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Inga Carry

American Minerals First

Die Rohstoffpolitik der USA unter Donald Trump

SWP-Aktuell 2025/A 56, 23.12.2025, 8 Seiten

doi:10.18449/2025A56

Forschungsgebiete

Kritische Rohstoffe sind zu einem Schlüsselthema der Trump-Administration gewor­den. Mit einer Mischung aus Deregulierung, staatlicher Steuerung und Finanzierung will sie die amerikanische Rohstoffindustrie ausbauen. Denn die hohe Ab­hängigkeit der USA von chinesischen Rohstoffen zwingt Washington bei Verhandlungen mit Peking zu schmerzhaften Zugeständnissen. Trump nutzt die Roh­stofffrage nun selbst als geopolitischen Hebel, um seine handels- und sicherheits­politischen Interessen global geltend zu machen. Während multilaterale Foren wie die Minerals Secu­rity Partnership brachliegen, setzt Trump auch im Rohstoffsektor auf bilaterale Deals. Bei der Sicherung kritischer Rohstoffe konkurriert Europa mittlerweile nicht mehr nur mit China, sondern auch mit den USA. Daher sollte die Europäische Union (EU) ihre Rohstoff­souveränität entschlossener stärken, ohne sich bei Fragen der Nachhaltigkeit und regelbasierter Kooperation von Trump in die Defensive drängen zu lassen.

Im Januar 2025 begann Donald Trumps zweite Amtszeit als Präsident der USA. Seit­dem hat sich der Aus­bau der amerikanischen Rohstoffindustrie zu einem zentralen Anliegen seiner Admi­nistration entwickelt. Es gehört zu den wenigen Themen, die derzeit in Washington über­parteilichen Zuspruch erfahren. Zugleich zieht sich die Rohstofffrage wie ein roter Faden durch zahlreiche Kernbereiche von Trumps politi­scher Agenda: von der Rück­ansiedlung der amerikanischen Indus­trie und der Schaffung von Arbeitsplätzen über die Stärkung der Verteidigungs- und der Hightech-Indus­trie bis hin zu einer außen­politischen Neu­ausrichtung im Umgang mit traditionellen Partnern und Ländern des Globalen Südens.

Im Mittelpunkt steht dabei der strategische Wettbewerb mit China, in dem Wa­shington seine strukturellen Abhängigkeiten verringern und zugleich die eigene geo­politische Handlungsfähigkeit gegenüber Peking vergrößern will. Die USA sind in hohem Maße abhängig von Rohstoffimporten aus China: Bei 21 nicht-energetischen Rohstoffen ist China wich­tigster Lieferant. Ihren Bedarf an seltenen Erden decken die USA zu 80 Prozent über Importe. Zwischen 2020 und 2023 stammten rund 70 Prozent der Importe aus China. Dabei waren die USA bis in die 1990er Jahre selbst führender Pro­duzent seltener Erden. Wäh­rend China seitdem ein Quasi-Monopol ent­lang der ge­samten Wertschöpfungskette auf­gebaut hat, wurden die Förderung und die Ver­arbei­tung seltener Erden aus den USA weitgehend aus­gelagert. Bei vielen kriti­schen Rohstoffen besteht vor allem in der »Mitte« der Liefer­kette, also bei Weiter­verarbeitung und Ver­edelung, inzwischen ein Kapazitätsdefizit.

US-amerikanische Rohstoffpolitik von Obama bis Biden

Mit der Einführung chinesischer Export­restriktionen für seltene Erden im Jahr 2010 sowie dem unter Präsident Obama angesto­ßenen Ausbau der amerikanischen Clean-Tech-Industrie rückte die Frage der Rohstoff­versorgung als zentrales Element wirtschaftlicher und nationaler Sicher­heit erstmals in den politischen Fokus der US-Regierung. Angesichts wach­sender Spannungen mit China wurde sie vor allem in Trumps erster Amtszeit (2017–2021) als strategisches Ele­ment in der US-Wirtschafts- und ‑Sicher­heits­politik verankert. Gemäß dem Energy Act von 2020 gelten Rohstoffe als »kritisch«, wenn sie für die wirtschaftliche und natio­nale Sicherheit der USA unverzichtbar sind, die Versorgung mit ihnen störanfällig ist und sie eine Schlüsselrolle bei der Herstellung von Pro­dukten spielen, deren Ausfall erhebliche Fol­gen für die USA hätte. Eine vom U.S. Geo­logi­cal Survey erstellte Liste umfasste an­fäng­lich 35 solcher als kritisch eingestufter Rohstoffe. Parallel dazu führen das Energie­ministerium und das in Kriegs­ministerium umbenannte Pentagon eigene Listen, die Rohstoffe nach spezifischen Anwendungsgebieten als kritisch identifizieren und sich deshalb nur teilweise über­schneiden.

