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China und die Terroranschläge des 11.9.

Wendepunkt in den sino-amerikanischen Beziehungen?

SWP-Aktuell 2001/A 14, 15.10.2001, 4 Seiten Forschungsgebiete

Die Terroranschläge in den USA am 11. September 2001 sind in ihren Folgen für die Volksrepublik China noch nicht abzusehen. Wie eine Reihe anderer Staaten sieht auch sie sich vor die Wahl gestellt, entweder mit den USA oder gegen sie zu sein. Während Beijing in ersten offiziellen Stellungnahmen die Anschläge verurteilte und Unterstützung für eine Allianz gegen den Terrorismus signalisierte, spiegelte sich in der zeitgleichen Debatte im chinesischen Internet ein ambivalentes Verhältnis zu den Geschehnissen in den USA wider. In dieser Debatte kam nicht nur wachsender Nationalismus zum Ausdruck, sondern auch Groll gegen die USA als einzige verbliebene Supermacht nach dem Kalten Krieg, die ohne Rücksicht auf die Interessen anderer Staaten ihr »Hegemoniestreben« fortsetze und China an seiner Entwicklung zu hindern versuche. Für die chinesische Führung stellt die Situation nach dem 11. September ein Dilemma dar: Einerseits bieten sich neue Möglichkeiten, das Verhältnis zu den USA zu verbessern, andererseits hegt sie Mißtrauen gegenüber den Intentionen und Plänen der USA für einen militärischen Gegenschlag, der das Machtgefüge in der Nachbarregion Zentralasien sowie in Pakistan und Afghanistan nachhaltig verändern und damit auch Chinas Sicherheit beeinträchtigen könnte.