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Unter der schwarzen Fahne

Neue Qualität jihadistischer Militanz im Süden der Philippinen

SWP-Aktuell 2017/A 21, 31.03.2017, 8 Pages Research Areas

Im Februar 2017 ermordete die primär im Süden der Philippinen aktive islamistische Abu-Sayyaf-Gruppe (ASG) einen entführten deutschen Segler. Dieses Ereignis verschaffte einer Konfliktregion kurzzeitig Aufmerksamkeit, die ansonsten in der internationalen Öffentlichkeit weitgehend vergessen ist. Die ASG, die mit der Entführung Lösegeld erpressen wollte, machte nach Ablauf der gesetzten Frist ihre Drohung wahr und enthauptete ihr Opfer. Das Vorgehen der Abu Sayyaf entspricht einer Sicht auf diese Gruppe, die in großen Teilen der philippinischen und internationalen Öffentlichkeit dominiert: Sie gilt als kriminelles Netzwerk, das eine radikale und militante Islaminterpretation propagiert, mit der sie ihre kriminellen Aktivitäten quasi legitimiert. Dabei wird übersehen, dass sich in den letzten Jahren signifikante Teile der Abu Sayyaf ideologisch ebenso radikalisiert haben wie andere militante Gruppen, die im Süden der Philippinen operieren. Mittels eines Treueschwurs (bai’ah) haben sie sich dem »Islamischen Staat« (IS) angeschlossen. 2016 wurde überdies einer der Anführer der ASG, Isnilon Hapilon, offiziell zum Emir aller auf Mindanao aktiven IS-Kämpfer ernannt. Die über die letzten 24 Monate hinweg auf Mindanao zu beobachtenden Veränderungen der ideologischen Ausrichtung und des strategischen Verhaltens diverser jihadistischer Gruppen legen den Schluss nahe, dass sie sich derzeit unter dem IS-Banner revitalisieren.