Zum Ende seiner ersten Amtszeit erklärte Präsident Trump wegen der hohen Import­abhängigkeit von kritischen Roh­stoffen einen nationalen Notstand und gab eine Untersuchung mög­licher Zölle und Import­restriktionen für Rohstoffe aus China in Auftrag. Die für Trump charakteristische Ambi­va­lenz im Umgang mit Partnern zeigte sich auch in der Rohstoffpolitik: Einerseits verhängte Washington Zölle auf Stahl und Aluminium gegen Part­nerländer wie Kana­da, ande­rerseits etablierte es den Canada‑U.S. Joint Action Plan on Critical Minerals Col­laboration, der die Ver­sorgung mit kriti­schen Rohstoffen durch mehr wirtschaft­liche Kooperation zu stärken sucht.

Unter dem Eindruck von Lieferkettenengpässen und geopolitischen Konflikten rückte die Frage der Rohstoffsicherung unter Präsident Biden (2021–2025) weiter in den Mittelpunkt der politischen Agenda. Wäh­rend die Biden-Regierung die Handelspolitik gegenüber China nochmals deutlich verschärfte, knüpfte sie die Rohstoffpolitik zugleich eng an ihre zentralen Wahlkampf­themen Klimaschutz und grüne Transformation. Subventionsprogramme wie der Infra­structure Investment and Jobs Act (IIJA) und der Inflation Reduction Act (IRA) umfassten öffentliche Fördermittel und Steuergutschrif­ten für die For­schung zu und die Pro­duk­tion und Ver­arbeitung von kritischen Roh­stoffen. Darüber hinaus enthielt der IRA eine Kaufprämie für Elektro­autos, deren Batterien und Rohstoffe aus den USA oder aus Ländern stammten, mit denen die USA ein Freihandelsabkommen vereinbart haben. Diese Regelung schloss also roh­stoff­reiche Staaten wie Chile, Peru und Kanada mit ein – nicht aber die EU, was in Europa für Un­mut sorgte.

Trotz internationaler Kritik an den pro­tektionistischen Elementen des IRA zeich­nete sich die Biden-Administration durch ein klares Bekenntnis zur multi­lateralen Zusammenarbeit in Rohstoff­fragen aus. Im Jahr 2022 initiierte sie die Minerals Security Partnership (MSP), ein multilaterales Koope­rationsformat von der­zeit 14 Industriestaaten plus der EU. Sein Ziel lautet, die Diversi­fizierung von Roh­stofflieferketten gemeinschaftlich voran­zutreiben. Ergänzend wur­de das MSP-Forum geschaffen, das auch viele roh­stoffreiche Staaten des Globalen Südens einbindet, ebenso das MSP Finance Net­work, das Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen und Exportkreditagenturen zusammen­führt. Bis Ende 2025 wurden über die MSP mehr als 30 Projekte angestoßen.

»Mine, Baby, Mine«: Die neue Rohstoffagenda unter Trump II

Wirtschaftlicher Aufschwung gehört zu Trumps zentralen Wahlversprechen. Aus­gelagerte Arbeitsplätze sollen in die USA zurückgeholt und die industrielle Basis des Landes soll gestärkt werden. In der Außen­politik versprach Trump eine kon­sequente Ausrichtung an amerikanischen Interessen und eine härtere Gangart gegen­über China. Der Zugang zu kritischen Rohstoffen – von Trump häufig verkürzt auf seltene Erden – und die Kon­trolle über sie bilden dabei einen durchgehenden Bezugs­punkt; darin zeigt sich überdies die Verknüpfung wirt­schafts-, sicherheits- und außenpolitischer Prioritäten seiner zweiten Amtszeit.

