Relations Shaped Greenlandic Identity before 1979«, in: Kristensen/Rahbek-Clemmensen (Hg.), Greenland and the International Politics of a Changing Arctic [wie Fn. 44], S. 28–37 (28).

46

 »It is important that the interest in the Arctic and Greenland is converted into concrete opportunities for the Greenlandic people and its development as a nation.« Government of Greenland 2011, zitiert nach Jacobsen/Gad, »Setting the Scene in Nuuk« [wie Fn. 44], S. 11.

47

 Naalakkersuisut. Department for Statehood and Foreign Affairs, Greenland in the World. Nothing about Us without Us. Greenland’s Foreign, Security and Defense Policy 2024–2033 – an Arctic Strategy, Nuuk, Februar 2024.

48

 Ebd., S. 11–13.

49

 »The idea of creating an Arctic North American forum is particularly intriguing and has great potential. The Government of Greenland believes that there is a need for a forum where government, decision-makers and parliamentarians in Alaska, Arctic Canada and, not least, Greenland can meet, exchange ideas, share best practices and launch concrete initiatives.« Foreword, in: ebd., S. 5.

50

 Ebd., S. 29.

51

 Ebd., S. 9.

52

 »Greenland will seek to establish, preferably in collaboration with external donors, a center for peace with a focus on peace in the Arctic.« Ebd., S. 41.

53

 Ulrik Pram Gad/Sophie Rud/Marc Jacobsen/Rasmus Kjærgaard Rasmussen, »Greenland’s Desecuritization of Security and Defense«, in: Jacobsen/Wæver/Gad (Hg.), Greenland in Arctic Security [wie Fn. 31], S. 227–252 (243).

54

 Naalakkersuisut, Department for Statehood and Foreign Affairs, Greenland in the World. Nothing about Us without Us [wie Fn. 47], S. 43.

55

 »Greenland supports monitoring, but it will not take any measures that would contribute to an arms race in the Arctic.« Ebd.

56

 Marc Jacobsen/Jon Rahbek-Clemmensen, Greenland Stakes a Course within Defense and Diplomacy, Washington, D.C.: The Arctic Institute, 27.2.2024 (Commentary), <https://www. thearcticinstitute.org/greenland-stakes-course-defense-diplomacy/>.

57

 Ebd.

58

 Marc Jacobsen/Sara Olsvig, »From Peary to Pompeo. The History of United States’ Securitizations of Greenland«, in: Jacobsen/Wæver/Gad (Hg.), Greenland in Arctic Security [wie Fn. 31], S. 107–148 (115).

59

 Seward, zitiert nach Jacobsen/Olsvig, »From Peary to Pompeo« [wie Fn. 58], S. 115.

60

 »[T]he Government of the United States will not object to the Danish government extending their political and economic interests to the whole of Greenland.« Michael Byers, International Law and the Arctic, Cambridge: Cambridge University Press, 2013, S. 22. Vgl. Bregnsbo/Jensen, The Rise and Fall of the Danish Empire [wie Fn. 14], S. 203–208; Jacobsen/Olsvig, »From Peary to Pompeo« [wie Fn. 58], S. 116–118.

61

 Der Ablehnung der US-Offerte folgte das bilaterale Ver­teidigungsabkommen, das den USA umfangreiche Rechte zur Einrichtung militärischer Stützpunkte sicherte. Vgl. Dale Nelson, »Wanna Buy Greenland? The United States Once Did«, Associated Press (AP), 2.5.1991; Jacobsen/Olsvig, »From Peary to Pompeo« [wie Fn. 58], S. 121f.

62

 Breum, Cold Rush [wie Fn. 35], S. 67; Jacobsen/Olsvig, »From Peary to Pompeo« [wie Fn. 58], S. 114.

63

 Frederiksen, zitiert nach »Danish PM Says Trump’s Idea of Selling Greenland to U.S. Is Absurd«, Reuters, 18.8.2019. Vgl. Martin Selsoe Sorensen, »›Greenland Is Not for Sale‹: Trump’s Talk of a Purchase Draws Derision«, in: New York Times, 16.8.2019; Jacobsen/Olsvig, »From Peary to Pompeo« [wie Fn. 58], S. 134.

64

 Martin Selsoe Sorensen, »U.S. Aid Offer to Greenland Prompts Praise and Suspicion«, in: New York Times, 24.4.2020.

65

 Rudolf Hermann, »USA umgarnen die Färöer und Grön­land«, in: Neue Zürcher Zeitung, 24.7.2020.

66

 »Greenland’s new Prime Minister Mute Egede says Trump’s offer made him realize just how valuable his home­land was. ›It just shows how important Greenland could be in the future of the world,‹ he says. ›We are in the middle of the Arctic, the middle of North America, Europe and eastern countries.‹« Vivienne Walt, »The U.S. Has Had a Military Presence in Greenland Since 1941«, in: Time, 19.5.2021. Vgl. Rick Noack, »A Ukrainian Twist in Trump’s Greenland ›Debacle‹ Has Danes Puzzled«, in: Washington Post, 7.11.2019.

67

 Agreement Relating to the Defense of Greenland between the United States and the Kingdom of Denmark, 27.4.1951.

68

 »Die Eskimos von Thule wurden praktisch aus ihrer Hauptstadt vertrieben.« Jean Malaurie, Mythos Nordpol. 200 Jahre Expeditionsgeschichte, Hamburg: National Geographic Deutschland, 2003, S. 349. Vgl. Heinrich, »Independence through international Affairs« [wie Fn. 45], S. 31f; Malaurie, Die letzten Könige von Thule [wie Fn. 21], S. 287–306; Brett Tingley/Tyler Rogoway, »The U.S. Can’t Buy Greenland but Thule Air Base Is Set to Become More Vital than Ever Before«, in: The Warzone, 23.9.2019.

