Direkt zum Seiteninhalt springen

Pakistan: Der fragile Frontstaat

Die Außen- und Sicherheitspolitik eines schwierigen Partners

SWP-Studie 2003/S 47, 15.12.2003, 26 Seiten Forschungsgebiete

Seit dem 11. September 2001 ist Pakistan ein wichtiger Verbündeter im Anti-Terror-Krieg. Von den außenpolitischen Akteuren in Europa wird das Land jedoch in erster Linie als Bestandteil von Krisenkonstellationen wahrgenommen und gilt zunehmend als Sorgenkind. Um die Irritationen zwischen Pakistan und der westlichen Welt auszuräumen, ist ein Ansatz erforderlich, der größere Empathie für die innenpolitischen Gegebenheiten und mehr Sinn für die innere Logik außenpolitischer Entscheidungsprozesse entwickelt.

Die Studie unterschiedet vier Determinanten, die idealtypisch für das Grundgerüst pakistanischer Außen- und Sicherheitspolitik stehen: der Antagonismus zu Indien, das Verhältnis zu Afghanistan, Pakistans machtpolitische Ambitionen und die moralisch-religiöse Dimension seiner Außenpolitik. Es wird argumentiert, daß die veränderten weltpolitischen Rahmenbedingungen Pakistan zu einer teilweisen »Privatisierung« seiner Außen- und Sicherheitspolitik veranlaßt haben, die das Land als einen Gefahrenherd erscheinen lassen.

Die Studie kommt zu dem Schluß, daß kurzfristig die Priorität darin liegen sollte, die von Präsident Musharraf eingeleitete Zurückdrängung privater Gewaltakteure soweit wie möglich zu unterstützen. Darüber hinaus sollte die Entwicklung einer außen- und sicherheitspolitischen Strategie gegenüber Pakistan erwogen werden, die über Krisenmanagement hinausgeht, sowohl sicherheits- als auch entwicklungspolitische Fragen umfaßt und das Land in seiner Funktion als Scharnier zwischen Südasien und Westasien anerkennt. Bei der derzeitigen regionalen Konstellation sollte der Wiederaufbau Afghanistans als Gelegenheiten betrachtet werden, Pakistan durch eine aktivere Einbeziehung zu neuer Realpolitik zu bewegen.