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Die Transformation der Chinesischen Volksbefreiungs­armee vom Massenheer zur »Weltklasse-Armee«

Fortschritte und Herausforderungen auf dem Weg zu teilstreitkräftegemeinsamer Operationsführung

SWP-Studie 2025/S 10, 10.06.2025, 37 Seiten

doi:10.18449/2025S10

Forschungsgebiete

Dr. Christian Wirth ist Wissenschaftler in der Forschungsgruppe Asien.
Der Autor dankt Clara Hörning für die Forschungsassistenz.

  • Die chinesische Volksbefreiungsarmee (People’s Liberation Army, PLA) unterliegt derzeit einem Prozess grundlegender struktureller Reformen. Diese sollen ihre Einsatzbereitschaft und Schlagkraft erhöhen.

  • Der Imperativ eines gegenüber der Parteiführung loyalen Militärs dominiert die Verteidigungspolitik und durchdringt die Organisations­­kultur der Armee.

  • Die Zentralisierung der Entscheidungsgewalt beim Vorsitzenden der Zentralen Militärkommission, Xi Jinping, und dessen Beharren auf strikter Parteidisziplin widersprechen der auftragsorientierten Opera­tionsführung, wie sie die Militärdoktrin vorgibt.

  • Die Fähigkeit zur teilstreitkräftegemeinsamen Operationsführung (Joint Warfare) setzt verstärkte Übungstätigkeiten voraus. Sie kann bestenfalls nach einem Generationenwechsel unter den Kommandeuren erlangt werden.

  • Die Strukturen und Entscheidungsprozesse in der PLA bleiben intrans­parent. Sie fördern Gruppendenken und erschweren den Informationsaustausch mit externen Akteuren erheblich.

  • Weil auch in Europa verstärkt eine Bedrohung durch China wahr­genom­men wird und sich die Spannungen zwischen China und den USA verschärfen, gewinnen direkte Kontakte zur PLA an Bedeutung. Neben reprä­sentativen Treffen mit dem Verteidigungsministerium, der Zentralen Militärkommission und Kommandeuren der Teilstreitkräfte sollten vor allem informellere Formate aktiver und strategischer genutzt werden.

Problemstellung und Empfehlungen

Bis zum hundertsten Jahrestag der Gründung der Volksrepublik im Jahr 2049 will die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) ihr selbstgestecktes Ziel erfüllen, das Land zu Wohlstand und international anerkannter Größe zurückzuführen. Diese Mission, deren Voll­endung in der Parteidiktion auch als »Chinesischer Traum« bzw. »Nationale Erneuerung« bezeichnet wird, wirft ein Schlaglicht auf den umstrittenen Status Taiwans. Auch Streitigkeiten über die Abgrenzung maritimer Zonen im Ost- und im Südchinesischen Meer und über den Grenzverlauf mit Indien erhalten damit eine brisante sicherheitspolitische Dimension. Denn die KPCh erachtet diese Räume an Chinas Peri­pherie als integrale Bestandteile des einst durch die Kolonialmächte zerteilten und nun wiederzuvereinigenden Territoriums.

Entsprechend beinhaltet der Weg der Nationalen Erneuerung auch intensivierte Anstrengungen zur Transformation der Volksbefreiungsarmee (People’s Liberation Army, PLA) in eine »Weltklasse-Armee«. Zur Realisierung dieses »Chinese Military Dream« muss die PLA ihre Vergangenheit als eines auf Territorialverteidigung ausgerichteten Massenheeres hinter sich lassen. Grundlegende, seit 2015 implementierte Re­formen sollen sie dazu befähigen, in Konflikten hoher Intensität an Chinas Peripherie zu bestehen. Obwohl die PLA als Armee der Partei – nicht des Staates – nach wie vor primär die Herrschaft der KPCh zu sichern hat, soll sie außerdem dabei helfen, die chinesischen Interessen in einer zunehmend multipolaren Welt mit Nachdruck zu versehen.

Die Frage ist deshalb, inwieweit die PLA wirklich befähigt worden ist, im Krieg gegen einen modernen Gegner (peer competitor), jenseits der von China aktuell kontrollierten Grenzen, zu bestehen. Dies zu wissen ist auch von Interesse für Entscheidungsträger in Europa. Als Verfechter einer auf dem Völkerrecht basierenden internationalen Ordnung und als Alliier­ter der USA wird es auch für Deutschland immer schwieriger, den Konfliktdynamiken in Ostasien passiv entgegenzusehen. Denn »lokale Kriege« an Chinas Peripherie würden sich nicht nur über Deutschlands wirtschaftliche Verflechtungen mit der Volksrepublik auswirken. Neben der Frage der rus­sisch-chinesischen Partnerschaft wirkt auch Deutschlands Engagement im Rahmen der Indo-Pazifik-Leit­linien und der Kooperation der Nato mit Australien, Japan, Neuseeland und Südkorea auf die Bedrohungs­wahrnehmung in Europa zurück. Nicht zuletzt be­trachten die USA China als die globale Bedrohung, nach der jegliches außen- und sicherheitspolitisches Handeln ausgerichtet werden muss. Dieser begegnet man in Washington mit ebenso umfassenden natio­nalen (whole of government) wie internationalen Strate­gien zur Eindämmung (integrated deterrence). Die sicher­heitspolitische Lage rund um China bestimmt daher unweigerlich auch Deutschlands wirtschafts-, außen-, und sicherheitspolitische Handlungsspielräume.

Die zentrale Forschungsfrage ist also, wie erfolgreich China mit seinem Vorhaben ist, die Fähigkeit zur Führung teilstreitkräftegemeinsamer (integrated joint; chinesisch: yiti hua lianhe zuo­zhan) Operationen aufzubauen. Während eine abschließende Beurteilung der Leistungsfähigkeit der PLA nur im Nachgang eines Konflikts möglich sein wird, kann eine Bewer­tung der jüngsten Reformen – ergänzt durch eine systematische Untersuchung der institutionellen Anpassungen – durchaus Anhaltspunkte über die Verfasstheit der PLA geben. Zu diesem Zweck wird der erste Abschnitt der vorliegenden Studie zunächst eine Übersicht liefern über die derzeitigen Reformbemühungen und diese historisch einordnen. Danach wird aufgezeigt, wie sich die Verschränkung von Politik und Militär im Einparteienstaat auf die Führung in der PLA auswirkt. Im Anschluss daran werden die militärtheoretischen und doktrinären Grundlagen umrissen. Diese bilden die Basis für die im Folgenden erläuterten Reformen der Kopfstruktur und der mili­tärischen Formationen der Volksbefreiungsarmee. Der letzte Abschnitt beinhaltet eine Analyse der chinesischsprachigen Medienberichterstattung über die Übungstätigkeit der PLA.

Weil die chinesischen Streitkräfte über keine Erfah­rungen aus Konflikten des 21. Jahrhunderts verfügen und Entscheidungsprozesse innerhalb des Regierungs­apparats kaum nachvollziehbar sind, ist die Beantwortung der Forschungsfrage nur annäherungs­weise möglich. Zahlreiche Schlüsseldokumente bleiben unter Verschluss. Und sowohl Analysen wie Medienberichte sind stets als Kommunikation an oder für die KPCh-Führung zu verstehen. Deshalb wendet die vorliegende Studie eine für das Forschungsgebiet international etablierte Methodik an: Die Auswertung autoritativer und semi-autoritativer Quellen wird er­gänzt durch eine Betrachtung der doktrinären Debat­ten und beobachtbaren Entwicklungen auf der Ebene der Truppe. Der aktuelle Stand der Forschung dazu wird ebenfalls aufbereitet.

Die Analyse macht deutlich, dass der Imperativ einer geschlossenen Parteiführung und ihr loyalen Armeeführung auch nach grundsätzlich erfolgreichen Reformbemühungen die Verteidigungspolitik be­stimmt und die Organisationskultur der PLA durch­dringt. Dieser Imperativ bedingt eine extreme Zentra­lisierung der Entscheidungsgewalt beim Vorsitzenden der Zentralen Militärkommission (ZMK) in der Person Xi Jinpings. Die damit verbundene faktische Delega­tion von Verantwortung über alle Hierarchiestufen nach oben schränkt die eigentlich angestrebte auf­tragsorientierte Operationsführung militärischer Kom­mandeure stark ein. Trotz großer Fortschritte wird auch deshalb das übergeordnete Ziel einer teil­streitkräftegemeinsamen Operationsführung besten­falls dann erreichbar, wenn eine neue Generation von Kommandeuren mit Laufbahnerfahrungen außerhalb ihrer jeweiligen Teilstreitkraft höhere Führungs­positionen übernommen hat und in großen Manövern auf operativer Stufe ausgebildet worden ist.

Auch nach Abschluss historischer Reformschritte sind die Entscheidungsprozesse innerhalb der PLA jedoch intransparent; die Armee der Partei bleibt, selbst im chinesischen Kontext, ein in sich geschlossenes System. Dies fördert Gruppendenken und er­schwert den effektiven Informationsaustausch mit der Außenwelt erheblich. Weil auch in Europa ver­stärkt Bedrohungen durch China wahrgenommen werden, gewinnen direkte Gesprächskanäle mit der PLA deshalb für Deutschland an Wichtigkeit. Zusätz­lich zu repräsentativen Kontakten sollten vor allem informellere Austauschformate aktiv und mit lang­fristiger Perspektive genutzt werden, um die Denk- und Handlungsweise der chinesischen Armeeführung besser einordnen und eigene Beurteilungen, Erwar­tungen und auch Bedrohungswahrnehmungen regel­mäßig und direkt kommunizieren zu können.

Die Reform der Volksbefreiungsarmee

Mehr noch als seine Vorgänger bemüht Staatspräsident Xi Jinping das Narrativ von Chinas Wiederaufstieg vom »Jahrhundert der Demütigung« zu vergangener Größe.1 Auf diesem Weg seien die Partei, die Kom­munistische Partei Chinas (KPCh), und die chinesische Volksbefreiungsarmee (People’s Libera­tion Army, PLA) unzertrennlich verbunden. Doch der Zustand der Armee gab seit längerem Anlass zur Sorge.

Technologische Fortschritte, strukturelle Probleme

Trotz großer Fortschritte bei der Modernisierung der Volksbefreiungsarmee, zu denen auch der Aufbau einer potenten Rüstungsindustrie und eine verbesserte Ausbildung der Truppe zu zählen waren, hielten sich lange Zeit erhebliche Zweifel an der Leistungs­fähigkeit der PLA, jenseits von Paraden und orchestrierten Manövern. Auch nachdem Generalsekretär Hu Jintao im Jahr 2004 die Streitkräfte durch zwei neue »historische Missionen« mit dem Schutz von Chinas wirtschaftlichen Interessen in Übersee und Beiträgen zur internationalen Friedensförderung beauftragt hatte,2 bestand die historisch gewachsene Dominanz des Heeres (People’s Liberation Army Ground Force, PLAGF) innerhalb des chinesischen Militärs fort. Damit wurde auch dessen Organisationskultur weiter­hin von der Mentalität der Landstreitkräfte und deren Denken in Kategorien der infanteristischen Territorial­verteidigung beherrscht. Es gelang auch nicht, struk­turell bedingte Ineffizienzen und weitverbreitete Kor­ruption innerhalb der PLA zu reduzieren. Im Gegen­teil: Der Status als Armee der Partei verlieh der PLA eine nahezu komplette Immunität gegenüber Refor­men des Staatsapparats.3

Der Status als Armee der Partei verlieh der PLA eine nahezu komplette Immunität gegenüber Reformen des Staatsapparats.

Unter chinesischen Analysten und bei militärischen Eliten entbrannten intensive Diskussionen über diverse, scheinbar unlösbare Probleme und Widersprüche im Bereich der PLA. So wurden große Dis­krepanzen zwischen den Aufträgen an die Armee und der dafür zur Verfügung stehenden Ausrüstung be­klagt. Und auch die Kompetenz der Kommandeure, Operationen zu führen, wurde offen in Frage gestellt. Davon zeugen Debatten in Fachzeitschriften, die immer wieder unter ähnlichen Schlagworten geführt wurden: »zwei Unvereinbarkeiten«, »grundsätzliche Widersprüche«, »zwei große Lücken«, »drei Fraglichkeiten«, »zwei Unzulänglichkeiten« und »fünf Un­fähigkeiten«.4 Vor allem die Defizite der sogenannten »fünf Unfähigkeiten« der militärischen Befehlshaber wogen schwer. Denn die Kommandeure wurden für unfähig befunden, 1) geeignete Lagebeurteilungen vorzunehmen, 2) die Vorgaben der vorgesetzten Stel­len korrekt zu erfassen, 3) rechtzeitig klare Ent­scheidungen über die Operationsführung zu treffen, 4) geeignete Verbände zusammenzustellen und ein­zusetzen und 5) mit unerwarteten Situationen um­zugehen.5 Diese eklatanten Schwächen konnten auch durch die Einführung moderner Aufklärungs-, Füh­rungs- und Waffensysteme nicht kompensiert werden. Zudem beeinträchtigt dieser Mangel an Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten die Loyalität der Militärs zur Partei im Krisenfall. Vor allem konnte die PLA so nicht zur Durchführung von teilstreitkräfte­gemein­samen Operationen befähigt werden, wie sie die heutige Kriegführung erfordert.

Das leninistische Streitkräftemodell, auf dem die Volksbefreiungsarmee basierte, war aus der Zeit ge­fallen. Drei Kernprobleme mussten behoben werden:6 Erstens hatten die vier Hauptabteilungen (General Departments) als direktunterstellte Administrations­bereiche der Zentralen Militärkommission ZMK über die Jahre die Autorität dieses obersten militärischen Führungsgremiums unterminiert. Es bestanden vier Silo-artige, in sich autonome, durch die jeweiligen ZMK-Mitglieder beherrschten Reiche. Zweitens durch­drang das Heer, die PLAGF, mit ihrer personellen Übermacht alle Bereiche. Statt wie die anderen Teil­streitkräfte über ein eigenes Kommando zu verfügen, fungierten die vier Hauptabteilungen und die Ver­waltungen der Militärregionen als ihre ausführenden Organe. Drittens fehlte auf militärstrategischer und operativer Stufe eine permanente, die Operationen steuernde Instanz. Erst im Kriegsfall sollte eine ein­satzorientierte Kommandostruktur aufgebaut werden.

Trotz dieser Erkenntnisse verfügten die Führungsriegen um Generalsekretär Jiang Zemin (amtierend von 1989–2002) und seinem Nachfolger Hu Jintao (2002–2012) über zu wenig Macht, um strukturelle Reformen gegen die tief verwurzelten Partikular­interessen innerhalb der PLA umzusetzen. Dies änderte sich im Jahr 2013.

Grundlegende Reformen

Als Sohn eines Parteikaders der ersten Generation mit entsprechenden persönlichen Kontakten in die PLA und dank seiner herausgehobenen, seit Deng Xiao­ping nicht mehr dagewesenen starken Stellung inner­halb der KPCh als »Vorsitzender auf Lebenszeit« ver­fügte und verfügt Xi Jinping über eine viel größere Autorität als seine Vorgänger. Mit Xi an der Spitze konnte die Parteiführung eine tiefgreifende Reform der Volksbefreiungsarmee durchsetzen. Im November 2013 wurde anlässlich des dritten Plenums des 18. Parteikongresses ein umfassendes Reformkonzept beschlossen. Xi selbst übernahm den Vorsitz der sogenannten »Kleinen Führungsgruppe zur Reform der Nationalen Verteidigung und des Militärs«.7 In den Jahren 2015 und 2016 wurden sodann verschiedene Maßnahmenpakete angekündigt.8 Sie stellen, wie im Rahmen des 19. Parteikongresses im Oktober 2017 kommuniziert wurde, den ersten von drei Schrit­ten hin zu einer »Weltklasse-Armee« dar:9

  1. Bis 2020 sollte das Heer vollständig »mechanisiert«, das heißt mit gepanzerten Fahrzeugen ausgerüstet sein; begleitet werden sollte dieser Prozess von der Einführung von Informationstechnologie und der Fortentwicklung strategischer Fähigkeiten.

  2. Bis 2035 soll die Modernisierung der Streitkräfte abgeschlossen werden.

  3. Bis 2049 soll der Status einer Weltklasse-Armee erreicht werden.

Um die PLA kriegstüchtig zu machen, reformierte man in einer ersten Phase nach 2015 die Kopfstruktur (»above the neck«) grundlegend (siehe Grafik 1).10 Die vier General Departments wurden aufgehoben und ihre Funktionen in der ZMK zusammengeführt, deren Operationsplanungs- und -führungskapazitäten ver­stärkt wurden. Gleichzeitig wurden die sieben Militär­regionen durch fünf teilstreitkräftegemeinsame Führungskommandos (Theater Commands, TC, siehe Grafik, S. 26) ersetzt. Diese haben nun die Kom­mandogewalt (Operational Control) über die Truppen der Teilstreitkräfte Heer (PLAGF), Luftwaffe (People’s Liberation Army Air Force, PLAAF), Marine (People’s Liberation Army Navy, PLAN) und über die konventionell bewaffneten Komponenten der Raketenstreit­kräfte (People’s Liberation Army Rocket Force, PLARF) in ihren jeweiligen, territorial definierten Verantwortungsbereichen.