Kurz nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus Anfang 2025 erließ Präsident Trump eine Reihe von Verfügungen (Execu­tive Orders) mit direktem oder indirektem Bezug zur Rohstoffpolitik. Trumps Anti-Klima- und Anti-Nachhaltigkeits-Politik setzt sich im Rohstoffbereich fort: Der U.S. Geological Survey erweiterte die Liste kriti­scher Rohstoffe auf 60 (die EU-Liste um­fasst 34) und führt nun auch Uran und Koks­kohle auf. Die unter Biden verschärften Emissionsgrenzwerte für Kupferschmelzen werden für zwei Jahre ausgesetzt. Genehmigungsverfahren für Rohstoffprojekte im Sinne der nationalen Sicherheit sollen verschlankt und Umweltanforderungen gesenkt werden. Der Förde­rung kritischer Rohstoffe auf öffent­lichem Land soll oberste Priorität bei dessen Nutzung ein­geräumt werden. Daneben setzt sich die Trump-Administra­tion über ein internationales Moratorium hinweg, indem sie den Rohstoffabbau künftig auch in der Tiefsee ermöglichen will, um sich im Wettbewerb mit China als führender Akteur im Tiefsee­bergbau zu positionieren.

Besonders der Defense Production Act (DPA) gewinnt in Trumps Rohstoffpolitik an Gewicht. Durch ihn erhält das Pentagon weit­reichende Eingriffs- und Finanzierungs­befugnisse entlang der Roh­stofflieferkette. Dabei ist die Regierung zunehmend bereit, erheb­liche öffentliche Mittel ein­zusetzen. Gemäß dem One Big Beautiful Bill Act (OBBBA), einer der wichtigsten Gesetzes­initiativen Trumps, sind rund 7,5 Milli­ar­den US-Dollar für die Förderung der ameri­kanischen Rohstoff­industrie vorgesehen. Paral­lel dazu erwarb das Kriegsministerium im Juli 2025 Vorzugs­aktien im Wert von 400 Mil­lionen US-Dollar vom US-Konzern MP Ma­terials und wurde damit größter Anteils­eigner. Das Unternehmen betreibt die größ­te aktive Mine der USA für seltene Erden und soll das Land perspektivisch auch mit Per­ma­nentmagneten versor­gen, die aktuell vor allem aus China im­por­tiert werden. Der Deal umfasst eine zehn­jährige Abnah­me- und Preisgarantie, die MP Mate­rials einen staatlich garan­tier­ten Mindestpreis sichert. Im Gegenzug erhält die Regie­rung Anteile an möglichen Preissteigerungen.

Ein zweites zentrales Instrument ist die U.S. International Development Finance Corporation (DFC). Ursprünglich für die Entwicklungszusammenarbeit konzipiert, soll sie nun auch als strategischer Investor für Rohstoffprojekte agieren. Im Oktober 2025 gründete sie gemeinsam mit zwei internationalen In­vestmentgesellschaften aus New York und Abu Dhabi ein Konsortium zur Finan­zie­rung solcher Projekte, das mit 1,8 Milliarden US-Dollar ausgestattet wurde.

Trumps Rohstoffpolitik setzt damit stark auf staatliche Steuerung und öffentliche Finanzierungen und steht daher offensichtlich im Widerspruch zur traditionell repu­blikanischen Forderung nach fiskalischer Zurückhaltung. Als Rechtfertigung sollen Einsparungen an anderer Stelle dienen: Zwar werden mit dem OBBBA beträchtliche Mittel für die amerikanische Rohstoffindus­trie in Aussicht gestellt. Zugleich aber wur­den wichtige Förderinstrumente aus Bidens IRA gekürzt oder gestrichen, etwa Steuervergünstigungen für Batterierohstoffe und Kaufprämien für Elektrofahrzeuge. Vor allem Letzteres dürfte langfristige Abnahme­vereinbarungen großer Automobilhersteller mit Rohstoffproduzenten erschweren: Ohne staatliche Unterstützung rechnet die Bran­che mit einer deutlichen Abkühlung des ame­rikanischen E-Auto-Marktes. Zwar setzt die Trump-Regierung auf diese Weise starke angebotsseitige Impulse für die Ausweitung der Rohstoff­förderung, schwächt jedoch gleichzeitig jene Nachfrageanreize, die für den Aufbau tragfähiger Wertschöpfungsketten notwendig wären.

Darin spiegelt sich auch ein grundlegender strategischer Kurswechsel der USA wider: Während die Dekarbonisierung poli­tisch an Bedeutung verliert, stehen nun die Rüstungs-, die Halb­leiter- und die KI-Indus­trie im Fokus. Statt für die Energie- und die Mobilitätswende werden Rohstoffe zuneh­mend für verteidigungspolitische Zwecke gebun­den. So sicherte sich das Pentagon kürzlich Roh­stoffe im Wert von einer Milli­arde US‑Dollar, um die amerikanische Rüs­tungsindustrie zu unterstützen.

