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UN-Mission auf Zypern für Europa unentbehrlich

Kurz gesagt, 15.12.2025 Forschungsgebiete
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    Judith Vorrath

Die Krise der UN-Friedensmissionen betrifft längst nicht nur weit entfernte Konfliktgebiete. Auf Zypern zeigt sich, wie wichtig solche Missionen auch für Europa sind, meinen Judith Vorrath und Johanna Fietze. 

Die Friedensmissionen der Vereinten Nationen (UN) stehen politisch und finanziell unter Druck. In seinem Schreiben vom 10. Oktober 2025 hat UN-Generalsekretär António Guterres neun Missionen aufgefordert, Notfallpläne für Ausgabenkürzungen von bis zu 25 Prozent vorzubereiten. Die bereits 1964 geschaffene Friedensmission in Zypern (UNFICYP) zeigt, warum Europa ein fundamentales Interesse daran hat, dass die UN weiter engagiert bleiben.

Der Konflikt zwischen der Republik Zypern im griechischsprachigen Süden und der nur von Ankara anerkannten Türkischen Republik Nordzypern, dem türkischsprachigen Teil, ist seit der de facto Teilung der Insel weitgehend eingefroren. Daran hat UNFICYP einen konkreten Anteil. Seit dem Waffenstillstand von 1974 kontrolliert die Mission die sogenannte »Green Line«, einen 180 Kilometer langen Streifen, der die beiden Teile voneinander trennt und direkte Konfrontationen verhindern soll. 

Dennoch verzeichnet die Mission weiter zahlreiche militärische und zivile Verstöße in und entlang der Pufferzone. Sie verhindert also immer noch, »dass solche Funken in Flammen aufgehen«, wie Colin Stewart, bis August 2025 der Leiter von UNFICYP, es ausdrückte. Denn bis heute gibt es keinen direkten militärischen Kontaktpunkt zwischen den Konfliktparteien. Zuletzt hat die Bedrohungswahrnehmung auf beiden Seiten sogar wieder zugenommen.

Neuer Anlauf für Friedensbemühungen 

An einer weiteren Reduzierung oder gar einem Abzug der Mission können die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten schon deshalb kein Interesse haben. Gerade läuft der politische Prozess zaghaft wieder an. María Angela Holguín Cuéllar wurde im Mai 2025 erneut zur Persönlichen Gesandten des Generalsekretärs ernannt. Sie soll Möglichkeiten für die Aufnahme formaler Verhandlungen ausloten und die festgefahrene Situation in Bewegung bringen.  

Das ist ein schwieriges Unterfangen. Während der UN-Sicherheitsrat weiterhin eine föderale Lösung verfolgt, pochen Nordzypern und die Türkei seit Jahren auf eine Zweistaatenlösung. Die Wahl des nordzypriotischen Präsidenten Tufan Erhürman im Oktober hat jedoch die Hoffnung geweckt, dass sich die Tür für echte Verhandlungen unter UN-Ägide wieder öffnen könnte. Gerade gab es das erste Dreiertreffen zwischen ihm, dem Präsidenten der Republik Zypern und Holguín. Doch eine Annäherung dürfte Zeit brauchen. So bleiben vertrauensbildende Maßnahmen und die Absicherung des Friedens durch die UN essentiell.

Rolle der UN unverzichtbar 

Da die Republik Zypern Mitglied der EU ist, kann die Union selbst kaum als unparteiische Vermittlerin agieren. Sie unterstützt daher vorrangig den UN-geführten politischen Prozess. Auch sicherheitspolitisch hat die EU wenig Spielraum. Eine eigene EU-Mission, wie sie im Libanon aufgrund des Abzugs von UNIFIL angedacht ist, wäre unrealistisch – schon allein ob des angespannten Verhältnisses zwischen Griechenland und der Türkei, die beide neben Großbritannien Garantiemächte Zyperns sind. 

Daher bleibt die stabilisierende Funktion der UN-Mission absehbar unerlässlich. Sie schafft auch den Rahmen für praktische Annäherungsinitiativen wie die Projekte der Technischen Komitees. Diese fördern unter gemeinsamer griechisch-zypriotischer und türkisch-zypriotischer Leitung und unter Schirmherrschaft der UN die Verständigung zwischen den beiden Gemeinschaften. Die Finanzierung erfolgt zu einem großen Teil durch die EU. 

UNFICYP steht finanziell besser da als viele größere UN-Einsätze, da Griechenland und die Republik Zypern etwa die Hälfte des Budgets tragen. Doch werden personelle und operative Einsparungen notwendig sein. Gleichzeitig wird die Existenzberechtigung der seit Jahrzehnten laufenden Mission immer mal wieder infrage gestellt. Ende Januar 2026 steht erneut eine Verlängerung des Mandats an. Die Haltung des UN-Sicherheitsrates ist trotz aller Kritik der türkischen und der früheren nordzypriotischen Führungen bislang unverändert geblieben. 

Um die festgefahrenen Positionen für Verhandlungen aufzubrechen, wird es jedoch mehr wirtschaftliches Engagement von europäischer Seite brauchen, das die Lage im Norden verbessert. Kurzfristig aber sollten die Mitgliedstaaten der EU keinen Zweifel daran lassen, dass nicht nur UNFICYP, sondern das Instrument der UN-Friedensmissionen insgesamt unentbehrlich ist. 

Johanna Fietze ist Praktikantin der SWP-Foschungsgruppe Sicherheitspolitik.Dr. Judith Vorrath ist Wissenschaftlerin in der SWP-Forschungsgruppe Sicherheitspolitik.