Jump directly to page content

Sichere Partner?

Die Krise der Macht in Zentralasien spitzt sich zu

Arbeitspapier FG 5 2003/ Nr. 06, 15.09.2003, 9 Pages

5. Einflußverlust der Eliten und Nachfolgekämpfe

Auch regionale Clans oder Elitengruppen, die keinen Anteil an der Macht haben oder sich abgedrängt fühlen, sehen zunehmenden Anlaß zum Widerstand. Die heute führenden oppositionellen Kräfte in Kasachstan, Kirgistan und Turkmenistan gehörten einst zur herrschenden Elite. Vor dem Hintergrund der engen Verflechtung von Politik und Wirtschaft verloren sie durch die wachsende Machtkonzentration in den Händen der Präsidenten an politischem und wirtschaftlichem Einfluß. Als Reaktion darauf scherten sie aus dem "nationalen Konsens" der Eliten aus und stellen sich immer offener gegen ihre Präsidenten und das System, dem sie zuvor selbst angehört hatten. Eine explosive Mischung, falls sie das Protestpotential der unzufriedenen Massen oder gewaltbereite fundamentalistische Gruppierungen zu mobilisieren verstehen.

Als weiterer Faktor, der ein Zündfunke für eine Eskalation sein könnte, kommt die ungelöste Nachfolgefrage hinzu. Die fünf seit dem Ende der Sowjetunion herrschenden Präsidenten haben bisher alles getan, um die Vorbereitung eines friedlichen politischen Wechsels an der Spitze des Staates zu verhindern. Im Gegenteil: Ihre "teile-und-herrsche"-Strategie der Ausbalancierung unterschiedlicher Clans, Regionen und Elite-Seilschaften hat die ohnehin fragmentierten Gesellschaften Zentralasiens weiter destabilisiert. Breite Koalitionen für mögliche Nachfolger fehlen. Der Ausbruch von Machtkämpfen bis hin zum Bürgerkrieg ist zu befürchten, sobald die heutigen Staatschefs abtreten.