69

 Sara Olsvig, »›Uagununa nunarput‹ (›It’s Our Country‹). Greenland’s Aim to Move from Trilateralism with Denmark and the US, to US–Greenlandic Bilateralism«, in: Kristian Fischer/Hans Mouritzen (Hg.), Danish Foreign Policy Review 2022, Kopenhagen: Danish Institute for International Studies (DIIS), 2022, S. 74–106 (76). Vgl. Statement on Improved Cooperation in Greenland – Including at Pituffik (Thule Air Base), Washington, D.C./Kopenhagen/Nuuk, 28.10.2020; Malte Humpert, »Greenland and U.S. Agree on Improved Cooperation at Thule Air Base«, in: HNN, 30.10.2020; Eilis Quinn, »Local Company’s $3.95-billion U.S. Arctic Base Contract ›Good News‹ Says Greenland«, in: Eye on the Arctic, 21.12.2022.

70

 Pituffik Space Base, Greenland, Peterson & Schriever, <https://www.petersonschriever.spaceforce.mil/Pituffik-SB-Greenland/>.

71

 Berbrick/Saunes, Conflict Prevention and Security Cooperation in the Arctic Region [wie Fn. 38], S. 37; James Fergusson, North American Defence Modernization in an Age of Uncertainty, Ottawa: Macdonald-Laurier Institute (MLI), 18.10.2022 (Commentary); Andrea Charron/James Ferguson, Discovering NORAD, Washington, D.C.: Wilson Center, 14.3.2023.

72

 Charron/Ferguson, Discovering NORAD [wie Fn. 71]. Vgl. Martin Breum, »Russian Hypersonic Missiles May Be the Reason for Donald Trump’s Wish to Buy Greenland«, in: HNN, 28.11.2019; David Vergun, »General Says Countering Hypersonic Weapons Is Imperative«, in: DOD News, 10.5.2023.

73

 Michael Bohnert/Scott Savitz, »Should Greenland and Denmark Become Part of NORAD?«, Breaking Defense, 15.9.2022.

74

 Danish Defence Intelligence Service (DDIS), Intelligence Outlook 2023. An Intelligence-based Assessment of the External Conditions for Danish National Security and Interests, Kopenhagen, 22.11.2022, S. 41.

75

 Berbrick/Saunes, Conflict Prevention and Security Cooperation in the Arctic Region [wie Fn. 38], S. 37.

76

 Admiral Tony Radakin, zitiert nach Philipp Gollmer, »Russische U-Boote interessieren sich für das Nervensystem des Internets«, in: Neue Zürcher Zeitung, 28.4.2022. Vgl. Colin Wall/Pierre Morcos, Invisible and Vital: Undersea Cables and Transatlantic Security, Washington, D.C.: Center for Strategic and International Studies, 11.6.2021.

77

 »Looking North: Sharpening America’s Arctic Focus«, Rede von US-Außenminister Michael R. Pompeo in Rovaniemi (Finnland), Washington, D.C.: U.S. Department of Defense, 6.5.2019.

78

 Michael Paul, Die arktische Sicherheitspolitik der USA. Amerikanische Arktisstrategien, russische Hybris und chinesische Ambitionen, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik, April 2023 (SWP-Aktuell 26/2023).

79

 Im Juli 2017 unterzeichneten Chinas Staatspräsident Xi Jinping und Russlands Ministerpräsident Dmitrij Medwedjew ein Abkommen über Kredite in Höhe von 9,5 Milliarden US-Dollar für Infrastrukturprojekte in der Nördlichen Seeroute. Michael Paul, Der Kampf um den Nordpol. Die Arktis, der Klimawandel und die Rivalität der Großmächte, Freiburg: Herder, 2022, S. 295.

80

 DDIS, Intelligence Outlook 2023 [wie Fn. 74], S. 44.

81

 Im Memorandum wurden gemeinsame Anstrengungen im Kampf gegen Terrorismus, illegale Migration, Schmuggel und illegale Fischerei genannt. Darüber hinaus wurde kriti­siert, dass west­liche Arktis­staaten die Zusammenarbeit im Arctic Coast Guard Forum (ACGF) auf unbestimmte Zeit aus­gesetzt haben. Exemplarisch wurde China zu einer Übung eingeladen, an der früher ACGF-Mitglieder wie Norwegen teilgenommen hätten. Vgl. Thomas Nilsen, »FSB Signs Mari­time Security Cooperation with China in Murmansk«, in: The Barents Observer, 25.4.2023.

82

 Siehe ausführlich Paul, Der Kampf um den Nordpol [wie Fn. 79], S. 76–103, 169–181.

83

 Breum, Cold Rush [wie Fn. 35], S. 120.

84

 Tim Boersma/Kevin Fole, The Greenland Gold Rush: Promise and Pitfalls of Greenland’s Energy and Mineral Resources, Washington, D.C.: Brookings, September 2014, S. 46.

