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Kokainhandel nach Europa: Optionen der Angebotskontrolle

SWP-Studie 2009/S 14, 15.05.2009, 36 Seiten Forschungsgebiete

Im März endete die 52. Sitzung der UN-Suchtstoffkommission (CND), die die Grundlagen der globalen Drogenkontrollpolitik für die nächste Dekade bestimmt und die Entwicklungen seit der Sondersitzung der UN-Generalversammlung zur Drogenproblematik 1998 evaluiert hat. Das damals formulierte Ziel, den weltweiten Schlafmohn- und Koka-Anbau bis 2008 signifikant zu reduzieren, wurde nicht erreicht. Drogenhandel ist heute der lukrativste Zweig der organisierten Kriminalität, Kokain darin das umsatzstärkste Segment. Während in der EU die Kokainnachfrage steigt, führt der Kokainhandel nach Europa zunehmend über Westafrika, wo Räume begrenzter Staatlichkeit südamerikanischen Drogenhändlern mannigfaltige Aktionsräume bieten. Angebotskontrollmaßnahmen fußen auf der Annahme, dass Drogenkonsum mit steigendem Drogenpreis sinkt. Ihr Ziel ist es, den Preis durch Strafverfolgung und Verknappung der Droge und deren Ausgangsprodukten in die Höhe zu treiben. Die CND bestätigte Angebotskontrollmaßnahmen wie Anbauzerstörung, Alternative Entwicklung, Transitkontrolle und Grundstoffüberwachung als zentrale Instrumente der Drogenbekämpfung. Die Studie untersucht die Effizienz dieser vier Instrumente unter preispolitischen Gesichtspunkten für das Beispiel Kokain. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass Maßnahmen der Angebotskontrolle im andinen Erzeugerraum verpuffen, da sie weder Verfügbarkeit noch Preis und Konsum von Kokain beeinflussen. Der Wert von Kokablatt und Kokain sind am Beginn der Handelskette zu gering, als dass diese Instrumente Wirkung auf den Endpreis entfalten könnten. Transitkontrolle nahe des europäischen Konsumentenraums, wo das Kokain bereits teuer ist, verspricht jedoch Erfolg, wenn sie umfassend erfolgt und langfristig von State-Building-Instrumenten in den Transitstaaten begleitet wird.