Grafik 1: Organigramm der chinesischen Volksbefreiungsarmee (People's Liberation Army, PLA)Grafik 1

Die zweite Phase des Umbaus der militärischen Verbände unterhalb der Kopfstruktur (»below the neck«) währte bis 2020 bzw., wegen der Verzögerung durch die Covid-19-Pandemie, bis 2023. Zunächst wurde die Anzahl der Soldaten und Soldatinnen um weitere 300.000 auf ungefähr zwei Millionen Per­sonen reduziert.11 Dem Bestreben entsprechend, die PLA in eine schlagkräftige Streitmacht zu transformieren, die zu Operationen an Chinas Peripherien und besonders in maritimen Räumen fähig ist, be­trafen diese Reduktionen vor allem das Heer. Neben der Verkleinerung von Verwaltungsorganen und einer Verschlankung von Stäben, begleitet von einer klareren Trennung von administrativen und opera­tionellen Aufgaben, wurden auch die Truppenteile von der Ebene Armeekorps bis hinunter zum Batail­lon umgebaut.

Diese Reformen gingen mit einer stärkeren Konzentration der Macht in der auf sieben Mitglieder verkleinerten ZMK und insbesondere bei dessen Vorsitzendem, Generalsekretär Xi, einher. Es ist also eine Rekalibrierung der zivil-militärischen Beziehungen zu beobachten. Ein Verständnis dieses Verhältnisses zwischen Partei und PLA und seiner Veränderungen ist unabdingbar, um die Art und Umsetzung der Reformen erfassen zu können.

Zivil-militärische Beziehungen im Einparteienstaat

Mit ihrem Sieg über die rivalisierenden Nationalisten der Kuomintang im Jahr 1949 hatte die Volksbefreiungsarmee die Kommunistische Partei an die Spitze des modernen Staates gebracht. Während der Kultur­revolution (1966–1976) und der Tiananmen-Proteste (1989) hat sie diese auch vor dem Machtverlust be­wahrt. Staat, Partei und PLA stehen deshalb in einem symbiotischen Verhältnis zueinander.12

Entpolitisierung unter Mao Zedongs Nachfolgern

Als Deng Xiaoping ab den späten 1970er Jahren der wirtschaftlichen Entwicklung und Öffnung des Landes Vorrang einräumte, schwand die Bedeutung der PLA. Obwohl nationale Verteidigung eine der Dimensionen von Dengs »Vier Modernisierungen« darstellte, musste das Militär, das trotz einer Truppen­reduktion von einer Million Mann unterfinanziert war, zum kommerziellen Akteur werden. Als alter­native Geldquellen erschloss die PLA zum Beispiel die Landwirtschaft, Transportbetriebe, Hotels, Bergbau­gesellschaften und Industrieunternehmen.

Auch die Rolle der Generalität im Kampf um die Macht in Partei und Staat trat in den Hintergrund. Denn als einstiger Mitstreiter Maos konnte sich Deng, neben seiner persönlichen Autorität als Teil der kommunistischen Widerstandsbewegung, auf loyale Weggefährten aus der Zeit des Bürgerkriegs vor 1949 stützen. Gleichwohl setzte er diese Macht ein, um Reformer wie Generalsekretär Hu Yaobang und Premier Zhao Ziyang in die Schranken zu weisen und Protestbewegungen, wie im Juni 1989, zu unter­drücken.

Auch Jiang Zemin, der Nachfolger Dengs, nutzte seine Position an der Spitze der ZMK, um den Einfluss seines Rivalen und Nachfolgers Hu Jintao zu begren­zen. Aber ohne selbst Dienst in der PLA geleistet zu haben oder mit Mao verbunden gewesen zu sein, ver­fügten weder Jiang noch Hu über die Autorität, um die PLA zu disziplinieren. Trotz ihrer institutionell abgesicherten Vormachtstellung mussten sie um die Gefolgschaft der Generäle werben. Dies geschah durch regelmäßige Truppenbesuche und andere ritualistische Ehrenbekundungen, die widerspruchslose Genehmi­gung von Beförderungsvorschlägen und drastische Erhöhungen der Verteidigungsausgaben, vor allem der Gehälter. So war es Jiang erst nach acht Jahren als ZMK-Vorsitzendem und einem Generationenwechsel in diesem Gremium gelungen, Truppenreduktionen um 500.000 und später um weitere 200.000 Mann durchzusetzen.13 Ebenso vermochte er es, Forderungen der PLA-Führungsspitze nach Vergeltungsmaßnahmen gegen die USA, zum Beispiel nach der Bom­bardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad im Mai 1999, zurückzuweisen und den Bau von Flugzeug­trägern auf die lange Bank zu schieben.14 Die ebenfalls von Jiang begonnene Devestition aus kommerziellen Aktivitäten wurde indes erst 2015 abgeschlossen.15 Dagegen war Hu bis zum Ende seiner zweiten Amts­zeit nicht in der Lage, eine zur Effizienzsteigerung notwendige zusätzliche Truppenreduktion zu erwir­ken und die Militärregionen zu reorganisieren.

Insgesamt lässt sich in der Periode von 1989 bis 2012 eine Verfestigung der Grenzen zwischen der KPCh und der PLA beobachten: Die Armee hatte sich zu einem bürokratischen Akteur mit Fokus auf tech­nische, militärische Expertise entwickelt.16 Nicht zuletzt etablierte sich ein Tabu von unautorisierten Kontak­ten zwischen zivilen und militärischen Kadern.17 Diese professioneller aufgestellte Volks­befreiungsarmee blieb jedoch trotz erheblicher Fort­schritte bei der Entwicklung neuer Waffensysteme und organisatorischer Anpassungen hin zu einer Stärkung der Luftwaffe und der Marine durch ein enormes Maß an Trägheit bis Reformunfähigkeit gekennzeichnet. Angesichts der wachsenden innen- und sicherheitspolitischen Herausforderungen be­unruhigte dieser Mangel an Kontrolle und fehlender militärischer Schlagkraft die Parteieliten zunehmend.

Repolitisierung unter Xi Jinping

Anders als seine Vorgänger nahm sich Xi der Volks­befreiungsarmee prioritär und proaktiv an. Er tat dies auch, um seine Stellung in der PLA als weitere un­abhängige Basis für die Kontrolle über die Partei zu nutzen. Dabei halfen lange zurückreichende persön­liche Kontakte zu Generälen wie Zhao Keshi und Zhang Youxia. Zhang hatte einst mit Xis Vater im Militär gedient. Und Xi stützte sich zunächst auf Offiziere, mit denen er während seiner früheren Führungsfunktionen in den Provinzen Fujian und Zhejiang zusammengearbeitet hatte.18 Zudem wird von der Parteipropaganda hervorgehoben, dass Xi nach seinem Studium für drei Jahre selbst als Sekretär in der ZMK gearbeitet habe und damit ein Veteran sei. Betont wird auch seine angebliche Nähe zur Truppe, die er nicht »von hinter dem Schreibtisch«, sondern aus ihrer Mitte heraus führe.19 Xis diverse Auftritte in feldgrüner Kleidung, in offenen Wagen bei Paraden und von Soldaten umringt, sollen diese Botschaft ebenso unterstreichen wie die zahl­reichen Besuche in militärischen Hauptquartieren. Dass Xis Ehefrau, eine der bekanntesten Sängerinnen des Landes, lange im Gesangs- und Tanzensemble der PLA aktiv gewesen ist, festigt sein Image als Mann mit großer Nähe zum Militär.

Um Xi eine bessere Kontrolle zu ermöglichen, wurden zudem die Instrumente zur Beaufsichtigung der PLA gestärkt. Die Discipline Inspection Commission, das Audit Bureau als oberstes Organ der Militärjustiz und die Political and Legal Affairs Commission als Regu­lierungsbehörde wurden neu in der ZMK angesiedelt. Sie bilden somit zusätzliche Kontrollmechanismen jenseits des Political Work Department, das mit Hilfe von Politischen Kommissaren und Parteikomitees darüber wacht, dass über alle Hierarchiestufen hinweg bis in die kleinsten militärischen Einheiten eine partei­konforme Personalplanung und politische Indoktrination stattfindet.

Es bleibt das Kernproblem, dass eine schlagkräftige Armee nach Professio­nalisierung verlangt, diese aber eine Entfernung der PLA von der Partei zur Folge hat.

Gleichzeitig führte die extreme Machtkonzentration in der Person von Xi aber auch zu einer verstärkten Abgrenzung zwischen Partei und Militär. Denn wäh­rend Xi als einziges Mitglied des ständigen Ausschusses des Politbüros und damit als einziger Ziviler in der ZMK sitzt, sind im ständigen Ausschuss des Politbüros bereits seit 1997 keine Militärs mehr zu finden. Und selbst bei wichtigen Treffen, an denen über die Zu­kunft der PLA entschieden wurde, waren außer Xi keine ständigen Mitglieder des Ausschusses des Polit­büros dabei. Gleichzeitig sank die Anzahl der nun noch stärker auf Loyalität eingeschworenen PLA-Delegierten im Nationalen Parteikongress, der aller­dings ohnehin an Bedeutung verliert.20 Dazu kommt, dass die Politischen Kommissare, einst zivile Kontroll­organe der Partei in der Armee, heute aus den Reihen der PLA rekrutiert werden und primär eine soldatische Identität haben.21

Diese verstärkte Abgrenzung wurde notwendig, um den größer werdenden Widerspruch zwischen dem innenpolitischen (revolutionären) und dem außen­politischen (militärstrategischen) Auftrag der PLA zu überbrücken.22 Das Kernproblem für die Partei­führung bleibt nämlich die Tatsache, dass eine schlag­kräftige Armee nach Professionalisierung verlangt, diese Professionalisierung aber unweigerlich auch eine unerwünschte Entfernung der PLA von der Partei, auch als »Entpolitisierung« bezeichnet, zur Folge hat.23 Schnell könnte dieser Gegensatz zutage treten, wenn sich Teile der PLA im Krisenfall ge­zwungen sähen, sich zwischen der Loyalität zu (einer Fraktion) der Partei oder zu Staat und Volk zu ent­scheiden. Dabei gilt es zu beachten, dass sich die PLA von einer Armee der proletarischen Massen vom Lande in eine der urbanen Mittelklasse mit ent­sprechendem Bewusstsein für die eigenen Interessen gewandelt hat.24

Die Parteiführung steht somit permanent vor der Herausforderung, einerseits den Militärs das politische Bewusstsein zu vermitteln, dass die PLA als Bollwerk des KPCh-Vorsitzenden gegen parteiinterne Rivalen und der KPCh gegen zivilgesellschaftlichen Widerstand zu dienen hat, und andererseits zu ver­hindern, dass sich die Armee zu stark politisiert und sich möglicherweise in nicht-militärische Entscheidungsprozesse einmischt oder gar bei parteiinternen Machtkämpfen Position bezieht. Der bisherige An­satz, der PLA-Führung weitgehend freie Hand zu lassen und, neben großzügigen Anstellungsbedingungen, deren Hauptaugenmerk auf neue High-Tech-»Toys« zu lenken, war aber weder der Erhöhung der politischen Zuverlässigkeit noch der Kampfkraft förderlich. Genau wie für die Reformen von Partei und Staat insgesamt befanden Xi und seine Unterstützer deshalb, dass eine erneute, verstärkte Indok­trinierung mit dem Gedankengut der KPCh, gepaart mit hartem Durchgreifen gegen unfolgsame Armeeangehörige, zu einer Steigerung der Loyalität führen würde.25 Die PLA sollte durch eine forcierte Fokussierung auf das Erreichen der Kriegstüchtigkeit, auf die Fähigkeit, militärische Konflikte auszutragen und zu gewinnen (»fight and win«), diszipliniert werden.26

Xis Anti-Korruptions-Kampagne

Die Ausdehnung der Anti-Korruptions-Kampagne von der Partei auf die PLA zeugt von Xis Machtfülle. Am einschneidendsten war hierbei die Entmachtung der ZMK-Vizevorsitzenden General Xu Caihou und Gene­ral Guo Boxiong in den Jahren 2014 und 2015. Einst durch Jiang Zemin in ihre Ämter gehoben, hatten die beiden höchsten Militärs vor allem unter Hu Jintao die Geschicke der PLA nahezu unbehelligt gelenkt. Zu der von ihnen geförderten Organisationskultur gehörte die Käuflichkeit von Beförderungen auf allen Stufen der Offizierslaufbahn. Als besonders schwerwiegend kam hinzu, dass Xu als Vorsitzender der Disziplin-Inspektionsbehörde selbst durch Generalsekretär Hu in Auftrag gegebene Untersuchungen verweigerte.27 Xi sah in diesem Zustand der PLA nicht nur eine Bedrohung für seine eigene Macht, sondern für die Herrschaft der Partei als Ganzem. Er erinnerte dabei wiederholt an das mahnende Schicksal der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, für deren Untergang er die mangelnde Loyalität der Roten Armee mitverantwortlich machte.28 Entsprechend wurden zwischen 2012 und 2014 über 80 aktive Generäle, Generalleutnants und Generalmajore diszi­plinarisch verfolgt und aus PLA und Partei entfernt.29 Tausende Offiziere niederer Ränge dürften dazu­gekommen sein. Gleichzeitig wurden zahlreiche neue Vorschriften erlassen, um vor allem die Aktivitäten der offen­bar besonders korruptionsanfälligen Poli­tischen Kommissare stärker zu regulieren.30

Weil korrupte Praktiken in der PLA jedoch so weit verbreitet waren, dass kaum ein Offizier nicht in irgendeiner Form davon betroffen war, mussten die Maßnahmen auch als politisch motiviert gelten. Dass nun über sehr vielen mächtigen Offiziellen das Damoklesschwert des Disziplinarverfahrens schwebte, nutzte Xi, um von seinen Generälen persönliche Gefolgschaft einzufordern. So versammelte er im November 2014 über 420 Spitzenfunktionäre in Gutian zu einem Political Work Meeting. Dieses kam einem aus früheren Zeiten bekannten »Selbstreinigungsritual« gleich.31 An dem für das Verhältnis zwischen KPCh und PLA historisch äußerst symbolträchtigen Ort hatte schon Mao Zedong im Jahre 1929 die Generalität auf Loyalität zur Partei eingeschworen. Zum Auftakt der Tagung ließ sich Xi über die nach wie vor ungelösten Probleme unter den »führenden Kadern« in Bezug auf Ideologie, Politik­verständnis und Arbeitsethik aus. Und er warnte vor der Gefahr, dass die Militärs zu sehr von den ver­meintlichen Vorbildern entpolitisierter westlicher Armeen beeinflusst würden. Zur Behebung dieser Unzulänglichkeiten gab er anschließend fünf Maß­nahmen bzw. Verpflichtungen vor:32

  1. Stärkung der ideologischen Überzeugung innerhalb des Militärs vom Primat der Partei über die PLA;

  2. Rekrutierung und Beförderung verlässlicher und fähiger Personen;

  3. Bekämpfung der Korruption als Langzeitmission zur Existenzsicherung;

  4. Beherrschen der modernen Kriegführung;

  5. Erneuerung der politischen Arbeit innerhalb der Truppe.

Dieser Moralpredigt folgten noch vor Ort öffentliche Treuegelöbnisse diverser Generäle in der Form von Lobpreisungen des Vorsitzenden Xi und seiner Vor­haben, wie sie zu Zeiten Maos üblich gewesen waren.33

Selbst nach einem Jahrzehnt der Anti-Korruptions-Kampagne bestanden dieselben Probleme weiter.

Selbst nach über einem Jahrzehnt, in denen Xi direkte Kontrolle über die Beförderungen hoher Offi­ziere ausgeübt hat, und trotz einer langanhaltenden Anti-Korruptions-Kampagne bestanden dieselben Probleme jedoch weiter: Bis Ende 2024 waren min­destens zwei aufeinanderfolgende Verteidigungs­minister und der Direktor des Political Work Depart­ments, alles ZMK-Mitglieder, sowie die gesamte Führung der mit Nuklearwaffen betrauten PLARF und weitere Generäle, Generalleutnants und General­majore von der Bildfläche verschwunden.34 Parallel zu diesen Absetzungen beklagte Xi bei diversen Gelegenheiten immer wieder die »Disziplinlosigkeit« der PLA-Kader und gab gegenüber seinen Militärs tiefes Misstrauen zum Ausdruck. Daher überrascht es nicht, dass er im Juni 2024 erneut eine Political-Work-Konferenz zum Thema Loyalität der PLA zur Partei abhalten ließ. Ähnlich wie das Treffen zehn Jahre zuvor wählte er das historisch symbolträchtige Yan’an als Veranstaltungsort. Dort hatte Mao Zedong in einer drei Jahre dauernden Serie von »Berichtigungskampagnen« seine Kontrolle über die Partei gefestigt.35 Wie schon damals stellte sich auch nun wieder die Frage, ob die systemimmanente Korrup­tion im Vergleich zu politischer Illoyalität nicht doch das kleinere Übel darstellt36 und wie sich dieses rekalibrierte Verhältnis von Partei und PLA auf die Kriegstüchtigkeit auswirkt.

Um die Folgen dieses als »Red (ideologisch, kommu­nistisch) versus Expert« bekannten Dilemmas für die effektive Operationsführung einschätzen zu können, ist eine Kenntnis des chinesischen Ver­ständnisses der antizipierten Art der Kriegführung erforderlich.

