Der westliche Balkan ist für die Europäische Union von hoher geostrategischer Bedeutung. Seit dem gewaltsamen Zerfall Jugoslawiens und den Kriegen der 1990er Jahre spielt die EU gemeinsam mit der NATO eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung des westlichen Balkans; beide Organisationen haben einzelne Staaten des Balkans aufgenommen und unterhalten noch größere zivile Missionen und eine begrenzte militärische Präsenz in anderen Staaten. Angesichts hartnäckiger Transformations- und Reformhindernisse sind die sechs Nicht-EU-Staaten des westlichen Balkans jedoch – zu einem unterschiedlichen Grad – noch weit von einem Beitritt zur EU entfernt. Aufgrund EU-interner Widerstände gegen die Aufnahme weiterer Mitgliedstaaten hat die Beitrittsperspektive zudem an Glaubwürdigkeit und damit Triebkraft für Reformen eingebüßt.
Gleichzeitig wächst die geostrategische Konkurrenz um Einfluss im westlichen Balkan: Andere geostrategische Akteure, wie Russland, China und die Türkei, aber auch die USA, bauen ihre Präsenz in der Region aus und nutzen dabei wirtschaftliche Beziehungen, außen- und sicherheitspolitische Zusammenarbeit und auch politische Einflussvektoren sowie Korruption aus, um ihre Position in der Region gegenüber der EU zu stärken. Die unterschiedlichen internen Entwicklungen in den Ländern des westlichen Balkans sind auch entscheidend dafür, wie eng politische Akteure bereit sind, mit der EU zusammenzuarbeiten, sich anderen geostrategischen Akteuren zuzuwenden oder diese und die EU gegeneinander auszuspielen. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die geostrategische Konkurrenz im westlichen Balkan weiter zugenommen, während die EU darum ringt, die Beitrittsprozesse wiederzubeleben.
Im Hinblick auf diese Entwicklungen, hat das Projekt folgende Ziele:
Projektlaufzeit: 08/2022–12/2023
Wie die EU die Implementierung des »europäischen Vorschlags« absichern kann
doi:10.18449/2023A17
Der Konflikt zwischen Serbien und Kosovo schwelt seit Jahrzehnten. Als es jüngst wieder zu Spannungen kam, rückte angesichts der aktuellen geopolitischen Lage auch die Rolle Russlands in den Fokus. Marina Vulović stellt dabei drei Fehleinschätzungen fest.
Geostrategische Konkurrenz für die EU oder lokale Machtkämpfe?
doi:10.18449/2023A05
doi:10.18449/2022A80
Am 3. November schließen die Westbalkanstaaten im Rahmen des Berliner Prozesses Abkommen, mit denen sie näher zusammenrücken. Befördert wird eine engere regionale Kooperation aber auch von der aus der Region selbst stammenden »Open Balkan«-Initiative, meint Margit Wunsch Gaarmann.
Beitrittsverhandlungen, Assoziierung und neue Formate aufeinander abstimmen
doi:10.18449/2022A48