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Jihadismus und Internet: Eine deutsche Perspektive

SWP-Studie 2012/S 23, 31.10.2012, 94 Seiten Forschungsgebiete

Deutsche Internetaktivisten sind seit 2005 ein integraler Teil der internationalen jihadistischen Szene geworden, die sich seitdem in einem Prozess stetigen Wandels befindet. Noch nie war es so einfach wie heute, über das Netz und netzbasierte neue soziale Medien auf alle Arten jihadistischer Propaganda zuzugreifen. Gleichzeitig hat das neu produzierte Material nicht mehr die Qualität früherer Zeiten. Immer öfter melden sich die Sympathisanten und Unterstützer zu Wort, immer seltener die Terrororganisationen selbst. Dies spiegelt den Bedeutungsverlust von al-Qaida und Co. in den letzten Jahren wider: Junge Jihadisten wählen heute häufiger denn je den direkten Weg von der Beschäftigung mit Netzpropaganda zur terroristischen Tat, anstatt sich in Pakistan oder anderen Rückzugsorten der Jihadisten ausbilden zu lassen.

Die Autoren dieser Sammelstudie befassen sich in erster Linie mit der Situation in der Diaspora – vor allem jener in Deutschland – und suchen das Verhältnis zwischen jihadistischer Aktivität in der virtuellen und in der physischen Realität zu beleuchten und zu klären. Ihre wichtigste Schlussfolgerung lautet: Virtuelle und physische Realität sind auch in der jihadistischen Bewegung eng miteinander verbunden. Internetpropaganda ist gerade dort außerordentlich wirksam, wo sie von aktiven jihadistischen Gruppierungen betrieben wird. Gelingt es, wichtige Aktivisten und Knotenpunkte ihrer Webtätigkeit auszuschalten, können ihre Gegner die Öffentlichkeitsarbeit der Terroristen stark beeinträchtigen. Darüber hinaus lebt das jihadistische Internet vom Vertrauen der Aktivisten untereinander. Gelingt es den Sicherheitsbehörden, durch Infiltration der Webpräsenzen Misstrauen zu säen, lässt die Attraktivität des jihadistischen Netzes schnell nach.

Inhaltsverzeichnis

Problemstellung und Empfehlungen
S.5-6

Guido Steinberg
Jihadismus und Internet. Eine Einführung
S.7-22

Guido Steinberg
Die Globale Islamische Medienfront (GIMF) und ihre Nachfolger
S.23-31

Florian Peil
»Inspire«: Das Jihad-Magazin für die Diaspora
S.32-44

Nico Prucha
Die Vermittlung arabischer Jihadisten-Ideologie: Zur Rolle deutscher Aktivisten
S.45-55

Guido Steinberg
Die Elif-Media-Informationsgruppe und die Deutschen Taliban Mujahidin
S.56-66

Asiem El Difraoui
Web 2.0 – mit einem Klick im Medienjihad
S.67-75

Rosaviola Frohneberg / Guido Steinberg
Videopropaganda und Radikalisierung
S.76-88

Guido Steinberg
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
S.89-93

Abkürzungen
S.94

Die Autoren und Autorinnen
S.94