Direkt zum Seiteninhalt springen

Sichere Partner?

Die Krise der Macht in Zentralasien spitzt sich zu

Arbeitspapier FG 5 2003/ Nr. 06, 15.09.2003, 9 Seiten

Elisabeth Richter

Sichere Partner?
Die Krise der Macht in Zentralasien spitzt sich zu

Diskussionspapier der Forschungsgruppe Russland/ GUS, 2003/ Nr.06, September 2003

Diskussionspapiere sind Arbeiten im Feld der Forschungsgruppe, die nicht als SWP-Papiere herausgegeben werden. Dabei kann es sich um Vorstudien zu späteren SWP-Arbeiten handeln oder um Arbeiten, die woanders veröffentlicht werden.

1. Ein Jahr nach dem 11. September 2001: Die Lage in Zentralasien

Ein Jahr nach den blutigen Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon sind Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan, Turkmenistan und Tadschikistan Partner des Westens im "war on terrorism". Über 3.500 Soldaten aus den USA und anderen Staaten wurden in Usbekistan und Kirgistan stationiert. Im Juli 2002 unterzeichnete auch Kasachstan eine Vereinbarung, die US-Militärmaschinen die Nutzung seiner Flughäfen ermöglicht. Die Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten der zentralasiatischen Länder half bei der erfolgreichen Bekämpfung der Taliban. Massive Finanzhilfen der USA und internationaler Organisationen begleiten die Einbindung der Staaten Zentralasiens in die Anti-Terror-Allianz. Usbekistan erhielt durch das Rahmenabkommen über strategische Partnerschaft und Kooperation mit den USA gar amerikanische Sicherheitsgarantien.

Ob mit der neuen sicherheitspolitischen Lage auch eine langfristige Stabilisierung der unruhigen Region verbunden sein wird, bleibt allerdings fraglich. Im Gegenteil: Wachsende interne Spannungen, die Entstehung einer system-immanenten Opposition, Massenproteste und die Verstärkung der Repressionen durch die herrschenden Regime sind seit September 2001 ein deutliches Zeichen dafür, daß es in den dortigen Gesellschaften gärt.

Der failed state Tadschikistan macht als Rückzugsgebiet für islamistische und Al-Qaida-Kämpfer und als Drogenkorridor von sich reden. Hinter der abgeschirmten Kulisse der Präsidialautokratien Usbekistan und Turkmenistan wächst das soziale, ethnische und religiöse Unruhepotential. Kasachstan und Kirgistan hatten in der Region bisher die meisten Ansätze von Pluralismus, einer wirtschaftlichen und politischen Öffnung gezeigt. Doch gerade in diesen beiden Ländern sind in den vergangenen zwölf Monaten die stärksten Turbulenzen zu verzeichnen.