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Die Transformation von Ordnungen: Wie ›Indo-Pazifische‹ Geopolitik den maritimen Raum rekonstruiert und die seerechtlichen Normen der territorialen Souveränität und der Freiheit der Meere verändert

Der zunehmende Einfluss sich schnell entwickelnder Staaten wie China und Indien auf die Gestaltung internationaler Politik wird allgemein anerkannt. Wie sich diese, als historisch bedeutend wahrgenommene Transformation der internationalen Ordnung(en) auf die Weise auswirkt, wie die Welt im ›Asiatischen Jahrhundert‹ regiert werden wird, bleibt jedoch umstritten. Besonders Chinas Verstrickungen in diverse territoriale Streitigkeiten und Konfrontationen mit den USA über die Freiheit der Schifffahrt werden als Beweis dafür angesehen, dass aufstrebende Mächte zentrale Normen der bestehenden Ordnung, wie sie zum Beispiel im UN-Seerechtsübereinkommen niedergeschrieben sind, neu zu definieren versuchen.

Der erneute, starke Fokus auf die Ozeane stellt jedoch ein größeres Phänomen dar. Chinas Entdeckung der maritimen Ressourcen als Wachstumsmotor zur Erreichung seines langfristigen Ziels der ›Nationalen Verjüngung‹, auch mittels der neuen maritimen Seidenstraße, wurde durch das strategische Denken anderer Akteure beeinflusst und hat seinerseits Konsequenzen für deren Handeln. Auch die USA, Japan, Australien und Indien sehen die Ozeane als Räume mit großen Potenzialen zur Stärkung nationaler Volkswirtschaften und Räume voller Gefahren für die nationale Sicherheit. Ebenso hat die Europäische Union die ›blaue Wirtschaft‹ für sind entdeckt und unternimmt Anstrengungen die maritime Konnektivität in den Indischen und Pazifischen Ozeanen durch die Stärkung der sogenannten regel-basierten Ordnung zu schützen.

Die zunehmenden Spannungen zwischen globalen Waren- und Informationsflüssen für welche die Norm der Freiheit der Meere steht und nationalen Identitäten wie sie die Norm der territorialen Souveränität der Staaten verkörpert, macht indo-pazifische maritime Politik deshalb zu einer geeigneten Perspektive für die Erforschung sich verändernder internationaler Ordnungen. Entsprechend untersucht diese Studie die Phänomene

  1. sich verhärtender Fronten in territorialen Streitigkeiten,

  2. der Expansion staatlicher Machtausübung in maritimen Räumen durch die Beanspruchung ausschließlicher Wirtschafts- und anderen Zonen, und

  3. der ideellen Verbindung und Militarisierung der Indischen und Pazifischen Ozeane durch Anstrengungen zum Schutz von Schifffahrtswegen, sogenannter Sea Lines of Communication.

Gesamtheitlich betrachtet werfen diese Entwicklungen die zentrale Forschungsfrage auf, wie internationale Normen maritime Räume strukturieren und wie die soziale Rekonstruktion dieser Räume ihrerseits die Interpretation und Anwendung solcher Normen beeinflusst. Diese Thematik wird anhand folgender spezifischer Fragestellungen bearbeitet:

  1. Wie wurden die Normen der Freiheit der Meere und der territorialen Souveränität zur Zeit der Unterzeichnung des VN-Seerechtsabkommens definiert,

  2. wie hat sich die Praxis der wichtigsten Staaten im Indo-Pazifik bis heute entwickelt, und

  3. wie hat diese Entwicklung die Wahrnehmungen der internationalen Ordnung und der Rolle des Seerechts beeinflusst.

Projektlaufzeit

Januar 2021 - Dezember 2023

Projektleitung

Drittmittelgeberin

Projekt-Publikationen