85

 Zitiert nach Kai Strittmatter, »Eiskalt erwischt«, in: Süddeutsche Zeitung, 22.8.2019. Vgl. European Commission, European Political Strategy Centre (EPSC), Walking on Thin Ice: A Balanced Arctic Strategy for the EU, Juli 2019 (Strategic Notes, Nr. 31), S. 3f; Nadia Schadlow, »Why Greenland Is Really about China«, in: The Hill, 28.8.2019; Anders Fogh Rasmussen, »Greenland Should Unite the U.S. and Denmark – Not Divide Them«, in: The Atlantic, 29.8.2019; »Looking North: Sharpening America’s Arctic Focus« [wie Fn. 77]; Laurence Peter, »Danes See Greenland Security Risk amid Arctic Tensions«, BBC News, 29.11.2019; Gunnar Köhne, »Großmächte buhlen um die Insel«, Deutschlandfunk, 28.2.2020.

86

 Yang Jiang, Chinese Investments in Greenland. Origins, Progress and Actors, Kopenhagen: DIIS, 2021 (DIIS Report Nr. 5/2021); Patrik Andersson/Jesper Willaing Zeuthen, »How China Left Greenland«, in: Jacobsen/Wæver/Gad (Hg.), Greenland in Arctic Security [wie Fn. 31], S. 175–195.

87

 Angeblich haben sich von Januar 2022 bis Juni 2023 234 chinesische Unternehmen im von Russland kontrollierten arktischen Gebiet registriert, was einem Anstieg von 87 Prozent gegenüber den Registrierungen zwei Jahre zuvor entspricht. Robert Fife/Steven Chase, »China Gains Major Arctic Foothold as Russia Turns to Beijing More, Report Finds«, in: The Globe and Mail, 7.2.2024.

88

 Morten Buttler, »Danish Spy Agency Frets over Arctic Operations by China and Russia«, Bloomberg, 13.1.2022.

89

 »Russia is conducting espionage against targets such as critical infrastructure and is likely preparing plans for sabotage actions in Danish territory that can be activated in the event of an escalating conflict or war.« Svend Larsen, »Introduction«, in: DDIS, Intelligence Outlook 2023 [wie Fn. 74], S. 2.

90

 Das Unterseekabel Greenland Connect verbindet Grönland mit Kanada und Island. Landungspunkte liegen in Nuuk und Qaqortoq sowie Milton (Kanada) und Landeyjarsandur (Island). Siehe Submarine Cable Map, <https://www.submarinecablemap.com/>.

91

 Mathieu Boulègue, Arctic Seabed Warfare Against Data Cables. Risks and Impact for US Critical Under­sea Infrastructure, Washington, D.C.: Wilson Center, August 2024.

92

 Grönländische Vertretungen wurden in Kopenhagen (1980), Brüssel (1992), Washington (2014), Reykjavik (2018) und Peking (2021) eingerichtet. Naalakkersuisut/Government of Greenland, The Greenlandic Representations, <https://grl-rep.dk/en/pas/rep-andre> (Abruf 3.5.2024).

93

 Eilis Quinn, »Greenland Seeks to Boost Profile in China with New Beijing Office«, in: Eyes on the Arctic, 1.12.2021.

94

 European Commission, »President von der Leyen Inaugurates the EU Office in Nuuk and Signs Cooperation Agreements to Streng­then the EU-Greenland Partnership«, Pressemitteilung, Nuuk, 15.3.2024, <https://ec.europa.eu/ commission/presscorner/api/files/document/print/en/ip_24 _1425/IP_24_1425_EN.pdf>.

95

 Stattdessen nimmt die EU-Vertretung in Dänemark, geleitet von Per Haugaard, diese Aufgabe wahr. E-Mail-Korrespondenz des Autors mit Vertretung Grönlands in Kopenhagen, 2.5.2024.

96

 Gemäß §21.1 Act on Greenland Self-Government [wie Fn. 23] soll die Entscheidung über die Unabhängigkeit von der Bevölkerung getroffen werden (»Decision regarding Greenland’s independence shall be taken by the people of Greenland.«). Nach einer Entscheidung sollen Verhandlungen zwischen der dänischen und der grönländischen Regierung (Naalakkersuisut) erfolgen. Eine Vereinbarung der beiden Regierungen erfordert die Zustimmung des grönländischen Parlaments (Inatsisartut) und soll von einem Referendum der Bevölkerung angenommen werden. Zudem ist die Zustimmung des dänischen Parlaments (Folketing) notwendig. Die Unabhängigkeit beinhaltet dann die Souveränität über Grönlands Territorium. Es bedarf also auch der Zustimmung aus Kopenhagen, aber die Entscheidung über die Unabhängigkeit – im Sinne einer Initiierung – liegt in Nuuk.

97

 Statistics Greenland, Greenland in Figures 2023 [wie Fn. 1], S. 35.

98

 »Greenland: Kuannersuit Mine Revenues May Reduce Block Grant from Denmark«, in: HNN, 11.3.2021.

99

 Kleist, zitiert nach Gunnar Köhne, »Grönland und die Unabhängigkeit«, Deutschlandfunk, 27.2.2020.

100

 Elisabeth Bauer/Kai Gläse, Grönland bestätigt Weg der langsamen Unabhängigkeit, Stockholm: Konrad-Adenauer-Stiftung, Mai 2018; Martin Breum, »Greenland’s Premier: ›We Must Work towards Independence‹«, in: HNN, 20.1.2020.

101

 Adam Grydehøj, »Government, Policies, and Priorities in Kalaallit Nunaat (Greenland): Roads to Independence«, in: Ken S. Coates/Carin Holroyd (Hg.), The Palgrave Handbook of Arctic Policy and Politics, London: Palgrave Macmillan, 2020, S. 217–231 (221). Vgl. »The Opportunities for the Greenland Self-Government Authorities’ Assumption of Fields of Responsibility«, in: The Prime Minister’s Office, Greenland [wie Fn. 22].