Trumps Zollpolitik trifft Realpolitik

Auch neue Zolleinnahmen dienen der Trump-Regierung als Rechtfertigung für er­höhte Staatsausgaben im Rohstoffsektor. Wie schon in seiner ersten Amtszeit führte Trump kurz nach seinem zweiten Amts­antritt erneut Zölle auf Stahl und Aluminium ein, die er im Juni von 25 auf 50 Pro­zent anhob (zurzeit gilt der Zollsatz für alle Län­der mit Ausnahme des Vereinigten König­reichs, das von einem gesonderten Handelsabkom­men profitiert). Seit August 2025 gilt zudem ein Zoll­satz von 50 Pro­zent auf den Import halbfertiger Kupfererzeugnisse und bestimmter Kup­fer­derivate, um die eigene Kup­fer­industrie zu stärken. Laut dem Center for Strategic and International Studies greift die Maß­nahme indes zu kurz, denn sie schützt vor allem bereits wett­bewerbsfähige Teile der Wertschöpfungskette. Die eigent­lichen Schwachpunkte bleiben weitest­gehend bestehen, besonders die fehlende inländische Schmelz- und Raffinerie­kapazität.

Generell stößt Trumps Einsatz von Zöllen als industriepolitisches Druckmittel im Rohstoffsektor an seine Grenzen. Da die USA in hohem Maße auf Importe kritischer Rohstoffe angewiesen bleiben, werden in der Praxis zahlreiche Ausnahmen von den Zollerhebungen gewährt. So unterliegen kritische (Energie-)Rohstoffe aus Kanada, einem der wichtigsten Lieferanten der USA, einem reduzierten Zollsatz. Auch die so­genannten reziproken Zölle, die gegen mehr als 90 Länder, darunter die EU, ver­hängt wurden, klammern viele kritische Rohstoffe vollständig aus. Am ehesten lässt sich die Verwundbarkeit der USA bei kriti­schen Rohstoffen jedoch in den Verhandlungen mit Peking beobachten. Schon die unter Präsident Biden verschärften Export­kontrollen für Halbleiter und Spezialtechnologien beantwortete Peking mit umfassenden Ausfuhrbeschränkungen für strate­gisch wichtige Rohstoffe. Als Trump im April 2025 einen Zollsatz von 54 Prozent auf chinesische Produkte erhob, reagierte China postwendend mit weiteren Restrik­tionen für seltene Erden und Permanentmagneten. Seither überziehen sich beide Seiten in rascher Abfolge mit neuen Zöllen und Exportkontrollen für kritische Roh­stoffe, Hochleistungschips und Schlüsseltechnologien.

Diese Eskalationsspirale setzt vor allem die Automobil-, die Halbleiter- und die Verteidigungsindustrie der USA spürbar unter Druck. Auch wenn die Trump-Admi­nistra­tion die US-amerikanische Rohstoffindus­trie durch größere Finanzierungs­hilfen und schnelle Genehmigungen anzu­kurbeln versucht, wird sich die Abhängig­keit von chinesischen Lieferketten aufgrund der langen Laufzeiten bei Bergbauprojekten erst in einigen Jahren bis Jahrzehnten redu­ziert haben.

Die strukturelle Abhängigkeit von chinesischen Lieferungen zwingt Präsident Trump deshalb immer wieder zu Verhandlungen und Zugeständnissen, wie etwa zuletzt bei seinem Treffen mit Präsident Xi Jinping im Oktober 2025. Um Peking zu einer ein­jähri­gen Aussetzung der Export­restriktio­nen zu bewegen, veranlasste Trump, die zuvor ein­geführten Zölle auf chinesische Waren zu senken und die 50-Prozent-Durchdringungs­regel auszusetzen. Doch die getroffenen Ver­einbarungen wur­den in der Vergangenheit immer wieder kassiert, und China hat bis­lang lediglich eine Verschiebung seiner Maßnahmen zugesichert. Deswegen sucht die Trump-Administration nach wei­teren Möglichkeiten, um die amerikanische Abhängigkeit von chinesischen Rohstoff­importen nachhaltig zu reduzieren.

