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Energie, Sicherheit und Außenpolitik in Indien

SWP-Studie 2007/S 12, 15.05.2007, 25 Seiten Forschungsgebiete

Indien zählt zusammen mit China zu den Wachstumslokomotiven der Weltwirtschaft. Die Fortsetzung des rasanten wirtschaftlichen Modernisierungsprozesses ist aber davon abhängig, ob Indien langfristig seine Energieversorgung sichern kann. Angesichts des steigenden Energiebedarfs bei gleichzeitiger Verknappung der heimischen Energiequellen wird die Abhängigkeit Indiens von Energieeinfuhren in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. 2030 wird Indien circa 90 Prozent seines Rohölbedarfs einführen müssen, den Großteil davon aus politisch instabilen Regionen wie dem Nahen und Mittleren Osten. Da die Sicherung der Energieversorgung mit einer Reihe außen- und sicherheitspolitischer Probleme verbunden ist, stellt sich die Frage nach den Folgen der wachsenden Energieabhängigkeit auf die indische Außenpolitik.

 

Da die Indische Union im Unterschied zu China weder den politischen Willen noch die Kapazitäten hat, eigene Einflusszonen zur Sicherung der Energieversorgung aufzubauen, ist davon auszugehen, dass das Land zukünftig eher eine kooperative denn eine unilaterale Außenpolitik verfolgen wird. Zugleich ist im Zuge der Energiesicherung eine stärkere Konzentration der indischen Außenpolitik auf die energiereichen Staaten in Afrika und Lateinamerika zu erwarten. Damit ergeben sich neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit den Industriestaaten z.B. bei der Sicherung der Transportwege. Reibungspunkte könnten sich beim Umgang mit autoritären Regimen ergeben. Denn obwohl Indien als größte Demokratie gilt, gibt es bislang keine Anzeichen dafür, dass es seine energiepolitischen Interessen hinter Fragen von Demokratie und Menschenrechten zurückstellen würde.