Militärtheorie, Strategie und Doktrin

Zuoberst in der Hierarchie der Perspektiven und Konzepte der KPCh-Führung in Sachen Krieg und Verteidigung steht die Militärtheorie der jeweiligen KPCh-Führung. Auf zweiter Stufe folgt die Militär­strategie, mitsamt der strategischen Leitprinzipien der ZMK. An dritter Stelle rangieren die operationellen Konzepte. Sie geben vor, wie die PLA ihre Kriegsziele erreichen soll, und werden von den Forschungsinstituten der PLA, allen voran von der Academy of Military Science, fortentwickelt. Bevor diese drei programma­tischen Ebenen im Folgenden näher beleuchtet wer­den, sei ein Befund vorweggeschickt: In der chinesischen Verteidigungspolitik lässt sich seit dem Macht­antritt Xi Jinpings eine seit Mao nicht mehr gesehene Personalisierung beobachten. Diese steht in diametralem Gegensatz zum Gebot einer auftragsorientierten Führung, die notwendig ist, damit militärische Kom­mandeure aller Hierarchieebenen ihre Operationen effizient koordinieren und schnell ausführen können.

Ideologische Leitlinien und Militärtheorie

Anlässlich des 19. Parteitags im November 2017 erhob die KPCh den Begriff »Neue Ära«, der bereits 2013 eingeführt worden war, zu einem allgemeingültigen Referenzbegriff für die Gegenwart.37 Die Definition dieser dritten historischen Periode nach der revolutio­nären Zeit unter Mao und der Ära der Reform unter Deng, Jiang und Hu verleiht Xi einen Status, der dem von Mao und Deng nahekommt. Im Mai 2019 gab das Political Work Department der ZMK eine Hand­reichung zu Xis Gedanken zur Stärkung des Militärs heraus.38 Wie die Mitglieder der KPCh werden auch die Angehörigen der PLA zum regelmäßigen, intensi­ven Studium seines, Xis, weltanschaulichen Denkens angehalten.39 Je nach Hierarchieebene nimmt diese Indoktrination zwingend 20 bis 40 Prozent der Arbeitszeit ein.40

Xis Verteidigungspolitik ist gekennzeichnet von einer Betonung der »Nationalen Erneuerung«, die wiederum Grundlage für die Verwirklichung des »Chinesischen Traums« ist, und der Absicht, China zu einer »starken maritimen Nation«, einer »maritimen Großmacht«, zu machen.41 Der intensivierte »strate­gische Wettbewerb« mit den USA hat die Dring­lich­keit dieses Vorhabens ebenso erhöht wie die – spä­testens seit 2023 – von höchster Stelle offen beklagte »umfassende Eindämmung« und »Unterdrückung« Chinas durch die USA und ihrer westlichen Verbündeten;42 eine Eindämmungsstrategie, die gemäß KPCh-Führung den »Separatismus« auf Taiwan und die territorialen Streitigkeiten zu Lande und zu Wasser weiter befeuert.43 Damit einher ging eine Anpassung der »historischen Missionen« der PLA als Beitrag zur Erreichung der nationalen Ziele.44

Im Verteidigungsweißbuch von 2015 stand die »entschlossene Verteidigung der Führung durch die KPCh und des sozialistischen Systems« an erster Stelle der Aufträge an die PLA. Und der Schutz von Chinas »Entwicklungsinteressen« wurde in einem Zug mit dem der Souveränität und Sicherheit erwähnt.45 Das bisher letzte veröffentlichte Verteidigungsweißbuch von 2019 ist stärker auf klassische militärische Auf­gaben fokussiert. Es gibt fünf Leitlinien vor und definiert sieben Aufträge an die PLA.46 Die Leitlinien sind: 1) Entschlossene Verteidigung von Chinas Souveränität, Sicherheit und Entwicklungsinteressen; 2) Niemals Hegemonie, Expansion oder den Aufbau von Einflusssphären anstreben; 3) Umsetzung der militärstrategischen Leitlinien für die »Neue Ära«; 4) Weiterhin den chinesischen militärischen Weg gehen und 5) dem Aufbau einer »Gemeinschaft mit gemeinsamer Zukunft für die Menschheit« dienen. Die daraus abgeleiteten Aufträge sind:

  1. die nationale territoriale Souveränität Chinas und seine maritimen Rechte und Interessen schützen;

  2. die Kampfbereitschaft aufrechterhalten;

  3. Militärübungen unter real existierenden Gefechtsbedingungen durchführen;

  4. Interessen in wichtigen Sicherheitsbereichen (wie nukleare Abschreckung, Welt- und Cyberraum) schützen;

  5. Terrorismus bekämpfen und innere Stabilität sicherstellen;

  6. Chinas Überseeinteressen verteidigen;

  7. Katastrophenhilfe leisten.

Militärstrategische Leitprinzipien und Militärstrategie

Die militärstrategischen Leitprinzipien beinhalten die Kernideen der Militärstrategie. Auch in chinesischen Publikationen werden diese beiden Begriffe oft nicht auseinandergehalten.47 Die aktuellsten offiziellen Strategiedokumente verwenden für die antizipierte Art der militärischen Kriegführung das Schlagwort der »informationisierten lokalen Kriege«. Damit gemeint sind die unter dem Begriff der Revolution in Military Affairs (RMA) weltweit diskutierten Veränderungen der Kriegführung durch den fortschreitenden Einsatz von Informationstechnologien. Computer­gestützte Systeme werden nicht mehr nur als be­gleitende, sondern als bestimmende Faktoren des Gefechtsfelds betrachtet. Sie ermöglichen die viel schnellere Erstellung und Verbreitung von umfassenderen und präzisen Lagebildern, beschleunigen die Entscheidungs- und Führungsprozesse über alle Hierarchiestufen hinweg, erlauben ein effizienteres Logistikmanagement und die ungleich genauere und schnellere Erzielung von Waffenwirkung über viel größere Distanzen. Vor allem tun sie dies auch in den Cyber- und Welträumen und mit Hilfe unbemannter Plattformen.48

Eine weitere Steigerung hin zu »intelligentisierten«, von der Konfrontation zwischen Algorithmen statt Systemen geprägten Kriegen wird seit einiger Zeit diskutiert. Im Weißbuch von 2019 wird »intelligen­tisierter Krieg« bereits als eine Entwicklung erwähnt, die »am Horizont sichtbar« werde. In der Folge sprach selbst Xi von der Notwendigkeit einer »integrierten Entwicklung von Mechanisierung, Informatisierung und Intelligentisierung«.49 Trotzdem wurde der Be­griff bisher nicht zu einer programmatischen Formel erhoben.50 Alle diese Konzeptionen modifizieren die auf Mao zurückgehenden Leitprinzipien der strategisch defensiven Positionierung (»Active Defence«) und der allumfassenden Mobilisierung des Volkes zur Verteidigung (»People’s War«).51

Weil die Teilstreitkräfte eng koordi­niert werden müssen, spricht man von teilstreitkräftegemeinsamer ( yiti hua lianhe zuozhan) Operationsführung.

Weil Operationen unter »informationisierten« Bedingungen jedoch in viel schnellerem Tempo und über immer größere Distanzen geführt werden, kön­nen Angriffe nicht erst ab der Landesgrenze bekämpft werden. Im chinesischen Verteidigungsweißbuch von 2015 ist deshalb erstmals davon die Rede, dass das Heer von »theater defense« zu »trans-theater defense« übergeht, die Marine statt wie zuvor nur mit »off­shore water defense« nun auch mit »open seas protec­tion« beauftragt ist und die Luftwaffe künftig nicht mehr nur zur Verteidigung, sondern auch zum Angriff bereit sein muss. Die Räume, die damit neu zum Einsatzbereich gerechnet werden, sind überwiegend maritim geprägt und verlangen die Fähigkeit, Opera­tionen in allen Dimensionen zu führen. Im November 2020 wurde dann offiziell bestätigt, dass im selben Monat die Leitlinien für Joint-Operationen (»Guidelines on Joint Operations of the People’s Liberation Army (Trial)«) in Kraft getreten waren.52 Das Dokument wurde nicht veröffentlicht. Der konzeptionelle Kontext und verschiedene offizielle Stellungnahmen geben aber Hinweise auf seinen Inhalt.

Militärdoktrin und Operationskonzepte

Seit dem Zweiten Golfkrieg von 1991 betrachten Militärexperten Joint-Operationen als »grundlegende Form« der modernen Kampfführung. Schon die Be­obachtung der Nato-Operation gegen Serbien von 1999 hatte die Erkenntnis vermittelt, dass Kriege auch ohne die Vernichtung gegnerischer Kräfte auf dem Schlachtfeld bereits durch die Ausschaltung der »operationellen Systeme« des Kontrahenten gewonnen werden konnten. Während »das [geografisch definierte] Gefechtsfeld schrumpft, dehnt sich der Kriegsschauplatz [auf alle, auch nicht-physischen Dimensionen] aus«.53 Statt nur multidimensional finden Kriegshandlungen nun »voll-dimensional« (all domain) statt. Und sie erfassen neben den militärischen auch die zivilen und »kognitiven« Bereiche. Seit etwa 2004 wird in China deshalb von der Konfrontation zwischen Systemen gesprochen: Es handelt sich nicht mehr, wie in der mechanisierten Ära, um einen Kampf von Plattform gegen Plattform sowie Kraft gegen Kraft entlang linearer Operationslinien, von der Front ins Hinterland und von außen gegen innen gerichtet, sondern um nicht-lineare Operationen, die von verschiedenen Einheiten aus verschiedenen Teil­streitkräften mit fließenden Übergängen zwischen Krieg und Frieden, Verteidigung und Angriff über alle Dimensionen hinweg durchgeführt werden. Weil die Teilstreitkräfte dafür noch enger koordiniert werden und dazu in Echtzeit verbunden sein müssen, spricht man in der PLA seit 2004 von teilstreitkräftegemeinsamer (integrated joint; chinesisch: yiti hua lianhe zuo­zhan) Opera­tionsführung.54 Die dafür verwendeten operationellen Systeme bestehen aus: 1) Einheiten ab der Größe einer Gruppe und einer Plattform, 2) matrixartigen Strukturen, die diese Einheiten mit­einander verbinden, und 3) Elementen, welche die Fähigkeiten zu Command and Control, Aufklärung, Feuerkraft, Infor­mationskrieg, Manöver, Schutz und Support gewähr­leisten.55

Um in dieser Art von Kriegen den Rhythmus bestimmen und die Intensität des Konflikts steuern zu können und eine Eskalation über das gewünschte Maß und eine bestimmte geografische Region hinaus zu verhindern (»War Control«), wird Informationsdominanz als unerlässlich angesehen. Joint-Operatio­nen sind deshalb als »System Destruction Warfare« darauf ausgelegt, kritische Komponenten gegnerischer Operationssysteme lähmen, kontrollieren oder zerstören zu können.56 Es handelt sich um eine »ziel­orientierte Kriegführung« (Target Centric Warfare).

Voraussetzung für die erfolgreiche Führung solcher Joint-Operationen ist die Einsicht, dass mit ihnen die klassische hierarchische Aufteilung in strategische, operative (zhanyi; englisch: campaign) und tak­tische Stufen gegenstandslos wird. Damit wird auch die starke Stellung des Heeres in Frage gestellt. Das chinesische Joint-Konzept erfordert Expertise und technische Mittel, um die Führer aller Ebenen zu schnellen Entscheidungen zu befähigen und gleich­zeitig die Kontrolle der Parteispitze über eine große Bandbreite von Operationen zu verbessern. Grund­legende Reformen mussten also bei der Kopfstruktur der PLA beginnen.

Umsetzung auf militärstrategischer Ebene

Anfang Januar 2016 stellte das ZMK die Blaupause für die Reform der PLA vor.57 Anlässlich des 19. Partei­kongresses im Oktober 2017 wurde dann das »ZMK-Vorsitzenden-Verantwortungssystem« in der Partei­verfassung der KPCh kodifiziert. Demnach stehen Xi alle wichtigen Entscheidungen zu.58 Zudem wurde die ZMK von elf auf sieben Mitglieder verkleinert. Neben dem KPCh-Generalsekretär als zivilem Vorsitzenden wurden die Positionen der beiden Vizevorsitzenden, des Verteidigungsministers und der Direktoren des Joint Staff und des Political Departments beibehalten. Neu Einzug erhielt der Sekretär der Discipline Inspection Commission. Hingegen verloren die Kommandeure der Teilstreitkräfte und die Verantwortlichen für Logistik und für Beschaffung und Entwicklung ihre Sitze in der Kommission. Auch personell erfuhr die ZMK große Veränderungen.59 Offiziere des Heeres stellen aber weiterhin die Mehrheit.60 Nicht zuletzt findet sich auch Anfang 2025 dort kein ziviler Vizevorsitzender, eine Position, die einem möglichen Nach­folger Xis für die Spitzenpositionen in Partei und Staat zur Festigung seiner Macht zugestanden würde.

Die Zentrale Militärkommission (ZMK)

Um die ZMK zu befähigen, den Aufbau der PLA zur »Weltklasse-Armee« zu beschleunigen und Joint-Opera­tionen zu führen, musste ihr ein umfassender Appa­rat zur Verfügung gestellt werden. Auffällig dabei ist die Konzentration der Entscheidungswege beim ZMK-Vorsitzenden: Während die militärische Befehlskette beginnend mit Xi als Oberbefehlshaber durch das Joint Operations Command Center (JOCC) direkt weiter zu den Joint Operations Centers (JOCs) der Theater Commands (TCs) führt,61 ist Xi, allein was das ZMK anbelangt, der Vorgesetzte von 14 Direktunterstellten. Diese leiten folgende Stellen, aufgeteilt in sechs Ab­teilungen (Departments), drei Kommissionen und fünf Büros.

Dreh- und Angelpunkt der ZMK ist das General Office. Es ist für die innere Organisation der Kommission zuständig und überwacht als Ohren und Augen des Vorsitzenden die Einhaltung seiner Anweisungen. Denn die Chefs der Discipline Inspection Commission, der Political and Legal Affairs Commission und des Audit Bureau berichten direkt an diese Stabsstelle.

Das Joint Staff Department ist als zweitwichtigste Organisationseinheit verantwortlich für Command and Control, Operationsplanung, Militärstrategie, die Organisation von teilstreitkräftegemeinsamen Aus­bildungen, Beurteilungen der Kampfkraft und die Sicher­stellung der Einsatzbereitschaft. Das Political Work Department ist die oberste Behörde innerhalb der PLA, die sich mit Personaladministration und politi­scher Bildung, das heißt interner und externer Pro­paganda für die KPCh befasst. Mit den ihr unterstellten Political Work Departments, Parteikomitees und Parteizellen stellt es die »absolute Führung« der Partei über die PLA bis hinunter zu den kleinsten Einheiten sicher.62 Das Logistics Support Department setzt die Stan­dards, ist Teil der Finanzplanungs- und Mittelverwaltung und verantwortet das Immobilienmanagement. Das Equipment Development Department beaufsichtigt Beschaffungsvorhaben und lässt dazu Forschungs-, Entwicklungs- und Testverfahren durchführen. Das Training and Administration Department verantwortet die Ausbildung der Berufssoldaten. Es wird vermutet, dass es auch für die Planung und Umsetzung von Übungsprogrammen zuständig ist. Das Defense Mobili­zation Department ist verantwortlich für die Reserveformationen inklusive der Militärdistriktverwaltung.

Die Discipline Inspection Commission setzt die Parteidisziplin innerhalb der PLA durch. Dies beinhaltet Untersuchungen gegen mutmaßlich korrupte Kader. Die Political and Legal Affairs Commission befasst sich mit dem Erlass von Gesetzen und Regularien zur Verwal­tung der PLA und deren Durchsetzung. Sie ist oberste Behörde der Militärjustiz und Militärpolizei. Die Science and Technology Commission dient zur Beratung der ZMK in Sachen Waffenentwicklung und bildet eine Brücke für die Zusammenarbeit mit der Rüs­tungsindustrie.

Das Strategic Planning Office koordiniert die militärstrategische Planung. Es ist mit der Erarbeitung pro­funder strategischer Analysen, Studien zur Ressourcenallokation und Konzepte für organisatorische Reformen beauftragt. Für die aktive Steuerung der Reformprozesse ist jedoch das Reform and Organi­zation Office zuständig. Das Office for International Military Cooperation verantwortet die Austausch­formate mit ausländischen Armeen und beaufsichtigt die Zusam­menarbeit mit internationalen Partnern. Das Audit Bureau ist mit dem finanziellen Controlling beauftragt. Und das Organ Affairs General Management Bureau erfüllt logistische Funktionen im Bereich des Personalmanage­ments und der Immobilienverwaltung. Seine – für die Akzeptanz der Reformen vielleicht wichtigste – Auf­gabe ist die materielle Unterstützung der Veteranen.63

Entscheidend für den Erfolg von Joint-Operationen ist die Beschaffung und Auswertung von Informationen und die Sicherstellung der Führungsfähigkeit über alle Stufen hinweg. Diese Aufgaben waren mit der Reform zunächst der Strategic Support Force über­tragen worden.

