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Demokratiekrisen in Lateinamerika

Bolivien und Venezuela als Testfälle für das demokratische Engagement der internationalen Gemeinschaft

SWP-Aktuell 2005/A 25, 15.06.2005, 8 Seiten Forschungsgebiete

Mit dem vom Parlament akzeptierten Rücktritt des bolivianischen Präsidenten Carlos Mesa und der Aussicht auf vorgezogene Wahlen scheint die akute Krise in Bolivien beigelegt. Mesa hatte das Präsidentenamt vom Oktober 2003 bis Juni 2005 als Nachfolger des nach 14 Monaten gescheiterten und in die USA ausgereisten Gonzalo Sánchez de Losada ausgeübt. Mit seinem Amtsverzicht und der Entscheidung für Neuwahlen konnten die Gemüter einer stark polarisierten Zivilgesellschaft zunächst beruhigt werden. Allerdings dürfte ein gewählter Nachfolger des jetzt als Übergangspräsidenten eingesetzten Eduardo Rodríguez vor unverändert dramatischen Herausforderungen stehen. Die bolivianische Demokratie bewegt sich ebenso wie die anderer Länder der unmittelbaren Nachbarschaft im Andenraum auf eine Zerreißprobe zu, die für den ganzen Subkontinent zu einer großen Gefahr werden könnte. Dies gilt auch für Venezuela, das unter der Führung seines Präsidenten Chávez eine »bolivarische Integrationsideologie« in Lateinamerika verbreitet, die ein grundsätzlich anderes Ordnungsmodell demokratischer Herrschaft beinhaltet.