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Zur Gefolgschaft verdammt: Ankaras Irak-Dilemma

SWP-Aktuell 2003/A 07, 15.02.2003, 8 Seiten Forschungsgebiete

Seit Wochen müssen Ministerpräsident Gül von der konservativ-religiösen AKP und deren Parteichef Erdoğan dem Druck gegensätzlicher Interessen und Wünsche standhalten. Die Türkei zählt zu den wenigen Ländern, die einen Krieg der USA gegen den Irak entschieden ablehnen und dennoch ein amerikanisches Ersuchen um Beteiligung nicht zurückweisen können. Ankara möchte vor der eigenen Öffentlichkeit nicht als Vasall der USA erscheinen und fordert einen doppelten Preis für seine Beteiligung. Die absehbaren kriegsbedingten wirtschaftlichen Verluste sollen ausgeglichen werden, und Amerika soll bei der Neuordnung des Iraks die Wahrung türkischer Interessen garantieren: kein selbständiger Kurdenstaat im Nordirak, keine kurdische Verfügungsgewalt über nordirakisches Öl sowie angemessene politische Berücksichtigung der türkischstämmigen Bewohner des Iraks. Trotz entsprechender amerikanischer Zusicherungen kann sich Ankara letztlich nicht sicher sein, ob die USA den verlangten Preis auch tatsächlich zahlen werden.