Direkt zum Seiteninhalt springen

Auftaktveranstaltung: Megatrends sind nicht nur eine politische Herausforderung

Megatrends Spotlight 2022 01, 01.02.2022

Bei der virtuellen Auftaktveranstaltung unseres Projektes Megatrends Afrika am 14. Dezember 2021 haben wir mit Vertreter*innen aus Politik und Wissenschaft über die Bedeutung von Megatrends diskutiert. Im Fokus standen zwei Panels mit Expert*innen aus Afrika, Europa und Deutschland: Welche Rolle spielen die Megatrends für afrikanische Staaten und Gesellschaften? Wie wirken sie sich auf die Beziehungen zu Deutschland und Europa aus? Der Austausch bot uns den thematischen Hintergrund, vor dem wir nun unsere Arbeit aufnehmen.

Globale Megatrends: Herausforderung und Chance zugleich

Die Klimakrise, eine rasante Urbanisierung, die digitale Revolution, Migrationsbewegungen oder geopolitische Machtverschiebungen – das sind nur einige Megatrends, die den politischen und gesellschaftlichen Alltag in Afrika und Europa prägen. Sie stellen Staaten und Gesellschaften vor neue und beachtliche Herausforderungen.

In der Diskussion zwischen Dr. Mathias Hounkpè (Open Society Initiative for West Africa), Dr. Folashadé Soulé (University of Oxford) und Dr. Lori-Anne Théroux-Bénoni (Institute for Security Studies) wurde deutlich, dass das Bild von Megatrends als reine Herausforderung  zu kurz greift. Sie können auch Chancen bieten, Fortschritt fördern – auf gesellschaftlicher, politischer sowie auf wirtschaftlicher Ebene.

Das gilt besonders für den demografischen Wandel. Er bringt größere und jüngere, Bevölkerungen hervor, deren Lebenswelten und Horizonte urbaner und digitaler orientiert sind. Sie haben andere Bedürfnisse an ihre Staaten und üben  mit ihren Forderungen Druck auf etablierte Systeme und Eliten aus. Das setzt staatliche Strukturen in Zugzwang.

Staaten und Regierungen müssen reagieren

Hier waren sich unsere Panelist*innen einig: Staaten müssen darauf eine Antwort finden. Es ist ihre Aufgabe, das Wohl der eigenen Bevölkerung zu sichern. Also müssen sie Lösungen anbieten und konstruktiv mit Transformationen umgehen. Gelingt dies nicht, kommt es zu sozialer Exklusion in der Bevölkerung und wachsenden Konfliktpotenzialen.

Afrikanisch-europäische Beziehungen sind belastet

Wir spüren den Einfluss der Megatrends bereits auf beiden Kontinenten. Um die politischen Antworten aber wird noch gerungen. In Afrika und Europa suchen Entscheidungsträger*innen aktuell nach einem angemessenen Umgang mit den Megatrends. Dabei geht es auch um die viel beschworene Partnerschaft zwischen beiden und eine Zusammenarbeit ‘auf Augenhöhe‘.

Begriffe wie diesen – so die Kritik – sei oft ein Leben als Lippenbekenntnis beschieden. Von wahrer Partnerschaft zwischen Afrika und Europa sei derzeit wenig ersichtlich. Insbesondere in Afrika wird beklagt, dass die Partnerschaft eine Leerformel bleibe. So findet die Suche nach einem gemeinsamen Umgang mit den Megatrends zu einem denkbar schwierigen Zeitpunkt statt.

Afrikanische Staaten wünschen sich mehr politische Eigenständigkeit im internationalen Raum

Mit ihrer Reaktion auf die Corona-Pandemie haben die europäischen Mitgliedsstaaten das Verhältnis zu den afrikanischen Nachbarn belastet, argumentierten Dr. Karamba Diaby (MdB) und Dr. Alex Vines (Chatham House) im zweiten Panel. Die afrikanische Seite kritisiert Grenzschließungen und die eigene Benachteiligung bei der globalen Verteilung der Impfstoffe. Politisches Vertrauen sei verloren gegangen, stellte Dr. Diaby fest.

In afrikanischen Staaten hat sich der Wunsch nach strategischer Autonomie verstärkt. Man wolle als eigenständiger Akteur wahrgenommen werden und sei nicht mehr allein auf die europäischen Partner angewiesen. Daran müsse man sich in Deutschland und Europa anpassen. Denn andere Staaten wie China oder die Türkei hätten diesen Wunsch bereits aufgenommen.

In die Partnerschaft investieren

Konkret geht es dabei etwa um Handels-, Infrastruktur- und Sicherheitspolitik. Hier sollte deutsche und europäische Afrikapolitik ansetzen, so die Expert*innen, und den Interessen afrikanischer Staaten stärker Beachtung schenken. Erste Gelegenheiten dafür bieten sich laut Dr. Vines mit der G7-Präsidentschaft der Bundesregierung oder dem EU-AU Gipfel im Februar 2022.

Das heißt also: Dialoge schaffen, afrikanische Interessen berücksichtigen, Vertrauen stärken. Dies sind Investitionen in die gegenseitige Partnerschaft. Nur mit einer solchen, bekräftigten die Teilnehmer*innen, gibt es die Chance auf eine konstruktive Zusammenarbeit im Kontext der globalen Megatrends.