102

 Act on Greenland Self-Government [wie Fn. 23], §12.

103

 Marc Jacobsen, »Greenland’s Arctic Advantage: Articulations, Acts and Appearances of Sovereignty Games«, in: Cooperation and Conflict, 55 (2020) 2, S. 170–192 (170).

104

 Trine Jonassen, »Greenland Wants to Take the Lead: ›We Have to Pick the Right Friends‹«, in: HNN, 26.11.2021; Mie Olson, »Greenland Gets First NATO Envoy amid Rising Tensions in Arctic«, Courthouse News Service, 31.3.2023; Naalakkersuisut, Greenland in the World [wie Fn. 47], S. 43.

105

 »Greenland Premier Faces Big Backlash at Home for Arctic Council Boycott«, Nunatsiaq News, 16.5.2013; »Denmark Agrees to Give Greenland Front Seat at Arctic Table«, Reuters, 10.6.2021.

106

 »The agreement between the political parties is … only intact as long as the anticipated future independence is vaguely defined.« Marc Jacobsen, »The Power of Collective Identity Narration: Greenland’s Way to a More Autonomous Foreign Policy«, in: Arctic Yearbook 2015, S. 4, <https://arcticyearbook.com/arctic-yearbook/2015>.

107

 Website der Arctic Umiaq Line: <https://aul.gl/en>.

108

 Naalakkersuisut, Greenland in the World [wie Fn. 47], S. 27.

109

 US-Verteidigungsminister James Mattis drängte die dänische Regierung zu intervenieren, da er befürchtete, dass die Auftragsvergabe an eine chinesische Firma zu einer Präsenz Chinas führen könnte. Vgl. Drew Hinshaw/Jeremy Page, »How the Pentagon Countered China’s Designs on Greenland«, in: Wall Street Journal, 10.2.2019; Jacobsen/Olsvig, »From Peary to Pompeo« [wie Fn. 58], S. 131.

110

 Teis Jensen, »Greenland Shortlists Chinese Company for Airport Construction Despite Denmark’s Concerns«, Reuters, 27.3.2018; Paul, Der Kampf um den Nordpol [wie Fn. 79], S. 148f.

111

 »Greenland Picks Denmark as Airport Project Partner over Beijing«, Reuters, 10.9.2018.

112

 »The unprecedented growth of international interest in Greenland in the last five to ten years is largely due to an active international marketing campaign and strategic busi­ness strategy by the Bureau of Minerals and Petroleum (BMP).« Nuttall, »Narwhal Hunters, Seismic Surveys, and the Middle Ice« [wie Fn. 11], S. 364.

113

 Helmut Steuer, »China beflügelt Grönlands Traum von Unabhängigkeit und Wohlstand«, in: Handelsblatt, 24.4.2018; Michael Byers, »Greenland Creates Opportunities for Canada«, in: The Globe and Mail, 24.10.2019; Hermann, »USA umgarnen die Färöer und Grönland« [wie Fn. 65].

114

 Qujaukitsoq, zitiert nach Rudolf Hermann, »Grönland will mehr als bloss vom Fischen leben«, in: Neue Zürcher Zeitung, 31.10.2018.

115

 Ministry of Mineral Resources, Greenland’s Mineral Strategy 2020–2024, Februar 2020, <https://govmin.gl/publi cations/greenlands-mineral-strategy-2020-2024>.

116

 Grönland war mit Dänemark seit 1973 ein Mitglied der EU. 1979 hat Grönland den EU-Austritt erklärt, der 1985 wirksam wurde. Die Beziehungen wurden durch die Unterzeichnung einer Gemeinsamen Erklärung im Jahr 2015 erneuert.

117

 Europäische Kommission, »EU und Grönland unterzeichnen strategische Partnerschaft für nachhaltige Rohstoffwertschöpfungsketten«, Pressemitteilung, Brüssel, 30.11.2023.

118

 Der Entwurf für den EU Critical Raw Materials Act (EU CRMA) sieht den Ausbau europäischer Kapazitäten und internationaler Kooperation vor. Elmer Rietveld, »Brüssels Feuertaufe«, in: Internationale Politik, (2024) 2, S. 46–51.

119

 Greenland Resources Inc., »Greenland Resources Updates on Initiatives of the European Union«, Pressemitteilung, Toronto, 11.12.2023, <https://greenlandresources.ca/ data/news/PR-23-23-Greenland-Resources-Dec%2011-2023.pdf> (Abruf 2.3.2024).

120

 Maßgeblich sind die Sicherheitsregeln der Inter­national Atomic Energy Agency. Vgl. Breum, Cold Rush [wie Fn. 35], S. 164f, 184; Marc Lanteigne/Mingming Shi, »China Steps Up Its Mining Interests in Greenland«, in: The Diplomat, 12.2.2019; Gunnar Köhne, »Grönlands große Pläne für die Zukunft«, Deutschlandfunk, 24.2.2020.

121

 Rasmus Gjedssø Bertelsen/Jens Christian Justinussen/ Coco Smits, »Energy as a Developmental Strategy: Creating Knowledge-based Energy Sectors in Iceland, the Faroe Islands and Greenland«, in: Leif Christian Jensen/Geir Hønneland (Hg.), Handbook of the Politics of the Arctic, Cheltenham/North­ampton, MA: Elgar, 2015, S. 3–25 (18); Iselin Stensdal, »Much Ado about Something? China in Arctic Resource Development: Greenland and the Isua Iron-ore Project«, in: Svein Vigeland Rottem/Ida Folkestad Solvedt (Hg.), Arctic Governance. Norway, Russia and Asia, London: Tauris, 2020, S. 259–280 (266).

