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Nordostasien 2002

SWP-Studie 2002/S 36, 15.10.2002, 38 Seiten Forschungsgebiete

Die terroristischen Anschläge des 11. September 2001 in New York und Washington haben die seit einigen Jahren in Nordostasien erkennbar gewordenen sicherheitspolitischen Trends weiter verstärkt: Während es in den amerikanisch-chinesischen Beziehungen zu einer atmosphärischen Verbesserung gekommen ist, hat die Bush Jr.-Administration die bisher in der Taiwan-Straße praktizierte "strategische Ambiguität" beendet und die Wiederaufnahme eines militärischen und sicherheitspolitischen Dialogs mit Peking von chinesischen Konzessionen in Bereichen wie Proliferation oder militärische Transparenz abhängig gemacht. Die amerikanisch-japanische Allianz wurde ausgebaut. Tokyo hat erste Schritte hin zu einer möglichen Revision der "Friedensverfassung" von 1947 unternommen. Der innerkoreanische Dialog hat Rückschläge erfahren, und Pyöngyang hat den USA gegenüber die Existenz eines Atomwaffenprogramms eingeräumt. Der chinesische Markt absorbiert zwar zunehmend auf Kosten der Nachbarstaaten ausländische Investitionen, aber die offenkundige Unfähigkeit des Einparteienregimes, das Finanzsystem zu sanieren, sowie wachsender Druck auf den Arbeitsmarkt dürften den 2002/2003 in der Volksrepublik anstehenden Machtwechsel mit erheblichen zusätzlichen Problemen belasten. Strategisch sieht sich China seit dem 11. September 2001 zunehmend von den USA sowie deren Alliierten und Partnern eingekreist, und ein aus eskalierenden sozioökonomischen Problemen und Führungsschwäche resultierender Nationalismus könnte insbesondere in der Taiwan-Straße zu neuen Spannungen führen.

Die Studie unternimmt eine Bestandsaufnahme der ökonomischen und politischen Transformationsprozesse in Nordostasien und versucht, Wechselwirkungen zwischen wirtschaftlichem und politischem Wandel sowie zwischen Transformation, Kräftegleichgewicht und kooperativen Ansätzen zu identifizieren.