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Rußlands Wirtschaft - Langer Marsch zum Wohlstand

Integration in die EU- und die Weltwirtschaft steigert Investitionen und Wirtschaftsleistung

SWP-Studie 2002/S 31, 15.09.2002, 25 Seiten Forschungsgebiete

Die russische Wirtschaft verzeichnet einen Output-Verlust von bis zu 50 Prozent gegenüber der Zeit vor der Wirtschaftsdepression; gleichzeitig hat sich die Einkommenssituation der privaten Haushalte massiv verschlechtert. Inzwischen setzte ein deutliches Wachstum ein, das aber, gemessen an der wirtschaftspolitischen Zielvorgabe Präsident Putins, das Pro-Kopf-Einkommen in Rußland an westliche Standards heranzuführen, immer noch nicht ausreicht. Um hohe und lang anhaltende Wachstumsraten zu erzielen, muß der Kapitalstock rasch ausgebaut werden, was nahezu eine Verdoppelung der derzeitigen Investitionsquote erfordern würde. Voraussetzung hierfür ist ein gesellschaftlicher Wandel, der eine positive Einstellung zur Unternehmerklasse und die Wertschätzung von Sekundärtugenden nach sich ziehen muß. Angesichts der langen Zeiträume, die ein solcher Wandel erfordert, können Wachstumsrekorde nach dem Muster der asiatischen "Tigerstaaten" in Rußland nicht erwartet werden.

Daraus leitet sich eine - trotz der Energieträgerbezüge - geringe Attraktivität der russischen Wirtschaft für die deutsche oder die EU-Wirtschaft ab. Daran wird auch die anstehende WTO-Migliedschaft Moskaus erst einmal wenig ändern, weil der real unterbewertete Rubel weiterhin für hohe russische Handelsüberschüsse sorgt. Entsprechend zieht dies hohe russische Nettokapitalexporte nach sich, die umfassenden ausländischen Direktinvestitionen der deutschen und europäischen Wirtschaft im Wege stehen. Dagegen bleiben die immer noch sehr hohen Außenlandsschulden Rußlands angesichts der Abhängigkeit des Wachstums von den "Terms of Trade" ein Problem vor allem für Berlin, da jedweder Schuldenerlaß zu Haushalts- und Wachstumsverlusten hierzulande führen würde.