122

 Yang Jiang, China in Greenland. Companies, Governments, and Hidden Intentions?, Kopenhagen: DIIS, 26.10.2018 (DIIS Policy Brief); Stensdal, »Much Ado About Something?« [wie Fn. 121], S. 268.

123

 Breum, Cold Rush [wie Fn. 35], S. 134; Maurice Walsh, »›You Can’t Live in a Museum‹: The Battle for Greenland’s Uranium«, in: The Guardian, 28.1.2017; Mingming Shi/Marc Lanteigne, »The (Many) Roles of Greenland in China’s Developing Arctic Policy«, in: The Diplomat, 30.3.2018.

124

 Rudolf Hermann, »Grönland ist ein schlafender Riese für strategische Rohstoffe – Präsident Trump wollte ihn wecken«, in: Neue Zürcher Zeitung, 27.4.2021.

125

 »Kvanefjeld Rare Earth – Uranium Project«, in: Mining Technology, 11.1.2016, <http://www.mining-technology.com/ projects/kvanefjeld-rare-earth-uranium-project/> (Abruf 11.3.2024).

126

 Gry Thomasen, Zero Tolerance – A Policy That Never Really Was?, Kopenhagen: DIIS, 22.5.2014 (DIIS Comment); Nuttall, »Territory, Security, and Sovereignty« [wie Fn. 32], S. 284.

127

 Stacy Meichtry/Drew Hinshaw, »China’s Greenland Ambitions Run into Local Politics, U.S. Influence«, in: Wall Street Journal, 7.4.2021. Vgl. Greenland Minerals, Memorandum of Understanding Signed with Shenghe for the Commercialisation of the Kvanefjeld Project, 21.8.2018.

128

 »Kvanefjeld Rare Earth – Uranium Project« [wie Fn. 125].

129

 Byers, »Greenland Creates Opportunities for Canada« [wie Fn. 113]; Martin Breum, »Mining Project with Rare Earths and Uranium in Greenland Close to Approval«, in: HNN, 21.12.2020; Joe Gould/Aaron Mehta, »Trump Executive Order Targets Rare Earths Minerals and China«, Defense News, 1.10.2020; Shi/Lanteigne, »The (Many) Roles of Greenland in China’s Developing Arctic Policy« [wie Fn. 123]; Lanteigne/ Shi, »China Steps Up Its Mining Interests in Greenland« [wie Fn. 120].

130

 Martin Breum, »Greenland’s Premier Is Ousted from Party Leadership by a Rival Promising Stronger Pursuit of Independence«, in: Arctic Today, 30.11.2020.

131

 Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Seltene Erden. Rohstoffwirtschaftliche Steckbriefe, Hannover, April 2014, S. 5; Per Kalvig/Hans Lucht, Greenland’s Minerals to Consolidate China’s Rare Earth Dominance? No Green Future without China, Kopenhagen: DIIS, Februar 2021 (Policy Brief), S. 4. Siehe auch das Forschungsprojekt »Forschungsnetzwerk Nachhaltige Globale Lieferketten« der Stiftung Wissenschaft und Politik, <https://www.swp-berlin.org/die-swp/ueber-uns/ organisation/swp-projekte/forschungsnetzwerk-nachhaltige-globale-lieferketten>.

132

 »Greenland Goes to the Polls in Rare Earth Mining Election«, in: The Guardian, 6.4.2021.

133

 Weitere Sitze erhielten die Parteien Demokraatit mit 9,1 Prozent und drei Mandaten sowie Atassut mit 6,9 Pro­zent und zwei Mandaten. Statistics Greenland, Greenland in Figures 2023 [wie Fn. 1], S. 13.

134

 »Greenland Election: Opposition Win Casts Doubt on Mine«, BBC, 7.4.2021; Meichtry/Hinshaw, »China’s Greenland Ambitions Run into Local Politics« [wie Fn. 127].

135

 »Grönland: Múte Bourup Egede (34) regiert künftig die größte Insel der Welt«, euronews, 8.4.2021.

136

 »Greenland Ends Unsuccessful 50-year Bid to Produce Oil«, Reuters, 16.7.2021.

137

 Energy Transition Minerals (ETM), Overview of Statement of Claim, 20.7.2023, <https://etransmin.app.box.com/v/ Summary-SoC-ENG>.

138

 Robert C. Thomsen, »Sind Grönländer Inuit? Die Politik der Identität in Grönland«, in: Polarjournal, 10.12.2022, <https://polarjournal.ch/2022/12/10/sind-groenlaender-inuit-die-politik-der-identitaet-in-groenland/>.

139

 Skov, zitiert nach Breum, »Mining Project with Rare Earths and Uranium in Greenland Close to Approval« [wie Fn. 129].

140

 »Greenland Will Receive Approximately USD 22.8 Billion in Taxes, Royalties and Other Benefits if the Kvanefjeld Project Is Allowed to Proceed.« ETM, Overview of Statement of Claim [wie Fn. 137], S. 1.

141

 GMAS v. Greenland and Denmark. Request for Arbitration, <https://jusmundi.com/en/document/other/en-greenland-minerals-a-s-gmas-v-government-of-greenland-and-the-government-of-the-kingdom-of-denmark-procedural-order-no-1-monday-27th-march-2023> (Abruf 15.8.2024).

142

 ETM, Arbitration Proceedings with the Greenland Government and the Government of the Kingdom of Denmark. Filing of the State­ment of Claim, 20.7.2023, <https://wcsecure.weblink.com.au/ pdf/ETM/02688604.pdf>.

