Aufgrund ihrer Schlüsselrolle in der Energiewende und Digitalisierung wird die Nachfrage nach metallischen Rohstoffen in den kommenden Jahren weiter steigen. Ein E-Auto benötigt beispielsweise rund die sechsfache Menge an Metallen und Mineralien als ein konventionelles Auto. Deshalb gewinnen Fragen wie die Stabilität und Resilienz von Lieferketten an Bedeutung. Ihre Verletzlichkeit und mögliche Ausfälle in der Versorgung mit Rohstoffen werden zunehmend als Sicherheitsrisiko wahrgenommen. Strategien zur Diversifizierung von Lieferketten, Handelspartnern und Güterproduktion rücken somit in den Vordergrund.
Deutschland als Industrieland ist besonders abhängig von Rohstoffimporten. Im Jahr 2020 importierte Deutschland Metalle im Wert von 53,35 Milliarden Euro, ein Großteil davon aus dem außereuropäischen Ausland. Rohstoffe nehmen dadurch Platz 6 der wichtigsten Importgüter ein. Dadurch kann die deutsche Politik eine wichtige Rolle bei der Gestaltung nachhaltiger Lieferketten einnehmen und die Einhaltung von Menschenrechten fördern.
Im Forschungsprojekt untersuchen wir die Durch- und Umsetzung freiwilliger und verbindlicher Standards. Dabei betrachten wir die Rolle zentraler Akteure wie Unternehmen, Staaten oder auch der Zivilgesellschaft in Lieferkettennetzwerken. Dafür analysieren wir die Lieferketten von Kupfer aus den Andenländern Peru und Chile sowie von Platin aus zwei Ländern des südlichen Afrikas, Simbabwe und Südafrika. Beide Lieferketten folgen in ihrer Organisation unterschiedlichen Kontextbedingungen. Zum Beispiel spielt China eine zentrale Rolle im Kupferhandel, in der Platinlieferkette hingegen kaum. Diese Vielfalt ermöglicht sowohl allgemeingültige wie auch material- und länderspezifische Forschungsergebnisse.
In Zentrum des Projekts steht folgende Frage: Wie kann die deutsche Bundesregierung und insbesondere die Entwicklungspolitik standardgemäße Governance im Rohstoffbereich herstellen? Ziel ist es, Potentiale und Risiken entlang von Rohstofflieferketten unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit zu analysieren. Davon ausgehend identifizieren wir Ansatzpunkte für deren nachhaltige Gestaltung durch Unternehmen und Politik, etwa in Form von Multiakteurspartnerschaften. Im Fokus sind dabei die verschiedenen Stufen der Lieferkette – vom Abbau über die Aufbereitung bis zur Verarbeitung.
Das Projekt kooperiert eng mit dem Forschungsnetzwerk nachhaltige globale Lieferketten.
Laufzeit: Juli 2020–Juni 2023
Das Projekt wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.
Afrika und Mittlerer Osten (Studentische Mitarbeiterin)
Partnerschaften für lokale Wertschöpfung in mineralischen Lieferketten
Händler und Börsen als Nadelöhre für Nachhaltigkeit in metallischen Lieferketten
doi:10.18449/2023A29
Die strategische Autonomie der EU durch multilaterale Zusammenarbeit stärken
doi:10.18449/2023A25