Die Kunst des Rohstoffdeals

»In rund einem Jahr werden wir so viele kritische Rohstoffe und seltene Erden haben, dass wir gar nicht wissen, was wir damit anfangen sollen«, erklärte Donald Trump im Oktober 2025, nachdem er im Zuge einer Auslandsreise gleich mehrere Rohstoffabkommen geschlossen hatte. Neben Absichtserklärungen mit Saudi-Arabien, Thailand und Malaysia wurden zuletzt Abkommen mit Japan und Austra­lien unterzeichnet, die konkrete Koopera­tions- und Investitionspläne vor­sehen. Auch Trumps wiederholtes Liebäugeln mit expan­sionistischen Ideen – Kanada als 51. US-Bun­desstaat und Kontrolle über Grön­land, beides rohstoffreiche Länder – macht deutlich, welch zentrale Rolle der Zugang zu kritischen Rohstoffen und stra­tegischen Handelsrouten für seine Regie­rung ein­nimmt. Staats- und Regierungschefs, die mit Trump verhandeln, sind sich dessen mittlerweile genau bewusst.

Rohstoffe für Sicherheit

So war es kein Zufall, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die (ver­muteten) Rohstoffvorkommen seines Lan­des in die Verhandlungen über die US-ameri­kanische Unterstützung im Ukraine-Krieg einbrachte, und ebenso wenig, dass der russische Präsi­dent Wladimir Putin direkt nach­zog und seinerseits den USA Zugang zu seinen eigenen Rohstoffvorkom­men in Aussicht stellte. Darum beinhaltet auch Washingtons ursprüng­licher 28-Punkte-Plan für einen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine eine vertiefte Zusammenarbeit beider Länder mit den USA bei der Förderung kritischer Rohstoffe.

Tatsächlich markierte das Rohstoff­abkommen mit der Ukraine einen Wendepunkt in der Haltung Donald Trumps gegenüber der Rolle der USA im Ukraine-Krieg. Das Abkommen sieht neben der Einrichtung eines gemeinsamen Investitionsfonds für den Wiederaufbau der Ukraine eine Klausel vor, die US-amerikani­schen Unternehmen bevorzugten Zugang zu neuen ukrainischen Rohstoffprojekten einräumt. Ent­gegen einstigen Befürchtungen bleiben die Rohstoffe jedoch weiterhin unter ukrainischer Souveränität. Ob der Fonds einen wirksamen Beitrag zum Wieder­aufbau des Landes leisten wird, bleibt ab­zuwarten. Aussagen zu ukrainischen Roh­stoffvorkom­men basieren auf veralteten geologischen Daten. Zudem liegt ein Groß­teil der Vor­kommen in den derzeit von Russland besetzten und umkämpften Gebie­ten, was eine kommerzielle Erschließung schwierig macht. Doch der Anreiz des Ab­kommens für beide Seiten ist klar: Präsi­dent Selenskyj sicherte sich zumindest vorerst die politi­sche, wirtschaftliche und militärische Unter­stützung der USA; Präsi­dent Trump kann den Deal als innenpolitischen Erfolg ver­kaufen.

In ähnlicher Weise verfolgt die strategische Partnerschaft der USA mit der Demo­kratischen Republik Kongo das Ziel, deren Sicherheitsbedürfnisse enger mit den rohstoff- und wirtschaftspolitischen Inter­essen der USA zu verknüpfen. Die Partnerschaft baut auf ein inzwischen brüchiges Friedensabkommen zwischen der DR Kongo und Ruanda auf. Der Aus­bau der lokalen Rohstoffindustrie soll helfen, die wirtschaftliche Stabilität der Region zu sichern, Inves­titionen anzuziehen und so zu Aufschwung und Frieden beizutragen.

Dabei ist auch hier keineswegs sicher, ob das Abkommen tatsächlich substantielle wirtschaftliche Investitionen nach sich zieht, denn diese müssen am Ende vor allem von privatwirtschaftlichen Akteuren getätigt werden. Darüber hinaus laufen Washington und Kinshasa Gefahr, die Kom­plexität des seit Jahren zwischen der DR Kongo und Ruanda schwelenden Konflikts zugunsten kurzfristiger politischer Erfolge zu vernachlässigen. Für eine nachhaltige Friedens- und Stabilisierungsperspektive ist eine entwicklungs- und sicher­heitspoliti­sche Begleitung vonnöten, wel­che die Ur­sachen des Konflikts berücksichtigt und besonders im hochriskanten Roh­stoffsektor Governance- und Nach­haltig­keitsstandards stärkt. Genau diese Beglei­tung droht jedoch auszu­bleiben, nicht zuletzt durch den dras­tischen Abbau des Engagements der USA in der Entwicklungs­zusammenarbeit, ihren Rückzug aus multi­lateralen Partnerschaften und die einseitige Konzentration auf ameri­kanische Interessen.