Die Aerospace-, Cyberspace- und Information Support Forces

Die Gründung der Strategic Support Force als eine der ZMK direktunterstellte Organisationseinheit im Dezember 2015 kann als Kristallisationspunkt des strategischen Denkens zu »informationisierter« Krieg­führung betrachtet werden.64 Denn die Bündelung der Fähigkeiten zur Aufklärung und zur Führung von Operationen im Welt-, Cyber- und Informationsraum sowie zur Verarbeitung von Informationen innerhalb der Kommandostruktur ist der Schlüssel für das Be­stehen in der Konfrontation der Systeme. Die Auftei­lung dieser Aufgaben auf die neuen und hierarchisch gleichgestellten Organisationsbereiche der Aerospace, Cyberspace und Information Support Forces im April 2024 bestätigte die Vermutung, dass es sich bei der Strategic Support Force zunächst um ein temporäres Gefäß zur Überführung in die mit der Reform eingeführte post-leninistische Kopfstruktur gehandelt hatte.65

In der Aerospace Force wurden die immer wichtiger werdenden Aufgaben der satellitengestützten Infor­mationsbeschaffung, Überwachung und Aufklärung zusammengefasst. Die Aerospace Force betreibt acht Basen, darunter drei Zentren zum Start von Satelliten und weitere zu deren Steuerung. Letztere verfügen über die Telemetrieschiffe der Yuanwang- und Liao­wang-Klassen und nutzen auch Einrichtungen in Übersee, zum Beispiel in Namibia, Pakistan und Argentinien.66 Ein weiterer Zuständigkeitsbereich ist die Weiterentwicklung von Counterspace-Fähigkeiten zur Störung und Zerstörung gegnerischer Satelliten. Die Cyberspace Force vereinigt die bis 2017 noch über verschiedene Departments und Teilstreitkräfte ver­teilten Aufgaben der elektronischen-, Cyber- und psychologischen Kriegführung.67 Ihre Aktivitäten sind vor allem gegen Taiwan gerichtet.68 Die Information Support Force betreibt die Führungssysteme der PLA. Ausgehend vom JOCC der ZMK stellt sie mit Hilfe der Kommunikationsbrigaden der Theater Commands die Führungsfähigkeit bis auf die untersten taktischen Ebenen sicher. Dieser Auftrag beinhaltet insbesondere den Betrieb einer integrierten Führungsplattform. Dazu gehört auch der Unterhalt des auf einem landes­weiten Glasfasernetz basierenden National Defence Communication Network.69

In der Gründung der Aerospace, Cyberspace und Information Support Forces kristallisiert sich das strategi­sche Denken zu »informationisierter« Kriegführung.

Wie das Aufgabenspektrum zeigt, bilden diese drei Organisationseinheiten das Rückgrat der Führung an sich. Entsprechend besteht hier, bei diesen »Kampfkräften neuen Typs«, der größte Bedarf an hoch­qualifiziertem Personal.70 Neben den eng mit den Organisationseinheiten verbundenen Hochschulen, die auch als »Seven Sons of National Defense« bekannt sind, arbeitet das Militär und die Verteidigungs­industrie deshalb verstärkt mit einer Vielzahl füh­render Universitäten und auch mit Unternehmen zusammen.71

Die Joint Logistics Support Force

Im September 2016 war auch die Joint Logistics Support Force als direktunterstellter Organisationsbereich der ZMK ins Leben gerufen worden. Sie ist die maßgeb­liche Instanz der operativen Logistikunterstützung.72 Auch hier ist eine Weiterverfolgung früherer Zentra­lisierungsbemühungen zu beobachten. Diese sind notwendig geworden, weil die Kriegführung mit hoher Intensität, Geschwindigkeit und nichtlinearer Joint-Operationsführung ungleich höhere Anforderungen stellt. Trotzdem bleibt auch beim Blick auf diese Neugründung die Frage nach ihrer endgültigen Funktionsweise offen.

Es sind drei Organisationsbereiche zu unterscheiden: Der erste umfasst Güter des Grundbedarfs wie Treibstoffe, Nahrungsmittel, Wasser, medizinische und Transportleistungen zu Lande. Diese werden nun nicht mehr von den Teilstreitkräften zur Verfügung gestellt. Stattdessen wurde in Wuhan, einer am Knoten­punkt der Hauptverkehrswege Chinas gelege­nen Großstadt, die Joint Logistics Support Base errichtet. Ihr untergeordnet sind fünf Joint Logistics Support Centers. Mit den Standorten in Wuxi, Guilin, Xining, Shenyang und Zhengzhou verfügt jedes Theater Com­mand über eines in seinem Verantwortungsgebiet. Diese Center unterhalten umfassende Netzwerke von Lagern, Pipelines und medizinischen Einrichtungen. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Führung der Joint-Logistik-Brigaden der Einsatzlogistik.73

Der zweite Bereich umfasst teilstreitkräftespezifische Logistikleistungen. Diese Lieferketten werden weiter­hin von den entsprechenden Kommandos gesteuert, die auch über eigene Kapazitäten für den Transport und Unterhalt verfügen. Es wurde aber versucht, die Abläufe zu straffen, indem die Aufgaben der Logistik und Ausrüstung in Support Departments gebündelt wurden.74 Nicht zuletzt sind die Teilstreitkräfte für die Logistik in Übersee verantwortlich. Dies gilt vor allem für die Marine, die unter anderem die Gesamtverantwortung für die Überseestützpunkte im afrikanischen Djibouti und dem kambodschanischen Ream trägt.

Das Fehlen einer permanenten Organisation mit der Autorität zur umfassenden Logistiksteuerung wird als größte Schwäche erkannt.

Der dritte Bereich beinhaltet die zivile Kompo­nente. Auch die PLA greift zur Kosteneinsparung und Kapazitätserweiterung zunehmend auf zivile Leistungserbringer zurück. Zur Vereinfachung dieser Zusammenarbeit unterhält die PLA in größeren Unternehmen Military Representative Offices. Um diese Leistungen auch in Krisenzeiten abrufen zu können, müssen einsatzorientierte militärische Standards, zum Beispiel für Verladeeinrichtungen an Bahnhöfen und Häfen oder zum Schutz der kritischen Transport- und Verkehrsinfrastruktur, definiert und umgesetzt werden.75 Mitarbeiter dieser Unternehmen benötigen auch eine militärische Ausbildung und organisato­rische Anbindung an die PLA.

Die genaue Ausgestaltung dieser Prozesse bleibt jedoch auch nach intensiv geführten Debatten unter chinesischen Experten unklar.76 Das Fehlen einer permanenten Organisation mit der Autorität zur umfassenden Logistiksteuerung für die jeweiligen TCs wird als größte Schwäche erkannt.77 So muss im Krisenfall zuerst eine Ad-hoc-Struktur von teilstreitkräftegemeinsamen Transport- und Lieferzentren auf allen Hierarchieebenen aufgebaut werden.78 Durch den Fokus auf »lokale Kriege« und wegen fehlender Basen in Übersee ist dieses System zudem ungeeignet, um kämpfende Verbände jenseits von Chinas Grenzen zu versorgen. Selbst die Kapazitäten zur Bereitstellung und Verschiffung von Truppen im Rahmen einer In­vasion Taiwans sind bis heute unzureichend.79

Die Logistik der PLA scheint am selben Problem zu leiden wie die anderer Streitkräfte. Sie wird zwar als wichtiger Erfolgsfaktor erkannt, in der Praxis aber vernachlässigt. Militärische Führungspositionen in diesem Bereich sind deshalb weniger begehrt. Gleich­zeitig verlangt die anspruchsvollere Operations­führung auch in diesem Segment nach höher quali­fiziertem und motiviertem Personal, einem »neuen Typus von militärischem Talent«.80

Militärische Ausbildung und Laufbahnplanung

Um den Mangel an gut ausgebildeten Soldaten und Soldatinnen zu beheben, wurden die Rekrutierungsverfahren angepasst und neue Laufbahnmodelle ent­wickelt. Wehrpflichtige sollen motiviert werden, sich nach Absolvierung ihrer zweijährigen Dienstzeit beruf­lich zu verpflichten. Im Mittelpunkt steht dabei der Aufbau eines professionalisierten Unteroffizierskorps mit den Spezialisierungen »Verwaltung« und »Tech­ni­scher Experte«.81 Obwohl das zunehmend schwierige wirtschaftliche Umfeld in China die Bemühungen zur Anstellung besser ausgebildeten Personals begüns­tigen dürfte und die Löhne gegenüber dem zivilen Arbeitsmarkt kompetitiv sind, schrecken die Lebens­bedingungen in der Armee offenbar viele ab. So werden Militärs seit der Nieder­schlagung der Proteste auf dem Tiananmen-Platz im Juni 1989 grundsätzlich nicht mehr am Ort ihrer Herkunft, oft fernab von Familien und in ländlichen Gebieten stationiert.82

Die Parteiführung hat verstanden, dass »Jointness« eine Geisteshaltung ist, die entsprechender Ausbildung und Sozialisierung bedarf.

Auch für Offiziere, denen Karrierewege als Kommandeure, Stabsmitarbeiter oder »Spezialisierte Tech­niker« mit entsprechenden Weiterbildungs­möglich­keiten offenstehen, ist die PLA offenbar nach wie vor wenig attraktiv. Die Stationierung oft weit entfernt von der Familie bzw. die Schwierigkeit, wegen der wenigen Urlaube überhaupt eine eigene gründen zu können, Probleme bei der Wohnungs­suche und die Herausforderung, bei Herkunft aus ländlichen Regio­nen eine dauerhafte Niederlassungsbewilligung in urbanisierten Regionen zu erhalten, sind offenbar nach wie vor Teil der Realität. Dazu kommt das relativ geringe Ansehen des Militär­personals in der Gesellschaft. Die Tatsache, dass in einer intransparenten Organisation wie der PLA unter hohem Leistungsdruck Missbrauch schwierig zu bekämpfen ist, wird ebenfalls nicht zur Attraktivität einer militärischen Laufbahn beitragen.83 Ganz allgemein ist die Organi­sa­tionskultur in der chinesischen Armee geprägt von der Notwendigkeit, starke persönliche Netzwerke auf­zubauen.84 Und eine effi­ziente Methode, um ver­lässliche Bindungen herzu­stellen, ist der Aus­tausch von Gefälligkeiten. Ein solches Umfeld för­dert Kor­ruption und steht einem leistungsorientierten System grundsätzlich entgegen.85

Die Parteiführung versucht deshalb die Organisationskultur zu ändern. Sie hat verstanden, dass »Joint­ness« eine Geisteshaltung ist, die weder mit der Zu­sammenlegung von Kommandostrukturen noch der Vernetzung von Waffensystemen herbeigeführt werden kann und entsprechender Ausbildung und Sozialisierung bedarf. Die darauf gerichteten Be­mühungen konzentrieren sich auf die National Defense University (NDU). Sie wurden ab 2016 um vier Maßnahmen verstärkt.86 Erstens wurde an der NDU zusätzlich zu neuen Unterrichtsmethoden und Kursen über Joint-Operationen eine spezielle Schulung im Rahmen des Lehrgangs für Höhere Stabsoffiziere eingeführt. Zweitens erweiterten andere, der ZMK unterstellte Ausbildungsinstitutionen ihre entsprechenden Kursangebote in Joint-Operationsführung für Stabsoffiziere bis auf die Ebene Bataillon. Offen­bar wurde das Bestehen dieser Programme zur Vor­bedingung gemacht, um bestimmte Funktionen in den Theater Commands übernehmen zu können. Die NDU beaufsichtigt zudem den Betrieb eines neu gegründeten Joint Operations College in Shijiazhuang. Schließlich legten auch die Akademien der Teilstreitkräfte neue Schwerpunkte auf Joint-Operations­führung. Teilweise legten sie Austauschprogramme mit Ausbildungsinstitutionen anderer Teilstreitkräfte auf. Viertens verstärkten diese Akademien die Zu­sammenarbeit untereinander und mit den Kommandanten und Stäben operativer Verbände. Schon seit 2002 wird zudem an einer verbesserten Evaluation der Ausbildungs- und Führungsleistungen gearbeitet. Das Schlüsseldokument dazu ist der im Englischen als Outline of Military Training and Evaluation (OMTE) bekannte, aber nicht veröffentlichte Erlass.87

Entscheidend für die erfolgreiche Transformation hin zu einer »Weltklasse-Armee« mit der Fähigkeit zur Führung von Joint-Operationen ist indes die Um­setzung der Reformen auf operativer und taktischer Ebene.

Umsetzung auf operativer und taktischer Ebene

Die Theater Commands

Der Erfolg des Fähigkeitsaufbaus steht und fällt mit den TCs (siehe Grafik 2, S. 26).88 Deren Gründung stellt den sichtbarsten aller Reformschritte dar. Während jedes Szenario sogenannter »lokaler Kriege« unweigerlich eine sozio-ökonomische Mobilisierung des ganzen Landes mit sich bringen und damit die PLA insgesamt betreffen würde, trägt nun ein TC regional die Hauptverantwortung für die Führung von Operationen in Bezug auf bestimmte »strategische Stoßrichtungen«:89

  • Das Central TC (CTC) ist vorwiegend für den Schutz der Hauptstadt Beijing und als Reserve vorgesehen.

  • In den Verantwortungsbereich des Northern TC (NTC) fallen Konfliktszenarien in Verbindung mit der koreanischen Halbinsel.

  • Das Eastern TC (ETC) konzentriert sich auf maritime Streitigkeiten mit Japan im Ostchinesischen Meer und Operationen gegen Taiwan.

  • Das Southern TC (STC) befasst sich in erster Linie mit der Kontrolle über das Südchinesische Meer und in zweiter Linie mit der Unterstützung des Eastern TC in einem Konflikt mit Taiwan und den USA.

  • Das Western TC (WTC) umfasst ein enorm großes Gebiet, in dem neben ethnischen Spannungen in den Autonomous Regions Xinjiang Uygur und Xizang (Tibet) vor allem der Grenzkonflikt mit Indien die Planungen bestimmt.

Den fünf Theater Commands jeweils untergeordnet sind die TC-Hauptquartiere der dort stationierten Teil­streitkräfte. Zur Erfüllung ihrer Aufträge verfügen die Theater Commands jeweils über drei, im Falle des STC und des WTC über zwei Armeekorps des Heeres, über fünf bis circa 15 Truppenteile der Luftwaffe und über kon­ventionell bewaffnete Verbände der Raketenstreitkräfte PLARF. Das NTC, das ETC und das STC be­fehligen zudem analog die North-, die East- und die South-Sea-Flottenverbände der Marine. Hervorzuheben sind dabei die verstärkten amphibischen Kräfte des Heeres. So verfügt das ETC nun über vier und das STC über zwei amphibische Kampfbrigaden mit zu­nehmend moderner Ausrüstung.90

Zentral für die Führungsaufgabe sind die jeweiligen Joint Operations Centers (JOCs) der TCs. Diese sind dem Joint Operations Command Center (JOCC) des ZMK unterstellt. Damit offenbart sich eine kri­tische Schnittstelle zwischen den TCs und den Teil­streitkräften. Deren effektive Koordination durch das übergeordnete ZMK-JOCC ist entscheidend für den Erfolg aller Operationen. Gleichzeitig wird versucht, Koordinationsprobleme durch personelle Besetzungen und Doppelfunktionen zu reduzieren. Selbst wenn kein Offizier der Marine oder Luftwaffe ein TC befehligen sollte, sind jeweils zwei Offiziere aus diesen Teilstreitkräften als stellvertretende TC-Befehlshaber tätig.91 Und auch die Befehlshaber der TC-Haupt­quartiere des Heeres, der Marine und Luftwaffe be­kleiden gleichzeitig Positionen als stellvertretende TC‑Befehlshaber.

Des Weiteren nimmt jeweils einer der permanenten stellvertretenden TC-Befehlshaber in einem TC-Haupt­quartier die Funktion des Direktors des Joint Staff Departments wahr. Dieses entspricht in etwa den Nato-Führungsgrundgebieten Operationen und Planung.

Grafik 2: Die territoriale Organisation der PLA: Theater Commands und wichtige untergeordnete EinheitenGrafik 2

Zudem sind alle Offiziere, die im JOC Positionen der Teilstreitkräfte einnehmen, dauerhaft dort tätig und können sich so mit ihrer Funktion identifizieren.92

Die Effektivität der Zusammenarbeit zwischen TC und Teilstreitkräften ist umso wichtiger, als die TC‑Hauptquartiere der jeweiligen Teilstreitkräfte auch mit operationellen Aufträgen betraut sind:93 1) Sie dienen als Hauptquartier für Kampfoperationen auf operativer Stufe, 2) sind Teil des TC-Kommando­postens, 3) haben das Kommando bei Routine­aufgaben im Verwaltungs- und Führungsbereich, und 4) fungieren als Hauptquartier für Katastrophenhilfe- und Krisenreaktionsoperationen unterhalb der Kriegs­schwelle. Um die Agilität der Truppenteile im Bereich Operationsführung im informationisierten Krieg zu erhöhen, wurden sodann die Hierarchien in den Armeekorps verflacht.

Die Brigadisierung der Kampftruppen

Im April 2017 verkündete Xi, dass 13 Armeekorps neu geschaffen oder reorganisiert worden seien.94 Wenn immer möglich, wurden diese ausschließlich aus Brigaden zusammengesetzt. Damit wurde die in den 2000er Jahren begonnene Transformation der leninistischen Struktur aus Armeekorps (»Group Army«), Division und Regiment in folgende Ein­teilung abgeschlossen:

  • Armeekorps (»Group Armies«) mit jeweils 50.000 bis 60.000 Soldaten und Soldatinnen

  • Brigaden mit jeweils 5.000 bis 6.000 Soldaten und Soldatinnen

  • Bataillone mit jeweils 700 bis 800 Soldaten und Soldatinnen

Ein Armeekorps verfügt in der Standardkonfiguration über sechs Kampfbrigaden (»Combined Arms Bri­gades«) und sechs weitere, spezialisierte Brigaden der Truppengattungen Artillerie, Luftverteidigung, »Luft­krieg«, Heeresflieger, Spezialkräfte, Pioniere und ABC-Abwehr sowie Führungs- und Logistikunterstützung. Als »Kampfverbände neuen Typs« mit Befähigung zum Gefecht in informationisierten Kriegen sind diese Brigaden und Bataillone so zusammengestellt, dass sie weitgehend eigenständig agieren können. Die Kampfbrigaden schließen Bataillone zur Luftverteidigung, Artillerieunterstützung, Aufklärung, »Feuerkampf« und Logistik ein. Und die Kampfbataillone verfügen ihrerseits über Infanterie, leicht und schwer gepanzerte Kräfte mit entsprechender Feuerkraft so­wie Feuerunterstützungs- und Logistikkräfte. Auf­fallend dabei ist der starke Zuwachs bei den Spezialkräften und den Heeresfliegern.95

Als »Kampfverbände neuen Typs« sind Brigaden und Bataillone so zu­sammengestellt, dass sie weitgehend eigenständig agieren können.

