Jump directly to page content

»Kultur des Friedens« oder »Kultur des Krieges«?

Kriegsverbrechen und neue Gewalt in Afghanistan

SWP-Aktuell 2006/A 30, 15.06.2006, 4 Pages Research Areas

Die jüngsten Gewaltausbrüche in Afghanistan bestätigen eine Erfahrung, die vielfach in anderen Nachkriegsländern gemacht wurde: Dass kriegszerrüttete Staaten nach einer relativ friedlichen Übergangsphase erneut in einen Konflikt zurückfallen, hat seinen Grund demnach auch darin, dass die Kriegsvergangenheit nicht aufgearbeitet wird. Mit Unterstützung der Vereinten Nationen (UN) und der Europäischen Union (EU) hat Afghanistan begonnen, einen eigenen Ansatz der Aufarbeitung zu entwickeln. Dem widersetzen sich einflussreiche und für Präsident Karzai wichtige Kriegsherren, die eine Anklage befürchten. Das Vorhaben wird zusätzlich dadurch erschwert, dass grundlegende strukturelle Voraussetzungen fehlen. So müsste beispielsweise der Justizsektor reformiert und der Rahmen für ordentliche strafrechtliche Verfahren abgesteckt werden. Eine Auseinandersetzung mit den Kriegserfahrungen ist in jedem Fall notwendig, wenn Afghanistan der Gewaltspirale entrinnen will, die auch eine Bedrohung für die Truppen der International Security Assistance Force (ISAF) darstellt.