Diese Neuausrichtung der US-amerika­nischen Rohstoffaußenpolitik hat Konsequenzen über einzelne Projekte hinaus. Sie markiert eine Rückkehr zu einem extraktivistischen, strikt transaktionalen Ansatz, bei dem Partnerländer erneut vor allem als Rohstofflieferanten betrachtet werden. Rohstoffe dienen der US-Regierung dabei zugleich als Köder und als machtpolitisches Druckmittel in Verhandlungen über Zölle und entwicklungspolitische Zuwendungen. Für Länder, die auf Washingtons Unter­stützung angewiesen sind, erhöht sich damit der Druck, den Forderungen der USA nachzugeben, auch wenn diese den eige­nen langfristigen Interessen widersprechen. Trump wiederum kann sich als Deal- und Peacemaker präsentieren, der entwicklungs­politische Zusammenarbeit streng an den wirtschaftlichen Interessen der USA aus­richtet und gleichzeitig Frieden, wirtschaftliche Prosperität und Sicherheit schafft.

Dabei kann der Vorrang kurzfristiger Gewinne ohne nachhaltige und verlässliche Entwicklungsperspektive Washingtons stra­tegischen Zielen langfristig sogar entgegen­wirken. Je weniger verlässlich die USA auftreten, desto einfacher kann China sich als berechenbarere Alternative positionieren und seinen Einfluss ausbauen. So nutz­te China den G20-Gipfel in Johannesburg im November 2025, um eine neue »Green Minerals«-Allianz zu gründen. Sie soll die Zusammenarbeit bei grünen Energietechnologien für einen gerechten Wandel (just transition) intensivieren, die »Interessen der Entwicklungsländer besser schützen« und eine »für beide Seiten vorteilhafte Kooperation« fördern. Damit versucht Peking be­wusst, ein Gegennarrativ zum US-Kurs zu verbreiten, und unterstreicht den eigenen Führungsanspruch in globalen Rohstoff­lieferketten.

Und die Europäer?

Während die USA ein Rohstoffabkommen nach dem anderen unterzeichnen, ist ihre Rohstoffkooperation mit der EU merklich ins Hintertreffen geraten. Das im August 2025 von Präsident Trump und der EU verein­barte Handelsabkommen enthält nur vage Bekenntnisse zur Zusammenarbeit in Roh­stofflieferketten. Die Kooperation mit der EU beschränkt sich im Wesentlichen auf einen Critical Minerals Action Plan, der im Sommer von der G7 initiiert wurde und die Etablierung eines standardbasierten Rohstoffmarktes vorsieht. Unklar ist jedoch, ob die Vorstellungen der Trump-Adminis­tration mit denen der restlichen G7-Länder übereinstimmen. So zielt der G7-Plan auf einen Markt mit hohen sozialen und öko­logischen Standards ab, der Transparenz entlang von Lieferketten, die Rechte betrof­fener Gemeinden und die ökologische Nachhaltigkeit im Bergbausektor stärken soll. Die US-Regierung hingegen versteht einen standardbasierten Markt in ihren bilateralen Rohstoffabkommen vor allem als Instrument finanzieller und marktstabilisierender Maßnahmen, etwa durch Preis­absicherungen und Investitionskontrollen.

Derweil liegt die von Präsident Biden ins Leben gerufene Minerals Security Partner­ship brach. Projekte, die bislang über die MSP angestoßen wurden, sind auf der offi­ziellen Webseite der US-Regierung nicht mehr zu finden. Generell ist fraglich, ob die zweite Trump-Administration angesichts ihrer ab­lehnenden Haltung gegenüber ESG- (Environ­mental, Social and Corporate Gover­nance) und Nachhaltigkeitsstandards daran inter­essiert ist, eine Initiative fort­zuführen, die jene Standards zu ihren Leit­prinzipien macht. Auch der Boykott des G20-Gipfels in Süd­afrika, bei dem die ver­antwortungsvolle Förderung kritischer Rohstoffe ein zentrales Anliegen war, nährt solche Zweifel. Er verdeutlicht, welch ge­ringen Stellenwert multilaterale Initiativen für Washington derzeit einnehmen und dass sich die Trump-Administration be­wusst nicht von solchen Formaten leiten lassen möchte.

