Direkt zum Seiteninhalt springen

Amerikapolitik

Konzeptionelle Überlegungen zum Umgang mit dem Hegemon

SWP-Studie 2006/S 22, 15.09.2006, 27 Seiten Forschungsgebiete

Grundlegendes Ziel einer differenzierten Amerikapolitik sollte es sein, die gegenwärtige amerikanische Debatte über das außenpolitische Selbstverständnis und die internationale Rolle der USA mit einer zweigleisigen Politik zu beeinflussen: Einerseits müssten die konsensfähigen Elemente einer im Sinne liberaler Hegemonie verstandenen Führungsrolle gestärkt und mit Worten, aber auch mit Taten abgestützt werden. Andererseits wird es notwendig bleiben, den anstößigen, der Logik liberaler Hegemonie und dem eigenen deutschen Interessen- und Werteverständnis zuwiderlaufenden Elementen amerikanischer Außenpolitik mit sachlich-nüchterner Kritik entgegenzutreten.

 

Im Interesse der Einflussoptimierung wird eine solche Politik aus einem Strategiemix bestehen müssen. Je nach Kosten-Nutzen-Abwägung ergeben sich drei grundlegende strategische Optionen für die Behandlung einzelner Politikfelder in den transatlantischen Beziehungen. Die erste Option ist der Schulterschluss mit der amerikanischen Politik, sei es, weil das amerikanische Vorgehen mit dem eigenen Interesse übereinstimmt, sei es, weil bei fehlender fundamentaler Interessendivergenz durch eigene Mitwirkung Einfluss auf die Ausgestaltung einer im wesentlichen von den USA bestimmten Politik genommen werden kann. Die zweite Option besteht in der Behauptung deutscher/europäischer Gegenpositionen, sei es durch die Nutzung internationaler Institutionen, um amerikanische Machtausübung zu beschränken, sei es durch die Verweigerung internationaler Legitimität für amerikanisches Handeln, sei es schließlich durch die Erbringung einer eigenständigen faktensetzenden internationalen Führungsleistung in jenen Politikfeldern, in denen die USA eher blockieren als initiieren. Die dritte Option schließlich ist die der konditionierten Kooperation.