143

 »Strong forces within Siumut … want to unravel the ban on uranium mining … there might be a new chance for the Kuannersuit mine after the April 2025 [election, d. Verf.] in Greenland.« Martin Breum, »Chinese Linked Australian Mining Company Sues Greenland for Billions of USD over Lost Revenue«, in: Arctic Today, 11.10.2023; Gespräch mit Martin Breum in Kopenhagen, 25.10.2023.

144

 Jacques Hartmann/Ana E. Bastida/Ana Maria Daza-Clark, Transition Minerals: A Cautionary Tale from Greenland«, in: EJIL: Talk! (Blog of the European Journal of Inter­national Law), 29.1.2024.

145

 »Greenland’s Indigenous Population Favors Extracting and Exporting Sand From Melting Ice Sheet>, McGill Newsroom, 18.8.2022, <http://www.mcgill.ca/newsroom/channels/ news/greenlands-indigenous-population-favours-extracting-and-exporting-sand-melting-ice-sheet-340773>.

146

 Appeal to the Greenlandic and Danish Governments and the European Union to Help Protect the Greenlandic and Arctic Environment, Nuuk/Narsaq/Qaqortoq/Kopenhagen/Aarhus/Brüssel/ Amsterdam/Berlin, 10.2.2021. Vgl. Committee for Greenlandic Mineral Resources to the Benefit of Society, To the Benefit of Greenland, Nuussuaq: Ilisimatusarfik, University of Greenland und Kopenhagen, 24.1.2014.

147

 Braukmüller, Grönland [wie Fn. 15], S. 453.

148

 Mark Nuttall, »Subsurface Politics: Greenlandic Discourses on Extractive Industries«, in: Jensen/Hønneland (Hg.), Handbook of the Politics of the Arctic [wie Fn. 121], S. 105–127 (124) (»an industrial nation in the making«).

149

 In ersten Meldungen war von 3.000 Chinesen die Rede, die für dieses Projekt auf Grönland arbeiten sollten (reali­stisch etwa 1.350). Mittlerweile hat Nuuk dem chinesischen Unternehmen die Lizenz entzogen. Vgl. Stensdal, »Much Ado About Something?« [wie Fn. 121], S. 260, 264, 272; Jacob Gronholt-Pedersen, »Greenland Strips Chinese Mining Firm of License for Iron Ore Deposit«, in: Arctic Today, 22.11.2021; Peter Bakkemo Danilov, »Greenland Ruby Secures $18M in Financing«, in: Arctic Today, 11.5.2021.

150

 Ólafsson, zitiert nach Elías Thorsson, »Investors Rush to Amaroq’s Golden Greenlandic Venture«, in: Arctic Today, 15.3.2024.

151

 Nuttall, »Narwhal Hunters, Seismic Surveys, and the Middle Ice« [wie Fn. 11], S. 359.

152

 »Together, we must safeguard this globally significant region that will be a last refuge for ice-dependent species as the world warms.« World Wildlife Fund (WWF), Last Ice Area, <https://wwf.ca/habitat/arctic/last-ice-area/>.

153

 Nuttall, »Narwhal Hunters, Seismic Surveys, and the Middle Ice« [wie Fn. 11], S. 368.

154

 Statistics Greenland, Greenland in Figures 2023 [wie Fn. 1], S. 22f.

155

 Royal Greenland, Unser Erbe, <https://www.royalgreenland.de/royal-greenland/uber-royal-greenland/unser-erbe/>.

156

 Royal Greenland, Annual Report Royal Greenland A/S 1.1.2022–31.12.2022, Kopenhagen: EY Grønland, 9.5.2023, S. 16, 98–106.

157

 Naalakkersuisut, Greenland in the World [wie Fn. 47], S. 29.

158

 Hermann, »Grönland will mehr als bloss vom Fischen leben« [wie Fn. 114]; Kevin McGwin, »The EU Will Pay More to Fish Less in Greenland Waters«, in: Arctic Today, 12.1.2021; Observatory of Economic Complexity, Greenland, <https://oec.world/en/profile/country/grl>.

159

 Laura Gosse, »Tourism in the Arctic: A Catalyst for Good or Bad?«, WellBeing International, 31.3.2022, <https:// wellbeingintl.org/tourism-in-the-arctic-a-catalyst-for-good-or-bad/>; Sven Scheffler, »Coolcation – Sommerurlaub in kühleren Gefilden«, zdf heute, 19.7.2024.

160

 Anne Olga Syverhuset/Sigrid Engen/Rose Keller, »Can We Convince Tourists to Go Hiking without Leaving Any Traces?«, in: The Barents Observer, 5.7.2022; »Greenland Is Creating Conditions for Growth in the Tourism Industry«, in: Greenland. Greenland Business, Investment and Development in the Arctic Region, 14 (2023–24), S. 10–12 (11).

161

 Erfahrungen des Autors in Ilulissat im Juni 2022.

162

 Association of Arctic Expedition Cruise Operators (AECO), Willkommen in der Arktis, <https://www.aeco.no/wp-content/uploads/2018/08/Visitors-Guidelines-DE-FINAL.pdf> (Abruf 15.1.2022).

163

 Auswärtiges Amt, Dänemark: Reise- und Sicherheitshinweise [wie Fn. 6].

164

 Siehe Paul, Der Kampf um den Nordpol [wie Fn. 79], S. 79f.

165

 »Cruise Ship Runs Aground in Greenland with 206 Passengers Onboard«, in: The Guardian, 13.9.2023.