Die Luftwaffe wurde ebenfalls von einer auf Militär­distrikten basierenden territorialen Struktur in ein­satzorientierte Brigaden überführt. Und während sie Kompetenzen und Kräfte in den Bereichen Weltraum und Informationsraum an die Strategic Support Force und ihre Nachfolgeorganisationen abgeben musste, wurden zahlreiche fliegende Formationen und Trup­pen­teile der Luftabwehr der Marine eingegliedert. Mit Ausnahme der Luftlandetruppen, die in neun Brigaden organisiert und als Airborne Corps vom Luftwaffenkommando befehligt werden,96 wurden alle weiteren Kräfte den jeweiligen TCs bzw. den dortigen TC-Luftwaffen-Hauptquartieren unterstellt. Diese Kräfte sind in Brigaden organisiert. Sie wurden in jedem TC unter jeweils zwei oder drei Bases oder Air Defence Bases der Hierarchiestufe eines stellvertretenden Korpskommandos zusammengefasst.97

Die Marine besteht aus drei Flotten, die dem NTC, dem ETC und dem STC unterstellt sind. Sie verfolgt weiterhin einen Modernisierungsprozess entlang dreier Entwicklungslinien hin zur Blue-Water-Marine, zur Joint Operations Force im maritimen Raum und zur Interagency Maritime Force für die Durchsetzung von Ansprüchen in den von China sogenannten »nahen Seegebieten« innerhalb der ersten Inselkette des West­pazifiks.98 Obwohl im Mittelpunkt der Bemühungen ein Konflikt um Taiwan steht,99 sticht – neben dem Aufbau von drei bis sechs Flugzeugträgerkampf­gruppen (»Carrier Strike Groups«) – vor allem der Ausbau amphibischer Kräfte für Einsätze im Süd­chinesischen Meer und weiter entfernten Regionen heraus.100 Weil die Marinefliegerei auf die träger­basierten Komponenten reduziert wurde und wegen der TC-übergreifenden operationellen Verantwortung, besteht ein besonders hoher Koordinationsbedarf zwischen den jeweiligen TC-Marinehauptquartieren und den übergeordneten Instanzen der TC-JOC und des ZMK-JOCC sowie des nationalen Marine-Haupt­quartiers.101

Die zur Teilstreitkraft erhobenen Rocket Forces ver­bleiben unter dem direkten Kommando der ZMK. Sie wurden um eine auf neun Basen der Hierarchiestufe Armeekorps vergrößert.102 Sechs Basen dienen dem Betrieb von Raketensystemen, sowohl konventionell und nuklear. Eine Basis verwaltet die gelagerten nuklearen Sprengköpfe; eine verfügt über die Mittel zum Bau von Anlagen und eine ist für das Testen von Systemen und für Ausbildung zuständig. Grund­sätzlich verantwortet jede Basis die Grundausbildung und das Training zur Erhaltung der Einsatzbereitschaft ihrer Truppen selbst und verfügt auch über alle anderen für den Betrieb notwendigen Mittel.103 Zwi­schen 2017 und 2019 ist die Zahl der unterstellten Brigaden von 29 auf insgesamt 39 markant an­gewachsen.104 Durch das integrierte Führungs­informationssystem sind sie auch in die Prozesse auf TC-Stufe eingebunden.105

Weitere Hinweise auf den Stand und die Fort­schritte hin zu einer Joint-Operationsführung liefert eine systematische Auswertung der öffentlichen Berichterstattung über die Ausbildung der Truppen und Stäbe.

Training von Joint-Operationen

Die Kompetenzen der Kommandeure und ihrer Stäbe zur Joint-Operationsführung können nur durch teilstreitkräftegemeinsame Ausbildung und Übungen aufgebaut werden.106 Dabei war der PLA-Spitze von Beginn der Reformen an klar, dass der Definition der Abläufe entlang der neuen Befehlsketten ein längerer Prozess der Anpassung und des Testens vorausgehen würde.107 Insgesamt deutet die Auswertung von rund 250 ausgewählten chinesischen Quellen im Rahmen dieser Studie zu Joint-Operationsführung der letzten Jahre darauf hin, dass Volltruppenübungen vorwiegend auf eine Verbesserung der Koordination von Operationen innerhalb der jeweiligen Teilstreitkräfte oder gar einzelner Truppengattungen abzielten.108 Die Trainings wurden gemäß dem Willen der ZMK-Führung unter Xi realitätsnah gestaltet. Das heißt, dass Übungen oft auch überraschend, nachts und bei schwieriger Witterung stattfanden und regelmäßig Konfrontationen mit einer aktiven Gegenseite be­inhalteten. Viele Berichte beziehen sich auf Szenarien mit Koordinationsbedarf zwischen Bodenverbänden und unterstützenden Formationen der Artillerie und Luftwaffe. Dies entspricht dem bereits seit den 1990er Jahren bestehenden Erfordernis für Joint-Operationen unter »modernisierten« Bedingungen. Damit bestäti­gen sich frühere Einschätzungen,109 dass die Übungstätigkeit nach wie vor zu beschränkt ist, als dass die PLA insgesamt die Fähigkeit zur Joint-Operations­führung erlangen könnte. Diese vorsichtigen Schluss­folgerungen lassen sich ziehen, obwohl die verstärkte Geheimhaltung und Zensur wissenschaftlich belast­bare Untersuchungen, vor allem auch der zunehmend angewendeten Simulationsübungen, verunmöglichen.

Vor der Reform

Die Einführung einer teilstreitkräftegemeinsamen Operationsführung hatte bereits im Rahmen des Fünfjahresplans zur Informatisierung des Haupt­quartiers zwischen 2001 und 2005 begonnen. Sie kulminierte in zwei großen Manövern mit dem Namen LIJIAN (»Sharp Sword«) 2005, die in den da­maligen Militärregionen Chengdu und Nanjing statt­fanden.110 Diese Übungen beinhalteten eine ver­stärkte Koordination von Luft- und Bodentruppen, inklusive Feuerschlägen.

Darauf aufbauend wurden während der folgenden Fünfjahrespläne von 2006 bis 2010 und 2011 bis 2015 standardisierte Trainingsverfahren angewendet. Im Jahr 2009 soll die PLA 18 große Übungen durchgeführt haben.111 Sie dienten der Vertiefung der zivil-militä­rischen Integration, der Einübung der Verlegung von Marine- und Luftwaffenkräften in Einsatzräume und dem Durchspielen von Führungsprozessen auf opera­tiver Stufe. Im Sommer 2009 wurden zum Beispiel vier Divisionen der Militärregionen Shenyang, Lan­zhou, Jinan und Guangzhou für die Übung KUAYUE (»Stride« oder »Crossing«) mobilisiert. Dabei mussten die Großverbände über weite Distanzen verschoben werden, was auch die Logistikführung herausforderte. Zusätzlich wurden Systeme wie das Satellitennavigationssystem Beidou und Mittel zur elektronischen und psychologischen Krieg­führung miteinbezogen. Die laut Medienberichten größte »transregionale« Übung, an der etwa 50.000 Personen teilnahmen, dauerte ganze zwei Monate.112

Mit QIANFENG (»Vanguard«) fand im gleichen Jahr 2009 dann erstmals eine Übung statt, die wirklich im neuen Sinn als Joint bezeichnet werden konnte.113 Diese wurde, wie viele darauffolgende Wiederholungen, hauptsächlich auf dem Trainingsgelände Queshan in der Militärregion Jinan durchgeführt. Zusätzlich zu einer mechanisierten Brigade des Heeres und einem Regiment der Heeresflieger waren Luftwaffenkräfte zweier Militärregionen beteiligt. Neu war insbeson­dere die Zusammenstellung eines Joint-Haupt­quar­tiers.114 Die Kommandos der Militärregionen waren nicht mehr in die Übungsleitung involviert. Und das kommandierende Armeekorps war erstmals nur aus Brigaden und Bataillonen zusammengesetzt worden.

Bei der ersten Ausgabe der Übung LIANHE (»Joint«), ebenfalls noch im Jahr 2009, handelte sich dann um den Test einer integrierten Kommandoplattform, mit deren Hilfe Kräfte aus Heer, Luftwaffe und des Second Artillery Corps, dem Vorläufer der PLARF, koordiniert eingesetzt werden sollten. Im Jahr 2010 fand die Volltruppenübung SHIMING XINGDONG (»Mission Action«) statt. Sie wurde von einem eigens dafür gebildeten Stab geführt und dauerte 20 Tage. Die beübten Truppenteile kamen aus den Militärregionen Beijing, Chengdu und Lanzhou und waren mit Forma­tionen der Marine und Luftwaffe über die Grenzen der jeweiligen Militärregionen verschoben worden. Ebenfalls noch in die Zeit vor der großen Reform fällt eine Reihe von weiteren Übungen. Diese zeugen von umfangreichen Versuchen, die Target Centric Warfare-Doktrin umzusetzen. Das Manöver QIANFENG 2011 beinhaltete offenbar den Einsatz eines neuen Füh­rungssystems. Dieses konnte sowohl zur Verarbeitung von Aufklärungsdaten und deren Aufbereitung in Ziellisten verwendet werden als auch Entscheidungsprozesse durch die Identifikation von Aufgaben unterstützen.115 Weitere praktische Erfahrungen wurden danach im Rahmen der Übungen PENGLAI 2012 und LIANHE 2012 gesammelt. Auch JUESHENG (»Decisive Victory«) 2012A hatte das Ziel, unter Zu­hilfenahme eines integrierten Führungssystems Operationen der neuen Doktrin entsprechend zu planen und zu koordinieren. Die Übung QUESHAN 2012 schließlich verfolgte das Ziel, Kommandanten aus 19 verschiedenen Formationen auszubilden.116

Die Frage ist, ob und wie sich der Fähigkeitsaufbau nach Umsetzung der Armeereform »below the neck« ab 2017 über Manöver der Ebene Brigade auf Übungs­geländen wie Queshan und Zhurihe hinaus weiter entwickelt hat.

Nach der Reform

Der umfassende Umbau der PLA in den Folgejahren führte zunächst zu einer Unterbrechung der Übungs­serie. Über 1.000 Truppenteile von der Ebene Regi­ment aufwärts wurden aufgelöst, über 100 Truppenteile der Ebenen Brigade und Regiment an neue Standorte ver­schoben (mit dem entsprechenden Umzug vieler Familien) und 90 Prozent aller Offiziere der vor­maligen Armeekorps und 40 Prozent der vormaligen Kampfbrigaden neu eingeteilt.117 Trotz teilweise gegenteiliger Meldungen dürften Trainings in größe­rem Umfang erst nach der Aufhebung der restriktiven Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie Ende 2022 wiederaufgenommen worden sein.

Im Einklang mit Xis Vorgaben priesen Medien­berichte die Eignung der realitätsnahen Übungs­anlagen »in allen Jahreszeiten, unter allen Witterungs­bedingungen und in allen Regionen«.118 Im Weiteren habe sich der Einsatz von Drohnenschwärmen an Land, zu Wasser und in der Luft etabliert. Auch be­züglich der Operationsführung in allen fünf Dimensionen seien große Fortschritte erzielt worden.

Im Rahmen der Übung CUIHUO LUOYANG-2018A trainierte das 83. Armeekorps in Zusammenarbeit mit Teilen der damaligen Strategic Support Force den Kampf um Informationsüberlegenheit im elektromagnetischen Raum.119 Etwas größer war das Manöver LIAN­QIN SHIMING 2018B, für das, neben Teilen der Joint Logistics Support Force, auch Formationen des Heeres und der Luftwaffe aus drei Provinzen mobilisiert wurden.120 Noch etwas umfangreicher und von der Komplexität her anspruchsvoller war die Übung LANDUN (»Blue Shield«) 18. Mehrere Brigaden der Luftwaffe, des Heeres und der Raketenstreitkräfte nahmen daran teil, um mit Unterstützung der da­maligen Strategic Support Force im realen Feuereinsatz die Luftverteidigung zu erproben. Das Manöver beinhaltete auch Truppenverlegungen über längere Distanzen und die Führung diverser Teilstreitkräfte und Truppengattungen zur Bekämpfung eines aktiven Gegners.121 YANBING-2021 schließlich diente in erster Linie dem Training von Logistikprozessen, indem mechanisierte Verbände mit der Bahn und auf dem Seeweg verschoben wurden.122

Auch die Übungsserie KUAYUE (»Crossing«) Zhurihe auf dem gleichnamigen Übungsgelände in der Inneren Mongolei ist erwähnenswert. 2019 traten zwei Brigaden des 82. Armeekorps gegeneinander an. Über den Zeitraum eines Monats wurden die Führungs­fähigkeit, Logistik und Feuerunterstützung zur multi­dimensionalen Verteidigung geübt.123 2021 lag der Fokus dann auf dem Training von circa 200 Komman­danten und Stäben verschiedener Armeekorps. Kräfte des Heeres und der Luftwaffe nahmen daran teil.124 Die im Jahr darauf abgewickelte Luftverteidigungs­übung CHANGKONG LIJIAN (»Sky Sword«) der Luft­waffe in Zusammenarbeit mit Bodentruppen des Heeres dauerte jedoch nur zwei Tage.125

Im Vergleich zu diesen Übungsserien sind die Manöver, welche die PLA seit dem Taiwan-Besuch der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi im August 2022 abgehalten hat, in erster Linie als Versuche der Einschüchterung, militärischen Abschreckung und Unterminierung der Eigenständig­keit Taiwans anzusehen. Gleichzeitig boten sie aber wertvolle Gelegenheiten zum Üben größerer Opera­tio­nen und von Elementen möglicher Feldzüge.

Anfang August 2022 führte die PLA unter der Leitung des Eastern Theater Command und mit Be­teili­gung des Southern Theater Command während sieben Tagen Manöver in der Luft und zu Wasser durch.126 Diese beinhalteten den Einsatz von über 100 Kampfflugzeugen und Bombern, von Luft­aufklä­rungs- und Angriffsdrohnen und zehn Zerstörern und Fregatten. Elf ballistische Raketen wurden in Ziel­gebiete rund um Taiwan geschossen. Reale Cyber­angriffe und Desinformationskampagnen begleiteten diese Aktivitäten.127 Auch zwei Flugzeugträgerkampfgruppen navigierten in Gewässern vor der Insel. Im April 2023 folgte als Reaktion auf die Reise der taiwa­nesischen Präsidentin durch die USA mit hochrangigen Treffen eine weitere, fünftägige Serie von Manövern. Deren Hauptelement LIANHE LIJIAN-2023 (»Joint Sword«) umfasste gemeinsame Übungen von Heer, Marine, Luftwaffe und Raketenstreitkräften mit dem Ziel, die Überlegenheit auf See und in den Luft- und Informationsräumen zu erlangen, um Taiwans internationale Verbindungen zu kappen und Ziele auf der Insel bekämpfen zu können. Neben zwölf Schiffen waren an einzelnen Tagen über 90 Flugzeuge mitsamt einer Flugzeugträgerkampfgruppe und die Küstenwache beteiligt.

Im Mai 2024 folgte nach der Amtseinführungsrede des neuen taiwanesischen Präsidenten ein Manöver mit Namen LIANHE LIJIAN 2024A zur »Abstrafung separatistischer Aktivitäten der ›taiwanesischen Un­abhängigkeitsbewegung‹«.128 Ähnlich wie 2022 defi­nierte die PLA Übungsgebiete in Gewässern rund um Taiwan und auf den dem Festland unmittelbar vorgelagerten taiwanesischen Inseln. Dieses Mal war jedoch eine viel stärkere Präsenz der Marine mit bis zu 27 Schiffen und vor allem auch der Küstenwache mit 16 Schiffen zu beobachten. Im Oktober 2024 folgte eine weitere militärische Reaktion auf die Rede des neuen taiwanesischen Präsidenten zum Nationalfeiertag. Die mit einem Tag sehr kurze, aber äußerst intensive Übung LIANHE LIJIAN 2024B schloss erneut Manöver rund um Taiwan und auf den vorgelagerten Inseln ein. Bis zu 17 Schiffe der Küstenwache kreuz­ten innerhalb der sieben Zonen. Und die bis zu 135 Flugzeuge und 17 eingesetzten Kriegsschiffe der Marine inklusive einer Flugzeugträgerkampfgruppe stellten einen zahlenmäßigen Höchststand dar. Das Hauptziel war eine simulierte Blockade der taiwanesischen Häfen.129 Anfang April 2025 leitete das Eastern Theater Command dann eine weitere Operation. Wieder war eine Rede des Präsidenten Taiwans der Anlass. Bei der später als HAIXIA LEITING-2025A (»Strait Thunder«) bezeichneten Übung formierten sich 13 Kriegsschiffe in Begleitung einer Flugzeug­trägergruppe und von vier Schiffen der Küstenwache rund um Taiwan zur Andeutung einer Blockade­operation.130 Auch andere Teilstreitkräfte beteiligten sich an dem Manöver. Die Luftwaffe flog Einsätze mit Drohnen, Hubschraubern und Kampfflugzeugen. Dazu veröffentlichte Kommentare machen die Ab­sicht deutlich, Taiwan von Schritten hin zu einer for­mellen Unabhängigkeit durch eine Bekräftigung der militärischen Bereitschaft und des politischen Willens zur Gewaltanwendung abzuschrecken.131

Fazit zur Übungstätigkeit

Das Ziel Chinas, militärische Formationen flexibel über alle Hierarchiestufen hinweg und mit Verbänden anderer Truppengattungen in allen Dimensionen koordiniert einzusetzen, bleibt ambitiös. So bestehen offenbar nach wie vor Unklarheiten über grund­legende Fragen der Führungsverantwortung im neuen System, in dem »die strategische Kommandoorgani­sation [ZMK] den Kern, die operative Kommando­organisation [Theater Commands] den Hub und maß­geschneiderte Truppenverbände (Task Forces) und andere Kommandos die Basis eines organischen Gan­zen bilden«.132 Konkret hoben zum Beispiel Experten der National Defense University (NDU) hervor, dass der »Aufbau und der Betrieb eines Joint-Führungs­systems den Grundsätzen der Einfachheit, Praktika­bilität und Effektivität zu folgen hat und deshalb die vertikalen und horizontalen Beziehungen zwischen den diversen Organisationseinheiten auf allen Ebenen des Systems weiter zu klären sind […] und die Ver­antwortlichkeiten den Erfordernissen des Gefechts entsprechend flexibel erfasst und entsprechend wahrgenommen werden müssen.«133

Nach wie vor bestehen Unklarheiten über grundlegende Fragen der Führungs­verantwortung im neuen System.

