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Klimapolitik und Energieversorgungssicherheit

Zwei Seiten derselben Medaille

SWP-Studie 2004/S 14, 15.04.2004, 25 Seiten Forschungsgebiete

Zwei ungelöste Probleme sind aufgrund neuer Besorgnisse in die Schlagzeilen geraten, ohne daß sich bisher neue Strategien abzeichnen: Zum einen scheint das Thema Klimawandel bei dem Kyoto-Prozeß allein nach dem Ausstieg der USA und der hinhaltenden Politik Rußlands nicht mehr gut aufgehoben. Zum anderen gibt die Sicherheit der Energieversorgung in den Verbraucherländern Anlaß zu neuen Überlegung, denn nach anderthalb Jahrzehnten eines intensiven globalen Angebotswettbewerbs hat nicht nur die OPEC ihre Kartell-Macht wiedergewonnen, sondern auch die Nachfrage - insbesondere durch massive Wachstumsraten in den großen Schwellenländer China und Indien - den Ölpreis höher getrieben als von der OPEC beabsichtigt. Alle Prognosen für die nächsten zwei bis drei Jahrzehnte besagen, daß die Marktanteile der Länder, die nicht den Regeln der WTO unterworfen sind, an der Versorgung des Weltmarktes drastisch steigen werden. Dies gilt besonders für die Golfregion, deren langfristige politische Stabilität nicht gewährleistet ist.

Eine Reduktion des Anteils fossiler Energie am Energiemix der Verbraucherländer oder, im Falle der Kohle, eine Sequestration der Emissionen, würde beide Probleme abschwächen. Dazu bedarf es vor allem eines Durchbruchs in Forschung und Entwicklung. Verstärkte Anstrengungen sind nicht nur bei erneuerbaren Energien notwendig, sondern auch bei der Entwicklung von Wasserstoff als Treibstoff im Verkehrssektor, der Kohlesequestration sowie bei Technologien, deren wirtschaftliche Anwendung sich nur sehr langfristig abzeichnet, wie der Kernfusion. Um Marktsignale für langfristige Investitionen zu geben, müssen regionale Märkte des Emissionshandels geschaffen werden, die langfristig vereinigt werden. Eine solche Strategie müßte in der G8 vereinbart und abgestimmt werden, um global wirksam werden zu können.