166

 Allein die Insektenplage erkannte er als andauerndes Problem (»The permanent difficulty is the swarms of insect life that are bred in the swelter of the polar summer.«) Vilhjálmur Stefansson, The Northward Course of Empire, New York: Harcourt, Brace and Company, 1922, S. 188. Vgl. Bernd Brunner, Die Erfindung des Nordens. Kulturgeschichte einer Himmelsrichtung, Berlin: Galiani, 2019, S. 157–159; John English, Ice and Water. Politics, Peoples, and the Arctic Council, Toronto: Allen Lane, 2013, S. 83; Charles Emmerson, The Future History of the Arctic. How Climate, Resources and Geopolitics are Reshaping the North, and Why it Matters to the World, London: Vintage Books, 2011, S. 23–33.

167

 Europäische Kommission/Hohe Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik, Gemeinsame Mitteilung an das Europäische Parlament und den Rat. Eine integrierte Politik der Europäischen Union für die Arktis, Brüssel, 27.4.2016, S. 10f.

168

 Ein Wortspiel, das Einhorn (unicorn) mit Kabeljau (cod) kombiniert. Als Einhorn wird ein Start-up-Unter­nehmen mit einer Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar (weltweit) oder Euro (in Europa) bezeichnet.

169

 Michelle Spinei, »Kerecis Becomes Iceland’s First Unicorn after Being Acquired by Coloplast for Up to $1.3 Billion«, Northstack, 7.7.2023.

170

 Nelli Mikkola/Linda Randall/Annika Hagberg (Hg.), Green Growth in Nordic Regions – 50 Ways to Make it Happen, Stockholm: Nordregio, 2016.

171

 »›Wir wollen unser Wasser mit der Welt teilen‹. Grönlands Energieminister über Schmelzwasser als Schatz – und die Zukunft der Schlittenhunde«, in: Der Tagesspiegel, 17.2.2020.

172

 Seitdem wurden fünf Wasserkraftwerke gebaut, die Nuuk, Qaqortoq/Narsaq, Sisimiut, Ilulissat und Tasiilaq versorgen. Kleinere Städte, Siedlungen und Außenbezirke sind weiter auf fossile Brennstoffe angewiesen. Siehe Statistics Greenland, Greenland in Figures 2023 [wie Fn. 1], S. 16.

173

 Mondrup, zitiert in »Greenland Is Growing with Its Own Energy«, in: Greenland. Greenland Business, Investment and Development in the Arctic Region, 13 (2021–22), S. 4–5. Vgl. Jonathan Baker, »Turning Point in Iceland-Greenland Relations Emerge with New Report«, Icenews, 27.1.2021.

174

 Siehe Ulrik Pram Gad, Nuuk as a Diplomatic Scene, Kopenhagen: DIIS, 22.9.2022.

175

 Zuletzt übermittelte im Juni 2023 die norwegische Wahrheits- und Versöhnungskommission ihren Abschlussbericht an das Parlament. Astrid Nonbo Andersen/Astri Dankertsen/Otso Kortekangas, Will Norway’s Truth and Reconciliation Process Bring Change?, Kopenhagen: DIIS, 31.8.2023.

176

 So z.B. in der Spracherziehung; siehe April Hudson, »Greenland Offers a Roadmap for How to Get Inuktut Taught in Nunavut’s Schools«, CBC News, 24.4.2022.

177

 Malaurie, Mythos Nordpol [wie Fn. 68], S. 390.

178

 Braukmüller, Grönland – gestern und heute [wie Fn. 15], S. 452.

179

 »Russland ist offiziell ein föderaler Staat, tatsächlich aber wird der Kreml immer mächtiger«, beklagte eine russi­sche Aktivistin aus Petrosawodsk. Nur vor Ort sei zu ver­stehen, welche Politik hier benötigt werde. Zitiert nach Oliver Bilger (Protokolle), »Russland steht ein heißer Frühling bevor«, in: Der Tagesspiegel, 31.3.2021.

180

 Siehe Nuttall, Climate, Society and Subsurface Politics in Greenland, S. 87, 97–101.

181

 Meral Jamal, »Lost Trail: Study Finds Inuit Losing Access to Old Paths«, Nunatsiaq News, 17.2.2023.

182

 »At the heart of Inuit culture, is the preservation and long-term protection of the living resources, on which life in the Arctic has always depended. These living resources are key to my identity and to that of my people«; Premier Hammond, zitiert nach Jacobsen, »The Power of Collective Identity Narration« [wie Fn. 106].

183

 Kirkegaard, zitiert nach Marzio G. Mian, Die neue Arktis. Der Kampf um den hohen Norden, Wien/Bozen: Folio Verlag, 2019, S. 24.

184

 Pia Heinemann, »Zwei Millionen Jahre altes Ökosystem rekonstruiert«, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.12.2022.

185

 Bertelsen/Justinussen/Smits, »Energy as a Develop­mental Strategy« [wie Fn. 121], S. 19; Grydehøj, »Government, Policies, and Priorities in Kalaallit Nunaat (Greenland)« [wie Fn. 101], S. 221.

186

 »Though increasing, the education level in Greenland remains the lowest in the Nordic Nations. Over half of the population of 25–64 years old has no education above the lower-secondary level, compared to about 1/4 in other Nordic countries.« Statistics Greenland, Greenland in Figures 2023 [wie Fn. 1], S. 12.

187

 Blinken und Frederiksen, zitiert nach Kai Strittmatter, »Destination Arktis«, in: Süddeutsche Zeitung, 18.5.2021.

