Direkt zum Seiteninhalt springen

Ägyptens Unternehmerelite nach Mubarak

Machtvoller Akteur zwischen Militär und Muslimbruderschaft

SWP-Studie 2013/S 14, 26.07.2013, 30 Seiten Forschungsgebiete

Ägyptens Unternehmerelite hatte in der Mubarak-Ära nicht nur wirtschaftlichen Reichtum erlangt, sondern auch politischen Einfluss. Nach dem Umsturz Anfang 2011 war sie sehr erfolgreich darin, diese Machtposition zu bewahren. Die ägyptischen Großunternehmer profitierten nicht zuletzt davon, dass das Militär, das zunächst die Führung des Landes übernommen hatte, Korruption und Misswirtschaft nur unzureichend aufarbeitete. Von der Muslimbruderschaft wurde dieser Kurs unter der Präsidentschaft Mohammed Mursis 2012/2013 fortgesetzt. Zudem orientierte sich die Bewegung programmatisch an der unternehmerfreundlichen Wirtschaftspolitik des Mubarak-Regimes. Ihr Versuch, dadurch die Unternehmerelite zu kooptieren, scheiterte jedoch ebenso wie die Bemühungen einiger Muslimbrüder, die eigenen wirtschaftlichen Aktivitäten in nennenswertem Umfang auszubauen. Viele der meist säkular geprägten Großunternehmer hegten ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber der Bruderschaft. Sie unterstützten daher die Gegner der Organisation – durch Finanzierung von oppositionellen Parteien und Politikern sowie über private Medien. Dieses Vorgehen trug dazu bei, dass es der Bruderschaft nicht gelang, ihre durch Wahlen erlangte Macht zu konsolidieren.

Nach Mursis Absetzung durch das Militär Anfang Juli 2013 könnte der Einfluss der Großunternehmer auf den politischen Entscheidungsprozess noch zunehmen. Ungeachtet der aktuellen politischen Turbulenzen sollten Deutschland und die EU bei ihrer langfristigen Zusammenarbeit mit Ägypten daher versuchen, den absehbaren Negativfolgen eines solchen Einflusses entgegenzuwirken. Zu unterstützen gilt es dabei sowohl die Herstellung von Transparenz und Wettbewerb in der ägyptischen Wirtschaft als auch den Aufbau eines gerechteren Steuersystems.