Vor diesem Hintergrund sind regelmäßige Forderungen nach einer Verbesserung der Ausbildung von »talentierten« Kadern und nach einer Optimierung der technischen Systeme auch als Symptome von Schwierigkeiten mit der Organisationskultur zu verstehen, wenn nicht als Zeichen der Unmöglichkeit einer allumfassenden, effektiven und präzisen Krieg­führung. Insbesondere der Rückgriff auf die Adjektive »wissenschaftlich«134 (kexue), »rational« (youli) und auf die bedeutungsschwere Formel »Wahrheit durch Fakten suchen« (shishi qiushi) ist im chinesischen Kon­text als Kritik an mangelnder Disziplin, an Passivität, über­bordender Bürokratie und an einer ideolo­gisierten, wenig pragmatischen Herangehensweise zu werten.

In diesem Lichte sind auch zahlreiche Berichte über hochmotivierte, wissensdurstige und »innovative« Unteroffiziere,135 Subalternoffiziere und Stabsoffi­ziere136 zu betrachten, die individuell Verantwortung übernehmen, ihr persönliches Potential ausschöpfen und so ihre jeweiligen Organisationsbereiche, ja die PLA und China insgesamt voranbringen. Denn nicht sie, sondern nur die wenigen Individuen auf der obers­ten Führungsebene verfügen überhaupt über die Macht, die institutionellen Rahmenbedingungen und die Organisationskultur innerhalb der Volks­befreiungs­armee zu verbessern.

Als Hauptinstrument dazu dient im Einparteienstaat die alles umspannende Organisation der Poli­tical Work Departments, mit seinen Parteikomitees und Parteizellen auf allen Stufen. Unter der obersten Leitung eines ZMK-Mitglieds sind diese Einheiten hauptverantwortlich für die Personaladministration, das heißt für Leistungsbeurteilungen und Beförderungen, ideologische Schulung und Aufrechterhaltung der Parteidisziplin – sowie für die Fürsorge in der Truppe. Darüber hinaus sind sie aber auch immer mit der Führung der Formationen betraut. Selbst im Gefecht werden Entscheidungen über die Kampf­führung grundsätzlich im Kollektiv gefällt.137 Die Frage, wie sich dieses System der politischen Ideo­logisierung mit den Erfordernissen schneller Entschei­dungen und komplexer Abstimmungsprozesse im Rahmen der informationisierten Kriegführung ver­einen lässt, bleibt ungeklärt. Im Gegenteil: Es entsteht der Eindruck, dass das unter Xi wieder gestärkte System der Parteikomitees der Entbürokratisierung militärischer Strukturen nicht förderlich ist.138 Und der Imperativ, die Kader mittels ideologischer In­doktrination loyal zur Partei zu halten und sie diese Treue fortwährend durch ritualistische Verhaltensweisen beweisen zu lassen, dürfte zu einer Kaskade enormen Drucks führen. Die damit verbundene Dele­gation von Entscheidungsverantwortung nach oben und Disziplinierung der untergeordneten Ebenen steht dem Prinzip der auftragsorientierten Führung, wie sie auch die PLA-Doktrin vorsieht, diametral ent­gegen. In einem solchen System immer wieder »eiser­ne Disziplin«, »eisernen Willen« und die »Förderung von Kampfgeist« zu beschwören, erscheint wenig effektiv und erfolgversprechend, zumal wenn man sich vor Augen führt, dass mit General Miao Hua im Jahr 2024 selbst der oberste Politkommissar und Hüter der Loyalität zur KPCh wegen disziplinarischer Vergehen von seinem Amt enthoben worden ist.139 An solchen Vorgängen werden die Grenzen einer Armee der Partei sichtbar.

Schlussfolgerungen

Mit der heutigen Art der Kriegführung schrumpfen die geografischen Distanzen. Dies zwingt zu einer Beschleunigung der Aktionsführung. Damit wiederum erhöhen sich die Anforderungen an militärische Organisationen deutlich. Die technischen Voraus­setzungen zur erfolgreichen Kriegführung an Chinas Peripherie wird die PLA bis Mitte des Jahrhunderts erreichen können;140 wobei die Führung hochinten­siver Operationen jenseits der sogenannten Ersten Inselkette im Westpazifik Beschränkungen unter­worfen bleibt, weil sie eine krisenresistente militärische Infrastruktur voraussetzt, die auf einem bisher inexistenten Netzwerk von verlässlichen Verbündeten basiert.

Neben den technischen gibt es aber auch institutio­nelle Herausforderungen, um militärische Operationen teilstreitkräftegemeinsam und gleichzeitig über alle Dimensionen hinweg integriert koordinieren zu können. Sie bestehen in der klaren Abgrenzung von Verantwortungsbereichen und der entsprechend an­gemessenen Zuteilung von Mitteln zwischen und innerhalb der Teilstreitkräfte und TCs. Diese Pro­bleme hat die PLA nach wie vor nicht überwunden.141 Den hier vorhandenen Mängeln und der bisher offen­bar geringen Zahl großer Volltruppenübungen auf Stufe TC und Armeekorps könnte die PLA künftig durch eine Intensivierung von Manövern rund um Taiwan begegnen.

Ungleich schwieriger zu handhaben ist der Gegensatz zwischen den Idealbildern einer effizienten, pro­fessionellen Streitmacht auf der einen und dem einer Parteiarmee, die der KPCh und deren Vorsitzendem Xi gegenüber loyal ist, auf der anderen Seite. Selbst wenn die allgemeine Verunsicherung und die Erfahrungsverluste, welche die Anti-Korruptions-Kampagnen und die damit ein­hergehenden Kaskaden von Personal­rotationen ausgelöst haben überwunden würden, bleibt der Imperativ der stetigen Loyalitätsversicherung und damit verbundenen ideologischen Kontrolle weiterhin wirksam. Dieser Faktor steht der Übernahme von Verantwortung und Initiative ebenso entgegen wie der Auswahl fähiger Kader und der Schaffung eines leistungsorientierten Arbeitsumfelds.

Trotz, oder gerade deswegen, besteht das Hauptproblem für die KPCh-Führung darin, dass die PLA als Armee der Partei nach wie vor ein in sich geschlossenes System ist, das für die zivile Seite des Staates und paradoxerweise auch für die Partei kaum einsehbar ist. Die Militärs behalten grundsätzlich die Kontrolle über Informationen zum Zustand der Truppen, den Verlauf von Operationen und die Verwendung nach­richtendienstlicher Erkenntnisse.142 Das heißt, dass Korruption und Missmanagement innerhalb der obers­ten Führungsorgane und deren Kontrollbehörden ein blinder Fleck bleiben. Bezeichnend für diesen Zustand ist, dass nach der disziplinarischen Verfolgung von General He Weidong, dem als ZMK-Vize­vorsitzenden zweitmächtigsten Militär und langjährigen Weggefährten Xis, im Frühjahr 2025 effektiv nur noch drei der sechs militärischen Sitze im sieben­köpfigen ZMK besetzt sind.

Durch die extreme Zentralisierung aller Entscheidungswege beim ZMK-Vorsitzenden, der sich als ein­ziger Zivilist – will er die PLA effektiv kontrollieren – mehr denn je auf seine zwei Stellvertreter in der Kommission verlassen muss, wurde der zivile Zugriff auf die Armee tatsächlich schwächer.143 Alles scheint mit der Person des KPCh-Generalsekretärs Xi und seiner Stellung innerhalb der ZMK zu stehen – und zu fallen. Entscheidend bleibt deshalb, für wie fähig die KPCh-Führung die PLA hält und wie weit sie sich in einer Krise deren Loyalität sicher zu sein glaubt. Berichte über eine weitere Kampagne Xis zur In­dok­trinierung der PLA-Spitzen von Anfang 2025 deuten auf größere Spannungen hin.144 Sie offenbaren die Grenzen von Xis Macht, die PLA zu disziplinieren. Mit seinem zunehmend höheren Alter werden diese Spekulationen über einen möglichen Kontrollverlust nicht abnehmen.145 Zudem stellt sich die Frage, ob selbst im Falle eines generellen Vertrauens der Partei­führung in die eigenen Streitkräfte die Mög­lichkeit auch eines teilweisen militärischen Scheiterns von den PLA-Kommandeuren und den politischen Füh­rern als zu großes Risiko für ihre jeweiligen Macht­positionen angesehen wird.

Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass ausreichend informierte militärische Führer nur bedingt das Vertrauen in die Fähigkeit der PLA haben, in größeren militärischen Auseinandersetzungen be­stehen zu können: Sie werden wenig Interesse zeigen, in solche verwickelt zu werden.146 Dies schließt Prä­ventivschläge ebenso wenig aus wie Entscheidungen politischer Machthaber in Situationen drohenden Machtverlusts, bewaffnete Konfrontationen zu ris­kieren. Und sollte es zu einem gewaltsamen Konflikt kommen, wird die Fähigkeit, gegnerische Systeme zu lähmen, zwar sehr wichtig sein. Wie der Krieg gegen die Ukraine aber zeigt, bilden Vorteile bei der Zahl der verfügbaren Soldaten und beim Potential an Kriegsgerät und damit die industrielle Kapazität nach wie vor den zentralen Erfolgsfaktor in einer militä­rischen Konfrontation zwischen wirtschaftlich ent­wickel­ten Staaten.

Weil die Entscheidungsprozesse innerhalb der PLA intransparent bleiben, Gruppendenken fördern und die selbst für chinesische Verhältnisse extrem in sich geschlossene Organisation den effektiven Informa­tionsaustausch mit externen Akteuren stark behindert, gewinnen direkte Kommunikationskanäle mit der PLA auch für Deutschland an Wichtigkeit. Dies ist insbesondere von Belang, weil die Bundeswehr weiterhin regelmäßig die Ost- und Südchinesischen Meere befahren soll. Zudem verlangt die sich schnell ändernde weltpolitische Lage, dass deutsche und europäische Regierungen auch mit schwierigeren Akteuren diplomatisch, militärdiplomatisch und auf Think-Tank-Ebene in regelmäßigem Austausch stehen.

Weil das chinesische Verteidigungsministerium lediglich repräsentativen Charakter hat und Begegnungen auf Ebene der Ministerialbürokratie anlässlich von Stabsgesprächen genauso wie die der mili­tärischen Spitzen im Rahmen strategischer Dialoge durch das offizielle Format wenig ergiebig sind, gewinnen informelle Gelegenheiten zum Austausch große Bedeutung. So ermöglichen Gespräche zum Beispiel im Kontext sicherheitspolitischer Seminare entscheidende Erfahrungsgewinne, welche die offi­ziellen Begegnungen ergänzen und so effektiver machen können. Deshalb sollten die Erhaltung und der mögliche Aufbau von Kommunikationskanälen nicht nur mit Mitgliedern der ZMK, deren nachgeordneten Stellen und den Teilstreitkräften, sondern auch mit Forschungsinstitutionen wie der Academy of Military Science oder Ausbildungsstätten wie der National Defense University oder den Akademien der Teilstreitkräfte in Betracht gezogen werden. Vorausgesetzt, dass solche professionellen und institutio­nellen Kontakte über längere Zeit gepflegt werden, können sie aktiv genutzt werden, um die Denkweise innerhalb der PLA besser einschätzen und die Hand­lungen der Militärführung einordnen zu können. Gleichzeitig sollten über diese Kanäle eigene Beurtei­lungen mitsamt Bedrohungswahrnehmungen und Erwartungen direkt und offensiv kommuniziert werden, zum Beispiel in Bezug auf den russischen Krieg gegen die Ukraine, die Konflikte im Mittleren Osten, die maritime Sicherheit in Asien und Europa, die Cybersicherheit, die Weltraumsicherheit und die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und KI‑unterstützter unbemannter Systeme.

Abkürzungen

CCTV

China Central Television

CTC

Central Theater Command

ETC

Eastern Theater Command

JOC

Joint Operations Center (Einsatzführungszentrum des TC)

JOCC

Joint Operations Command Center (Einsatzführungszentrum der ZMK)

KPCh

Kommunistische Partei Chinas

NDU

National Defense University

NTC

Northern Theater Command

PLA

People’s Liberation Army (Volksbefreiungsarmee)

PLAAF

People’s Liberation Army Air Force (PLA‑Luftwaffe)

PLAGF

People’s Liberation Army Ground Force (PLA-Heer)

PLAN

People’s Liberation Army Navy (PLA-Marine)

PLARF

People’s Liberation Army Rocket Forces (PLA‑Raketentruppen)

STC

Southern Theater Command

TC

Theater Command

WTC

Western Theater Command

ZMK

Zentrale Militärkommission der KPCh

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Nadine Godehardt

Wie China Weltpolitik formt. Die Logik von Pekings Außenpolitik unter Xi Jinping

SWP-Studie 19/2020, Oktober 2020

Endnoten

1

 Bill Bishop, »Xi in Qiushi – Comprehensively Advancing the Building of a Strong Country and the Great Cause of National Rejuvenation through Chinese Modernization« [Übersetzung von Xi Jinpings Rede »Aufbau eines starken Landes und die große Sache der nationalen Erneuerung durch chinesische Modernisierung umfassend vorantreiben«], Sinocism (online), 31.12.2024.

2

Nan Li, »Scanning the Horizon for ›New Historical Missions‹«, in: Proceedings (U.S. Naval Institute), 136 (2010) 4, <https://www.usni.org/magazines/proceedings/2010/april/ scanning-horizon-new-historical-missions> (Zugriff wie auf alle folgenden Internetquellen am 4.4.2025).

3

 John Wilson Lewis / Xue Litai, Imagined Enemies: China Prepares for Uncertain War, Palo Alto: Stanford University Press, 2006.

4

 Dennis J. Blasko, »The PLA Army after ›Below the Neck‹ Reforms: Contributing to China’s Joint Warfighting, Deter­rence and MOOTW Posture«, in: Journal of Strategic Studies, 44 (2021) 2, S. 149–183 (155–156), doi: 10.1080/01402390. 2019.1701440.

5

 Wang Xueping, »Zhuoli pojie zhihuiyuan ›wu ge buhui‹ wenti« [Fokussierung auf die Lösung der »Fünf Unfähigkeiten« der Kommandeure], Jiefangjun bao [PLA Daily], 18.6.2019, <http://www.81.cn/xxqj_207719/xxqj_207747/9532744.html>.

6

 Sugiura Yasuyuki, »The PLA’s Pursuit of Enhanced Joint Operations Capabilities«, Tokyo 2022 (NIDS China Security Report 2022), S. 19, <https://www.nids.mod.go.jp/publication/ chinareport/pdf/china_report_EN_web_2022_A01.pdf>.

7

 »Zhonggong zhongyang guanyu quanmian shenhua gaige ruogan zhongda wenti de jueding« [Beschluss des ZK über wichtige Themen bei der umfassenden Vertiefung der Reform], Xinhua, 15.11.2013, <https://www.gov.cn/jrzg/2013-11/15/content_2528179.htm>.

8

 »Zhongyang junwei guanyu shenhua guofang he jundui gaige de yijian« [Die ZMK über die Vertiefung der Reform der nationalen Verteidigung und des Militärs], Xinhua, 1.1.2016, <http://www.xinhuanet.com//mil/2016-01/01/c_1117646695. htm>.

9

 Brian Hart / Bonnie S. Glaser/Matthew P. Funaiole, »China’s 2027 Goal Marks the PLA’s Centennial, Not an Ex­pedited Military Modernization«, in: China Brief, 21 (2021) 6, S. 8–14.

10

 Philip C. Saunders / Arthur S. Ding / Andrew Scobell/ Andrew N.D. Yang / Joel Wuthnow (Hg.), Chairman Xi Remakes the PLA: Assessing Chinese Military Reforms, Washington, D.C.: National Defense University Press, 2019.

11

 Mei Shanshan / Dennis J. Blasko, »Back to the Basics: How Many People Are in the People’s Liberation Army?«, War on the Rocks, 12.7.2024, <https://warontherocks.com/ 2024/07/back-to-the-basics-how-many-people-are-in-the-peoples-liberation-army/>.

