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Die neue Außenpolitik-Konzeption der Türkei

Mögliche Konsequenzen für den EU-Beitrittsprozess

SWP-Aktuell 2010/A 25, 15.03.2010, 4 Seiten Forschungsgebiete

Die Außenpolitik der türkischen AKP-Regierung wird seit einigen Jahren von einer neuen konzeptionellen Grundlage geprägt. Sie geht auf das vom gegenwärtigen Außenminister Ahmet Davutoglu entwickelte Konzept der »strategischen Tiefe« zurück. In dieser Sicht ist die Türkei nicht mehr Randstaat des europäischen oder des westlichen Systems, sondern das Zentrum einer durch die geographische, politische und religiös-kulturelle Geschichte des Landes geprägten Großregion zwischen Zentralasien und Nordafrika. Dieses Verständnis bedeutet einen fundamentalen Bruch mit der bisherigen identitären Grundlage der Türkei, die das Land eindeutig im »Westen« verortete und den »Westen« zum Leitbild türkischer Innen- und Außenpolitik erklärte. Die neue Konzeption bringt auch eine veränderte, nicht länger identitär, sondern pragmatisch geprägte Sicht auf den türkischen EU-Beitrittsprozess mit sich. Dieser Umstand könnte es erleichtern, konstruktiv mit dem zum Jahresende drohenden Stillstand in den Beitrittsverhandlungen umzugehen.