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Russisch oder Russländisch?

Putin und die nationale Frage

SWP-Aktuell 2012/A 09, 21.02.2012, 4 Seiten Forschungsgebiete

In einem programmatischen Artikel greift Wladimir Putin die »nationale Frage« auf, die sich für die russische Bevölkerung zwischen zwei Polen bewegt: einer »russländischen« Großmachtidentität und einem »russischen« Ethno-Nationalismus, der die Diskriminierung des »staatsbildenden Volkes« in der Russischen Föderation beklagt. Putin präferiert klar das Konzept des »russländischen« Vielvölkerstaats, in dem neben der russischen Mehrheit über hundert andere Volksgruppen leben, die das Recht auf eigene Sprache und Kultur haben. Er neigt sich aber auch dem anderen Pol zu, indem er den »russischen Kern« dieses Konzepts betont. Herausforderungen an die »nationale Frage« betreffen in Russland einerseits die Beziehung zwischen dem föderalen Zentrum und nichtrussischen Peripherien und Enklaven, andererseits den politischen Umgang mit zunehmender Feindseligkeit und rechtsradikaler Gewalt gegen die wachsende Zahl von Migranten. Präsidentschaftskandidat Putin bezog nicht zuletzt deshalb Stellung, weil sich in der seit Dezember 2011 aktiven Protestbewegung gegen seine Wiederwahl neben Liberalen und Linken auch nationalistische Kräfte zu Wort melden.