Stattdessen ist die multilaterale Zusammenarbeit bei Rohstofffragen einem Bi- bzw. Minilateralismus gewichen, der den Führungsanspruch der USA ins Zentrum und die Kooperation mit den Europäern in den Hintergrund rückt. Mehr noch, einige von Trumps Vorstößen in der Rohstoffpolitik könnten die europäischen Bemühungen zur Diversifizierung ihrer Rohstoffliefer­ketten sogar konterkarieren. So hätte etwa ein gemeinsames Abkommen zwischen der EU, den USA und der Ukraine über Roh­stoffe und den Investitionsfonds für den Wiederaufbau nahegelegen, nicht zu­letzt da die EU bereits eine Rohstoffpartnerschaft mit der Ukraine unterhält und per­spekti­visch ohnehin einen Großteil der Wiederaufbauhilfe leisten wird. Nun aber gewährt das Abkommen US-amerikanischen Unter­nehmen bevorzugten Zugang zu neuen Rohstoffprojekten, was europäische Unter­nehmen benachteiligen könnte. Auch das Projekt Lobito-Korridor – ein sich über 1.300 Kilometer erstreckendes Infra­struk­tur­vorhaben, das die Bergbauregionen des Kongo und Sambias mit dem angolanischen Hafen Lobito verbinden soll – war ur­sprüng­lich als gemeinsames, entwicklungsorientiertes Rohstoffvorhaben mit der EU und der G7 geplant. Unter der Trump-Regie­rung droht es nun jedoch unilateral auf die Eigeninter­essen der USA ausgerichtet zu werden.

Zugleich ist die transatlantische Partnerschaft ähnlich wie in Handels- und Bündnis­fragen auch im Rohstoffbereich von erheb­licher Unsicherheit gekennzeichnet. So war man sich in Brüssel kurzzeitig nicht dar­über im Klaren, ob der im Oktober 2025 von Trump und Xi ausgehandelte Aufschub chinesischer Exportrestriktionen für seltene Erden auch für europäische Abnehmer gilt oder ob die USA ausschließlich für sich ver­handelt haben. Dieses Mal haben die Euro­päer noch von der Verhandlungsmacht der USA profitiert. Dennoch ist keinesfalls gewiss, dass es beim nächsten Handelskonflikt um kritische Rohstoffe – und den wird es sicher geben – angesichts der wackeligen Partnerschaft mit den USA ge­nauso glimpflich für die EU abläuft.

Fazit und Empfehlungen

Auch Donald Trumps zweite Amtszeit zeigt, dass Europa für die US-Administration kein gleichberechtigter Partner ist. An die Stelle gemeinsamer Abstimmungen und verlässlicher Zusagen ist eine kritische bis antagonistische Haltung Washingtons gegenüber Brüssel getreten, die ebenfalls den Rohstoffsektor betrifft. Damit sieht sich die EU bei der Sicherung kritischer Roh­stoffe inzwischen nicht mehr nur im Wett­bewerb mit China, sondern in wachsendem Maße auch mit den USA. Die unter Biden geweckte Erwartung, die Abhängigkeit bei strategischen Rohstoffen gemeinsam mit den USA zu reduzieren und dabei auf Wa­shing­tons Marktmacht als Gegengewicht zu China zu vertrauen, hat sich unter Trump endgültig zerschlagen.

Für die EU und Deutschland unterstreicht dies ein weiteres Mal, wie dringlich es ist, die eigene Rohstoffdiversifizierung ent­schlossener voranzutreiben. Ohne sich Trumps Politikstil zu eigen zu machen, be­darf es dennoch einer offeneren und prag­matischen Debatte darüber, welche indus­trie­politischen Instrumente sich für den europäischen Kontext adaptieren lassen. So­lange China seine Vormachtstellung in Roh­stofflieferketten dazu nutzt, den Markt mit Hilfe von Überkapazitäten, staatlichen Subventionen und Export­kontrollen tak­tisch zu verzerren, bleibt die Finanzierung von Rohstoffprojekten eine zentrale Her­aus­forderung. Die Rohstoff­offensive der Trump-Regierung erhöht den Druck, dass die EU vom Reden ins Han­deln kommt, nicht zuletzt um be­stehende Kapazitäten nicht auch noch an Washington zu verlieren.