12

 You Ji, »The Party/Army State in Great Transformation«, in: Zheng Yongnian / Lance L.P. Gore (Hg.), The Chinese Communist Party in Action: Consolidating Party Rule, New York: Routledge, 2020, S. 161–180.

13

 Daniel Gearin, »PLA Force Reductions: Impact on the Services«, in: Saunders u.a. (Hg.), Chairman Xi Remakes the PLA [wie Fn. 10], S. 327–343.

14

 Nan Li, »Top Leaders and the PLA: The Different Styles of Jiang, Hu, and Xi«, in: Philipp C. Saunders / Andrew Scobell (Hg.), PLA Influence on China’s National Security Policymaking, Stanford: Stanford University Press, 2015, S. 120–137.

15

 John Chen, »Choosing the ›Least Bad Option‹: Organizational Interests and Change in the PLA Ground Force«, in: Saunders u.a. (Hg.), Chairman Xi Remakes the PLA [wie Fn. 10], S. 110.

16

 Nan Li, Civil-Military Relations in Post-Deng China: From Symbiosis to Quasi-Institutionalization, Singapur: Palgrave­Macmillan, 2021.

17

 You Ji, »The Party/Army State in Great Transformation« [wie Fn. 12], S. 166.

18

 Willy Wo-Lap Lam, »Members of the Xi Jinping Clique Revealed«, in: China Brief, 14 (2014) 3, <https://jamestown.org/ program/members-of-the-xi-jinping-clique-revealed/>.

19

 »Profile: Xi Jinping and his Era«, Xinhua, 17.11.2017, <http://www.xinhuanet.com//english/2017-11/17/ c_136758372_6.htm>.

20

 K. Tristan Tang, »Xi Struggles to Keep Military Construction Reform on Course at Two Sessions«, in: China Brief, 25 (2025) 5, S. 6–11.

21

 You Ji, »The Party/Army State in Great Transformation« [wie Fn. 12], S. 169.

22

 Siehe William Lam, »CCP Campaign for a New Generation of ›Red and Expert‹ Officials«, in: China Brief, 9 (2009) 13, S. 2–4, <https://jamestown.org/program/ccp-campaign-for-a-new-generation-of-red-and-expert-officials/>.

23

 Schon unter Hu war der »Entpolitisierung« und »Nationalisierung« der PLA entgegengetreten worden, siehe Dennis J. Blasko, »The Evolution of Core Concepts. People’s War, Active Defense, Offshore Defense«, in: Roy Kamphausen / David Lai / Travis Tanner (Hg.), Assessing the People’s Liberation Army in the Hu Jintao Era, Carlisle, PA: Strategic Studies Institute and U.S. Army War College Press, 2014, S. 86.

24

 You Ji, »The Party/Army State in Great Transformation« [wie Fn. 12], S. 164.

25

 Joel Wuthnow / Phillip C. Saunders, »More Red but Still Expert: Party-Army Relations under Xi Jinping«, in: Journal of Contemporary China, (2024), doi: 10.1080/10670564.2024. 2400529.

26

 You Ji, »Party-Military Relations in Transformation« [wie Fn. 17], S. 166.

27

 James Char, »Chinese Civil-Military Relations: Xi Jin­ping’s Anti-Corruption Campaign and the People’s Liberation Army«, in: Richard A. Bitzinger / James Char (Hg.), Reshaping the Chinese Military: The PLA’s Roles and Missions in the Xi Jinping Era, New York: Routledge, 2018, S. 9–44.

28

 Tan Zhe, »Fansi sulian jundui wajie: ›jundui fei danghua‹ rang sujun buzhan er jiang« [Gedanken zum Ende der Sowjetunion: Die ›Entparteiisierung des Militärs‹ führte zur kampflosen Niederlage der Roten Armee], Jiefangjun bao [PLA Daily], 12.1.2015, <http://www.81.cn/jwgd/2015-01/13/content_6305937_2.htm>.

29

 Lin Yunshi / Kelly Wang, »Chart of the Day: The Military Brass Ensnared in China’s Anti-Corruption Campaign«, Caixin Global, 27.12.2024, <https://www.caixinglobal.com/2024-12-27/chart-of-the-day-the-military-brass-ensnared-in-chinas-anti-corruption-campaign-102272883.html>.

30

 Char, »Chinese Civil-Military Relations« [wie Fn. 27], S. 33.

31

 James Mulvenon, »Hotel Gutian: We Haven’t Had that Spirit here Since 1929«, in: China Leadership Monitor, 46 (2015), S. 3, <https://www.hoover.org/research/hotel-gutian-we-havent-had-spirit-here-1929>.

32

 »Quanjun zhengzhi gongzuo huiyi zai gutian zhaokai: Xi Jinjing chuxi huiyi bing fabiao zhongyao jianghua« [Konferenz zur politischen Arbeit im gesamten Militär in Gutian eröffnet: Xi Jinping war anwesend und hielt eine wichtige Rede], Renmin wang [Volkstageszeitung online], 1.11.2014, <http://cpc.people.com.cn/n/2014/1101/c64094-25952974.html>.

33

 Mulvenon, »Hotel Gutian« [wie Fn. 31], S. 5.

34

 Elliot Ji, »Rocket-Powered Corruption: Why the Missile Industry became the Target of Xi’s Purge«, War on The Rocks, 23.1.2024, <https://warontherocks.com/2024/01/rocket-powered-corruption-why-the-missile-industry-became-the-target-of-xis-purge/>.

35

 »Zhongyang junwei zhengzhi gongzuo huiyi zai yan’an zhaokai. Xi jinping chuxi huiyi bing fabiao zhongyao jianghua« [Die politische Arbeitskonferenz der ZMK wurde in Yan’an abgehalten. Xi Jinping erschien und hielt eine wichtige Rede.], Xinhua, 19.6.2024, <http://politics.people. com.cn/n1/2024/0619/c1024-40260089.html>.

36

 Char, »Chinese Civil-Military Relations« [wie Fn. 27], S. 29.

37

 »Communiqué of the Third Plenary Session of the 18th Central Committee of the Communist Party of China«, China.org.cn, 15.1.2014, <http://www.china.org.cn/china/ third_plenary_session/2014-01/15/content_31203056.htm>.

38

 »Xi Jinping Thought on Strengthening the Military«, China.org.cn, 5.11.2021, <http://www.china.org.cn/english/ china_key_words/2021-11/05/content_77853472.html>.

39

 Ähnlich der Xuexi-Qiangguo-App für zivile Kader wurde Xuexi Qiangjun als Lernportal für die politische Erziehung in der PLA eingeführt. Mit Hilfe der App soll Xi Jinpings Ideo­logie verinnerlicht werden: »Jing Zhongyang junwei pijun ›Xi Jinping guanyu xin shidai zhengzhi jianjun zhongyao lunshu xuanbian‹ yinfa quanjun« [Die »Auswahl an wichtigen Theoriewerken Xi Jinping’s über die politische Konsolidierung der Armee in der neuen Ära« wurde von der ZMK genehmigt und kann im Militär verteilt werden], 9.11.2024, <https://www.gov.cn/yaowen/liebiao/202409/ content_6973886.htm>.

40

 Chun Han Wong, »Xi Is Trying to Secure the Devotion of China's Military. Chinese Leader Deploys Soldiers on a Campaign of Films, Quizzes and Political Study«, The Wall Street Journal (online), 20.2.2025, <www.wsj.com/world/china/ china-military-xi-jinping-speeches-16ac3256>.

41

 Christian Wirth, »Emotions, International Hierarchy, and the Problem of Solipsism in Sino-US South China Sea Politics«, in: International Relations, 34 (2020) 1, S. 25–45, doi: 10.1177/0047117819875995.

42

 »Lianghui shouquan fabu« [Autorisierter Bericht über die Zwei Kongresse], Xinhua, 6.3.2023, <http://www.news.cn/ politics/leaders/2023-03/06/c_1129417096.htm>.

43

 Xi Jinping, »Secure a Decisive Victory in Building a Moderately Prosperous Society in All Respects and Strive for the Great Success of Socialism with Chinese Characteristics for a New Era«, The National People's Congress of the People's Republic of China, 18.11.2017, <http://en.npc.gov.cn.cdurl.cn/ 2021-12/24/c_693899.htm>.

44

 Timothy R. Heath, »The Historic Missions of the People’s Liberation Army under Xi Jinping: The Military’s Role in the ›New Era‹«, in: China Leadership Monitor, 80 (2024), <https:// www.prcleader.org/post/the-historic-missions-of-the-people-s-liberation-army-under-xi-jinping-the-military-s-role-in-the>.

45

 The People’s Republic of China, State Council, China’s Military Strategy, Mai 2015, <https://english.www.gov.cn/ archive/white_paper/2015/05/27/content_281475115610833. htm>.

46

 The People’s Republic of China, State Council, Full Text: China’s National Defense in the New Era, 24.7.2019, <https://english.www.gov.cn/archive/whitepaper/201907/24/ content_WS5d3941ddc6d08408f502283d.html>.

47

 Siehe Blasko, »The Evolution of Core Concepts« [wie Fn. 23], S. 88–90.

48

 Xiao Tianliang / Lou Yaoliang / Kang Wuchao / Cai Ren­zhao, »Zhanlüexüe« [Die Wissenschaft der militärischen Strategie], Beijing: National Defense University Press, 2020. Übersetzung ins Englische: China Aerospace Studies Institute, In Their Own Words: Science of Military Strategy, Mont­gomery, AL, Januar 2022, S. 35–36.

49

 Siehe Sugiura, The PLA’s Pursuit of Enhanced Joint Operations Capabilities [wie Fn. 6], S. 26.

50

 Siehe Yatsuzuka Masaaki, »PLA’s Intelligentized Warfare: The Politics on China’s Military Strategy«, in: Security and Strategy, 2 (2022), S. 17–36.

51

 M. Taylor Fravel, Active Defense: China’s Military Strategy since 1949, Princeton, NJ: Princeton University Press, 2019; Scott J. Tosi, »Xi Jinping’s PLA Reforms and Redefining ›Active Defense‹«, in: Military Review, (2023), <https://www. armyupress.army.mil/Journals/Military-Review/English-Edition-Archives/September-October-2023/Active-Defense/>.

52

 »Regular Press Conference of the Ministry of National Defense on November 26«, China Military (online), 29.11.2020, <http://eng.chinamil.com.cn/HOME_209227/Focus_209228/9944372.html>; Han Lin/Wei Bin/Liu Jianwei, »›Zhongguo renmin jiefangjun lianhe zuozhan gangyao‹ (shixing) shixing yizhou nian zongshu« [Überblick zum ersten Jahrestag über die Umsetzung des »Programms gemeinsamer Operationen in der Volksbefreiungsarmee« (auf Versuchsbasis)], Jiefangjun bao [PLA Daily], 5.1.2022, <http://www.81.cn/zt/2023nzt/jydb/ 16242274.html>.

53

 Jeffrey Engstrom, Systems Confrontation and System Destruction Warfare: How the Chinese People’s Liberation Amy Seeks to Wage Modern Warfare, Santa Monica, CA: RAND, 2018.

54

 Siehe Sugiura, The PLA’s Pursuit of Enhanced Joint Operations Capabilities [wie Fn. 6], S. 14.

55

 Engstrom, Systems Confrontation and System Destruction Warfare [wie Fn. 53].

56

 Edmund J. Burke / Kristen Gunness / Cortez A. Cooper III/ Mark Cozad, People’s Liberation Army Operational Concepts, Santa Monica, CA: RAND Cooperation, 2020, S. 9–10, <https:// www.rand.org/pubs/research_reports/RRA394-1.html>.

57

 »Zhongyang junwei guanyü shenhua guofang he jundui gaige de yijian« [Die ZMK über die Vertiefung der Reform der nationalen Verteidigung und des Militärs], Ministry of National Defense of the People’s Republic of China, 5.8.2022, <www.mod.gov.cn/gfbw/qwfb/jwgghbzbgs/4917411.html>.

58

 James Mulvenon, »The Cult of Xi and the Rise of the CMC Chairman Responsibility System«, China Leadership Monitor, 55 (Winter 2018), <www.hoover.org/sites/default/files/research/ docs/clm55-jm-final.pdf>.

59

 Zudem waren bis zu 90 Prozent der 300 militärischen Delegierten im Nationalen Parteikongress neu berufen worden: Li Cheng, Why China’s Military Facelift Ahead of the Party Congress Could be a Sign of Bigger Changes, Washington, D.C.: The Brookings Institution, 10.10.2017, <https://www. brookings.edu/articles/why-chinas-military-facelift-ahead-of-the-party-congress-could-be-a-sign-of-bigger-changes/>.

60

 »How Did the 20th Party Congress Impact China’s Military?«, Centre for Strategic International Studies (CSIS), 25.10.2022, <https://chinapower.csis.org/20th-party-congress-china-military-pla-cmc/>.

61

 Joel Wuthnow / Philip C. Saunders, »Chairman Xi Remakes the PLA. Introduction Appendix: Central Military Commission Reforms«, in: Saunders u.a. (Hg.), Chairman Xi Remakes the PLA [wie Fn. 10], S. 32.

62

»Quanmian jia qiang xinshidai jundui dang de jianshe – Zhongyang junwei zhengzhi gongzuobu lingdao jiu ›Zhong­guo gongchandang jundui dang de jianshe tiaolie‹« [Ganz­heitliche Stärkung der Parteikonsolidierung im Militär im neuen Zeitalter: Die Führung der Abteilung Politische Arbeit innerhalb des ZMK publizierte die »Statuten zur Partei­konsolidierung der KPCh im Militär«], Xinhua, 10.9.2020; ins Englische übersetzt in CSIS Interpret, <https://interpret.csis. org/translations/comprehensively-strengthen-the-party-building-of-the-army-in-the-new-era-leaders-of-the-political-work-department-of-the-central-military-commission-answer-reporters-questions-on-the-regulations-on/>.

63

 James Mulvenon, »Like Donkeys Slaughtered after They Are Too Old to Work a Grindstone«: PLA Veterans Protests and Party-Military Relations under Xi Jinping, China Leader­ship Monitor, 57 (Herbst 2018), <www.hoover.org/sites/default/ files/research/docs/clm57-jm-edited-final.pdf>; Anushka Saxena, »New Regulations Seek to Address Chinese Military Veterans’ Concerns«, in: The Diplomat, 16.8.2024, <https://thediplomat.com/2024/08/new-regulations-seek-to-address-chinese-military-veterans-concerns/>.

64

 Elsa B. Kania / John Costello, »Seizing the Commanding Heights: The PLA Strategic Support Force in Chinese Military Power«, in: Journal of Strategic Studies, 44 (2020) 2, S. 218–264 (222), doi: 10.1080/01402390.2020.1747444.

65

 Joe McReynolds / John Costello, »Planned Obsolence: The Strategic Support Force in Memoriam (2015–2024)«, in: China Brief, 24 (2024) 9, S. 7–14.

66

 Elsa B. Kania, »The PLA Strategic Support Force: Innovating for Future Warfare«, in: James Char (Hg.), Modernising the People’s Liberation Army: Aspiring to Be a Global Military Power, New York: Routledge, 2024, S. 166.

67

 Kania / Costello, »Seizing the Commanding Heights« [wie Fn. 64], S. 231.

68

 Kania, »The PLA Strategic Support Force« [wie Fn. 65], S. 170.

69

 J. Michael Dahm, »A Disturbance in the Force: The Reorganization of People’s Liberation Army Command and Elimination of China’s Strategic Support Force«, in: China Brief, 24 (2024) 9, S. 15–21.

70

 The People’s Republic of China, The State Council, China’s National Defense in the New Era [Fn. 46], ohne Seiten­angabe.

71

 Elsa B. Kania / Lorand Laskai, Myths and Realities of China’s Military-Civil Fusion Strategy, Washington D.C.: Centre for a New American Security, 28.1.2021, <www.cnas.org/ publications/reports/myths-and-realities-of-chinas-military-civil-fusion-strategy>.

72

 The People’s Republic of China, The State Council, China’s National Defense in the New Era [wie Fn. 46], ohne Seitenangabe.

73

 Leigh Ann Luce / Erin Richter, »Handling Logistics in a Reformed PLA. The Long March toward Joint Logistics«, in: Saunders u.a. (Hg.), Chairman Xi Remakes the PLA [wie Fn. 10], S. 257–291.

74

 Joel Wuthnow, »Joint Logistic Support Force and China’s Military Logistics in an Era of Reform: Organizations, Opera­tions and Challenges«, in: Char (Hg.), Modernising the People’s Liberation Army [wie Fn. 66], S. 186–208.

75

 Xu Xingqi, »Lianhe zuozhan huhuan lianhe tousong, yao zuodao ›suotou ji suoxu, suoxu ji suotou‹« [Gemeinsame Operationen erfordern gemeinsame Leistung: »Was sie brauchen, ist, was sie investieren, und was sie investieren, ist, was sie brauchen«], Jiefangjun bao [PLA Daily], 25.1.2024, <www.81.cn/xxqj_207719/xxjt/pl_207751/16282900.html>.

76

 Wuthnow, »Joint Logistic Support Force« [wie Fn. 74].

77

 Ebd., S. 195.

78

 Kevin McCauley, »PLA Logistics Support for Large-Scale Amphibious Warfare«, in: Andrew S. Erickson / Conor M. Kennedy / Ryan D. Martinson (Hg.), Chinese Amphibious Warfare: Prospects for a Cross-Strait Invasion, Newport, RI: U.S. Naval War College (CMSI Studies in China Maritime Development 8, 2024), S. 299–340 (306).