188

 U.S. Department of Defense, »Opening of U.S.-Denmark Defense Cooperation Agreement Negotiations«, Pressemitteilung, Washington, D.C., 10.2.2022, <https:// www.state.gov/opening-of-u-s-denmark-defense-cooperation-agreement-negotiations/>; »Agreement on Defense Cooperation between the Government of Denmark and the Government of the United States of America«, <https://www.fmn.dk/ globalassets/fmn/dokumenter/nyheder/2023/-us-denmark-dca-den-prime-english-20dec2023-.pdf>.

189

 »For Greenland, defense is considered a threat to in­dependence because defense is expensive and currently not factored into the financial cost of independence by the Government of Greenland.« Gad/Rud/Jacobsen/Rasmussen, »Greenland’s Desecuritization of Security and Defense« [wie Fn. 53], S. 245f.

190

 »In matters which exclusively concern Greenland, the Government may authorise Naalakkersuisut to conduct the negotiations, with the cooperation of the Foreign Service.« Act on Greenland Self-Government [wie Fn. 23], §12.1.

191

 »The powers granted to Naalakkersuisut … shall not limit the Danish authorities’ constitutional responsibility and powers in international affairs, as foreign and security policy matters are affairs of the Realm.« Act on Greenland Self-Government [wie Fn. 23], §11.2–3.

192

 Motzfeldt, zitiert nach »Historic Hans Island Agreement with Canada Moves from Copenhagen to Greenland«, in: Eye on the Arctic, 17.2.2023.

193

 Motzfeldt, zitiert nach Martin Breum, »Greenland Expects the First Draft of a New Constitution Soon«, in: Arctic Today, 28.1.2023.

194

 Martin Breum, »Greenland Drafts Constitution for Its Ultimate Independence«, in: Arctic Today, 17.5.2023.

195

 Breum, »Greenland’s Premier: ›We Must Work towards Independence‹« [wie Fn. 100].

196

 Gespräche des Autors im Oktober 2023 in Kopenhagen. Vgl. Sara Olsvig/Ulrik Pram Gad, Greenland Obviously Has Its Own Defense Policy – but It Needs Anchoring to Be Sustainable, Kopenhagen: DIIS, November 2021 (DIIS Policy Brief).

197

 Kopenhagen will in den Jahren 2024 bis 2033 ins­gesamt rund 19,2 Milliarden Euro in die Verteidigung investieren. Siehe Jacob Gronholt-Pedersen, »Denmark Boosts Arctic Defense Spending«, in: Arctic Today, 11.2.2021; »Dänemark will fast 20 Milliarden Euro in Verteidigung investieren«, in: Handelsblatt, 30.5.2023.

198

 »We have a special obligation to our immediate area, and the Kingdom of Denmark will in future take greater responsibility for security in the entire region. This entails that we need to use more muscle in the Arctic and the North Atlantic.« Zitiert nach Astri Edvardsen, »New Agreement Secures Danish Drone Surveillance in the Arctic«, in: HNN, 24.1.2024.

199

 Ebd.

200

 Ebd.

201

 Danish Ministry of Defense, »New Political Agreement on Arctic Capabilities for 1.5 Billion DKK«, 11.2.2021, <http://www.fmn.dk/en/news/2021/new-political-agreement-on-arctic-capabilities-for-1.5-billion-dkk/>; Knudsen, »Blinder Fleck im Nordatlantik« [wie Fn. 38].

202

 »This education also gives young people a unique opportunity to gain study credits, which can give them access to Greenlandic education programs within preparedness and the police profession. We also hope it can create fertile ground for more young people in Greenland to try out for the Armed Forces afterward.« Andersen, zitiert nach Astri Edvardsen, »The Danish Armed Forces Launches New Arctic Education Program in Greenland«, in: HNN, 13.11.2023; E-Mail-Korrespondenz des Autors mit JACO-Offizier, 26.1.2024.

203

 Navigationssystem und GPS-Gerät für Outdoor-Aktivitäten.

204

 E-Mail-Korrespondenz des Autors mit JACO-Offizier, 26.1.2024 und 9.2.2024.

205

 Dies betrifft die 2019 verhandelten Memoranden: »Greenlandic government officials and politicians highlighted the importance of negotiating directly with the US, with minimal or without any involvement of Denmark.« Olsvig, »›Uagununa nunarput‹ (›It’s Our Country‹)« [wie Fn. 69], S. 93.

206

 Chemnitz, zitiert nach Edvardsen, »New Agreement Secures Danish Drone Surveillance in the Arctic« [wie Fn. 198].

207

 Naalakkersuisut, Greenland in the World [wie Fn. 47], S. 15 (»extending its territorial waters from 3 to 12 nautical miles«).

208

 »The Arctic serves as an avenue for power projection to Europe and is vital to the defense of Atlantic sea lines of communication between North America and Europe.« U.S. Department of Defense, 2024 Arctic Strategy, Washington, D.C., Juni 2024, S. 2.

209

 Emelie Moregård, Nordic Response 2024 – NATO Returns to the North in Large Scale, Stockholm: Swedish Defence Research Agency (FOI), April 2024 (FOI Memo 8504), <https://www.foi.se/rest-api/report/FOI%20Memo%208504>.

210

 James G. Foggo, Exercise Formidable Shield: An Enduring Legacy of Learning in Integrated Air and Missile Defense​«, Arlington, VA: Center for Maritime Strategy, 15.5.2023, <https:// centerformaritimestrategy.org/publications/exercise-formi dable-shield-an-enduring-legacy-of-learning-in-integrated-air-and-missile-defense/>.