Es gilt daher, ein Maßnahmenpaket zu schnüren, das sowohl angebotsseitige Ins­trumente – wie die unter Trump ein­ge­führten Preisabsicherungen für bestimmte Rohstoffe – als auch nachfrageorien­tierte Impulse berücksichtigt, etwa durch ver­lässliche und wirkungsvolle Rahmenbedingungen für die Elektromobilität, wie sie unter Bidens IRA geschaffen wurden. Die Initia­tive RESourceEU, Anfang Dezember 2025 von der EU-Kommission vorgestellt, sendet ein erstes wichtiges Signal. Mit der für 2026 geplanten Bildung eines European Critical Raw Materials Centre können vor­handene Förder­möglichkeiten und Policy-Instru­mente einzelner Mitgliedstaaten in Zukunft besser gebündelt und aufeinander abgestimmt werden. Auch die Aussicht auf zusätzliche Mittel zur Projektfinanzierung und auf eine Prüfung möglicher Preisstabili­sierungs­mechanismen ist zunächst positiv zu be­werten. Entscheidend ist jedoch, diese Ins­trumente so einzusetzen, dass sie der In­dus­trie klare Investitionssignale geben, um zusätzliche private Mittel zu mobilisieren.

Hinsichtlich der europäischen Rohstoffaußenpolitik bleibt die RESourceEU-Ini­tia­tive indes weiterhin vage. Dabei müsste der offensive Kurs der Trump-Regierung – wie etwa das 8,5 Milliarden US-Dollar schwere Rohstoffabkommen mit Australien – ver­deutlichen, dass die EU auch hier aktiver werden muss, um ihre Rohstoffpartnerschaften finanziell und operativ aufzuwerten. Derzeit genießen Partnerländer gegen­über Nicht-Partnern kaum greifbare Vor­teile. Um dies zu ändern, sollte die EU ge­zielte wirtschaft­liche An­reize bieten, ähnlich den an lokale Beschaf­fungskrite­rien gekoppelten Steuer­vergüns­tigungen für Freihandelspartner im Rah­men des IRA. Solche Maßnahmen müssen vor allem darauf abzielen, den Ausbau lokaler Weiter­ver­arbeitungsstrukturen im Interesse der Part­nerländer stärker zu för­dern, den Roh­stoff­sektor im Sinne wirt­schaft­licher Diver­si­fizierung und industrieller Transforma­tion gezielt mit anderen Sektoren zu ver­knüpfen und dies entwicklungspolitisch eng zu begleiten. So kann sich die EU in ihrer Roh­stoffaußenpolitik klar vom Kurs der Trump-Administration und der Marsch­route Chinas abgrenzen und Partner­län­dern glaubwürdig vor Augen füh­ren, dass sie auch in geopolitisch schwie­rigen Zeiten zu ihren Bekenntnissen steht.

Zuletzt gilt es, die zunehmende »Ver­sicherheitlichung« des Rohstoffdiskurses kritisch zu hinterfragen. Für Irritation sorgt in einigen Partnerländern die Abkehr der US-Regierung vom einstigen Leitmotiv »Rohstoffe für die grüne Transformation unter hohen Nachhaltigkeitsstandards« – das vor allem in der Kommuni­kation mit rohstoffreichen Ländern des Globalen Südens lange bemüht wurde – hin zu einem offe­nen Fokus auf Deregulierung, Verteidigung und nationaler Sicherheit. Das befeuert auch in der EU und in Deutschland erneut einen Diskurs, in dem Sicherheit und Nach­haltigkeit im vermeintlichen Interesse der Versorgungs­sicherheit gegeneinander aus­gespielt werden. Einerseits fordert die Bundesregierung einen standardgeleiteten Roh­stoffmarkt. Andererseits setzt sie sich dafür ein, dass zentrale Instrumente zur Durch­setzung und Überprüfung jener ver­antwortungs­vollen Rohstoffpolitik – allen voran das euro­päische Lieferkettengesetz – massiv beschnitten werden, auch auf Druck der US-Regierung. Solch ein Vorgehen sen­det ein falsches Signal sowohl an die Indus­trie als auch an Partnerländer im Globalen Süden. Wenn Deutschland und die EU bei Nach­haltigkeitsstandards und Transparenz zurückweichen, wird das weder die Resi­lienz euro­päischer Rohstofflieferketten er­höhen noch Europas Glaub­würdigkeit als verlässlicher Partner gegen­über Ländern des Globalen Südens sichern.

Inga Carry war bis Juli 2025 Wissenschaftlerin an der SWP. Derzeit arbeitet sie freiberuflich als wissenschaftliche Beraterin. Dieses SWP-Aktuell wurde im Rahmen des Projektes »Internationale Rohstoffkooperationen als Instrument für eine nachhaltige und resiliente Rohstoffversorgung« finanziert, das von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gefördert wird.

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