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Korea 2001 - Neue Konfliktlinien

SWP-Aktuell 2001/A 09, 15.04.2001, 8 Seiten Forschungsgebiete

Der Besuch des südkoreanischen Präsidenten Kim Dae-chung in Washington hat Anfang März 2001 erste Anzeichen für eine härtere Nordkoreapolitik der Bush-Administration erbracht. Eine Woche zuvor hatte die Bundesrepublik Deutschland als elftes EU-Mitglied diplomatische Beziehungen zu Pyöngyang aufgenommen. Beide Entwicklungen lieferten weitere Indizien für die allmähliche Auflösung jener Interessengemeinschaft aus Amerikanern, Südkoreanern, Japanern und Europäern, die bis Ende der 90er Jahre die Grundlage für westliche Koreapolitik war. Nordkorea ist es durch sein partielles und an Kompensationen geknüpftes Eingehen auf die Entspannungspolitik Seouls im Ansatz gelungen, das westliche Lager auseinanderzudividieren und die eigene Rolle in Nordostasien aufzuwerten, ohne substantielle Konzessionen zu machen. Während es weiterhin keine Garantie für eine friedliche Evolution auf der koreanischen Halbinsel gibt, wächst die Gefahr neuer Spannungen unter den nordpazifischen Mächten. Die EU und ihre Mitgliedstaaten sollten in dieser Situation nicht durch überzogene Zugeständnisse an Pyöngyang zu einer weiteren Schwächung der westlichen Position beitragen.