79

 Chung Chieh, »PLA Logistics and Mobilization Capacity in a Taiwan Invasion«, in: Joel Wuthnow / Derek Grossman / Philip C. Saunders / Andrew Scobell / Andrew N.D. Yang (Hg.), Crossing the Strait: China’s Military Prepares for War with Taiwan, Washington, D.C.: National Defense University Press, 2022, S. 253–276.

80

 Joel Wuthnow / Philip C. Saunders, »A Modern Major General: Building Joint Commanders in the PLA«, in: Saunders u.a. (Hg.), Chairman Xi Remakes the PLA [wie Fn. 10], S. 295; Burke u.a. (Hg.), People’s Liberation Army Operational Concepts [wie Fn. 56], S. 20.

81

 Tzu-Chieh Hung, »Comments on the Implementation of the PLA’s ›New Soldier System‹«, in: INDSR Newsletter, 11 (Juni 2022), S. 13–22.

82

 Alexander Davey, »In the Army Now? Exploring the Online Debate over a Military Career in China«, Mercator Institute for China Studies (MERICS) (online), 13.12.2024, <https://merics.org/en/comment/army-now-exploring-online-debate-over-military-career-china>.

83

 Kenneth W. Allen / Thomas Corbett / Taylor A. Lee / Ma Xiu, Personnel of the People’s Liberation Army. Prepared for the U.S.-China Economic and Security Review Commission by BluePath Labs, 3.11.2022, S. 59.

84

 Peng Wang / Jingyi Wang, »How China Promotes Its Military Officers: Interactions between Formal and Informal Institutions«, in: The China Quarterly, 234 (2018), S. 399–419.

85

 Peng Wang, »Military Corruption in China: The Role of Guanxi in the Buying and Selling of Military Positions«, in: The China Quarterly, 228 (2016), S. 970–991.

86

 Wuthnow / Saunders, »A Modern Major General« [wie Fn. 80], S. 293ff.

87

 Kenneth W. Allen u.a., Personnel of the People’s Liberation Army [wie Fn. 83], S. 34.

88

 David M. Finkelstein, The PLA’s New Joint Doctrine: The Capstone of the New Era Operations Regulations System, Arling­ton, VA: Center for Naval Analyses, September 2021 (CNA Occasional Paper), S. 21.

89

Edmund J. Burke / Arthur Chan, »Coming to a (New) Theater Near You: Command, Control, and Forces«, in: Saunders u.a. (Hg.), Chairman Xi Remakes the PLA [wie Fn. 10], S. 227–255.

90

Joshua Arostegui, »PLA Army and Marine Corps Amphib­ious Brigades in a Post-Reform Military«, in: Wuthnow u.a. (Hg.), Crossing the Strait [wie Fn. 79], S. 161–194.

91

 Blasko, »The PLA Army after ›Below the Neck‹ Reforms« [wie Fn. 4], S. 158.

92

 Kenneth W. Allen / Brendan S. Mulvaney / James Char, »Ongoing Organizational Reforms of the People’s Liberation Army Air Force«, in: Char (Hg.), Modernising the People’s Liberation Army [wie Fn. 66], S. 94.

93

 Blasko, »The PLA Army after ›Below the Neck‹ Reforms« [wie Fn. 4], S. 158.

94

 Ebd., S. 164.

95

 Dennis J. Blasko, »The PLA Army after ›Below the Neck‹ Reforms: Contributing to China’s Joint Warfighting, Deterrence and MOOTW Posture«, in: Char (Hg.), Modernising the People’s Liberation Army [wie Fn. 66], S. 24–59.

96

 Roderick Lee, »The PLA Airborne Corps in a Taiwan Scenario«, in: Wuthnow u.a. (Hg.), Crossing the Strait [wie Fn. 79], S. 195–221.

97

 China Aerospace Studies Institute (CASI), PLA Aerospace Power: A Primer on Trends in China’s Military Air, Space, and Missile Forces, 4th Edition, Montgomery, AL, Juni 2024, S. 22.

98

 Ian Burns Mc Caslin / Andrew S. Erickson, »The Impacts of Xi-Era Reforms on the Chinese Navy«, in: Saunders u.a. (Hg.), Chairman Xi Remakes the PLA [wie Fn. 10], S. 125–170.

99

 Ryan D. Martinson, »Counter-Intervention in an Age of Naval Reform«, in: Char (Hg.), Modernising the People’s Liberation Army [wie Fn. 66], S. 60–86.

100

 Arostegui, »PLA Army and Marine Corps Amphibious Brigades« [wie Fn. 90], S. 161–194.

101

 Andrew Scobell / Nathan Beauchamp-Mustafaga, »The Flag Lags but Follows: The PLA and China’s Great Leap Outward«, in: Saunders u.a. (Hg.), Chairman Xi Remakes the PLA [wie Fn. 10], S. 171–199.

102

 Matthew Bruzzese, »Organization and Structural Reforms of the PLA Rocket Force«, in: Char (Hg.), Modernising the People’s Liberation Army [wie Fn. 66], S. 121–159.

103

 Ebd., S. 130.

104

 CASI, PLA Aerospace Power [wie Fn. 97], S. 37.

105

 Bruzzese, »Organization and Structural Reforms« [wie Fn. 102], S. 132ff.

106

 Zhang Shuo, »Tanzhe lianhe zuozhan zhihui nengli shengcheng texing« [Die Erkundung von Merkmalen für die Generierung der Kommandofähigkeiten in gemeinsamen Operationen], Jiefangjun bao [PLA Daily], 30.7.2024, <http://www.81.cn/ll_208543/16328019.html>.

107

 Internationale Übungen werden nicht angesprochen, da sie nicht repräsentativ sind und wegen eines fehlenden krisenfesten Netzwerks von Allianzen auf absehbare Zeit keine Expeditionen möglich sein werden: Howard Wang/ Nathan Beauchamp-Mustafaga, Not Ready for a Fight: Chinese Military Insecurities for Oversesas Bases in Wartime, Santa Monica, CA: RAND, Juni 2024, <www.rand.org/pubs/research_reports/ RRA1800-2.html>.

108

 Siehe z.B.: Wang Yun, »Dongbu zhanqu kongjun mo jidi zhuhong tisheng yitihua lianhe baozhang nengli« [Eine Basis der PLA-Luftstreitkräfte im östlichen Operationsgebiet fokussiert sich auf die Erhöhung der integrierten gemein­samen Überwachungsfähigkeit], Jiefangjun bao [PLA Daily], 16.6.2023, <http://www.81.cn/kj_208559/16231645.html>.

109

 Siehe z.B. Blasko, »The PLA Army after ›Below the Neck‹ Reforms« [wie Fn. 95].

110

 Mark Cozad, »Toward a More Joint, Combat-Ready PLA?«, in: Saunders u.a. (Hg.), Chairman Xi Remakes the PLA [wie Fn. 10], S. 211.

111

 Ebd.

112

 Dennis J. Blasko, »PLA Exercises March Toward Trans-Regional Joint Training«, in: China Brief, 9 (2009) 22, S. 5.

113

 Ebd., S. 6.

114

 Ebd.

115

 Burke u.a., People’s Liberation Army Operational Concepts [wie Fn. 56], S. 17.

116

 Joel Wuthnow, »A Brave New World for Chinese Joint Operations«, in: Journal of Strategic Studies, 40 (2017) 1–2, S. 177.

117

 Blasko, »The PLA Army after ›Below the Neck‹ Reforms« [wie Fn. 4], S. 160.

118

 Wang Yun, »Yunchou de diebian – laizi nanbu zhanqü linahe canmou qunti de guancha baogao« [Die Wie­derholung der strategischen Operationsplanung — Ein Beob­achtungsbericht des Generalstabs des südlichen Operations­gebiets], Jiefangjun bao [PLA Daily], 10.10.2024, <http://www. 81.cn/zt/2023nzt/qmsrxxgcxjpqjsx/qjsj_245351/16276774. html>.

119

 »›Cuihuo Luoyang-2018A yanlian‹. Dianci kongjian, honglan shuangfang jilie duikang« [Die Cuihuo-Luoyang-2018A-Übung: Im elektromagnetischen Raum liefern sich Rot und Blau ein erbittertes Gefecht], China Central Television (CCTV), 16.5.2018, <https://tv.cctv.com/2018/05/16/ VIDEfHFP6I68Nh0llVOqF0nT180516.shtml>.

120

Tang Chuanfei, »Lianqin shiming-2018B shibing yanjiuxing yanxi juxing« [Die Übung ›Mission integrierte Logistik-2018B‹ wurde abgehalten], Ministry of National Defense of the People’s Republic of China, 15.8.2018, <www.mod.gov.cn/ gfbw/qwfb/4822562.html>.

121

 »Kongjun ›landun-18‹ yanxi«, [Die Übung ›Blaues Schild-18‹ der PLA Luftstreitkräfte], CCTV, 28.6.2018, <http://tv.cctv.com/2018/06/28/VIDEpkwNfbwz9v7EpYg80EUI180628.shtml?vfrm=2-3-0-1>.

122

 »Yanbing-2021, lianqin baozhang budui youzhi gaoxiao baozhang jiaqiang shizhan baozhangli« [Die ›Yanbing-2021‹-Übung der Strategischen Kampfunterstützungstruppe: Qualitativ hochwertig und effizient. Stärkung realer Kampfunterstützung im realen Gefecht], CCTV, 31.12.2021, <https://tv.cctv.com/2021/12/31/VIDEGxezxKo699xJmedy77na211231.shtml>.

123

 »›Kuayue-2019 Zhurihe A‹ yanxi: lanjunlü yi honglan shuangzhong shenfen canyu« [Kuayue-2019-Zhurihe-A-Übung: Die Blaue Brigade nimmt mit doppelter Identität als Rot und Blau an der Übung teil], CCTV, 29.7.2019, <https://tv.cctv.com/2019/07/29/VIDEXkWnsOTbEuJVZGGx6ur0190729.shtml>.

124

 »Junshi baodao ›Kuayue-2021 Zhurihe A‹ jinru jiaozhan jieduan: lujun hecheng budui zhihuiyuan quancheng guanmo yanxi« [Militärischer Bericht: Mit ›Kuayue-2021 Zhurihe A‹ in die reale Konfrontation: Kommandeure der zusammengesetzten Heerestruppen beobachten die komplette Übung], CCTV, 8.9.2021, <https://tv.cctv.com/2021/09/ 08/VIDEQag46p57CZzW03vB6jXu210908.shtml>.

125

 Wang Ziqi, »Changkong lijian, xiang zhan fenfei: kongjun Xi’an feixing xueyuan zuzhi ›xifei lijian – 2022‹ shibing duikang zonghe yanlian jishi« [Das Schwert am Himmel schärfen und bereit in den Kampf fliegen: Rückblick auf die Kompaktübung ›Xifei Lijian-2022‹ der Xi’an Fliegerschule der PLA-Luftstreitkräfte], Jiefangjun huabao [PLA Pictural], 25.10.2025, <https://military.cnr.cn/jdt/20221025/ t20221025_526042243.shtml>.

126

 Sun Zhiying, »Jiefangjun lici taihai yanxi zhong lidu zuida yici. Zhuanjia: Pojin hewei taidao qiansuo weiyou« [Die PLA führt die größte Übung in der Geschichte in den Gewässern um Taiwan durch. Experten meinen: Noch nie war man der Umzingelung der Insel so nah], Jiefangjun bao [PLA Daily], 6.8.2022, <http://www.81.cn/yw_208727/ 10176406.html>.

127

 »Series: The Fourth Taiwan Strait Crisis«, ChinaPower (online), 26.4.2023, <https://chinapower.csis.org/series-fourth-taiwan-strait-crisis/>.

128

 Yu-cheng Chen, »Joint Sword 2014A: Blockades and Gray Zone Tactics«, in: China Brief, 24 (26.7.2024) 15, S. 13–18.

129

 Cheng-kun Ma / Tristan Tang, »Joint Sword-2024B: Quarantining Key Ports and Seizing Comprehensive Superiority«, in: China Brief, 24 (1.11.2024) 21, S. 7–15.

130

 »PLA Military Drills in Taiwan Strait Enter 2nd Day«, Focus Taiwan, 2.4.2025, <https://focustaiwan.tw/cross-strait/202504020006>.

131

 Chen Feng, »Chen Feng: Cong lianhe lijian dao haixia leiting, junshi jiejue taihai wenti silu fasheng zhuanbian« [Von »Joint Sword« zu »Strait Thunder« hat sich die Idee einer militärischen Lösung des Taiwan-Straßen-Problems geändert], Guancha, 3.3.2025, <https://www.guancha.cn/ ChenFeng3/2025_04_03_770771.shtml>.

132

 Yang Hong, »Fenli shixian jianjun yibainian fendou mubiao xilie tan, youhua lianhe zuozhan zhihui tixi« [Dis­kussionsreihe zur Verwirklichung des 100-Jahr-Ziels der Gründung der Armee: Verbesserung des Gemeinsamen Operativen Kommandosystems], Jiefangjun bao [PLA Daily], 1.10.2023, <http://www.81.cn/zt/ 2022nzt/zcwhhxjjtdzh xxxcgcddesdjs/gdpl_242412/10211152.html>.

133

 Ebd.

134

 Yü Yaqian, »Lianhe zuozhan xitong zhong, zhihuiyuan xuyao sikao ruhe jianshao zuozhan zhong de ›shang‹« [Kommandeure im integrierten gemeinsamen Operations­system müssen überlegen wie man die »Entropie« vermindert], Jiefangjun bao [PLA Daily], 16.1.2024, <http://www.81.cn/ ll_208543/jdt_208544/16280690.html>.

135

 Wang, »Yunchou de diebian« [wie Fn. 118].

136

 Huang Min, »Shishi jietishi yuanxiao lianhe zuozhan zhuanye peixun, peiyang lianhe zuozhan zhihui rencai« [Implementierung einer stufenartigen Bildungseinrichtung für integrierte Operationen. Talentausbildung für das Kom­mando über integrierte Operationen], Jiefangjun bao [PLA Daily], 16.2.2022, <http://www.81.cn/xxqj_207719/tsysb_ 207739/qjcjd_207746/10133046.html>.

137

 Jeff W. Benson / Zi Yang, Party on the Bridge. Political Commissars in the Chinese Navy, Washington, D.C., Center for Strategic and International Studies (CSIS), 2020, S. 9–21, <https://www.jstor.org/stable/pdf/resrep25318.9.pdf>.

138

 Yü Yaqian, »Duanlian xiang zhan sheng zhan ›zhong junzhang‹, dongbu zhanqu haijun mou zhidui dangwei tisheng lingzhan nengli« [Ausbildung des Kampfgeistes der Kommandeure. Das Parteikomitee einer Truppe der PLA-Marine im Östlichen Operationsgebiet erhöht die Führungskraft im Gefecht], Jiefangjun bao [PLA Daily], 10.10.2024, <http://www.81.cn/zq_208553/jdt_208554/16282639.html>.

139

 Yixi Lamu, »Junshi luntan: jiaqiang xin shidai lianhe zuozhan wenhua jianshe« [Militär-Kongress – Stärkung des Aufbaus einer gemeinsamen Kampfkultur in der neuen Ära], Jiefangjun bao [PLA Daily], 28.11.2023, <http://www.81.cn/ xxqj_207719/xxjt/pl_207751/16271987.html>.

140

 Blasko, »The PLA Army after ›Below the Neck‹ Reforms« [wie Fn. 95], S. 39.

141

 Ebenso Blasko, »The PLA Army after ›Below the Neck‹ Reforms« [wie Fn. 95], S. 30; Joel Wuthnow, »Who Does What? Chinese Command and Control in a Taiwan Scenario«, in: Wuthnow u.a. (Hg.), Crossing the Strait [wie Fn. 79], S. 277–303.

142

 Siehe auch Philipp C. Saunders / Joel Wuthnow, »Large and In Charge: Civil-Military Relations under Xi Jinping«, in: Saunders u.a. (Hg.), Chairman Xi Remakes the PLA [wie Fn. 10], S. 544; selbst das National Security Council bleibt eine zivile Institution mit Fokus auf Bereiche der Gesamtverteidigung der Herrschaft der KP außerhalb der PLA.

143

 Siehe auch Chien-wen Kou, »Xi Jinping in Command: Solving the Principal-Agent Problem in CCP-PLA Relations?«, in: The China Quarterly, 232 (2017), S. 866–885; Jaehwan Lim, »Explaining Military Reforms under Xi Jinping: Military Effectiveness, Power Consolidation, and Party-military Rela­tions in China«, in: Journal of Contemporary East Asia Studies, 11 (2022) 2, S. 264-281.

144

 William Zheng, »China’s PLA Targets Top Brass in Campaign Touting Political Loyalty to Xi Jinping«, in: South China Morning Post, 8.2.2025, <www.scmp.com/news/china/ politics/article/3297783/chinas-pla-targets-top-brass-campaign-touting-political-loyalty-xi-jinping?module= top_story&pgtype=section>.

145

 Katsuji Nakazawa, »Analysis: China Military in Dis­array over Xi’s Monopoly on Power«, Nikkei Asia Review, 26.12.2024, <https://asia.nikkei.com/Editor-s-Picks/China-up-close/Analysis-China-military-in-disarray-over-Xi-s-monopoly-on-power>; Brandon Tran / Gerui Zhang, »PLA Factions and the Erosion of Xi’s Power Over the Military«, in: China Brief, 15 (15.3.2025) 5, S. 23–29.

146

 Blasko, »The PLA Army after ›Below the Neck‹ Reforms« [wie Fn. 95], S. 48.

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