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Südostasien 2003

SWP-Studie 2004/S 08, 15.03.2004, 38 Seiten Forschungsgebiete

Südostasien hat die Krise von 1997/98 überwunden, ohne zu den Wachstumsraten der frühen 90er Jahre zurückzukehren. Die Binnennachfrage ist bislang in den meisten Ländern Südostasien nur unzureichend entwickelt, ausländische Investoren orientieren sich zunehmend an China und erst in jüngster Zeit verheißt die Erholung der amerikanischen Wirtschaft ein erneutes Anziehen regionaler Exporte. Die Reaktionen auf diese Lage reichen von einer stärkeren Binnenorientierung einzelner Volkswirtschaften bis zu dem Versuch, mit Hilfe bi- oder multilateraler Arrangements am China-Boom zu partizipieren. Nicht abgeschlossene nation building-Prozesse und divergierende nationale Interessen, die sich in unterschiedlichen Antworten auf die erwähnten Probleme manifestieren, verhindern jedoch eine Vertiefung der regionalen Kooperation.

 

Aufgrund dieser institutionellen Defizite kann die ASEAN auf den dramatischen Wandel des regionalen Umfelds nur unzulänglich reagieren. Vieles deutet daraufhin, dass das umfassende Kooperationsangebot der VR China und deren häufig proklamierte Verpflichtung zur "Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten" bei den meisten ASEAN-Staaten mehr Widerhall findet als die Politik der USA, deren Ausweitung des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus auf Südostasien die dort vorhandenen Konflikte eher vergrößert als verringert.

 

Den ohnehin unvermeidlichen nationalen Souveränitätsverlust werden die Mitgliedsländer der ASEAN nur durch eine beschleunigte Integration auffangen können. Einer zügigen Umsetzung dieser Erkenntnis stehen jedoch die Interessen mächtiger Rentier-Eliten und zahlreicher populistischer Politiker entgegen. Angesichts dieser Situation müssen sich konkrete Empfehlungen darauf beschränken, die bilaterale und interregionale Zusammenarbeit demokratiefördernd zu konditionieren.